Geschichten:Kressenburger Neujahrsstechen 1041 BF - Die Hölderlingens: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 24. März 2018, 17:49 Uhr
Kressenburger Neujahrsstechen 1041 BF - Die Hölderlingens
25. Praios 1041 BF, Kressenburg
„Boooaaaah, dein Gegner ist ja ein alter Tattergreis. Wie alt ist der? Paarun’neunzig?“ Furgund von Hölderlingen gab sich keine rechte Mühe, mit ihrer Meinung hinterm Berg zu halten.
„Zweiundsiebzig“, kam es neutral zurück.
„Ehrlich jetzt? Sieht älter aus.“ Die Baroness von Rotenwasser krauste die Nase, schniefte und blickte zur Seite, wo ihr Vetter mit stoischer Ruhe seine Streitaxt schärfte und sie keiner Antwort würdigte.
„Scheint Methode zu haben“, führte Furgund die Unterhaltung, die keine war, mit einem Achselzucken fort. „Kann ihnen jedenfalls nicht vorwerfen, sie würden die einen lassen und die anderen nicht. Zum einen uns Knappen“, betonte sie überdeutlich, „zum anderen jene, die ihren Zenit längst überschritten haben. Das is’ auf seine Weise irgendwie, naja, schlüssig, eh? Oder meinste nicht, Vetter?“
Harger von Hölderlingen zog die Nase vernehmlich hoch, fuhr sich mit dem Handrücken über das bärtige Kinn und ließ den Blick schweifen. „Ein Ritter, der in diesem Alter noch Lanze und Schild halten kann, ziert jedes Turnier, Base“, brachte er mit raspelnder Stimme zu Gehör.
„Wenn’s das is’, kann ich ja doch teilnehmen, weil halten kann ich Lanze und Schild ganz wunderbar. Und dabei sogar mein Ross lenken. Wirst sehen, ich hab Fortschritte gemacht. Mein Schwertvater legt großen Wert darauf, dass ich die ritterlichen Tugenden verinnerliche. Wie auch anders, als alter Bärenritter?“
Es dauerte eine Weile, bis Harger die Rede seiner Base mit einem unbestimmten „Humhum“ kommentierte.
„Dann darf ich?“
„Nein!“
„Wie jetzt, nein?“ Furgund schoss ihrem Vetter einen wütenden Blick zu, „ich mein’, wie sieht das denn aus? Eine Hölderlingen in ihrem letzten Knappenjahr und darf nicht teilnehmen? Da sind Knappen aus Garetien, die dürfen“, erklärte sie empört. Dann dämpfte sie ihre Stimme und schob leise, dafür umso lauernder hinterher, „Sogar welche aus den Nordmarken. Und ich darf nich’? Das’ doch Humbug!“
Der Burghauptmann von Burg Rotfels beäugte kritisch seine Axt, ehe er „Erstmal abwarten, ob die’s rechtzeitig schaffen“, brummte.
„Wen interessiert’s?“ blaffte die Knappin.
„Dich, wie’s den Anschein hat“, erstmals sah Harger sie an und schenkte ihr ein angedeutetes Lächeln.
„Das is’ soooo ungerecht. Wo sonst kann man sich als erfahrener Knappe mit echten Rittern messen?"
„Nirgends“, antwortete Harger ungerührt, „und um mit den Worten deiner hohen Mutter zu sprechen: gut so! Halten nichts davon, Knappen vor der Zeit mit etwas zu ehren, was allein ordentlich in ihren Stand erhobenen Rittern zusteht.“
„Aber die anderen Knappen dürfen auch. Ich find’ das scheiße, dass ich nicht darf“, brauste die Baroness auf.
Ihr Vetter sah sie lange und zunehmend missbilligend. „Wie lauten unsere Worte?“
„Waaaaas?“ Mit zusammen geschobenen Brauen blickte Furgund den Befehliger der Rotkrallen an. Dann schüttelte sie unwillig den Kopf und näselte: „Et si omnes, ego non!“
„Eben drum!“ quittierte Harger zufrieden und erhob sich. „Und da du auf diesem Turnier meine Knappin bist, Base, walte deines Amtes! Mir scheint, du brauchst dringend Nachhilfe in ständischem Gebaren.“