Benutzer:Robert O./Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Greifenfurt:Praiomel von Kieselholm|Praiomel von Kieselholm]]
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===Ein Ritter in der Not===
'''Praios 1035 BF'''
''Auf dem Elfenpfad firunwärts von Kressenburg''
„Hainrich! Die bist und bleibst ein unnützer Tölpel!“ [[Greifenfurt:Heiltrud von Budenhog|Heiltrud von Budenhog]] funkelte ihren Kutscher wütend an. Sie mochte nicht groß von Statur sein und seit dem Banditenüberfall im letzten Götterlauf nur noch eine Hand haben, doch in ihrem Zorn flößte die hagere Endvierzigerin dem baumlangen Leibeigenen gehörig Angst ein. Mit gesenktem Kopf, seine Filzmütze zerknirscht in den Händen windend, stand er da und ließ die Standpauke über sich ergehen. „Erst fährst du die Kutsche zu Bruch und nun warten wir schon eine geschlagene Stunde, dass es endlich weitergeht. Glaubst du wir wollen die drei Meilen bis zur Stadt zu Fuß gehen?“
„Aber Mutter.“ Zögernd doch vernehmlich meldete sich eine zarte Stimme aus dem Inneren der Kutsche. „Die Jolande hat doch gescheut weil die Rotte Wildschweine vor uns über den Weg gelaufen kam. Dafür kann der Hainrich doch nichts. Er hat es immerhin geschafft die zerbrochenen Speichen zu reparieren.“
Verächtlich stieß Heiltrud die Reitgerte gegen die Kutschwand. „Das bringt uns überhaupt nichts, wenn er das Rad nicht wieder auf die Achse bekommt!“
„Bitte, hohe Dame, wenn Ihr Eurer Tochter erlauben würdet auszusteigen, dann könnte ich das schaffen…“ Der Zuspruch von ungewohnter Stelle ließ den Mann wider besseren Wissens ungefragt sprechen.
„Nein!“ Scharf zischte die Reitpeitsche und traf den Kutscher an der Schulter. „Sie wird sich wegen deiner Unfähigkeit nicht ihr Praiostagsgewand besudeln oder sich jetzt zur Mittagszeit dieser Hitze aussetzen. Überleg dir etwas, aber mach schnell!“
„Mutter?“ [[Greifenfurt:Ulmia von Keilholtz|Ulmia]] hatte die Gardine im Inneren der Kutsche beiseite geschoben um sich selbst ein Bild von den Reparaturen zu machen. „Dort hinten auf dem Hügel kommen zwei Reiter. Vielleicht können die uns helfen.“
„Zurück in die Kutsche, Kind!“ Hastig fuchtelte Heiltrud mit ihrem Stecken. „Wer weiß ob es nicht wieder Raubgesindel ist. Einer alten Schachtel wie mir werden sie schon nichts anhaben, aber wenn sie dich erblicken ist es um dich geschehen.“
Die Reiter die das Mädchen entdeckt hatte kamen schnell näher. Während sich Hainrich schützend vor das Fenster der Kutsche stellte und die Gardine fürsorglich zuzog, trat die ältere Edeldame den Neuankömmlingen forsch entgegen. Schnell stellten sich ihre Befürchtungen aber als unbegründet heraus, denn sie erkannte ein ihr bekanntes Wappen auf dem Waffenrock des Vorderen. Kurz darauf hatten die Reiter, ein junger Rittersmann und sein Waffenknecht, die Kutsche erreicht und zügelten ihre Pferde.
„Die Zwölfe zum Gruße hohe Dame. Ihr seht so aus, als könntet Ihr Hilfe gebrauchen.“ Ungezwungen stieg der junge Ritter von seinem Ross und trat näher.
„Ein paar starke gesunde Arme können wir brauchen, denn meinem Kutscher mangelt es an Kraft wie mir scheint.“ Heiltrud blieb vorsichtig. „Doch sagt, welchem Zweig der Familie Pilzhain entstammt ihr? Ich habe dieses Wappen seit meiner Jugend nicht mehr gesehen und muss gestehen Euch nicht zuordnen zu können junger Herr.“ Der Ritter krempelte indes die Ärmel seines Gewandes hoch und hieß seinen Begleiter abzusteigen. Offensichtlich wollte der Edelmann selbst Hand anlegen, was ihn in den Augen der alten Dame nicht gerade im Ansehen steigen ließ.
„[[Greifenfurt:Brin von Pilzhain|Brin von Pilzhain]] bin ich geheißen und der Baron zu Schnayttach bin ich wie mein Vater vor mir. Alrik und ich sind auf dem Weg zum Hochzeitsturnier von [[Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Baron Ardo]], wie Ihr wohl auch wenn ich recht annehme.“ Sich in die Hände spuckend gab er Hainrich und seinem Gefährten mit einem kurzen Nicken ein Zeichen. Brin und Alrik traten je an eine Seite der Kutsche und wuchteten das Gefährt nach oben. Aus dem Inneren war ob des plötzlichen Wandels der Lage ein erschrecktes Keuchen zu vernehmen. Die beiden Schnayttacher waren überrascht, doch ließ glücklicherweise keiner von beiden wieder los. Hainrich beeilte sich indessen das notdürftig reparierte Rad wieder auf die Achse zu schieben und mit einem Keil zu fixieren.
„Das dürfte bis zur Stadt halten.“ Zufrieden klopfte Brin die Hände aneinander. „Doch sagt, wer reist denn hier noch mit Euch?“
„Meine Tochter, Ulmia von Keilholtz, Euer Hochgeboren.“ Mit einem herrischen Blick schickte Heiltrud ihren Kutscher zurück auf seinen Platz. „Sie ist über meinen Mann, Boron habe ihn selig, eine entfernte Base des werten Barons von Kressenburg. Und ihr nehmt ganz recht an, dass wir zur Travienfeier geladen sind.“
Während die Mutter sprach, hatte sich die junge Edeldame im Inneren der Kutsche wieder gefangen und schob nun den Vorhang ihres Fensters beiseite, um ihren Retter in Augenschein zu nehmen. Der junge Ritter, der sich als Baron von Schnayttach vorgestellt hatte, gefiel ihr auf den ersten Blick ausnehmend gut, wenn seine Hände von der gerade erledigten Arbeit auch schmutzig und sein Wappenrock an einer Stelle eingerissen war.
„Seid ganz herzlich bedankt für Eure Hilfe, Hochgeboren.“ Ihre Stimme war auf Grund ihrer plötzlichen Schüchternheit sehr leise, doch klang sie klar und lieblich aus dem Inneren hervor.
„Keine Ursache, edle Dame. Ich komme nur meinen ritterlichen Pflichten nach“ Der junge Baron betrachtete das Mädchen mit dem liebreizenden Gesicht und der wohlklingenden Stimme einige Augenblicke länger als ziemlich und brachte sie damit zum erröten. Bei ihrer vornehmen Blässe fiel das besonders auf und brachte ihn zum Schmunzeln.
Ein hartes Räuspern Heiltruds lenkte Brin jedoch schnell wieder ab und ließ Ulmia ruckartig den Vorhang schließen. „Nun denn, Hochgeboren. Würdet Ihr uns eventuell die Ehre erweisen, uns bis in die Stadt Geleit zu geben? Es mag nicht mehr weit bis zur Kressenburg sein, aber wie wir gerade leidvoll erfahren mussten, ist man auch in den friedlichsten Landen nicht vor Unfällen und der Unfähigkeit seiner Leibeigenen gefeit.“ Hainrich auf dem Kutschbock zog instinktiv den Kopf weiter zwischen die Schultern.
„Ich bestehe darauf, hohe Dame.“ Brin beugte artig das Haupt. Galant half er Heiltrud dabei die Kutsche zu besteigen, nicht ohne einen schnellen Seitenblick auf Ulmia zu riskieren. „Ihr und die edle Jungfer sollt gänzlich unbeschadet euer Ziel erreichen. Dafür bürge ich mit meiner ritterlichen Ehre.“ Mit wenigen großen Schritten war er bei seinem Pferd und saß genauso rasch und gewand wieder im Sattel wie er abgestiegen war. „Auf Alrik, du übernimmst die Vorhut, aber bleib in Rufweite! Warne uns rechtzeitig wenn etwas den Weg stören sollte. Ich bleibe bei der Kutsche.“
Der Waffenknecht bestieg ebenfalls sein Pferd und auf ein Nicken des Pilzhainers hin gab der unglückliche Kutscher seinem Ross das Zeichen langsam anzuziehen. Das reparierte Rad knarrte zuerst bedenklich, doch nach den ersten Metern, als sich die Schmiere wieder besser verteilt hatte, tat es reibungslos seinen Dienst. Mit einem scharfen Pfiff trieb Hainrich das Pferd in den Trab, Alrik setzte sich an die Spitze und die nun fünfköpfige Reisegesellschaft setzte ihren Weg nach Kressenburg ungestört fort.


== DEUS VULT ==
== DEUS VULT ==

Version vom 2. Oktober 2019, 20:12 Uhr

Unruhige Zeiten

Kapitel 1

11. Ingerimm 1042 BF, Stadt Kressenburg

"Hiermit eröffne ich die einundsiebzigste ordentliche Sitzung des Rates der Stadt Kressenburg. Ich stelle fest, dass die Ratsmitglieder vollzählig erschienen sind. Ebenfalls anwesend ist seine Wohlgeboren, Stadtvogt Kasimir von Kieselholm, als Vertreter seiner Hochgeboren, Baron Ardo von Keilholtz. Die Mitschrift der Sitzung wird angefertigt von der Gesellin Rahjamunde von Schroffenstein-Grünfels. Als Gast des Rates ist zudem anwesend Seine Gnaden Angarimm."

Nach den zeremoniellen Eröffnungsworten durch den Ratsmeister und Kressenburger Zwergenältesten Durac, Sohn des Dugramm, nahmen alle Stadträte auf ihren Stühlen Platz.

"Erster Punkt der Tagesordnung ist die Verkündung des Jahresorakels für die Kressenburger Lande, welches Seine Gnaden Angarimm im Gebet gesandt wurde. Bitte Euer Gnaden, lasst uns an der Weisheit Ingerimms teilhaben."

Gemessenen Schittes trat Angarimm in die Mitte des Saales:

"Die Esse glüht. Zorn treibt sie an. Wo zuvor nur Glut springen Flammen empor, heißer als je zuvor. Der flackernde Schein der Esse erleuchtet den Pfad in die Zukunft, welcher der Esse entspringt und lässt ihn golden strahlen. Asche wirbelt empor, sinkt hernieder und bedeckt den goldenen Pfad. Der Wind regt sich, denn ein Sturm ist vorrüber und ein Sturm zieht auf. Der Wind hebt die Asche und offenbart erneut den Pfad. Er hat sich gegabelt. Der eine Pfad strahlt weiter golden, der andere ist pechschwarz und bedeckt von Blut. Welchen Pfad die Zukunft nimmt ist noch ungewiss. Die Esse glüht."

Monoton trug der Ingerimm-Geweihte das Jahresorakel vor. Als er geendet hatte, gab es ein lautes Murmeln im Saal. Wie Durac erwartet hatte, verunsicherten die düsteren Worte die meisten Anwesenden zutiefst. Auch ihn hatten die Visionen seines Sohnes zuerst erschreckt. Doch nachdem sie die ganze Nacht über der Deutung und Bedeutung der einzelnen Bilder zugebracht hatten, hatte er sich etwas beruhigt. Die Bilder waren sicherlich ein Grund zur Sorge, aber gewiss kein Grund in Angst zu verfallen. Unruhige Zeiten würden kommen, aber das wusste man nun und konnte sich entsprechend darauf vorbereiten.

"Ruhe bitte meine Freunde." Durac schlug mit dem zeremoniellen Schmiedehammer auf den Tisch und sofort ebbte das Gemurmel ab. "Natürlich klingen die Visionen Seiner Gnaden erst einmal nach schweren Zeiten für uns. Doch nichts spricht dafür, dass das Orakel mit aller Bestimmtheit das Schicksal der Kressenburger Lande offenbart. Ich bin mit Seiner Gnaden einer Meinung, dass Feuer und Asche in seinen Visionen nicht für eine kriegerische Auseinandersetzung in Kressenburg stehen, sondern eher für die Gefahren, die uns, der Mark und dem Reich ganz allgemein drohen. Insofern sehe ich in dem Orakel vor allem eine Chance. Vor allem, da es die glühende Esse zu Beginn und am Ende hervorhebt."

"Und was glaubt ihr, Meister Durac, könnte diese Chance sein, die sich uns hier aus einem wahrscheinlich aufkommenen kriegerischen Konflikt erwächst?" Der Ton von Ratsfrau Linde Zweihofer war wie gewohnt bissig. Sie war, wie sie gerne betonte, eine 'echte' Kressenburgerin und entstammte keiner der Koscher Familien, die einstmals mit Baron Ulfried von Kressenburg aus dem Fürstentum zugezogen waren. Zudem war sie fest davon überzeugt, dass sie und ihre Zunft der Stadtbauern, Müller und Bäcker die Stadt am Leben hielten. Dass statt ihrer die Schmiede und Zwerge den Stadtrat dominierten, wurmte sie sehr. "Aus Krieg und Brand ist noch nie etwas Gutes erwachsen!"

Durac hob beschwichtigend die Hände und antwortete in seinem gwohnt bedächtigen Ton. "Wir alle wissen inzwischen, dass sich die Finsterzwerge im Kamm regen und mehrfach Dörfer überfallen und niedergebrannt haben. Der Ork ist sowieso eine permanente Bedrohung. Selbst wenn der dunkle Feind im Osten bezwungen ist, bleiben an unseren Grenzen genug Gefahren, die es abzuwehren gilt. Genauso wie diese Gefahren ist uns auch bekannt, dass unser Herr Baron ein eifriger Verteidiger der Kressenburger Lande und der Mark ist. In den letzten Götterläufen sind die Aufträge an unsere Zunftbrüder und -schwestern für die herrschaftliche Waffenkammer stetig gestiegen. Wie alle hier aus dem letzten Zunftbericht ersehen konnten, sind die Auftragsbücher der Schmiede übervoll. Kein Kunde wartet gerne lange. Wenn wir die Aufträge nicht schaffen, werden sie anderswo vergeben."

Geschäftsmäßig sah er auf das vor sich liegende Pergament mit der Tagesordnung. "Vor allem aus diesem Grund steht als zweiter Punkt der heutigen Tagesordnung der Antrag zur Zulassung eines weiteren Meisters der Rüst- und Waffenschmiede, da die derzeit zugelassenen Meister mit der Arbeit nicht hinterherkommen. Ich bin zudem davon überzeugt, dass die zu erwartenden unruhigen Zeiten zu weiteren lukrativen Aufträgen führen werden, die letztlich allen Gilden zu Gute kommen. Deswegen stelle ich den Antrag, dass wir heute nicht wie vorgesehen nur einen Altgesellen in den Rang eines Meisters erheben, sondern deren zwei."

Wieder branndete Gemurmel auf. Man konnte leicht erkennen, dass sich die Ratsmänner und -frauen uneins waren. Wieder war es Ratsfrau Zweihofer, welche ihre Stimme zur Widerrede erhob. "Ich muss mich doch sehr wundern, Meister Durac! Eine weitere Schmiedewerkstatt sollte doch völlig ausreichen, um den aktuellen Auftragsüberhang zu bewältigen. Auf Grund des Orakels auf weitere Geschäfte zu hoffen, halte ich für sehr gewagt. Wenn diese Zeiten der Unsicherheit, die Ihr in dem Orakel erkannt haben wollt tatsächlich eintreffen, können sie genauso gut den Fernhandel zum Erliegen kommen lassen. Dann sitzt ihr Schmiede am Ende des nächsten Götterlaufs auf einem Berg von Schwerter, Piken, Helmen und Kettenhemden für die ihr keinen Abnehmer mehr findet. Eure Meister werden keine Aufträge und Einkünfte mehr haben und müssen durch die Zunftkasse versorgt werden. Solche Unvernunft hätte ich gerade von Euch nicht erwartet! Wir sollten lieber beim Baron einen Antrag stellen, weitere Felder in Stadtnähe roden zu lassen. Kressenburg ist nach wie vor viel zu sehr davon abhängig, Getreide aus dem Norden der Baronie und den benachbarten Baronien zu beziehen. Sollte das nächste Jahr wirtschaftlich schlecht laufen, halte ich es für das Beste, wenn in dieser Richtung vorgesorgt ist."

"Natürlich besteht ein Restrisiko, Meisterin Zweihofer, das will ich nicht verhehlen. Aber manchmal muss man etwas wagen um zu gewinnen. Und seid versichert, dass die Schmiedezunft für eventuelle schlechte Zeiten finanziell gut gewappnet ist." Durac gönnte sich ein hintersinniges Lächeln, dass Linde Zweihofer wohl verstand. Es war ein offenes Geheimnis, dass die Zunft der Schmiede in Kressenburg über mehr Silber in den Kassen verfügte als der Baron selbst. "Ich stimme Euch aber insofern zu, dass die permanente Versorgung der Stadt mit Lebensmitteln auch bei wachsender Anzahl Handwerker gewährleistet sein muss. Deswegen werde ich Euren Vorschlag im Protokoll aufnehmen lassen, dass wir in der nächsten Sitzung über einen Antrag zur Erweiterung der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Gemarkung der Stadt abstimmen."

"Ich freue mich, dass Ihr in diesem Punkt einsichtig seid und werde den Antrag natürlich mit Freuden unterstützen. Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung, dass zwei neue Meister der Schmiedezunft mindestens einer zu viel sind." Fast trotzig verschränkte die die Arme vor der Brust und lehnte sich in das weiche Polster ihres Stuhles zurück.

"Wohlan, ich glaube wir haben dann alle bedenkenswerten Einwände vernommen. Ich bitte sodann um Handzeichen, wer dem Antrag, zwei weitere Schmiedemeister zu ernennen, zustimmt."

Durac selbst hob die Hand und mit ihm die anderen Schmiedemeister und Zwerge. Auch der Vertreter der Händlergilde stimmte für den Vorschlag. Die Müllerin Jolande Habemus schien ebenfalls zustimmen zu wollen, doch nach einem Seitenblick auf das verkniffene Gesicht ihrer Zunftmeisterin, beließ sie es dabei sich mit der erhobenen Hand eine Haarsträhne hinters Ohr zu schieben und sie sodann wieder sinken zu lassen. Der alte Zwerg nahm dies amüsiert zur Kenntnis, benötigte er ihre Stimme für seinen Antrag doch schon gar nicht mehr.

"Ich stelle fest, dass der Antrag mit fünf Stimmen, bei zwei Gegenstimmen, angenommen wurde. Herr Stadtvogt, wollt Ihr gegen den Beschluss einen Einspruch anmelden?"

Der Kieselholmer hatte sowohl das Orakel als auch den Rest der Sitzung interessiert aber schweigend verfolgt. Sicherlich hätte er sich zu Wort melden und einmischen können, aber ihm war nicht daran gelegen sich mit dem Rat der Stadt anzulegen, wenn es nicht sein musste. Sollten die Bürgerlichen ihre kleinen Freiheiten haben und auskosten. Solange sie sich in diesem Gremium gegenseitig aufrieben, gab es weniger unzufriedenes Gemurmel in Richtung des Barons. Außerdem nahmen ihm der Stadtrat und die Zünfte eine Menge Verwaltungsarbeit ab, für die er sonst Beamte aus der herrschaftlichen Kasse hätte bezahlen müssen.

"Nein, Meister Durac. Ich bin davon überzeugt, dass Seine Hochgeboren diesen Entschluss begrüßen wird. Ich werde zudem bezüglich der Ackerflächen für Euch vorfühlen, denn auch diesen Vorschlag halte ich persönlich für sinnvoll."

"Sehr schön, damit wäre das entschieden. Möge unser Entschluss der Stadt und unseren Zünften weiteren Wohlstand bringen. Kommen wir nun zum nächsten Punkt der Tagesordnung..."

Kapitel 2

Ende Praios 1043 BF, Burg Kressenburg

"Was da genau auf dem Erlgardsfeld geschehen ist, weiß ich auch nur aus Erzählungen. Nachdem es mich in der ersten Runde der Tjost erwischt hatte, habe ich die restlichen Turniertage damit zugebracht mich im Anwesen meines Schwiegervaters von den Verletzungen zu erholen. Meine Schulter hatte es böse erwischt musst du wissen. Ich hörte nur, dass der Hartsteener Erbe die holde Lechmin im Finale übel zugerichtet und sich hernach abfällig über sie geäußert hat. Auch nachdem bekannt geworden war, dass er ihr ungeborenes Kind getötet hatte, zeigte er keine Spur von Reue." Ingmar musste die Stimme wieder senken und räusperte sich kurz, als er feststellte, dass er sich gerade in Rage geredet hatte. "Über diese Unritterlichkeit waren wir Reichsforster verständlicherweise sehr verärgert, was letztlich zur Eskalation im Buhurt geführt hat. Wohl ein halbes Dutzend Hartsteener ist nachher mit dem Leichenkarren heimwärts gebracht worden. Nun ja, reden wir es nicht schön, auch das war nicht sehr ritterlich von den Reichsforstern. Aber das hätte alles verhindert werden können, wenn sich Odilbert einfach öffentlich entschuldigt hätte."

"Stolz ist schon so manchem zum Verhängnis geworden." Ardos Blick war nachdenklich. Von den Reichsforstern, Ritter Danos' Erben, hatte so einen hinterhältigen Angriff als allerletztes erwartet. "Und die Hartsteener haben das hernach einfach so auf sich sitzen lassen?"

"Was sollten sie tun? Nachdem sich der Staub gelegt hatte, brachen sie ihre Zelte ab und verließen Reichsforst auf dem kürzesten Wege. Immerhin hatten sie auch für die Sicherheit des Grafensohnes zu sorgen. Es gibt auch nach dem Buhurt manchen Ritter in Reichsforst, der dem Hartsteener Jüngling seine Tat nicht so schnell wird verzeihen wollen. Ich bin sicherlich nicht der Einzige, der die vom Turniergericht auferlegte Buße als zu gering erachtet. Auf jeden Fall wurde mein Schwiegervater am nächsten Tag in die Residenz bestellt und kam mit diesem Vertragsentwurf zurück. Es scheint, Graf Drego rechnet bald mit einer Art Vergeltung durch die Hartsteener und will sich schnellstmöglich dafür wappnen."

"Was meinst du Phexian?"

"Die Bedingungen sind hervorragend, wenn der Zeitraum bis zur ersten Lieferung auch knapp ist. Selbst wenn wir die Prozente für den Kesselsteiner abziehen, bleibt uns ein satter Gewinn. Graf Drego muss die Waffen und Rüstungen wirklich dringend benötigen."

"Können wir die Mengen überhaupt liefern, die die Reichsforster haben wollen?"

"Für die ersten Lieferungen sehe ich da gar kein Problem. Wie du weißt, haben wir gerade das Zeughaus mit neuen Rüstungen und Spießen für die Landwehr aufgerüstet. Die können wir schnell und mit Gewinn an Graf Drego senden. Den einen Götterlauf oder zwei werden es für uns auch die alten Spieße noch tun, zumal uns hier in Kressenburg gerade nicht wirklich von irgendwoher Gefahr droht. Der Finsterkamm ist fern, der Reichsforst still, der Schwarzpelz ruhig und für die Scharmützel mit de nFinsterzwergen wird es wohl kaum die Landwehr brauchen. Wir müssen jetzt natürlich mehr Eisen importieren und dafür sorgen, dass die Köhler mit allem was sie ab sofort herstellen die herrschaftlichen Schmieden beliefern. Dazu werden wir auch etwas in Vorkasse gehen müssen. Ein gewisses Risiko bleibt, aber wenn wir den Vertrag erfüllen, holen wir die Investition bis zum Jahresende um ein vielfaches wieder rein."

"Der Finsterkamm ist nie still und ruhig, auch wenn es so scheinen mag Phexian, und das weißt du genauso gut wie ich. Der Ork kommt, wenn nicht heute dann morgen. Aber ich gebe dir insofern Recht, dass ich bei meinen letzten Reisen in den Kamm keine Anzeichen für eine erhöhte Aktivität der Schwarzpelze entdecken konnte. Die Finsterzwerge sind tollkühn geworden wie es scheint, aber das ist ein Problem, dass die Grenzreiter und die Finsterwacht in den Griff bekommen müssen. Haben wir denn eigentlich genügend Reserven um in Vorkasse zu gehen, wie du so schön sagst?"

"Viel ist es nicht, aber zur Not müssen wir Schuldscheine ausgeben. Schau mich nicht so an, ich weiß selbst, dass ich mich gegen so ein Gebaren sonst immer verwehrt habe, Aber mit den Gewinnen aus dem Vertrag sind die vor Jahresfrist wieder getilgt. Erst recht, wenn wir den Bonus für Mehrlieferungen einstreichen können. Überlass mir die Verhandlungen mit den Händlern und der Schmiedegilde. Ich werde alles in die Wege leiten."

"Nun gut Phexian, du weißt, ich vertraue dir in solchen Dingen immer. So eine Chance würde auch ich mir nur ungerne entgehen lassen. Ingmar, du wirst gleich morgen früh mit dem gesiegelten Vertrag zurück nach Luring reiten. Wir sollten Graf Drego nicht zu viel Zeit zu Überlegen geben, damit er es sich nicht doch noch anders überlegt."

Auf dem Holzweg

Gebotene Eile

Mitte Praios 1041 BF, Kressenburg

Die kleine Keilholtzer Reisegruppe war schnell vorangekommen. Neben Baron Ardo, seinem Vater Wulfhart und dem entfernten Vetter Unswin, bestand sie noch aus den diversen Knappen und Pagen der hohen Herren. Sie hatten von Gareth aus den Weg durch Waldstein, den Elfenpfad, gewählt. Ardo war vor allem neugierig, wie weit die bauliche Instandsetzung dieses Handelsweges auf der garetischen Seite fortgeschritten war. Die elfische Gräfin hatte sich damals sehr entschieden gegen den weiteren Ausbau ausgesprochen, was den hochfliegenden Plänen des Waldsteiner Adels und den angrenzenden Greifenfurter Baronen etwas den Wind aus den Segeln genommen hatte. So stimmte es Ardo sehr froh zu sehen, dass die Waldsteiner Edlen sich unter dem Einfluss Leomars von Zweifelsfels doch mehrheitlich gegen den Wunsch ihrer Gräfin zu stellen schienen und das einzig Richtige taten, was den Handel in dieser Region voranzubringen vermochte. Der Karrenweg Richtung Greifenfurt war an vielen Orten verbreitert und bis zur Stadt Osenbrück sogar vollständig mit Feldsteinen befestigt worden. Auch zwei neue Gasthäuser waren dem Kressenburger aufgefallen, die bei seiner letzten Durchreise noch nicht fertig gestellt gewesen waren. Auch das letzte Teilstück durch das Gebiet der Junker von Hagenbronn war trotz der schwelenden Feindschaft friedlich verlaufen. Drei gut gerüstete Ritter samt ihrem Gefolge schüchterten die Büttel genug ein, dass sie sich diesmal kaum mehr als ein paar unfreundliche Blicke und ein mürrischen Knurren gewagt hatten. So war die Heimreise vom Kaiserturnier in Gareth deutlich angenehmer gewesen, als Baron Ardo es erwartet hatte.

Im heimatlichen Kressenburg öffneten sich schnell alle Tore vor ihnen. Ardo merkte vor allem am Baufortschritt des Praios-Tempels, dass er schon wieder für mehrere Monde fern seines Lehens gewesen war. Die üblichen Schuldgefühle überkamen ihn und zum wiederholten Male nahm er sich vor, in Zukunft deutlich mehr Zeit bei seiner Gemahlin und den Kindern zu verbringen. Sie waren auch kaum auf den Burghof geritten und von den Pferden gestiegen, als eine kleine lärmende Kleinkinderschar aus den Stallungen stürmte und sie umringte. Kurz danach traten zwei jungen Edeldamen dazu. Die eine zierlich von Gestalt und von fast elfenhafter Anmut. Die andere nicht minder schön, doch von eher muskulöser Statur, der man die Kriegerin auf eine halbe Meile Entfernung ansah, die zudem einen etwa fünf Monde alten Säugling auf dem Arm hielt.

Noch bevor Wulfhart und Ardo ihre Gemahlinnen begrüßen konnten, trat eine dritte, noch etwas jüngere Frau dazu, gewappnet und in den Farben der Mark gewandet. Das eher gezwungene Lächeln, das sie zur Schau stellte als sie Ardo sah, sagte dem Baron, dass seine Tante nicht auf einen Freundschaftsbesuch vorbeigekommen war. Nachdem sich der größte Trubel des Willkommens gelegt hatte, nahm die Ritterin der Mark den Baron dann auch kurz zur Seite, um ihre Botschaft los zu werden.

„Die Greifin wünscht dich umgehend zu sehen, Neffe! Ich weiß, du bist gerade erst heimgekehrt, aber es wird das Beste sein, du lässt dein Pferd sofort wieder satteln und begleitest mich jetzt sofort, damit wir noch vor Sonnenuntergang in der Residenz sein können.“

Keilholtzer Neuordnung

Geordnete Verhältnisse

Ich, Ardo von Keilholtz ä.H., Baron zu Kressenburg, verfüge Folgendes als meinen letzten Willen:
 
 
 
 
1. Als Erbe der Baronswürde bestimme ich meinen Vater Wulfhelm von Keilholtz.

2. Ihm nachfolgen soll mein Erstgeborener Answin Shazar. Sollte dieser sein Erbe nach dem Willen der Zwölfen nicht antreten können, so bestimme ich an seiner Statt eines meiner nachgeborenen Kinder in der Reihenfolge ihrer Geburt.
3. Sollte nach der Götter Willen keines meiner Kinder das Erbe antreten können, so bestimme ich meine Geschwister aus der ersten Ehe meines Vaters in der Reihenfolge ihrer Geburt, mir nachzufolgen. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.
4. Sollte nach der Götter Willen keines meiner genannten Geschwister das Erbe antreten können, so bestimme ich die Geschwister meines Vaters und ihre Nachkommen in der Reihenfolge ihrer Geburt. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.
5. Sollte es dem Herrn Boron gefallen mich und meinen Vater zu sich rufen, bevor mein rechtmäßiger Erbe die Mündigkeit erreicht, so bestimme ich meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz zur Verweserin der Baronie Kressenburg, bis mein Erbe dieses antreten kann.
6. Meiner Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz sei das Edlengut Greifenwehr bis zu ihrem Tode als Wittibengut zugesprochen, auf das es ihr im Leben an nichts mangele.
7. Meine derischen Besitztümer vermache ich meinem rechtmäßigen Erben, ausgenommen der nachfolgend genannten.
8. Aus meiner Privatschatulle erhält die Praioskirche Zwölf mal Zwölf Dukaten um den Bau des neuen Kressenburger Tempels voranzutreiben.
9. Meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz erhält mein Gebetsbüchlein, auf das es ihr in dunklen Stunden Trost spende.
10. Mein Bruder Firnward von Keilholtz erhält mein Schwert Orkentod.
11. Meine Knappin Mechthild von Kieselholm erhält mein Streitross Boromil. Sollte das treue Tier mit mir verstorben sein, so erhält sie ein Streitross aus der Zucht des Märkischen Marstalls.
12. Es ist mein Wunsch und Wille in der Krypta des Praios-Tempels Sankt Garafan vor dem Tore zu Kressenburg meine letzte Ruhestatt zu finden. Dieselbe soll sein die Grablege meiner Familie auf immerdar.

Gegeben am 1. Tag des Herrn Phex im Jahre 1037 nach Bosparans Fall
 
 
 
 
Gesiegelt und bezeugt

Badilak von Praiostann
Ardo von Keilholtz ä.H.

Praiomel von Kieselholm

DEUS VULT

Bauarbeiten

  • Bauholz: aus Kressenburg
  • Stein: ggf. eigener Steinbruch (Neuerschließung mit Folgenutzung, mit Volker abklären) oder aus dem Finsterkamm (Spieler?)
  • Versorgung der Arbeiter: zusätzliche Getreidelieferungen aus Eslamsroden und Hexenhain
  • Gold: aus Gareth?
  • Marmor: Eslamsgrund? oder andere Quelle?
  • Arbeiter: Tagelöhner aus der Region (Mark und Waldstein), ggf.dauerhafte Erhöhung der Einwohnerzahlen durch Zuzug? (mit Volker abklären)

Gästeliste zur Einweihung

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