Geschichten:Kressenburger Neujahrsstechen 1042 BF - Teil 5: Unterschied zwischen den Versionen

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''Auf dem Weg nach [[Handlungsort ist::Greifenfurt:Baronie Kressenburg|Kressenburg]] – Anfang Praios 1042 BF''
Der Herr des Lichts meinte es allzu gut mit den Menschen dieser Tage. Vom wolkenlosen Himmel strahlte die Sonne auf das greifenfurter Land hinab, trocknete die Wege aus und hüllte die kleine Reisegruppe aus Weiden in eine leichte aber stetig vorhandene Staubwolke. Die zwei Bannerträger voran mit dem sitzend-steigenden goldenen Löwen der Leufelser und dem steigenden roten Hirsch der Rothwildener kündigten Walthari von Leufels, den Baron von Dergelquell und seine Gemahlin, Rovena von Rothwilden, nebst des Knappen Rutger von Uhlenhain an. Begleitet wurden sie vom jüngeren Bruder des Dergelqueller und Junker von Goldacker, Waldhold von Leufels, sowie dessen Gemahlin, [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Grinugildis Rinnfoldshaus von Waldenklamm|Grinugildis Rinnfoldshaus von Waldenklamm]]. Das Wappen der Rinnfoldshauser fehlte, da Grinugildis als Geweihte des Himmlischen Schmiedes auf derlei Standessymbole verzichtete. Den Abschluss bildeten noch zwei Waffenknechte in den Farben der Leufelser. Sie hatten gestern in Greifenfurt übernachtet und waren gut ausgeruht aufgebrochen. Nun war es nicht mehr weit bis nach Kressenburg, wo Walthari von Leufels nichts Geringeres als die Verteidigung seines Titels als Sieger der Tjost vom letzten Jahr bevorstand.
„Nun, Rutger? Was ist das für ein Gefühl?“ fragte Walthari seinen Knappen. Rutger warf seinem Schwertvater einen fragen Blick zu. „Deine Schwertleite ist beschlossene Sache. Nur noch ein paar Wochen und du bist ein Ritter Weidens. Dies wird dein letztes Turnier als Knappe sein und wohl auch die letzte längere Reise an meiner Seite. Also: Wie fühlst du dich?“
„Oh, das meint ihr. Nun ja. Mir geht es gut.“ Damit sollte es nach Rutgers Meinung der Antwort genug sein, doch der Gesichtsausdruck des Barons ließ ihn wissen, dass dieser noch nicht zufrieden war. In den vergangenen Jahren hatte Rutger gelernt, seinem Schwertvater nicht nur zu gehorchen und dessen Erwartungen zu kennen. Er hatte gelernt, ihn zu „lesen“. Ein Zucken des Mundwinkels, die Art des Lächelns oder der Stand der Augenbrauen – Rutger wusste genau, was sein Schwertvater gerade wollte. So auch jetzt. „Also, es ist schon irgendwie merkwürdig. Auf der einen Seite…“ er stockte kurz, weil er nicht wusste, ob er das wirklich aussprechen sollte, entschied sich dann aber dafür: „…ärgere ich mich, dass ich noch als Knappe nach Kressenburg reiten muss. Aber andererseits ist dies auch irgendwie ein würdiges Ende meiner Ausbildung. Ich werde diese Zeit wohl in gewisser Art und Weise vermissen. Es war…“ wieder stockte er kurz, bevor er fortfuhr „…nicht die schlechteste Zeit meines Lebens“.
Walthari warf den Kopf in den Nacken und ließ ein schallendes und ansteckendes Lachen ertönen. „Nicht die schlechteste Zeit deines Lebens?“ wiederholte er lachend. Dann schüttelte er den Kopf. „Knappenjahre sind keine Herrenjahre, sag ich immer. Und das hast du auch ordentlich zu spüren bekommen. Insofern muss ich deine…herzlichen… Worte wohl als Lob für meine Ausbildung nehmen.“ Das Lachen verebbte zu einem amüsierten Brummen. „Du bist mir gut gelungen, Junge“ fügte er dann hinzu und ließ dabei seine Hand hart aber herzlich auf Rutgers Schulter krachen.
Die gute Laune seines älteren Bruders wenn er einem Kampf entgegenritt war Waldhold zunehmend unerklärlich. Er hatte den Spaß an so etwas schon vor langer Zeit verloren. Er sah es vielmehr seiner Verpflichtung als Ritter und vor allem als Vasalle sowie Beschützer seiner Familie geschuldet, an Turnieren teilzunehmen. Sie dienten der Übung und dem gegenseitigen Messen, um auf ernsthafte Kämpfe besser vorbereitet zu sein. Walthari schien so etwas immer mit großem Vergnügen zu verbinden und ließ – Waldholds Meinung nach – auch im Angesicht tatsächlicher Gefahren den notwendigen Ernst vermissen. Dabei sollte er es besser wissen, nein, musste es besser wissen.
„Wieder am Grübeln, Liebster?“
Waldhold blickte zu seiner Rechten und in die braunen Augen seiner Frau. Sie hatte ihr rabenschwarzes Haar zu einem einfachen Pferdeschwanz zurückgebunden. Eine kleine Strähne hatte sich herausgewunden und wippte nun keck vor ihrem rechten Auge herum. Über Schönheit ließ sich bekanntlich streiten. Aber für Waldhold war Grinugildis die schönste Frau der Welt und heimlich dankte er Rahja an jedem Tag für sein Glück. Natürlich war auch sein Traviabund arrangiert worden. Er hatte sie vor der Verlobung nur einmal gesehen und bis zur Heirat nur wenige Tage – unter Aufsicht seiner Schwiegermutter – mit ihr verbracht. Dennoch hatte er sie vom ersten Augenblick an begehrt. Sein Bruder hatte ihm gesagt, dass dies zumindest mal ein guter Anfang für eine Ehe wäre und der Rest dann später noch hinzukommen würde. Das war jetzt fast sieben Jahre her. Echte Liebe hatte sich bei ihnen jedoch nicht eingestellt. Aber sein Verlangen war in den Jahren nicht abgeebbt und glücklicherweise auf Gegenseitigkeit gestoßen. Und dies war zumindest die Grundlage für eine vertrauensvolle Partnerschaft geworden.
Offenbar hatten seine Gedanken ihn zu lange von einer Antwort abgehalten, weshalb Grinugildis nachlegte: „Ich weiß, das es ein weiter Weg ist von Schroffenfels bis nach Kressenburg. Und das du das nur mir zuliebe tust, ehrt dich. Ich bin sehr dankbar dafür.“
Ihr Lächeln entlockte auch ihm ein solches. „Es ehrt eher mich, dass du glaubst, ich würde das nur tun, damit du deine Geschwister und deinen Vetter Ardo mit seiner Sippschaft wiedersiehst. Und wahrscheinlich wäre es besser, ich würde dich in dem Glauben lassen.“ Er zwinkerte ihr lachend zu. „Aber ich will ehrlich sein. Die Sommersonnenwende im Kreise meiner ganzen Familie verbracht zu haben, hat mir viel bedeutet und war schön. Und vom Gramstein ist es ja nicht so weit bis Kressenburg. Außerdem verbinde ich mit meinen wenigen Aufenthalten dort gute Erinnerungen und erfolgreiche Teilnahmen. Es ist mir also eine Freude dorthin zu reisen. Und es ist mir eine Freude, mit dir zu reisen.“
Er sah kurz zu seinem Bruder, der gerade väterlich die Hand auf die Schulter seines Knappen legte, und dachte: 'Na gut. Man kann seinen Pflichten nachkommen und trotzdem gut gelaunt sein.'
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Aktuelle Version vom 8. Oktober 2019, 10:59 Uhr

Auf dem Weg nach Kressenburg – Anfang Praios 1042 BF

Der Herr des Lichts meinte es allzu gut mit den Menschen dieser Tage. Vom wolkenlosen Himmel strahlte die Sonne auf das greifenfurter Land hinab, trocknete die Wege aus und hüllte die kleine Reisegruppe aus Weiden in eine leichte aber stetig vorhandene Staubwolke. Die zwei Bannerträger voran mit dem sitzend-steigenden goldenen Löwen der Leufelser und dem steigenden roten Hirsch der Rothwildener kündigten Walthari von Leufels, den Baron von Dergelquell und seine Gemahlin, Rovena von Rothwilden, nebst des Knappen Rutger von Uhlenhain an. Begleitet wurden sie vom jüngeren Bruder des Dergelqueller und Junker von Goldacker, Waldhold von Leufels, sowie dessen Gemahlin, Grinugildis Rinnfoldshaus von Waldenklamm. Das Wappen der Rinnfoldshauser fehlte, da Grinugildis als Geweihte des Himmlischen Schmiedes auf derlei Standessymbole verzichtete. Den Abschluss bildeten noch zwei Waffenknechte in den Farben der Leufelser. Sie hatten gestern in Greifenfurt übernachtet und waren gut ausgeruht aufgebrochen. Nun war es nicht mehr weit bis nach Kressenburg, wo Walthari von Leufels nichts Geringeres als die Verteidigung seines Titels als Sieger der Tjost vom letzten Jahr bevorstand.

„Nun, Rutger? Was ist das für ein Gefühl?“ fragte Walthari seinen Knappen. Rutger warf seinem Schwertvater einen fragen Blick zu. „Deine Schwertleite ist beschlossene Sache. Nur noch ein paar Wochen und du bist ein Ritter Weidens. Dies wird dein letztes Turnier als Knappe sein und wohl auch die letzte längere Reise an meiner Seite. Also: Wie fühlst du dich?“

„Oh, das meint ihr. Nun ja. Mir geht es gut.“ Damit sollte es nach Rutgers Meinung der Antwort genug sein, doch der Gesichtsausdruck des Barons ließ ihn wissen, dass dieser noch nicht zufrieden war. In den vergangenen Jahren hatte Rutger gelernt, seinem Schwertvater nicht nur zu gehorchen und dessen Erwartungen zu kennen. Er hatte gelernt, ihn zu „lesen“. Ein Zucken des Mundwinkels, die Art des Lächelns oder der Stand der Augenbrauen – Rutger wusste genau, was sein Schwertvater gerade wollte. So auch jetzt. „Also, es ist schon irgendwie merkwürdig. Auf der einen Seite…“ er stockte kurz, weil er nicht wusste, ob er das wirklich aussprechen sollte, entschied sich dann aber dafür: „…ärgere ich mich, dass ich noch als Knappe nach Kressenburg reiten muss. Aber andererseits ist dies auch irgendwie ein würdiges Ende meiner Ausbildung. Ich werde diese Zeit wohl in gewisser Art und Weise vermissen. Es war…“ wieder stockte er kurz, bevor er fortfuhr „…nicht die schlechteste Zeit meines Lebens“.

Walthari warf den Kopf in den Nacken und ließ ein schallendes und ansteckendes Lachen ertönen. „Nicht die schlechteste Zeit deines Lebens?“ wiederholte er lachend. Dann schüttelte er den Kopf. „Knappenjahre sind keine Herrenjahre, sag ich immer. Und das hast du auch ordentlich zu spüren bekommen. Insofern muss ich deine…herzlichen… Worte wohl als Lob für meine Ausbildung nehmen.“ Das Lachen verebbte zu einem amüsierten Brummen. „Du bist mir gut gelungen, Junge“ fügte er dann hinzu und ließ dabei seine Hand hart aber herzlich auf Rutgers Schulter krachen.

Die gute Laune seines älteren Bruders wenn er einem Kampf entgegenritt war Waldhold zunehmend unerklärlich. Er hatte den Spaß an so etwas schon vor langer Zeit verloren. Er sah es vielmehr seiner Verpflichtung als Ritter und vor allem als Vasalle sowie Beschützer seiner Familie geschuldet, an Turnieren teilzunehmen. Sie dienten der Übung und dem gegenseitigen Messen, um auf ernsthafte Kämpfe besser vorbereitet zu sein. Walthari schien so etwas immer mit großem Vergnügen zu verbinden und ließ – Waldholds Meinung nach – auch im Angesicht tatsächlicher Gefahren den notwendigen Ernst vermissen. Dabei sollte er es besser wissen, nein, musste es besser wissen.

„Wieder am Grübeln, Liebster?“

Waldhold blickte zu seiner Rechten und in die braunen Augen seiner Frau. Sie hatte ihr rabenschwarzes Haar zu einem einfachen Pferdeschwanz zurückgebunden. Eine kleine Strähne hatte sich herausgewunden und wippte nun keck vor ihrem rechten Auge herum. Über Schönheit ließ sich bekanntlich streiten. Aber für Waldhold war Grinugildis die schönste Frau der Welt und heimlich dankte er Rahja an jedem Tag für sein Glück. Natürlich war auch sein Traviabund arrangiert worden. Er hatte sie vor der Verlobung nur einmal gesehen und bis zur Heirat nur wenige Tage – unter Aufsicht seiner Schwiegermutter – mit ihr verbracht. Dennoch hatte er sie vom ersten Augenblick an begehrt. Sein Bruder hatte ihm gesagt, dass dies zumindest mal ein guter Anfang für eine Ehe wäre und der Rest dann später noch hinzukommen würde. Das war jetzt fast sieben Jahre her. Echte Liebe hatte sich bei ihnen jedoch nicht eingestellt. Aber sein Verlangen war in den Jahren nicht abgeebbt und glücklicherweise auf Gegenseitigkeit gestoßen. Und dies war zumindest die Grundlage für eine vertrauensvolle Partnerschaft geworden.

Offenbar hatten seine Gedanken ihn zu lange von einer Antwort abgehalten, weshalb Grinugildis nachlegte: „Ich weiß, das es ein weiter Weg ist von Schroffenfels bis nach Kressenburg. Und das du das nur mir zuliebe tust, ehrt dich. Ich bin sehr dankbar dafür.“

Ihr Lächeln entlockte auch ihm ein solches. „Es ehrt eher mich, dass du glaubst, ich würde das nur tun, damit du deine Geschwister und deinen Vetter Ardo mit seiner Sippschaft wiedersiehst. Und wahrscheinlich wäre es besser, ich würde dich in dem Glauben lassen.“ Er zwinkerte ihr lachend zu. „Aber ich will ehrlich sein. Die Sommersonnenwende im Kreise meiner ganzen Familie verbracht zu haben, hat mir viel bedeutet und war schön. Und vom Gramstein ist es ja nicht so weit bis Kressenburg. Außerdem verbinde ich mit meinen wenigen Aufenthalten dort gute Erinnerungen und erfolgreiche Teilnahmen. Es ist mir also eine Freude dorthin zu reisen. Und es ist mir eine Freude, mit dir zu reisen.“

Er sah kurz zu seinem Bruder, der gerade väterlich die Hand auf die Schulter seines Knappen legte, und dachte: 'Na gut. Man kann seinen Pflichten nachkommen und trotzdem gut gelaunt sein.'


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Greifenfurt.svg  
 Wappen Baronie Kressenburg.svg
 
Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
K6. Teil 6
K7. Teil 7
K8. Teil 8
K9. Teil 9
K10. Teil 10
K11. Teil 11
K12. Teil 12
K13. Teil 13
K14. Teil 14
K15. Teil 15
K16. Teil 16
K17. Teil 17
K18. Teil 18
K19. Teil 19
K20. Teil 20
K21. Teil 21
K22. Teil 22
K24. Teil 24
K25. Teil 25
K26. Teil 26
K27. Teil 27
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K29. Teil 29
Pra 1042 BF 08:00:00 Uhr
Teil 5
Teil 4


Kapitel 5

Teil 6
Autor: Marcus D.