Geschichten:Zweifel und Erkenntnis: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. November 2020, 17:02 Uhr

Mit Argwohn und Skepsis betrachtete der Zwerg die gegnerischen Linien. Die Kämpfe waren für den Moment zum Erliegen gekommen. Es herrschte trügerische Ruhe. Niemand wusste, ob man Abziehen oder ob es zu einem weiteren Kampf kommen würde. Es war Frühjahr, genauer gesagt der 3. Tsa und man befand sich in Ravensbrück, auf dem Gebiet der Grafschaft Hartsteen. Die Schlunder hatten die Hartsteener Ritter weiter ins eigene Land zurückgetrieben, waren die Aggressoren. Thorin seufzte. Wie war er hier nur hineingeraten? Er, der angesehene Krieger der Hämmer von Ârxozim, führte neben einer Handvoll stolzer Brüder aus der Felsenfestung Baschtôkril hoch oben am Götterfirst, drei Haufen Söldner ins Feld, in eine Fehle, nein - einen Krieg, den vornehmlich die Menschen zu verantworten hatten. Ging ihn die ganze Sache überhaupt etwas an? Kopfschüttelnd betrachtete der Angroscho die Schar, die sich im vom Morgentau feuchten Gras zwischen einige Bäume gelegt hatte. Die erste Linie bildeten die Senaloscher Spießgesellen mit den wohlbekannten Eisenwalder Armbrüsten und ihren langstieligen Kriegshämmern, die gewöhnlich Erztransporte auf der Via Ferra in den Nordmarken bewachten. Angeführt wurde der Haufen vom Waibel Khortax, Sohn des Kilibrim, der sie regelmäßig gemahnte, aufmerksam zu bleiben. Es war der Vogt der gräflichen Vogteien von Nilsitz, ein Urenkel des Rogmarog von Isnatosch - dem Bergkönigreich Eisenwald, der sie auf den Weg geschickt hatte bis hierher. Dann waren da die ambozwergischen Doppeläxte. Gleich zwei Haufen waren es, die ihm sein Bruder Tharnax an die Seite gestellt, unterstellt hatte. Als reicher Bergvogt, der auf den wohl größten Toschkril-Minen Westaventuriens saß, konnte er es sich wohl leisten, auch wenn die Wacht zum Bergkönigreich Koschim gehörte und hohe Abgaben an ihren Rogmarog entrichtet werden mussten. Beide, sein Bruder, wie auch den Vogt von Nilsitz - Borindarax, Sohn des Barbaxosch - trieben politische Abwägungen zu dem Truppenentsatz. Beide waren sich wohlbekannt und so war es gekommen, dass man ihn als Befehlshaber eingesetzt hatte. Wäre er doch nur daheim geblieben. Sicher, es war eine zumindest in gewisser Weise ehrenhafte Sache für den Grafen vom Schlund einzustehen. Immerhin war es ebenfalls ein Angroscho, der ohne eigenes hinzutun in diesen Krieg hineingezogen worden war und für den man nun einstand, doch konnte Thorin in den bisherigen Scharmützeln kaum ehrbares erkennen. Die Dickärsche aus dem Herzen des Menschenreiches kämpften nicht wie anständige Leute. Nein, die ließen kämpfen. Sie selbst verschanzten sich in ihren Burgen und Lustschlössern. Leider, so musste der Sohn Koschims gestehen, waren die wenigen zwergischen Grafen die es gab, nicht überall unangefochten. In seiner eigenen Heimat, im Kosch, gab es gar eine eigene Bewegung, den Bund der Alttreuen, die es sich zum Ziel gesetzt hatten Graf Growin von Ferdok zu beerben. Das Haus Nadoret allen voran. Mögen sie alle in Ogerpisse ersaufen. Sein Bruder hatte nicht ganz unrecht, man durfte diesen Bestrebungen keine Handbreit nachgeben und die Ansprüche ihrer Rasse zur Not auch in Garetien, bei diesen ganzen Pudernasen und Hofschraten - oder wie wurden die noch gleich genannt? - verteidigen.

Ein Hornstoß erklang. Thorin hob den Kopf. Es kam Bewegung in das Lager der Verteidiger jenseits des kleinen Wäldchens. Ritter setzten ihre Helme auf. Metall blitze in der tiefstehenden Sonne des späten Nachmittags. Knappen führten Pferde heran. “Hoch mit euch”, brüllte der Zwerg und meinte damit die Söldner unter seinem Kommando. Die Krieger aus Ârxozim erhoben sich ebenfalls. “Armbrüste laden, hinter die Stellungen verschanzen und anlegen”, gellte der Befehl. Sie hatten ihre Position im lichten Wäldchen mit schräg stehenden, angespitzten Holzpfählen gesichert, über die die Rösser der Ritterschaft nicht hinwegsetzen konnten, ohne sich selbst aufzuspießen. Die langen Lanzen der schweren Reiterei allerdings stellten noch immer eine Bedrohung dar. “Wenn sie versuchen, zwischen den Linien durchzubrechen, zielt auf die Beine der Pferde und bringt die Reiter zu Fall”, brüllte Thorin. “Den Rest übernehmen die Spieße.” Und so begann es.



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Koenigreich Garetien.svg  
 Wappen Grafschaft Hartsteen.svg
 
Texte der Hauptreihe:
3. Tsa 1043 BF
Drakka!


Kapitel 2

Autor: Stefan S.