Geschichten:Frühlingssturm - Grundsätzliche Planung: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 16. November 2020, 20:55 Uhr
Aldron nickte dem Fuchsbacher dankend zu und ließ den Blick wieder auf das Pergament der Karte fallen. „Vermutlich sind wir inzwischen sämtlichen konventionellen Mitteln des Feindes in Arvepass überlegen. Allerdings ist zu sagen, dass ein Kampf auf der Passhöhe seine eigenen Schwierigkeiten birgt. In höheren Lagen klammert sich dazu der Winter noch immer fest und weicht nur allmählich. Das bringt sogleich ein weiteres Problem mit sich: Es gibt einen Bergpfad, der von hier in den Rockenwald führt, aber dabei recht hoch hinauf geht. Schon im Sommer ist er anstrengend. Größere Bewegungen an Bewaffneten und Gerüsteten werden wir also nur über den Umweg bis Hagenshain und von da wieder bergan durchführen können. Garrald, du hattest doch Läufer nach Gunnishaag geschickt. Erzähl, was sie berichtet haben!“ Aldron hatte sich halb umgewandt und den bärtigen Kämpfer herangewunken, der sich bislang etwas scheu im Hintergrund gehalten hatte.
Garrald war nicht feige, das nicht. Aber er hielt nicht sonderlich viel vom Gebaren der Adligen und sich somit lieber etwas weiter fern. Hätte Aldron nicht ausdrücklich darum gebeten, wäre er der ganzen Beratung wohl ferngeblieben. Etwas missmutig ging er nun einige Schritte weiter ins Zentrum des Geschehens und wiederholte, was er Aldron schon berichtet hatte: „Sind verschiedene Wege gegangen: Über Hagenshain und über Bergpfad. Pfad geht, ist schwierig aber schneller. Nur für kleine Gruppen, ohne viel mitschleppen. Bäche führen alle viel Wasser, schwierig zu überqueren, nur zu Fuß.“ Etwas skeptisch schaute er auf die Karte, nicht ganz schlüssig, ob er versuchen sollte, darauf Landschaftsmerkmale wiederzufinden, die er im Gedächtnis hatte. Kartenlesen lag ihn nicht sonderlich. Deshalb fuhr er fort: „Gunnishaag hatte am Tag vor Ankunft des ersten Läufers Gast von Norden. Hat Ziegen und Wein gefordert, sonst würde Magie über Gunnishaag brechen und Tote sich erheben. War Flachlander, weiß nicht, dass wir Ahnenasche aufbewahren. Borchtrud dennoch besorgt. Wenn wir helfen, wird Gunnishaag uns helfen. Kurtan aus Rockning bleibt weiter stur. Vielleicht muß jemand gegen ihn kämpfen erst. Er ist ziemlicher Hitzkopf, stolz und stark... könnt dem den Kopf schon zurechtrücken aber.“
„Darauf kommen wir vielleicht später zurück, Garrald.“, entgegnete Aldron und wandte sich sofort wieder zu den Versammelten. „Gunnishaag wird mit Magie bedroht. Ich halte Bergesruh für das wichtigere Ziel unserer Planung. Auf der Passhöhe ist das Wetter noch zu ungünstig. Es soll einen Fußpfad geben, der von Bergesruh aus nach Trollsgau führt, nördlich zum anderen Passausgang. Je nach Lage ergibt sich vielleicht die Möglichkeit, die Besatzer dort oben einzuschließen und auszumerzen. Aber das ist optional, da wir mit Angareth und seinen Vorwerken eine wirksame Barriere gegen sie haben.
Der erste Schritt muß in meinen Augen sein, dass wir genügend Bewaffnete in den nördlichen Rockenwald bekommen und zeitgleich in Erfahrung bringen, mit wem wir es dort zu tun haben und was dem Gegner zur Verfügung steht.“
Kaum dass die Stimme Aldrons verklungen war, kam Leben, in die nahezu unbeweglich verharrende Hauptfrau Malina von Niederriet, die an seiner Seite gestanden hatte. Die muskulösen, bislang hinter dem Rücken verschränkten Arme, nahm sie nach vorn. Eine Hand umfasste den Schwertknauf derweil die andere einige Haare hinter das Ohr strich. Sie mochte höchstens um die 30 Götterläufe zählen. Das bosparanienbraune Haar war über den feinen Augenbrauen schnurgerade abgeschnitten, ebenso in ihrem kräftigen Nacken.
Kurz ließ sie den Blick aus den eisblauen Augen über die Versammelten gleiten. Ein feines Lächeln lag auf den Lippen, das allerdings schlagartig verschwand, als sie auf Hauptmann Grützberg aufmerksam wurde. Er hatte gerade ein paar leise Worte mit Garrald gewechselt, wohl um ihn zu überreden, noch kurz zu bleiben. Sie funkelte ihn über den Tisch hinweg solange an, bis auch er verstummt war. Die Narben auf seinem gutmütigen Gesicht schienen noch roter zu leuchten, als zuvor.
„Auch ich möchte mich kurz zu den Möglichkeiten, die uns hier gegeben sind äußern, wenngleich ich nur ergänzen kann. Hochgeboren Aldrons Ausführungen waren schon sehr ausführlich.“ Ein Lächeln, dass sie dem Burgherren schenkte, schien der strengen Hauptfrau ein völlig anderes Gesicht zu verleihen. Doch dieser Eindruck währte nur kurz.
„Uns stehen auf Angareth ein Banner bestens ausgebildete Infanteristen zur Verfügung. Leichte Infanterie, mit Langschwertern. Hauptmann Grützberg ist mit seinen Bombardieren allerdings sicher auf der Burg am besten einzusetzen, und uns bei unserem Unterfangen Bergesruh keine Hilfe. Wie bereits von Euch Hochgeboren ausgeführt, ist schließlich der Arvepass noch in Feindeshand, sodass es durchaus sinnvoll ist, dass er mit seinen Männern hier verbleibt.
Mein Banner könnte innerhalb von einem und einem halben Tag in Hagenshain sein. Je länger wir mit dem Aufbruch warten, desto eher wird der Wasserstand der Rocke und der anderen kleinen Bäche des Tals bis dahin noch zunehmen, sodass wir vermehrt Probleme mit dem Gelände bekommen könnten. Die weit fortgeschrittene Schneeschmelze hat vermutlich den halben Rockenwald sumpfig werden lassen, sodass Überquerungen sehr zeitraubend werden. Das bewaldete ansteigende Tal bietet zwar die nötige Deckung, allerdings verlangsamt es auch die Marschgeschwindigkeit. Von Hagenshain aus wird es daher noch einmal 4 Tage dauern, um durch den Rockenwald nach Bergesruh zu kommen.
Diese Angaben wollte ich nur für diejenigen unter den Anwesenden hinzufügen, die die örtlichen Gegebenheiten nicht kennen.
Für die Versorgung der Truppen wären einige der Leute aus Heerelagen vielleicht ganz nützlich. Kampferfahrung besitzen die auch zu Genüge.
Der Spähtrupp ... - hier würde ich vorschlagen einige Angehörige der Erlgrimmansippe zusammen mit den Gerbald Töpfler unterstellten Schlunder Armbrustern zu schicken. Fähigere Männer für die Berge gibt es nicht. Meines Wissens nach sind dem Weibel 20 Schützen unterstellt. Die Hälfte davon sollte vielleicht bei den Infanteristen mitlaufen, damit die Bergtruppe klein und beweglich bleibt, und sich auch rund um Bergesruh gut versteckt halten kann. Sie können während wir die Truppen bewegen, schon erste wertvolle Informationen über Feindesbewegungen einholen, und uns durch einzelne Boten zukommen lassen.
Diese Funktion könnten die Dörfler aus Gunnishaag übernehmen. Welcher Gestalt ist die Unterstützung eigentlich die wir von Borchtrud erwarten können?“ Dabei trat Malina von Niederriet wieder von dem Tisch zurück, und gab augenscheinlich das Wort wieder an Aldron ab.
Gemächlich auf einen Stuhl gestützt, heuchelte Baron Welfert Interesse für die Ausführungen Aldrons, der mit einem Holzstock kleine Einheiten über die Karte schob. Alleine die angedachte Aufteilung der Streiter war für ihn von Interesse, alles andere hatte er bereits vor seiner Ankunft in Erfahrung gebracht. Das dienstbeflissene Gebaren der Perricumer war Welfert zuwider, als einer nach dem anderen dem Landvogt Ihrer Treue und Unterstützung gelobten.
Langsam wanderte sein Augenmerk durch den Raum. Er fragte sich, was sich die versammelten Rittersleute versprachen, wenn sie Aldron halfen, sein Lehen zu befreien. Selbstsüchtig und blasiert, wie Welfert nun mal war, kam es ihm nicht in den Sinn, auch aufrechte Streiter für die Sache der Zwölfe um sich zu haben, die aus Ehrenhaftigkeit und reinem Herzen für den Landvogt stritten.
Er selber war nur hier, weil sein erlauchter Bruder es für richtig befunden hatte, dem Adel sein Wohlwollen zu bezeugen. Als Ritter Dankward von Fuchsbach das Wort erhob, musste sich Welfert zusammenreißen, um nicht laut loszuprusten. Dachte dieser naive Bursche denn allen Ernstes, dass dieser kleine Haufen die Warunkei einfach überlaufen könnte. Ein Unterfangen, dass sogar den Orden des Heiligen Golgari vor eine gewaltige, kaum zu bewältigende Aufgabe stellte. Doch sollte Aldron, an den diese Frage auch gerichtet war, mit einer geistreichen Antwort herumschlagen. Ein überheblicher Blick aus Welferts kalten Augen traf dennoch den jungen Rittersmann.
„Was berichten Eure Späher über die Kopfstärke unserer Feinde, Hochgeboren?“, fragte Welfert sodann kühl.
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