Benutzer:Treumunde/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 22. Januar 2020, 06:38 Uhr
Briefspiel Ina
In den Zimmern der Villa OX
Briefspielreihe für Texte Iraldas aus der Kaisermark
Neulich in Bärenau
Briefspielreihe für Neuigkeiten aus Bärenau
Stierkampf
Briefspielreihe zum Haus Ochs in der Fehde 1043 BF; Leobrechts Macht im Haus schwindet, Wolfaran scharrt mit den Hufen.
Stierkampf
Briefspielreihe zum Haus Ochs in der Fehde 1043 BF; Leobrechts Macht im Haus schwindet, Wolfaran scharrt mit den Hufen.
Stierkampf
Aus weiter Entfernung
Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg Travia 1043 BF „Haugmine, Schild dichter. Schultern gerade. Rechter Arm höher… höher sagte ich, sonst gibst Du Deinen Torso frei.“ Nachdem Korhilda ihre junge Knappin angewiesen hatte, wie denn ein guter Tjoster seine Lanze und seinen Schild hielt, ging sie die Turnierbahn entlang zu ihrem zweiten Knappen. „Junge dann zeig mal, was Du bisher gelernt hast.“
Thimorn nahm perfekt Haltung an, während Damina den Jungspunden befahl, loszureiten.
„Hast Du die Neuigkeiten vernommen, Mutter?“ Wolfaran schritt auf seine Mutter zu, den den Garether und Märker Herold in seiner Hand, währenddessen Canyzeth in der Perricumer Postille schmökerte und ihn belgeitete.
„Ich weiß, Junge! Ich habe es bereits zur Morgenstund gelesen, als der Bote die Postillen brachte. Der Schiedsspruch zu Leuenwald ist misslungen. Das Orakel der Kirchen spricht von einem Blutvergießen. Wir werden uns auf unruhige Zeiten einstellen müssen.“ Die Wasserburger Baronin war durchaus besorgt, ob der drohenden Streitigkeiten.
Die Turnierlanzen krachten auf die Schilde. Haugmine konnte sich nur unter größter Anstrengung noch im Sattel halten. „Gut so Mädel“ Korhilda sprach ihr Mut zu, es war schließlich ihre erste Stunde in der Tjostbahn. „Leo, die nächste Runde reitest Du… Haugmine gut gemacht, weiter so. Thimorn nicht übermütig werden, konzentrier Dich.“
Wolfaran von Ochs ließ nicht locker und berichtete seiner Mutter weiter. „Kaisermärker und Eslamsgrunder Truppen sind tief ins östliche Reichsforst eingefallen, während sich Truppen aus dem Schlund mit Waldmärker Hilfe über das südliche Hartsteen hermachten. Steht gleich auf Seite eins.“
„Dein Herold scheint aktueller zu sein, als meine Postille.“, warf Canyzeth ein.
„Es geht noch weiter auf Seite drei. Der Reichsforster Feldzug durch den Wald ins nördliche Hartsteen war ein Erfolg, die südliche Route kommt dagegen bereits vor der Stadt Bärenau zum Stehen.“
„Da wird der kleine Bruder von Iralda aber alles in die Waagschale geworfen haben, dass er sich ihnen entgegenstellen konnte.“
„Unsere Familien, unsere Freunde… alles scheint außer Kontrolle zu geraten. Wir müssen etwas tun.“
„Wir können nur abwarten. Und hoffen, dass es ein heftiger Sturm ist, der sich schnell legt. Doch tun können wir nichts."
"Aber Mutter, was wenn unsere Freunde um Hilfe bitten?"
"Dann werden wir neu entscheiden. Wolfaran, wir sind nun Perricumer, wir sollten uns aus garetischen Zwistigkeiten heraushalten. Wir haben in Wasserburg genug eigene Sorgen und Nöte, als dass wir noch die Kraft aufbringen könnten, anderen zu helfen."
Leoderichs letzter Ritt
Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg, Boron 1043 BF
„Junge, was hast Du vor?“ Korhilda betrat die Kemenate ihres Sohnes, der gerade dabei war seine Rüstung anzulegen, während die Bediensteten seine Gewänder packten.
„Ich muss in den Schlund.“ Wolfaran stülpte seinen Wappenrock, den ein Ochse und der Sturmfelser Querbalken zierte, über und zog den Gürtel enger.
„Darf ich Dich an unser Gespräch erinnern? Wir hatten abgemacht, uns ruhig zu verhalten.“
„Mutter, ich bin ruhig. Ich habe nicht vor, mich in die Fehde einzumischen.“ Wolfaran reichte seiner Mutter ein Schriftstück. „Leoderich, mein Schwertvater, ist in Reichsforst gefallen. Ich möchte seiner Beisetzung beiwohnen. Beim Herren Boron, dass bin ich ihm schuldig. Er war mir ein enger Freund und mein Mentor.“
„… In Wandleth…“ Korhilda war klarer, als Wolfaran selber, dass er auf dem Weg war sich in die Fehde hineinzustürzen. Ob er es wollte, oder nicht. „Ich weiß, ich kann Dich nicht abhalten, daher kann ich Dich nur bitten vorsichtig zu sein.“
Sie blickte Wolfaran tief in die Augen. „Das letzte Geleit hat er sich verdient und der Anstand gebiert es, dass Du an seiner borongefälligen Bestattung teilnimmst. Versuche Dich aus politischen Auswüchsen fern zu halten. Ich weiß es wird schwer, Du bist stark, Du schaffst das.“
Die Wasserburger Baronin nahm ihren Ältesten liebevoll in den Arm, während ein Bediensteter hastig ins Zimmer eilte. „Nachrichten aus Garetien, Eure Hochgeboren.“
Korhilda las sich die Schriftstücke eilends durch und fasste die Geschehnisse für alle Anwesenden kurz zusammen: „Das Bündnis zwischen Schlund und Kaisermark scheint zu halten, währenddessen distanzieren sich Waldstein und Eslamsgrund. Gleichzeitig schmieden die beiden ritterlichen Grafschaften einen Waffenstillstand. Der Schlund nutzt die Ruhe durch das desolate Hartsteen im Norden und schickt plündernde Truppen über Eslamsgrund ins westliche Reichsforst. Reichsforst verliert in Hartsteen an Boden kann aber die südlichen Truppen der Kaisermärker bis in die Halsmark zurücktreiben. Gleichzeitig treiben die Hartsteener die Kaisermärker in die Raulsmark zurück.“
Die Augen der sorgenvollen Mutter lagen auf ihrem geliebten Sohn. „Pass auf, Du begibst Dich auf eine gefährliche Reise. Nicht jeder Freund, ist noch ein Freund.“
Das letzte Geleit
Wandleth, Schlunder Grafenhof, Hesinde 1043 BF
Vor dem Audienzzimmer des Grafen tuschelten die beiden Selindes…. Selinde von Hartwalden und Selinde von Ruchin. Die beiden starken Frauen versuchten mit ihren Mitteln den Grafen in ihre gewünschte Richtung zu manövrieren. Anders konnte sich Wolfaran ihre Anwesenheit in Wandleth nicht erklären.
Der junge Ochse grüßte freundlich distanziert, ging an beiden vorbei und schritt durch die schwere Eichentür hindurch.
Graf Ingramm würde ihn zuerst empfangen, eine Tatsache, die den ambitionierten Frauen ein Dorn im Auge war. „Garaschmox, schön wieder hier zu sein, auch wenn der Grund für mein Erscheinen ein trauriger ist.“
„Garoschem Fläumling, unser guter Leoderich starb mit dem Schwert in der Hand, den Tod den sich Krieger wünschen. Wie ergeht es Dir am Ende der Natter?“
„Besser als im Hinterkosch, schön wieder nah der Heimat zu sein“ ein verschmitztes Lächeln – fast lausbubenhaft – hing Wolfaran auf den Lippen. „Zackenreißer und Zackenbeißer – sie machen sich gut in der großen Halle.“
„Und ich sehe, Flammenzunge hat einen würdigen Träger gefunden.“ Graf Ingramm goss sich vom besten Wandlether Wiesenschlösschen ein. „Auch eins, Fläumling?“
„Immer gerne Väterchen, ich versuche meinem Schwert ein würdiger Träger zu sein. Es ist eine ehrvolle Toschkrilklinge, sie hat einen ehrbaren Streiter verdient. Wahrlich ein zwergisches Meisterwerk.
„Dann ein freudiges Baroschem mein Freund.“ Sie schwelgten in Erinnerungen, fernab von Politik und Fehde, ehe Gregosch, seines Zeiches gräflicher Schatzkämmerer und Sekretär den Raum betrat. „Väterchen. Die beiden Selindes stehen immer noch vor der Tür.“
„Noch zwei Bier, Gregosch…. Sag sie sollen noch warten. Ich habe wichtigeres zu bereden.“
„Väterchen, ich kann später wiederkommen, wir plauschen doch nur so daher.“
„Genau Fläumling, Du bist hier als Freund und nicht als Intrigant oder Kriegsgewinnler. Die Menschen streben nach Macht, jetzt wo sich alles im Umbruch befindet. So war es immer und wird es immer sein.“
„Ich bin auch ein Mensch und meine Mutter eine Kriegsgewinnlerin. Macht es mich damit automatisch zu einem schlechteren Freund?“
„Du weißt was ich meine, Fläumling. Mich beunruhigen meine direkten Vasallen. Luidors Ableben führt zu Unruhe auf Oberhartsteen und Alissa, ich weiß nicht in welchem Wald sie sich wieder herumtreibt. Die Natter habe ich seit Götterläufen nicht mehr gesehen, der Kaisermärker Vogt treibt sein eigenes Spiel und die Ruchin ist bei der Kaiserin. Dazu sitzt auf Ox ein Magier…. Wolfaran meine Vasallen würden meinen Bart ergrauen lassen.“
„Wie gut, dass er schon grau ist. Jetzt könnten bei Angrosch nur noch die Haare ausfallen, Väterchen.“
„Nicht frech werden, Fläumling.“
„Anaxios ist Dir ein guter Vasall, auch wenn er Madas Frevel in sich trägt. Elea auch, sie ist nur in wichtiger Mission an einem anderen Ort.“
Ingramm grummelte im Hintergrund. „Was hältst Du von den Selindes?“
„Hartwalden und Ruchin. Beides alte ehrwürdige Schlunder Häuser.“
„Hm mag sein, Fläumling. Ich muss mich leider von Dir verabschieden und mich meinen Audienzen widmen. Du könntest nicht zufällig in meinem Namen in die Kaisermark reiten und den Hinn bei den Verhandlungen unterstützen?“
„Väterchen, so gerne ich möchte… ich kann nicht. Ich bin Erbe einer Perricumer Baronie, meine Frau ist Harsteener Baronin und ich komme aus einem Schlunder Haus. Ich sitze zwischen allen Stühlen und jongliere im wahrsten Sinne des Wortes. Der Hinn ist zwar aufstrebend und sicher will er mehr als nur Landvogt sein. Aber bitte versteht, ich kann nicht in Eurem Namen in der Fehde auftreten….“ Fast flehend klangen die Worte des jungen Ochsen, der nur zu gerne mit dem Schwert in der Hand seinen Schlund verteidigen würde.
Scharmützel in Oxenweiher
Gut Oxenweiher, Baronie Viehwiesen
"Wolfaran, Halt! Reiter in Sichtweite" Arnbrecht, der ehemalige Knappe Wolfarans, forderte den Schlunder Ritter auf zu halten.
"Komm, lass uns in Deckung gehen." Gemeinsam führten sie ihre Pferde von der Straße ins Dickicht.
"Kannst Du das Wappen erkennen?"
"Auf Murimelblau eine goldene Adlerklaue einen roten Apfel haltend. Hilf mir mal, wer ist das?"
"Gneppeldotzer sind das." Arnbrecht spuckte in die Ecke. "Haben Vater von seinem Gut gehievt."
"Sie reiten geschwind gen Gut Oxenweiher. Da ist die Pferdezucht des Hauses Ochs untergebracht und eine Station für die Reiter. Wir müssen sie warnen, Arnbrecht."
"Wolfaran, wie sollen wir da ungesehen hinkommen. Die Gneppeldotzer haben solch einen Vorsprung, wie sollen wir da vor ihnen ankommen?"
Wolfaran und Arnbrecht schlichen ein wenig gen Süden und bestiegen anschließend ihre Pferde. In vollem Galopp trieben sie die Rösser am Ufer des Torbelbachs entlang. Diese Aktion blieb den Angreifern nicht verborgen und die Hörner schallten.
Jetzt mussten sie es nur noch bis Gut Oxenweiher schaffen. Zumindest konnten die Hartsteener nicht mehr unentdeckt angreifen. Durch die vorpreschenden Ritter wurde den Viehwiesener Kämpfern das nahende Unheil bewusst.
Sie bewaffneten sich und bestiegen eilends ihre Reittiere. Geschlossen ritten sie aus, um sich den Angreifern entgegen zu stellen. Wolfaran und Arnbrecht gesellten sich an ihre Seite.
Und so kam es, dass ein Ochsscher Ritter die Oxentreiber anführte. So wie es einst die Barone von Viehwiesen taten, so sie denn keine Magier waren.
Rebellische Jugend
Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg, Firun 1043 BF
Der Winter war in Wasserburg milder, als es Korhilda vom Sturmfels her kannte. Der raue Berg in Sichtweite verkündete den Winter mit seinem weißen Haupt auf den Gipfeln.
So frostig wie die Berge im Winter, war seit ihrer Belehnung das Verhältnis zu ihrem Gatten, der sich seither nicht mehr in Wasserburg blicken ließ und auch keine wärmenden Worte an seine Gattin richtete.
Doch nun war er hier, hier in Wasserburg. Nicht wegen Korhilda, nicht wegen ihrer Ehe und ihrer Zuneigung, aber zumindest wegen der Familie.
Korhilda sah es als ihre Pflicht an, ihn zu informieren, dass Wolfaran in den Schlund reiste und von dort nicht zurück kam.
Etilian, der jüngste Spross, war mittlerweile von der Amme zu Bettruhe gebracht geworden. Leobrecht starrte auf die Berge. Der Raschtulswall sah von dieser Seite kaum anders aus, als von den Zinnen von Burg Ox. „Er hat vor Unsinn zu machen oder?“
Korhilda gesellte sich neben ihren Gatten. „Ich denke nicht, dass er es vorhat, aber ich denke, dass er Unsinn anstellen wird, wenn nicht sogar schon hat.“
„Was meinst Du mit schon hat?“
„Schon vor dem Winter. Reoderich, mein Bruder, berichtete mir, dass Wolfaran auf dem Rückweg nach Wasserburg, in eine Kampfhandlung gezogen wurde. Hartsteener und Viewiesener Truppen fochten in Oxenweiher. Wolfaran geriet zwischen die Fronten und schloss sich den Ochsschen Truppen an."
"Hm... Gut es lässt sich nicht ändern, dass wird Iralda dazu nötigen ihn öffentlich zu verwarnen. Er ist schließlich ein angeheirateter Hartsteener Baronsgemahl."
"Wenn er sofort zurück gekehrt wäre... Doch Du kennst unseren Sohn. Er ist bei allem mit Feuer und Flamme dabei."
"Das heißt er weilt auch weiterhin im Schlund? Gibt es Neuigkeiten? Wurde er verletzt?"
"Mein Bruder schrieb, dass Wolfaran den Sturmfelser Querbalken in seinem Wappen abgelegt hat. Er führt alleinig unter dem Wappen des Hauses Ochs die Oxentreiber und Viehwiesener Ritter an. Reoderich berichtete auch, dass Anaxios wütend gewesen sein soll, da Wolfaran im Alleingang die Reiterei unter seine Führung genommen hat.“
„Rebellischer Junge.“ Leobrecht wusste haargenau, dass der Adel diese Aktion als Angriff auf seine Autoritäre Position als Oberhaupt des Hauses einschätzen würde.
„Unbedachter Junge, nicht rebellisch. Leobrecht, er ist in einen Kampf hineingezogen worden, den er nicht gesucht hat. Was soll er denn tun. Einfach weiterreisen und die Ritter zurücklassen. Er ist ein Ochs, auf Ochsschem Land. Deinem Haus fehlt ein Ritter, der auf dem Schlachtfeld seinen Mann steht. Wolfaran ist der Einzige, der diese Position ausfüllen kann. Wie ich Reoderich verstanden habe, haben die Ritter ihn geradezu dazu gedrängt, diese Position einzunehmen.“
„Oh, Hilda, ich weiß ich bin zu alt, ich bin den langen Reisen überdrüssig und ins Feld reiten kann ich sicher nicht mehr. Als Reichsvogt bin ich zur Neutralität verpflichtet. Aber unser Junge reitet sich unbedacht in etwas rein, was er nicht mehr aufhalten kann. Er untergräbt Anaxios Position als Baron von Viehwiesen, meine Stellung als Oberhaupt des Hauses Ochs, brüskiert seine hartsteensche Frau und seine Mutter.“
„Heißes Sturmfelser Blut, gepaart mit Ochsschem Dickkopf. Du bist ein erfahrener Diplomat, Du wirst das Unheil richten.“
„Ich bin Diplomat Hilda, kein Wunderheiler.“
Oxentreiber
Baronie Viehwiesen, Tsa 1043 BF
„Eggtal, lass die Verwundeten Reiter in die Scheune bringen und erbete Dir Wasser und Verbände aus dem Gutshof. Die Reiter sollen sich ausruhen. Wir werden ein paar Tage hier verbleiben und Kraft tanken.“
Ein Botenreiter überreichte Wolfaran mehrere Depeschen, die der junge Ochse studierte, als Halwide von Storch sich an seine Seite ans warme Lagerfeuer begab. „Neuigkeiten Hoher Herr?“
„Neuigkeiten aus Nettersquell. Die Hartsteener haben die westlichen Schlunder Truppen über die Bogenbrücke bis nach Nettersquell vertrieben. Viele Tote und Verletzte sind auf beiden Seiten zu beklagen.“
Wolfaran drückte der ersten Viehwiesener Ritterin den Bericht über die Kampfhandlungen in die Hand. Die anderen Briefe warf er, nach und nach nachdem er sie gelesen hatte, ins Lagerfeuer.
Oha, dachte Halwide, beim Blick auf die Schriftstücke, die gerade von Feuer vernichtet wurden. Seine Familie schient nicht sonderlich erfreut zu sein, dass der Herr Wolfaran Seit an Seit mit den Viehwiesener Recken kämpfte.
Ein Schriftstück schien von seiner Frau zu sein, die den Schlunder Ritter öffentlich maßregelte, dass er als angeheirateter Baron einer Hartsteenerin im Schlund kämpfte. Ein anderer war von seinem Vater, der ihn aufforderte auf Burg Ox zu erscheinen und ein weiterer Brief von seiner Mutter, die ihn aufrief nach Wasserburg zurück zu kehren.
„Was werden wir tun, Herr? Werdet ihr uns verlassen?“
Wolfaran lächelte milde mit Blick auf die verkohlten Pergamente. „Die Ritter und Oxentreiber werden sich ein paar Tage ausruhen. Ich treffe mich mit Selinde von Hartwalden-Hartsteen und Selinde von Ruchin, um weitere Vorgehensweisen abzusprechen.“
„Ich bleibt bei uns?“
„Gewiss. Ich bin ein Ritter aus dem Hause Ochs. Und der gehört an die Seite der Ochsschen Kämpfer. Es ist mir eine Ehre und eine Pflicht mit Euch an der Seite zu kämpfen.“
Halwide war erfreut, als eine nebulöse Gestalt an ihre Seite trat und Wolfaran freundschaftlich umarmte.
Der Schlunder Ritter verwies Halwide von Storch, ehe er sich seinem Gast zuwandte. „Warst Du erfolgreich?“
„Eine Hand wäscht die Andere. Du kümmerst Dich um den Jungen, dafür hattest Du einen Gefallen gut… und ja, ich kann dir freulich berichten, dass die beiden den Bund der Ehe eingegangen sind. Ich selbst habe sie getraut. Es war ein hartes Stück Arbeit Leonora so kurz nach dem Tod ihres Gatten zu so einem Schritt zu überreden.“
„Aber Du bist ja wortgewandt.“
„Was immer Du hinter den Kulissen für Pläne schmiedest, pass auf, dass Du Dich nicht in Sachen verstrickst, aus denen Du nicht mehr rauskommst.“
Vater und Sohn
Baronie Viehwiesen, Burg Ox, Peraine 1043 BF
„Reiter in Sicht“, schallte es von den Zinnen der Burg Ox. Das Banner des Hauses mitsamt Rittern und Reitern trabte in den Burghof.
Leobrecht und Anaxios beobachteten das Schauspiel durch die Butzenglasfenster des Rittersaales. „Holt mir den Burschen“ wies der Reichsvogt das Gesinde an. „Und Du Anaxios wie besprochen. Ich regle das mit meinem Sohn und Du tue bitte das worum ich Dich gebeten habe.“
Anaxios nickte und begab sich in die hinterste Ecke des Rittersaales, als Wolfaran ebenjenen betrat.
Die Kleidung des Schlunder Ritters war verschlissen und die von vielen Kampfhandlungen geziert. Sein einst perlweißer Wappenrock war nun eher zwischen rosé und blutrot. Schwere Verletzungen trug er nicht von den Kämpfen, Schrammen waren jedoch überall ersichtlich.
„Es grenzt ja fast an ein Wunder, dass Du den Weg nach Burg Ox gefunden hast. War der Weg von Ochsenfeld zu weit?“ zischte Leobrecht seinen Sohn an.
Wolfaran beschloss, dass es besser war erst einmal abzuwarten und nicht gleich zurück zu fauchen.
„Welche Flausen sind Dir in den Kopf gestiegen. Eigenmächtig die Ritter anzuführen und die Reiter zu kommandieren, ohne Dir die Einwilligung Anaxios geben zu lassen. Du agierst offen gegen die Interessen des Hauses Ochs.“
„Es blieb mir gar nichts anderes übrig, Vater. Nachdem ich in das Scharmützel bei Oxenweiher hineingezogen wurde, forderten die Ritter mich förmlich auf bei ihnen zu bleiben. Ich dachte ich agiere im Sinne eines starken Hauses Ochs. Wir sind wer im östlichen Garetien und unsere Felle schwinden, mit jedem Schritt, den wir uns weiter nach Osten orientieren. Die Mardershöh ging verloren. Am Hofe ist kein erwachsener Ochs mehr. Kein Familienmitglied kann die Ritter ins Feld führen. Du könntest es vom Stand her, aber Du kannst kaum noch längere Reisen mit der Kutsche bewältigen. Leonora ist in Elenvina zu weit weg und Anaxios ist ein Kenner auf seinem Gebiet und ich schätze ihn sehr, aber er ist und bleibt ein Magier. Was blieb mir denn anderes übrig, Vater?“
„Ein Alleingang, wie Du ihn vor allen Augen durchgeführt hast, schwächt uns immens. Dem Adel ist durchaus gewiss, dass Du ohne meine Einwilligung und ohne die Anaxios gehandelt hast. Du törichter Depp."
"Vielleicht ist die Zeit gekommen, dass Du die Augen öffnest."
"Du willst auf meinen Platz an dem Tag an dem ich sterbe, ist es das wonach Du strebst?"
"Vater ich gönne und wünsche Dir ein langes leben und sicher nicht den Tod. Aber ich werde mich nicht hinten anstellen, wenn es um die Führung unseres Hauses geht. Die letzten zwei Oberhäupter saßen nicht auf Burg Ox. Ich habe viele Freunde im Schlund. Meine Tante ist nun Baronin von Hartsteen, sollte Selinde von Ruchin kinderlos bleiben - was aufgrund ihres Alters durchaus möglich ist, wird Alrik ihr Nachfolger und Leonora als seine Frau Baronin von Erlenstamm. Und klein Leobrecht wird irgendwann Baronsgemahl von Ruchin. Ich sitze in Wasserburg neben dran und werde meinen Platz einfordern. "
Leobrecht blickte mehr als verdutzt. "Leonora und Alrik. Da hat sie nach Ardors Tod keine Zeit verloren. Welches Spiel spielst du? Hattest Du Deine Finger dran an dem Tod Deines Schwagers?"
"Ich war im Schlund als er starb"
"Das beantwortet nicht meine Frage, Wolfaran. Bist Du so skrupellos? Ich kann es nicht glauben. "
"Ich bin immer besorgt um das Wohl der Familie."
"Wolfaran verdammt, du weichst meinen Fragen aus. Junge! Muss Ruben sich ängstigen? Wirst Du ihn entsorgen wenn er Dir im Weg steht?"
"Vater, Ruben bei den Göttern nein. Er ist ein Ochs. Er ist Familie."
"Wenn Dir soviel an der Familie liegt, dann lass Ruhe einkehren. Geh zurück nach Wasserburg. Deine Mutter braucht dich."
"Ich denke darüber nach - vorerst. Du wirst mich aber nicht davon abhalten können die Ochsschen Hausritter zu führen, wenn die Not dazu wieder gegeben sein sollte. Sie brauchen mich. Sie brauchen einen Ochsschen Ritter."
"Darüber reden wir ein anderes Mal. Zuforderst reist Du zurück nach Wasserburg und verbleibst bei Deiner Mutter. Wasserburg ist geschwächt und benötigt Dich, mehr als es Viehwiesen tut."
Wolfaran verabschiedete sich. Er war hundemüde und musste sich ausruhen und war nicht gewillt mit seinem Vater das Thema weiter zu diskutieren.
Anaxios trat wieder neben seinen Onkel. "Ardor. Ich kann es Dir nicht sagen, ob er es eingefädelt hat. Es war mir nicht möglich seine Gedanken zu lesen, sie waren wie verschleiert. Aber ich kann Dich und mich beruhigen, er will Ruben nichts anhaben. Er strebt nach einem stabilen und starkem Haus Ochs. Nur ist sein Weg dahin ein anderer als Deiner."
Am großen Fluss
Elenvina, Herzogtum Nordmarken, Kanzleistube für Eich- und Wägewesen, 1044 BF
Leonora, ihres Zeichens Kanzleirätin für Eich- und Wägewesen, saß hinter dem schweren Eichenholztisch in ihrem Amtszimmer und las die Berichte, die ihre Schreiber für sie zusammengestellt hatten.
Einem dumpfen Klopfen an Tür folgte ihr Vater durch den Türrahmen. Hinter ihm ganz verschmitzt sein Adjutant von Scheuerlintz, Durchaus mit wohlwollendem Blick, und nicht mehr so mürrisch, wie bei seinem letzten Besuch. Es schien, als hätte er den Traviabund seiner Tochter mit dem Assessor Alrik Herdan von Ruchin mehr oder minder akzeptiert.
Die junge Frau sprang vor Freude auf und fiel ihrem alten Herren um den Hals. "So weit weg von den Tränen, Vater?"
"Diplomatische Angelegenheiten, mein Schatz." Erfreut strich er mit seiner Pranke sanft über ihren leicht gewölbten Bauch. "Noch mehr kleine Ochsen für die Herde."
Leonora hielt die Hand ihres Vaters fest, während diese noch auf dem Bauch lag. "Dein Enkel, aber kein Ochs... Du weißt Vater..."
"Ich weiß, Liebes. Alrik ist der nächste Erbe von Erlenstamm, sollte Selinde keine Kinder mehr bekommen. Also wird Euer Kind Ruchin heißen, um die Ansprüche auf Erlenstamm aufrecht zu erhalten. Ihr habt aber die Neuigkeiten aus Erlenstamm vernommen, oder?"
"Ja, Vater das haben wir. Es ist ihr gutes Recht und wir hatten es nicht anders erwartet. Der arme Ludalf, so ein armer Tropf. Ein Jungritter und wird verheiratet mit einer alten Frau. Ich hörte er sei sehr unglücklich mit der Entscheidung. Warum kann Rahja nicht vor Praios stehen, was Liebesdinge angeht?"
"Es ist eine weise Entscheidung, die Elea mit Nimmgalf klug eingefädelt hat. Selinde bekommt einen Mann aus gutem kinderreichem Hause. Und so die Herrin Tsa ihr wohlgesonnen ist, wird sie eine spätgebärende Mutter. Wirst Du hinreisen zur Hochzeit? Ich frage... da..."
Ehe der Reichsvogt aussprechen konnte, fiel ihm seine Tochter ins Wort. "Alrik wird anwesend sein. Er ist ein Ruchin und es ist seine Pflicht. Ich werde in meinem Zustand nicht reisen, ich möchte mein ungeborenes Kind nicht der Gefahr aussetzen - weder die Gefahr der Reise, noch die Gefahr der Fehde."
Sanft küsste der Reichsvogt ihr auf die Stirn. "Gut Liebes, das ist eine gute Entscheidung. Wolfaran wird das Haus Ochs vertreten." Sein Unterton war immer noch missmutig, sein Sohn hatte ihm mit seinen Entscheidungen im letzten Götterlauf viel Ärger eingebracht.
In der Ruhe liegt die Kraft
Briefspielreihe zur Kommentation von diversen Ereignissen
Unruhige Zeiten
Villa Ox, Rondra 1043 BF
„Schön, dass Du gekommen bist.“ Iralda saß hinter einem schweren, großen Eichenholzschreibtisch. Sie schrieb gerade an einem Buch und skizzierte dabei einige Bilder.
„Warum sollte ich nicht kommen? Wirklich detailreiche Zeichnung des Igelkönigs. Von Dir?“ Celnidan übergab dem Dienstmädchen seinen Umhang.
„Ja, von mir. Ich schreibe gerade an der Chronik der Grafschaft Hartsteen. Durch die Kriegswirren waren die alten Exemplare beschädigt und so viel Neues ist geschehen, was noch nicht niedergeschrieben wurde.“ Die Baronin nutzte die aufwendige Erstellung einer neuen Chronik als Ablenkung in den ihr verbleibenden ruhigen Stunden.
„Ich bin gespannt und würde sie gerne durchlesen, wenn ihr sie fertiggestellt habt.“ Der Ritter, der einst am Rechtsseminar zum Greifen Staatskunst studierte, war durchaus interessiert an dem Werk.
„Gerne, mein Bester.“ Iralda stockte kurz. „Die Neuigkeiten aus Luring hast Du aber erhalten?“
Celnidan nickte. „Wie soll man das nicht vernehmen? Es steht in jedem Märker Herold auf der Titelseite. Bei uns am Halsmärker Hof ist es auch das Thema seit Tagen.“
„Ich hoffe Aurentian und Belgunde teilen Deine Meinung und kommen weiterhin zu unserem Gesprächskreis.“
Der Berater der Halsmärker Burggräfin wirkte zuversichtlich. „Iralda, wir treffen uns seit mehr als einem Götterlauf stetig zum Austausch. Ich denke unsere Zusammenkunft bereitet allen eine Freude und ist eine willkommene Ablenkung aus dem Alltag. Wir haben uns hier verabredet, um über die Garether Handelsrechtsverordnung zu debattieren und nicht den Zwist des Adels über uns bestimmen zu lassen, nicht wahr?“
„Das wäre wünschenswert, Celnidan. Aurentian ist Geweihter des Praios und Belgunde eine geborene Rathsamshausen. Ich hoffe, dass der Zwist unsere Freundschaft nicht spaltet.“
„Praios zum Gruße, die Dame, der Herr“. Aurentian von Luring, praiosgeweihter Richter am Freigericht von Alt-Gareth, betrat den Raum. „Aurentian, sei gegrüßt, auch Dir meinen Dank für Dein Erscheinen. Rohaja, geht es ihr gut?“ Iralda nahm ihren Gast freundschaftlich in den Arm. „Hab keine Angst. Vertraue dem Götterfürsten und mir. Die Kraft des Praios wird ihre Seele kurieren.“
„Danke Dir. Wir sprachen gerade…“
„Über die Schlacht auf dem Erlgardsferld – wie das gemeine Volk es nennt, ich habe es vernommen. Ich bin vorrangig ein Geweihter der Zwölfgöttlichen Kirche und diesen zugehörig – so wie ich es vor einer Woche schon auf Burg Ox sagte. Ich erscheine hier als Freund. Auch wenn ich natürlich ein solches Blutvergießen missbillige.“
„Tun wir das nicht alle.“ Hörten sie aus dem Nebenraum die Stimme Belgundes. „Wir alle hoffen doch, dass die Feindseligkeit nicht weiter eskaliert.“
„Wir hoffen Belgunde, auch wenn das Jahresorakel schlimme Zeiten, blutige Zeiten, verkündet“. Bezog sich Aurentian auf die Vorhersagung des Neujahrsorakels des Götterfürsten, ausgesprochen vom Boten des Lichts.
Iralda war entzückt, dass die beiden letzteren trotz des Zwistes der Familien Hartsteen und Luring weiterhin an ihren Treffen festhielten.
Belgunde, die Rechtsgelehrte, die ihre Ausbildung an der Schule der Juristerei in Punin absolvierte, legte ein paar Bücher auf den Tisch. „Vielleicht können wir aufgrund der aktuellen Ereignisse unser Gesprächsthema die Garether Handelsrechtsverordnung nach hinten vertagen und uns der Rechtssprechung im Fehdewesen widmen.“
„Welch gute Idee. Mir dünkt es, dass wir unsere Herrscher in dieser Thematik nun öfter beraten müssen.“ Celnidan schenkte allen einen guten Bosparanier ein, den er aus den Vorräten seiner Frau geholt hatte und das Dienstpersonal reichte eine Platte mit Horsd’œuvres.
Trotz angespannter Situation hofften die vier Freunde, sich auch weiterhin trotz der Widrigkeiten um sie herum, sich weiter treffen zu können.
Der schützende Blick der gütigen Herrin
Ein fabelhaftes Portrait
Ein Feld zu bestellen
Des Nachts im Walde
Ein Kälbchen in Gefahr
Aufruhr auf Burg Ox
Inmitten der Ochsenherde
Ophelias Visionen
Rattengezücht
Ophelias göttliche Eingebungen
Storchenjünger in Gefahr
Ein guter Junge
Zwischen Freud und Leid
Der alte Pfeiffer
Trisdhan und Alion
Trisdhan und Alion – Ausbildung in Rossgarten
Trisdhan und Alion –Im Umland von Rossgarten
Ausritte in die Umgebung, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
Trisdhan und Alion –Die Mauern der Ruine Grimmberg
Übernachtung im Freien, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
Trisdhan und Alion -Was die Stadt zu bieten hat
Besuch in der Stadt Wasserburg, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
Trisdhan und Alion -Auf in den Wall
Auflug in die Umgebung, Vorstellung der Wasserburger Landschaft (Wall)
Zacken und Wall
Auszüge aus den ständigen Briefwechseln zwischen den befreundeten Herrschern von Sturmfels und Weißbarûn (namentlich Korhilda von Sturmfels und Gidiane von Waltern)
Aventurische Monate
- Praios - Juli (Jahresanfang)
- Rondra - August
- Efferd - September
- Travia - Oktober
- Boron - November
- Hesinde - Dezember
- Firun - Januar
- Tsa - Februar
- Phex - März
- Peraine - April
- Ingerimm - Mai
- Rahja - Juni
- Namenlose Tage
Ochsenherde
Bastarde Ardor
- 1042 Rhianna von Hordenberg
- 1044 NN
- 1046 NN
Leonora
- Erlan Alrik
- Alvide Leobara
- Leomin Rondrara