Geschichten:Hungrige Mäuler 2: Unterschied zwischen den Versionen
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Reingard neigte nur kurz das Haupt und setzte sich zurück ans Feuer. Zufrieden mit sich und seinem gelungenen Spiel, lehnte sich Gneisgold zurück und suchte nach weiteren Opfern seiner kleinen, gemeinen Freuden.<br> | Reingard neigte nur kurz das Haupt und setzte sich zurück ans Feuer. Zufrieden mit sich und seinem gelungenen Spiel, lehnte sich Gneisgold zurück und suchte nach weiteren Opfern seiner kleinen, gemeinen Freuden.<br> | ||
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Version vom 15. März 2008, 11:35 Uhr
Baronie Falkenstein in der Grafschaft Eslamsgrund. Praios, 1031 BF
Verlassene Bauernkaten säumten den Weg der Ritter. Ausgesandt durch Graf Siegeshart von Ehrenstein erkundete Leondra vom Berg mit ihren Begleitern die Lage. Unregelmäßigkeiten bei der Entrichtung der fälligen Abgaben waren nach der Erschütterung des Reiches im Jahr des Feuers an der Tagesordnung, aber die Familie Falkenstein hatte einen guten Leumund. Die Baronie Falkenstein lag unweit von Gräflich Eslamsgrund und so war die Grafengarde ausgesandt worden. Als die Grafengarde und jede Nachricht von ihr ausblieb, war der Argwohn des Grafen an der Zuverlässigkeit ihres Anführers, des Ritters Rodebrecht von Borstenfeld, gewachsen, bis Siegeshart von Ehrenstein sich schließlich an Leondra wandte und sie mit der Klärung der Angelegenheit betraute. Die Kriegerin aus gutem Hause hatte also Rittersleute gebeten sie zu begleiten und sich aufgemacht, den Spuren der Garde zu folgen.
Das ein ungewöhnliches Ereignis stattgefunden haben musste, wurde klar, als die Ansiedlungen Rond, Heideheim und Perainfeld sich als menschenleer erwiesen. Es gab keine offensichtlichen Spuren von Gewalt oder einer Katastrophe, aber Werkzeug und Hausrat lagen verstreut, als hätten die Bauern sie an Ort und Stelle fallen lassen und nur das Nötigste zusammengerafft.
Auch in der Zollfeste Horaswehr wachte kein Mensch und die Kornspeicher waren, von ein paar Ratten abgesehen, leer. Beunruhigt verschanzten sich die Eslamsgrunder Ritter bei Einbruch der Dunkelheit dort. Die raue Reingard von Karseitz, der aufgeweckte Gneisgold von Fuchsbau, der Bannstrahler Angar Helmisch, der Knappe Gerion von Kupfergrab und der Rest des kleinen Gefolges versammelte sich um ein Lagerfeuer, dessen Lichtschein die Mauern der befestigten Anlage dämmten.
Immer wieder fand ein Holzschnitz seinen Weg vom Stock direkt in die Flammen und noch immer setzte Gneisgold den Dolch wieder am Ende des Stockes an um weiter an diesem Stück Holz schnitzen zu können. Fast sah er gelangweilt aus, doch in Wirklichkeit machte er das, was er immer gerne tat. Er beobachtete, spähte nach Regungen, nach Gefühlswallungen, die man am Besten durch kleine, unbedeutende Handlungen reizen und aufdecken konnte. Die Leute glaubten gar nicht, wie einfach es war durch kleine Dinge etwas Großes zu erreichen. Eine Lawine fing auch oft mit der Bewegung eines Kiesels an...
Reingard von Karseitz war ein hervorragendes Opfer für diese Spielchen, die Gneisgold so liebte und derentwegen er so gehasst wurde in seiner eigenen Familie.
Hatten ihm die Götter doch auch noch ein Äußeres geschenkt, welches an Lieblichkeit kaum überboten werden konnte und sich somit prächtig für solch kleine Spielereien eignete. Sein langes, leicht gewelltes blondes Haar glänzte wie Gold in der Sonne und nur eine Strähne widersetzte sich dieser Farbe energisch und passte sich doch so harmonisch in jene Haarpracht ein, dass es einfach ein weiter Augenfang war. Ein einzelne schwarzgraue Strähne, die Gneisgold von der Stirne nach hinten kämmte, gleich einer Rabenfeder, die man ihm geschickt ins Haar eingeflochten hatte. So sanft waren seine Gesichtszüge, dass sie fast eine Spur zu weich geworden wären, gebe es da nicht den Bart nach Art des ehemaligen Regenten Brin. Wohl gestutzt, von der Farbe her das Gold des Haupthaares tragend und doch auch durchzogen von Rot, Silber und feinen Brauntönen. Dieser Bart gab ihm jenen männlichen Ausdruck, der dann mit den sanften Zügen zusammen eine gelungene Mischung von Härte und Sanftheit in sein Antlitz legte. Dazu noch seine Augen. Jene tiefblauen Seen, ohne jeden Fehl darin. Ein Wunderwerk, der blauen Farbengewalt eines klaren Herbstages in Elsamsgrund gleichzusetzen. Ein Gesicht allein aber machte nicht Schönheit aus und so manchem Neider verging der Spottvers auf der Zunge, den er sich ob des schönen Antlitzes schon zurecht gelegt hatte, wenn er sehen durfte, wie die heitere Göttin auch den restlichen Körper von Gneisgold gesegnet hatte. Noch mehr aber erfreute jener Körper die Damenwelt, denn dieser offenbarte sich Gneisgolds Schönheit nur zu gerne und mehr als oft. Mochten andere Adlige stolz den zu groß geratenem Bauche zeigen, der kündete von prachtvollen Gelagen, so war dieser Adelstitel nicht vermerkt bei Gneisgold. Sein Körper führte weiter, was das Gesicht schon versprach. Eine helle Haut, makellos, bis auf eine feine Narbe am linken Oberarm, die er sich zuzog bei der Verteidigung der Ehre einer Frau, deren Namen er natürlich aufgrund der Tugendhaftigkeit eben jener Dame nicht nennen durfte. In Wahrheit war dies nur ein Schnitt, den er sich einholte bei einer jener vielen "Bekanntschaften" von Frauen, deren Gatten nicht zur vollen Befriedigung mehr taugten, wobei dieser Gatte leider doch noch ein zu gutes Zeitgefühl für seine Dinge hatte und einmal recht früh nach Hause gekommen war um nachzusehen, welch Hörner er auf dem Kopfe trug. Noch im Lustspiele vereint konnte Gneisgold nicht fliehen, was er sonst immer gerne tat, oder eine bessere Position erreichen um schnell und geschickt seinen Nutzen zu ziehen. Doch auch diese Narbe machte er sich schließlich doch zu Nutzen um Schönheit und Männlichkeit bestens zu vereinen.
Und wenn man schon von der Männlichkeit sprechen will... Was auch immer Rahja an jenem Tage empfunden hatte, als Gneisgold geboren wurde, sie hatte es gut gemeint mit jenem jungen Manne und zu Hofe bei Eslamsgrund wurde hinter manchem Fächer über die Größe getuschelt und wie es bei so manchem Jäger und Angler dann auch gern geschieht, konnte man oft glauben, dass selbst ein Riese beschämt an sich hernieder schauen musste bei direktem Vergleiche.
Gneisgold jedoch machte daraus, was er immer machte bei solchen Gerüchten über seine Person. Er lächelte und schwieg. Die Fantasie seines Gegenübers war ihm schon immer Freund und Helfer zugleich.
Wieder ein Holzschnitt, diesmal aber fiel er nicht ins Feuer, sondern direkt in den Schoß von Reingard. Sofort änderte sich der Ausdruck im Gesicht von Gneisgold und er legte die Maske des überraschten, vollkommen unschuldigen Menschen an.
Schnell war die Kriegerin auf den Beinen, drehte sich zu Gneisgold um und dieser hob seine Hände, in denen Stock und Dolch zu finden waren, in einer Geste der Beruhigung nach oben. "Verzeiht, aber dieser Stock will nicht, wie ich es will."
"Kein Wunder, bei diesem Schnitzwerkzeug."
"oh. Meint ihr, dies sei nicht geeignet. Scharf ist die Klinge doch und auch recht schmal. Sie erschien mir immer gut geeignet zu solchen Dingen."
Reingard näherte sich nun und Gneisgold freute sich innerlich, denn er hatte erreicht was er erreichen hatte wollen. Nun da er aufgezeigt hatte, von gewissen Dingen nicht ganz so viel zu verstehen, sah sich die gute Kriegerin bemüßigt ihm diese zu erklären. Im Herzen dieser Frau steckte also ein Helfer, der ab und zu heraus gekitzelt werden musste. Gut zu wissen, gut zu gebrauchen.
"Lang, schmal und scharf ist diese Klinge wirklich. Ungeeignet zum Schnitzen, nicht gut geeignet zum direkten Kampfe, aber bestens geeignet um direkt von hinten einen Stoß zum Herzen zu führen."
Gneisgold hob die Klinge vor sein Gesicht, ließ den Schein des Feuers darauf tanzen. "Es ist ein Erbstück meines Hauses und soweit ich es weiß, wurde nie solch eine hinterliste Tat damit vollführt, die ihr dieser Waffe zusprechen wollt."
Treffer! Innerlich lachte Gneisgold laut auf, als Reingards Gesicht fahl wurde und sie fahrig und ein wenig zu schnell zur Verteidigungsrede ansetzte. "Nein.. Wollte doch nicht Euer Haus beleidigen. Nur ist jener Dolch, als Waffe von mir gesehen und entsprechend eingeteilt worden." Nun lag eine leichte Röte auf ihren Wangen und sie presste fest die Lippen aufeinander. Spielerisch ließ Gneisgold den Dolch zurück in seine Scheide gleiten und lachte dann laut und fröhlich auf, so wie er es immer auf Bestellung konnte. "Schon gut, ich habe es nicht als Familienbeleidigung aufgenommen, sondern als Hinweis mit dem Schnitzen aufzuhören. Solch eine Waffe sollte man nicht unbedacht in einen Stock rammen, wie ich es tat. Ich danke Euch für Eure guten Erläuterungen."
Reingard neigte nur kurz das Haupt und setzte sich zurück ans Feuer. Zufrieden mit sich und seinem gelungenen Spiel, lehnte sich Gneisgold zurück und suchte nach weiteren Opfern seiner kleinen, gemeinen Freuden.
Zu dieser Geschichte wird ein Szenario angeboten werden.
Wenn Sie dieses Szenario als Spieler erleben wollen, dann möchten wir davon abraten die folgenden Teile der Geschichte zu lesen.
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