Benutzer:Bega/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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==Jadwiga von Gauternburg==
==Jadwiga von Gauternburg==


==OLwyn von Grabenau==
==[[Garetien:Olwyn von Grabenau|Olwyn von Grabenau]]==
 
 
 
{{Brief
|Adressat=Geliebter [[Garetien:Ulfwin von Fints|Ulfwin]],
 
|Text=wie sehr ich doch deine besonnenen und aufrechte Art hier vermisse. Es vergeht kein Tag an dem sich meine Gedanken und Sehnsüchte nicht um dich drehen. Hauptmann [[Garetien:Irberod von Leustein|Leustein]] hat uns nach dem glorreichen Sieg in der [[Chronik:Brückenschlacht beivon Salzkotten|Brückenschlacht bei Salzkotten]] befohlen die Umgebung zu plündern. Bei den Göttern, was haben wir gewütet, besonders der [[Garetien:Olwyn von Grabenau|Grabenau]] hat maßlos über die Strenge geschlagen. Der Leustein hat darüber aber nur schallend gelacht. Als die große Euphorie verflogen war, wurde mir richtig flau im Magen. War das wirklich rechtschaffen? Ich kenne deine Antwort, mein Liebster, du hast mich gewarnt - vor den Verlockungen des Kampfes, den Versprechungen von Hauptmann Leustein und von den Brandreden von Hochwürden [[Garetien:Gutfried von Weißenstein|Weißenstein]]. Du warst schon immer der Klügere von uns. Dennoch, ich musste in diesen Kampf ziehen. Meiner Ehre und meiner Schwerthand dürstete es nach Blut. Und ist das nicht das Recht unseres Standes und der Wille der Götter? So hat es der alte Grabenau gesagt, Leuenfried will es so, die Frau Rondra und ihr Sohn Kor wollen es auch.
 
Ich weiß was du jetzt sagen wirst. Ob mir die Schlachten in Tobrien gegen den Erzverräter Haffax nicht genug gewesen sind. Du weiß was wir beide Seite an Seite dort erlebt haben, welche Grauen wir dort überlebt haben. Sie verfolgen mich in den dunklen Nächten in meinen Träumen noch heute. Aber mein Schwert will seit dem keine Ruhe mehr finden und wie Balsam für meine geschundene Seele ist der Zweikampf. Nur die Kräfte miteinander messen, ohne dunkle Dämonen und Monstren. Jeder Schwertstreich in dieser Fehde vertriebt meine eigenen inneren Schatten und lassen mich freier werden, bis ich eines Tages wieder befreit und unbeschwert zu dir zurückkommen und in deinen Armen liegen kann. Ich weiß du verstehst mich, keiner kennt mich so wie du.
 
Ich hörte wir der Hauptmann mit dem Grabenau siegestrunken am Feier sprach. Wenn er erst wieder Baron von [[Garetien:Baronie Linara|Linara]] wird, dann macht er den Grabenau zum Junker. Wie so oft hattest du recht! Es geht um Macht und Einfluss. Wie mir scheint, bekämpft ein jeder seine eigenen Schatten.
 
Nur der Grabenau, der bekämpft gar nichts mehr. Sturzbetrunken ist er in der Nacht von der Brücke gefallen und ersoffen.
 
So schließt sich ein Kapitel im ewigen Buch der Toten. Ich kann es kaum erwarten dich wieder in meine Arme zu schließen.
 
|Absender=Dein dich liebender [[Garetien:Iriold von Nadlau|Iriold]]
 
[[Garetien:Dorf Salzkotten|Dorf Salzkotten]], 12. Peraine 1043 BF
}}


==Horgert von Altensberge==
==Horgert von Altensberge==

Version vom 23. Dezember 2020, 19:50 Uhr

Briefspiel in Waldstein

Ein neuer Herr

Ein neuer Herr - Briefspielreihe

Hochzeit in Waldstein

Hochzeit in Waldstein - Briefspielreihe

Die Spur der Bekenner

Die Spur der Bekenner - Briefspielreihe

Der Pakt der drei Witwen

Aus den Tiefen des Waldes

Düstere Schatten

Burg Zweifelfels, Baronie Zweiflingen, 5. Tag des Namenlosen auf den 1. Praios 1043 BF

Mit dem Schwert in der Hand schritt er über die blutgetränkte Erde. Er war kraftlos, ausgemergelt, voller Zweifel und Hoffnungslosigkeit. In der Ferne versank das Praiosmahl blutrot hinter endlosen, hoch getürmten Leichenbergen. Bäche voller Blut ergossen sich über das Land, welches er seine Heimat nannte. Die Schreie der Sterbenden verstummten, als der letzte Baum des Mittwaldes seine blutgetränkten Blätter abwarf. Stille.

Plötzlich erklang eine wohlbekannte Melodie. Erst kaum hörbar, dann wurde sie immer lauter. Eine Kinderstimme sang immer wieder die selbe Strophe, die jeder in Waldstein kannte:

'Werdomar, der Freund der Elfen, wird Dir aus der Drangsal helfen ... '

'Werdomar, der Freund der Elfen, wird Dir aus der Drangsal helfen ... '

'Werdomar, der Freund der Elfen, wird Dir aus der Drangsal helfen ... '

Ein Gefühl der längst vergessen geglaubten Hoffnung durchströmte ihn. War noch nicht alles verloren?

In der Ferne sah er eine Gestalt auf einem weißen Pferd. Eine liebliche Frauenstimme sprach zu ihm:

'Sanyasala thara'la, der Wald braucht dich feyiama. Das zerza hat Besitz von den telor genommen. Das nurdra des Landes wird schwächer. Folge deiner Bestimmung.'

Er erkannte die Stimme sofort, es war die seiner Gräfin Allechandriel Quellentanz.

'Mein nurdra schwindet, doch würde ich mein Leben für das Land geben.'

'Thara'la, dein mandra ist immer noch ungebrochen. Folge am Tage an dem sich das Zeichen der Erde Korgonds zum dritten Mal jährt dem Pfad der Meinen ins Herz des Waldes.'

'Eorla, lavar! Ich werden folgen!'

'Nurd'dhao, feyiama!'

Die Reiterin am Horizont verschwand und seine Umgebung begann zu verschwimmen.


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Schweißgebadet wachte Gisborn auf. Neben ihm schliefen friedlich seine Gemahlin Isida und sein Gefährte Iserion. Unruhige Zeiten würden auf das Herz des Reiches zukommen, da war er sich sicher. Die Gräfin hatte ihm seine Vision gesandt, nun war es an ihm zu handeln.


Autor: Bega

Familienbande

Burg Falkenwind, Baronie Falkenwind, Mitte Praios 1043 BF

Erschöpft aber zufrieden kehrte Baron Allerich von Falkenwind auf seine Burg zurück.

„War die Falkenjagd erfolgreich?“, erkundigte sich Ulmfried Sauerbinder, die gute Seele der Burg und väterlicher Freund des Barons.

„Das war sie, mein guter Ulmfried, das war sie! Auch wenn ich gegen meine liebe Schwester Celissa nicht die geringste Aussicht hatte mit meinem Können zu glänzen. Sie und ihr Sturmfalke sind eins. Daran gibt es nichts zu deuten.“ Der Baron blickte anerkennend zu seiner Schwester.

„Liebster Bruder, immerhin hast du dich besser geschlagen als unser Vetter Vallbart.“ Die Kronvögtin von Serrinmoor lächelte Vallbart neckisch an.

„Ich finde einfach nicht mehr genug Zeit für diese wundervolle Beschäftigung.“ Der Landvogt von Silz zuckte mit den Schultern.

Baron Allerich deutete ein Nicken an und Burgvogt Sauerbinder und die drei Ritter Rhena von Plöch, Grimmwulf von Hellrutsberge und Arngrimm von Waldtreuffelingen, die die Jagdgesellschaft komplettiert hatten, zogen sich zurück.

Der Baron genoss die Dreisamkeit mit seiner Schwester und seinem Vetter. Jetzt, da alle drei für Gräfin und Königin in Ämter und Würden waren, fanden diese Familienzusammenkünfte viel zu selten statt, wie Allerich empfand.

„Bruder, wie geht es Selfina?“, fragte Celissa mit Bedacht, wohl wissend, dass dies eine heikle Angelegenheit war.

„Sie bemüht sich redlich …“, Allerich stockte, „es ist sehr schwer für sie hier, mitten im Forst, so fern von ihrer Familie. Das Land ist hier fremd geblieben. Hinzu kommt noch die besondere Bürde die unsere geliebte Tochter zu tragen hat. Daher lebt sie sehr zurückgezogen.“

„Die ewige Bürde … gerade was unsere Familie betrifft nicht die leichteste.“ Vallbart seufzte.

„Vetter, du bist noch nicht mal verheiratet“, Celissa schaute belustigt und irritiert zugleich zu Vallbart.

„Ich fühle eben mit euch.“ Gab dieser mit einem Augenzwinkern zurück.

„Kommen wir zu einem ernsteren Thema.“ Allerichs Gesichtszüge verhärteten sich. „Wir drei haben die Visionen unsere Gräfin erhalten. Die Frage ist, wer noch?“

„Ich weiß aus sicheren Quellen, dass in Neerbusch und Linara ebenfalls Vorbereitungen getroffen werden, die darauf hindeuten“, antwortete Celissa.

„Der junge Baron auf dem Zweifelfels hat sie ebenfalls erhalten, da bin ich mir sicher.“

„Und der Rest? Schwanenbruch? Uslenried? Leihenbutt?“ Celissa schaute fragend in die Runde.

„Sehr unwahrscheinlich. Die folgen in erster Linie dem Seneschall. Die Gräfin wird sehr behutsam damit umgegangen sein wem sie Vertrauen schenkt … Als lavar, also als Hüterin des Waldes, wird sie sich nur an die laiama, die Freunde des Waldes gewandt haben.“ Vallbart klang nachdenklich.

„Wir als Hüter der Falkenwinder Lande werden zu unserer Gräfin stehen und ihr folgen wo auch immer sie uns hin führt. Nur sie kennt die Seele des Waldes.“ In Allerichs Stimme klang echte Bewunderung mit.


Autor. Bega

Aufbruch

Burg Zweifelfels, Baronie Zweiflingen, Praios 1043 BF

Es herrschte Aufbruchstimmung auf der uralten Stammfeste der Familie Zweifelfels. Baron Gisborn hatte sich entschlossen nur mit kleiner Bedeckung nach Silz zu reiten um seinen Visionen auf den Grund zu gehen.

„Meister Jondrean, sind alle Vorbereitungen getroffen?“ Mit wehenden Umhang schritt Baron Gisborn den langen Gang entlang. Dicht gefolgt von seinem Leibpagen Alarion.

„Ja, Herr.“ Der altere Mann war schon sichtlich außer Atem. „Obwohl der Hauptmann zu bedenken gibt, zumindest eine Hand voll Eurer Hausritter … .“

„Nein“, unterbrach der Baron seinen Kammerherren. „Iserion und zwei meiner Knappen werden mich begleiten. Mein treuer Freund Tybald wird mein Schwertarm sein.“

„Mit Verlaub, ist dieser nicht selber noch jung an Jahren und unerfahren im Kampfe?“

„Du meinst so wie ich? Tybald hat vergangenen Mond seine Schwertleihe erhalten. Er ist nun ein wahrhafter Waldsteiner Ritter. Ich möchte ihn bei dieser besonderen Angelegenheit um mich wissen.“

„Verzeiht, Herr, ich wollte nicht anmaßend klingen.“ Meister Jondrean verbeugte sich sich im Schnellschritt.

„Nichts für ungut, treuer Freund, ich bin mir sicher du wolltest nur mein Bestes.“


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Auf dem Burghof warteten die Knappen erwartungsvoll auf ihren Schwertvater, als dieser schließlich schnellen Schrittes aus dem Palas geschritten kam. Auch die anderen Reisegefährten des Barons und seine Gemahlin hatten sich hier versammelt.

„Tybald, Iserion, ich freue mich auf eure Begleitung.“ Der Baron schloss beide in seine Arme und wandte sich dann zu den Knappen. „Ich weiß, ich bin kaum Älter als ihr und dennoch folgt ihr mir loyal. Zwei von euch werde ich mit auf meine Reise nehmen.“ Er blickte in die Runde.

Rohaja, Esmer, Leuhelm und Theria blickten mit großen Augen zum Baron auf.

„Rohaja die Ungestüme und Esmer die Bedachte, ihre beide werdet mich begleiten. Leuhelm und Theria, euch beiden kommt derweil die Aufgabe zu meine liebe Frau Gemahlin mit eurem Leben zu beschützen! Auch das gehört zu den ritterlichen Aufgaben.“

Rohaja und Esmer wirkten überglücklich. Wirkten Leuhelm und Theria auch erst enttäuscht, waren es die wahrhaften Worte ihrer Schwertvaters die sie auf ihre Pflichten besannen.


Autor: Bega

Gedanken

Burg Leustein, Baronie Linara, 5. Namenloser auf den 1. Praios 1043 BF

Ein Weinen schreckte Tahlmare aus Ihren, von Alpträumen geprägten Schlaf. Aus dem Schlaf gerissen, blickte sie um sich. Das Weinen kam von ihrer Jüngsten. Bevor sie aufstand, um nach ihr zu sehen, warf sie einen Blick, auf die andere Seite des Bettes, das kalt und leer war. Seufzend stand sie auf, um zur Wiege zu gehen. Ein „Sensibar“ verriet ihr, dass die Kleine keinen Hunger hatte oder ein Windeltausch vonnöten war. Dann nahm sie das weinende Kind heraus und fing an, es in ihren Armen zu wiegen. Leise fing Tahlmare an, ein Kinderlied zu summen. Das zeigte Wirkung. Die Kleine wurde leiser, leiser und verstummte, um der Melodie zu lauschen. Tahlmare war aufgewühlt, vom dem was sie geträumt hatte. Das Lied, dass sie ihrer Tochter vorsummte, fing an, seine beruhigende Wirkung auch auf ihr sich auszudehnen. „Woher kannte sie das Lied?“ fragte sie sich im Gedanken. „Richtig, im Traum.“, gab sie sich selbst im Geiste die Antwort. Sie fing an ihre Gedanken zu ordnen, dass was sie im Traum gesehen und gehört hatte. Dann wurde sie von ihrer älteren Tochter unterbrochen „Mami, ich kann nicht schlafen“ verkündete sie in einem weinerlichen Ton und kam zu ihrer Mutter, um sich an ihr zu schmiegen. „Och Mäuschen…“ entgegnete sie ihrer älteren Tochter und unterbrach dabei das Singen. Das gefiel ihrer jüngeren Tochter nicht. Bevor es zu laut wurde, setzte Tahlmare das Summen des Kinderliedes fort. Sie nahm ihre ältere Tochter, die inzwischen fast im Stehen eingeschlafen war beiseite und schob sie in Richtung ihres Bettes. Schlafwandelnd legte sich ihre ältere Tochter ins Bett. Tahlmare folgte ihr, das Kleinkind haltend. Dann lagen alle drei im großen Bett, Platz genug war ja. Während sie zwischen ihren beiden Töchtern lag und das Lied weitersummte, dachte sie nach. Dann kam sie zu dem Schluss, dass es nur einen Weg gab…


Autor: Tahlmare

Linara folgt dem Ruf

Burg Leustein, Baronie Linara, Mitte Praios 1043 BF

Emsig verstaute Allessandrian die Reisesachen auf sein Pferd. Die Aufregung stand ihm ins Gesicht geschrieben, denn er durfte seine Herrin, Baronin Tahlmare von Linara, mit nach Silz begleiten. Schon bald würde er also leibhaftig vor der Gräfin stehen. Ein großer Moment im Leben des Knappen. Auch würde er im märchenhaften Elfenschloss seine elfische Urgroßmutter wiedersehen.

Lange schon beschäftigte sich Allessandrian mit dem elfischen Erbe seines Bluts. Er fühlte sich im Wald zuhause, empfand eine enge Verbundenheit zu den Kreaturen. Mitunter hatte er das Gefühl, die Tiere des Waldes würden ihn verstehen, wenn er mit ihnen redete. Sie standen ihm näher als die meisten Menschen. Daher hatte er so seine Schwierigkeiten auf Burg Leustein. Das Knappendasein lag ihm nicht. Dieses ewige mit dem Schwert rumgefuchtel war ihm zuwider. Dabei gab sich sein Schwertmeister Albin die größte Mühe Nachsicht mit dem Erben von Eibenhain walten zu lassen – auf Anordnung der Baronin. Doch es half nichts, viel lieber durchstreifte er mit seinem Gefährten Arik mit Bogen und Speer die Wälder. Bei den Gedanken an Arik begannen seine Augen zu glänzen. Sein fast gleichaltriger Stiefbruder war das komplette Gegenteil von ihm: Groß, muskulös, unterhaltsam, ein Ass mit dem Schwert und der Schwarm alle junger Mädchen und Jungen auf der Burg. Allessandrian hingegen war eher feingliedrig, nachdenklich und mied große Gesellschaften – außer Arik, mit ihm konnte er den ganzen Tag verbringen ohne dass dieser in störte. Vor einem Mond hatte Arik seinen Ritterschlag erhalten. Er war nun ein richtiger Ritter in den Diensten der Baronin.

Allessandrian wusste, dass er Linara nach Beendigung seiner Ausbildung verlassen würde. Mit Ausbildung war allerdings nicht sein Knappendasein gemeint. Dies war mehr oder weniger Fassade, denn eigentlich war er hier um von Tahl in den magischen Künsten geschult zu werden. Madas Macht war stark in ihm – wohl auch ein Erbe seines elfischen Blutes. Doch um dereinst selbst über Eibenhain herrschen zu können, musste dieses Geheimnis verborgen bleiben. Hier auf der Burg wussten neben Tahl nur Arik davon.

Das Tor zu den Stallungen knarrte und Arik schritt hinein.

„Simi, du packst schon? Kannst es wohl kaum erwarten, hä?“ Arik küsste seinen Gegenüber liebevoll auf die Stirn. „Mir geht es auch so. Es ist auch mein erstes Mal in Silz.“

„Mir geht es gut, ich bin nur eben gerne vorbereitet.“ Allessandrian vergrub sich in Ariks Oberkörper. „Die Frage ist vielmehr, wie geht es ihr?“

„Die Ereignisse während der Namenlose Tage haben ihre Spuren hinterlassen. Keine Ahnung was da los ist.“ Arik zuckte mit der Schulter.

„Hast du eine Ahnung wann der Baron wieder zurück sein wird?“

Arik schüttelte nur mit dem Kopf und fing an sein Pferd für die anstehende Reise fertig zu machen.


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Tahlmare überprüfte in ihren Räumen ihre Ausrüstung. Die Kinder spielten mit anderen Kindern auf der Burg. Ihr Hut, ihr Begleiter seit fast 70 Götterläufen machte den Eindruck, als wäre er gerade in einem Hutgeschäft erworben. Nun ja, nicht ganz. Dieser Hut hatte schon seine Gebrauchsspuren, war dank guter Pflege einwandfrei erhalten. Dann das Rapier, dass sie auf ihren Reisen dabeihatte. Sie schwang es ein paar Mal hin und her. Ein paar Kerzen mussten als Beweis dafür herhalten, dass es immer noch scharf war. Zufrieden blickte sie auf ihre Waffe. Dann betätigte sie einen verborgenden Schalter und plötzlich fuhr eine Klinge aus dem Griffende der Waffe, die dann einrastete. Zufrieden schob Tahlmare die Klinge zurück in den Griff. Ihre Vorbereitungen wurden unterbrochen als es an der Tür klopfte.

„Herein“ rief Tahl. „Ich habe ich schon erwartet.“

Nach dieser Aufforderung traten ein Ritter und ein Geweihter der Tsa ein.

„Sei gegrüßt, Kyles alter Freund“

„Hallo Tahl“, entgegnete Kyles.

Bevor der Ritter etwas sagen konnte, sprach Tahl ihn an: „Ich bleibe dabei, nur mein Knappe und ich! Sonst niemand.“

„Ich kann nicht umherkommen, und meine Bedenken äußern. Nimmt zumindest mich mit, alleine schon wegen der Ausbildung von Allessandrian“ argumentierte Albin.

„Jemand muss hierbleiben, der dafür sorgen kann, dass mir nicht schon wieder die Burg abhandenkommt. Ich habe keine Lust wieder heimlich in meine eigene Burg einsteigen zu müssen. Was die Ausbildung von Allessandrian angeht, ist jetzt an der Zeit ihm ein paar Kniffe mit dem Schwert zu zeigen, die nicht jeder unbedingt für ritterlich erachten wird.“ Mit diesen Worten rieb sich Tahl unwillkürlich eine Stelle, wo Randolph sie übel erwischt hatte. „Mehr noch, werde ich jetzt stärker seine anderen Talente schulen.“

Seufzend nahm Albin diese Entscheidung seiner Baronin hin.

Tahl wendete sich an Kyles: „Dir danke ich, dass deine Frau und du auf meine beiden Mäuschen aufpasst.“

„Das tun wir gerne“, entgegnete der Tsa-Geweihte.

„So, jetzt lasst mich zu Ende packen. Allessandrian und ich werden bald aufbrechen. Ich denke, wir werden erwartet. Wir sehen uns dann unten auf dem Burghof“, sprach Tahl und wendete sich wieder ihrem Rucksack und den nicht eingepackten Gegenständen zu.


Autoren: Bega, Tahlmare

Ein Ritt zu zweit

Auf der Reichsstraße östlich von Bitani, Baronie Linara, Mitte Praios 1043 BF

Allessandrian war sehr überrascht gewesen, als die Baronin verkündet hatte nur mit ihm nach Silz reisen zu wollen. Auch Arik wirkte mehr als nur enttäuscht, doch folgte er ohne ein Widerwort den Anordnungen seiner Herrin.

So ritten die beiden also schweigend, Seite an Seite, die Reichsstraße gen Hirschfurt entlang. Diese Momente der Zweisamkeit zwischen Knappe und Schwertmutter hat es so schon lange nicht mehr gegeben – besonders seit der Geburt der beiden Mädchen.

Nachdenklich schaute er zu der junggebliebenen Baronin hinüber. Er wusste nicht warum sie nach Silz ritten. Tahl hatte nur immer etwa von 'Die Gräfin hat gerufen' gefaselt. Mehr kam nicht über ihre Lippen. Allessandrian wusste auch, dass Tahl seit den Namenlosen Tagen nicht gut schlief. Wegen der Mädchen? Oder steckte da mehr dahinter?


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„Es ist manchmal schwer etwas in Worten zu erklären!“, unterbrach Tahl die Stille. „Deswegen bin ich auf deine gestellten und nicht gestellten Fragen nicht näher eingegangen. Wie du bereits gemerkt hast, reisen wir, ohne unsere Farben zu tragen, nur zu zweit. Ich hielt es für besser, unauffällig die Gräfin aufzusuchen. Das sind nicht die einzigen Gründe. Die Nachricht, die ich erhalten habe war…, aber dass wirst du beizeiten selbst sehen und dann für dich behalten solange die Gräfin nichts Anderes mitteilt.“

Leicht erschreckt über das plötzliche Ende der Stille, das ihn aus seinen Gedanken riss, reagierte Allessandrian zuerst nicht. Sein Blick ruhte auf seiner Schwertmutter und Lehrmeisterin.

„Wie werde ich das ungesehene selbst sehen, das unhörbare selber hören können?“

„Ich werde dir den Weg weisen, wie du durch Mandra jemanden etwas mitteilen kannst ohne Worte zu verwenden und dass über viele Meilen reicht, wenn du stark genug bist.“

Allessandrian hörte aufmerksam zu.

„Die Magier nennen es 'Elfen, Freunde hört den Ruf, den ich still im Geist erschuf.' Das kann man ziemlich wortwörtlich nehmen. Du vermittelst keine Worte, sondern Gedanken auf diesen Weg. Allerdings, wenn du eine Botschaft auf diese Weise überbringst, kann jeder, der diese Gabe beherrscht, diesen Ruf vernehmen, auch wenn er deiner Sprache nicht mächtig ist. Deswegen bin ich mit dir alleine gereist, denn solange du noch unerfahren mit dem Umgang bist, können deine Gedanken für jeden, der diese Gabe beherrscht eine offene Schriftrolle sein.“

Tahl holte kurz Luft und setzte fort „Die bessere Nennung wäre gewesen, 'Elfen, Freunde, Jeder, Feinde die es können, hört den Ruf, den ich still im Geist erschuf.' Ich kann dir dazu eine Geschichte erzählen, welche Folgen das haben kann, wenn man nicht daran denkt. Aber mach dir keine Sorgen. Wenn du diese Gabe besser beherrscht, wirst du in der Lage, nur denen deine Gedanken mitzuteilen, die du tatsächlich erreichen möchtest.“

„Und die, die kein Mandra haben?“ fragte Allessandrian

„Mit genügend Erfahrung wirst du in der Lage sein, auch jemanden deine Gedanken mitteilen, der über kein Mandra verfügt.“ beantwortete Tahl die Frage. Dann fuhr sie fort: „Wir werden am Abend uns einen abgelegenen Lagerplatz suchen, wo wir keinen stören und ich dir den Weg weisen werde.


Autoren: Bega, Tahlmare

Bilder

Abseits Reichsstraße östlich von Hirschfurt, Grenze Baronie Schwanenbruch, Mitte Praios 1043 BF, Am Abend


Weit außerhalb der Reichsstraße schlugen Allessandrian und Tahl ein Lager auf. Während Tahl den Lagerplatz herrichtete, ging Allessandrian auf die Jagd und kam nach einiger Zeit erfolgreich wieder zurück. Das Abendessen der beiden wahr gesichert. Nachdem die Beute ausgenommen über dem Lagerfeuer zubereitet wurde, fing Tahl mit ihrem Unterricht an.

Beide setzten sich bequem gegenüber hin. Dann forderte Tahl Allessandrian ihr seine Hand zu reichen, was er dann auch tat. Dann sangen die beiden 'diun i'dao sala mandra' und knüpften so ein Band. Dann erklärte Tahl Allessandrian „Lege jetzt deine andere Hand an deine Stirn, schließe deine Augen, konzentriere dich auf deine Worte und sing 'feya, ama visya'ray'. Dann teile mir etwas mit. Am besten, fang mit etwas Einfachen an.“

Allesandrian tat wie ihm geheißen, doch hatte er Schwierigkeiten einen klaren Gedanken zu fassen. Zu viel geistert durch seinen Kopf, zu viel wog schwer auf seiner Seele. Er vermisste seinen Vater und seine Geschwister – vor allem Tarya. Und dann war da noch Arik, sein großer Halt und Seelenfreund. Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.

Mit fester Stimme klang der elfische Gesang aus seinem Munde. Der Gedanke, der in den Klängen mitschwang war schlicht 'Tarya'.

Tahl lächelte, als sie von Allessandrian das Bild von seiner Schwester erhielt und die damit verbundenen Gefühle. Als Antwort sendete Tahl ein Bild von Tarya, wie sie gerade auf einer Lichtung Kräuter pflückte. Tahl wartete einen Moment, bis Allessandrian ihre Bilder auf sich wirken lassen konnte, dass erklärte sie: „Du hattest mir ein Bild deiner Schwester mitgeteilt. Ich hatte das als Frage aufgefasst, ob ich wisse, wo Tarya sei, ob es ihr gut geht. Bilder können mehr beinhalten, als Worte. Ich hatte dir als Antwort einen Ort gezeigt, wo sie sich nach meinen Erinnerungen befunden hatte. Das kann ich entweder durch eine eigene Erinnerung wiedergeben, dass ich sie dort gesehen hatte oder dass Tarya mir mitgeteilte, dass sie vorhatte auf einer Lichtung Kräuter zu pflücken und ich somit ein entsprechendes Bild forme, dass ich mitteile.“ Tahl holte Luft, bevor sie fortfuhr: „Wir werden das noch ein paar Mal üben. Dann zeige ich dir einmal, wie du vermeiden kannst, Bilder zu empfangen. Schließlich gilt auch für dich, dass du durch deine Kenntnis auch andere jetzt „hören“ kannst, wenn sie ohne einen bestimmten Empfänger etwas mitteilten und du es nicht mitbekommen möchtest. Dann, wie du nur Bestimmten Personen etwas mitteilst ohne dass andere etwas mitbekommen, seien sie in deinem Blickfeld oder auch nicht.

„Wie weit entfernt kann ich jemanden erreichen?“ fragte Allessandrian.

„Das hängt ab wie viel Übung man hatte und wie nahe einem die Person steht, der man etwas mitteilen möchte. Mit etwas Einstimmung könnte ich von hier aus jemanden auf Leustein erreichen.“, antwortete Tahl.

Allessandrian wirkte überrascht, damit hatte er nicht gerechnet.

„Du mit deiner Begabung,“ setzte Tahl fort, „kannst wahrscheinlich bald in kurzer Zeit auf die halbe Entfernung jemanden erreichen.“ Tahl überlegte kurz. „Es mag nicht für jede/jeden gelten, aber dir sollte es möglich sein, bald von beispielsweise Leustein aus, Nachrichten deiner Schwester zukommen zu lassen.“

Ein sanftes Lächeln umspielte die Mundwinkel des Jungen. Sein Herz fühlte sich nun nicht mehr so schwer an.

Autoren: Bega, Tahlmare

Meine Gedanken, deine Gedanken

Südlich von Silzstein, Grenze Gräflich Silz, Mitte Praios 1043 BF

„Wir machen hier kurz Rast“ verkündete Tahl und bedeutete ihrem Pferd stehen zu bleiben.

„Wieso?“ fragte Allessandrian. „Wir sind fast da. Sobald wir dieses Waldstück durchquert haben, können wir schon die Burg sehen.“

„Ich hatte dir versprochen, dir die Nachricht mitzuteilen, die ich erhalten habe“ begründete Tahl ihre Rast. „Wenn du sie noch wissen möchtest. Denn...“ Tahl suchte nach den passenden Worten, „die Nachricht ist auf dem ersten, vielleicht auch zweiten Blick nicht ganz klar. Und sie ist, sagen wir, leicht verstörend.“

„Ich möchte es dennoch wissen, was dir die Gräfin mitgeteilt hat“ erwiderte Allessandrian.

„Nun gut.“ erwiderte Tahl. „Mache die auf etwas gefasst. Ich hatte nicht das Privileg der Vorwarnung gehabt. Bereit?“

„Bereit!“

Tahl berührte Allessandrian an der Schulter und sendete ihm die Bilder.

Hoch konzentriert ließ der Jüngling die Bilder auf sich einwirken. Doch seine anfangs entspannten Gesichtszüge verhärteten sich, sein Ausdruck sprach nun von puren Entsetzen. Die Eindrücke der Bilder gruben sich tief in seinen Verstand.

Als die Bilderflut abebbte, riss Allessandrian seine Augen auf. Tränen liefen seine Wangen herunter.

„Alles gut?“, fragte Tahl vorsichtig und etwas in Sorge.

„Ja, ich denke schon“, antwortete der Schüler seiner Lehrmeisterin stockend. „Die Bilder … sie waren so klar … so real. Und dann das Lied … ich kenne es aus meinen Kindertagen. Meine Uhrgroßmutter hat es mir immer vorgesungen.“


Autoren: Bega, Tahlmare

Ankunft in Silz

Burg Silz, Gräflich Silz, Mitte Praios 1043 BF

Gemächlich ritt Edorian mit den anderen Neerbuschern in den Burghof ein. Es war ein gutes Gefühl wieder hier zu sein. Es war ein Leichtes für ihn gewesen Leomar davon zu überzeugen ihm die Führung der Delegation aus Neerbusch zu übertragen, denn kaum einer in Neerbusch kannte den Wald besser als er – und Ealdur von Siandes, den der Kronvogt ebenfalls auf Empfehlung Edorians mitschickte. Zur Bedeckung waren dann noch die Ritter Gunwald von Mistelhain und Lubomir von Zweifelfels mit von der Partie.

Edorian wusste von den Visionen die Leomar in den Namenlosen Tagen anheimfielen – denn er hatte sie auch gesehen. Offenbar wollte die Gräfin auch ihn zu sich rufen. Leomar erzählte er davon freilich nichts – der Stolz des Kronvogts hätte sonst Schaden genommen. Doch verschlimmerte sich der Zustand von Edorians Lehnsherren auch über die Namenlosen Tage hinaus, so das sich dieser außer Stande sah, selber nach Silz zu reisen.

Auf dem Burghof hatten die hier stationierten Waldsteiner Pikeniere Aufstellung genommen und Edorian begann über das ganze Gesicht zu strahlen, als er den Kommandanten der Garde gewahr wurde.

„Na was sehen meine Augen, Alarion, mein liebster Vetter!“ Edorian saß ab und schritt auf den großgewachsenen Mann um die 30 zu und umarmte ihn herzlich.

„Edorian, du hier?“ Alarion wirkte sehr überrascht und leicht verwirrt. „Aber schön dich zu sehen!“

Alarion gab seiner Stellvertreterin Tanit von Alka zu verstehen, den Appell fortzuführen, was diese mit einem knappen Nicken quittierte.

„Ich wurde gerufen, also bin ich hier.“ Edorian lächelte bedeutungsschwanger. „Und du bist mit deiner Garde unser Empfangskomitee?“

„Nicht ganz, mein Lieber.“ Alarion nahm Edorian etwas zur Seite und dämpfte seine Stimme. „Wir wurden abkommandiert … die gesamte Garde … nach Rabenfels. Wie es heißt ist die Gräfin sehr besorgt über die Ereignisse bei unseren Nachbarn.“

„Ah diese verfluchte Eskalation zwischen Hartsteen und Luring.“ Edorian verdrehte die Augen.

„Ganz recht“, Alarion nickte mit dem Kopf, „und meine Aufgabe wird es nun sein den Wald vor dieser namenlosen Fehde zu schützen.“

„Mögen die Mächte des Waldes mit dir sein, bester Vetter. Ich weiß, du wirst dem Land und unserer Gräfin alle Ehre machen.“

Alarion nickte und verabschiedete sich mit einer herzlichen Umarmung von seinem Vetter.

Edorian Gedanken überschlugen sich. Waldsteiner Truppenbewegungen, der Ruf der Gräfin nach Silz. Hier war etwas sehr Großes im Gange.

Lautes Hufgetrappel riss ihn aus seinen Gedankenspiel. Hoch zu Ross trabten drei Frauen durch das Burgtor, gefolgt von einem Jüngling. Es waren die Osenbrücker Amazonen, wie Baronin Selindra und ihre beiden Begleiterinnen Finyara und Arva ehrfürchtig genannte wurden. Der Jüngling war Selindras Knappe Rowan. Mit regungsloser Miene ließen die drei Frauen ihre Blicke über den Burghof schweifen. Vor dem Palas schien sie gefunden zu haben was sie suchten. Es war Edorian als habe er auf dem Antlitz der Baron kurz einen Anflug eines Lächeln erblickt, als diese geradewegs auf Kronvögtin Celissa von Falkenwind zuritt.

Doch etwas lenkte Edorian noch mehr ab als sie Osenbrücker Amazonen – es war der Anblick seines Sohnes der gerade mit Baronin Tahlmare von Linara durch das Burgtor geritten kam.


Autor: Bega

Visionen des Landes

An den heiligen Tagen,

an denen das Land Korgond offenbart,
werden vier mal acht tapfere Streiter es wagen
das Ringen um das Land auszutragen

Blutrot dräut Forst und See
doch, Streiter des Waldes, kennt keine Weh
aus den Tiefen der Zeit beschwören

hat das Land zu Erlösung auserkoren


Vision von Gräfin Allechandriel Quellentanz am 'Tag des Aufbäumens der heiligen Erde', dem dritten Jahrestage von Korgonds Offenbarung des Elements Humus. Burg Silz, 20.1.1043 BF.

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"Lavar, Hüterin des Waldes, so ist es nun offenbart, unser Weg nunmehr vorgeschrieben." Vallbart von Falkenwind blickte mit ernster Miene zu seiner Gräfin rüber, die an den obersten Zinnen des Rosenturms stand und über die unendlich grünen Weiten des Reichsforsts blickte.

"Laiama, Freund des Waldes, verzag nicht, denn das Land wird seinen Kreaturen beistehen. Das mandra der thar'a'la, der Streiter des Waldes, ist stark." Gräfin Allechandriels Worte waren voller Zuversicht.

"Nicht alle werden Euch auf diesen Weg folgen", gab Vallbart zu bedenken.

"Das wird auch nicht nötig sein, talaiama, mein Menschenfreund. Damit das Land gedeihen kann, müssen sich nurdra und zerza offenbaren, damit die faulen Wurzeln, die unser Land vergiften, vergehen können."

"Die Treuen des Waldes stehen bereit und warten auf Euer Zeichen. Sie werden Euch folgen - bis in den Tod wenn nötig."

"Das Land wird an den heiligen Tagen von Korgonds Offenbarung zu mir sprechen. Die thar'a'la sollen bereit stehen."

"Das werden sie! Doch das Ringen von nurdra und zerza droht unser Land zu zerreißen, lavar. Viele Eurer Gefolgsleute, besonders aus dem Süden, sind blind und taub, sie können das Land nicht sehen und seine Stimme nicht hören. "

"Es wird unser Land zerreißen, laiama, doch stärker geeint werden wir aus der blutgetränkten Erde wieder auferstehen und das Land wird gedeihen."

"Viele Unschuldige werden sterben." In Vallbart Stimme klang Unbehagen mit.

"In den Zeiten des Blutes ist keiner unschuldig, mein Menschenfreind!" Sprachen die Worte Allechandriels doch von ihrer elfischen Weltsicht auf die Dinge, so stand ihn ihrem Blick unendliche Güte geschrieben. Ein für Vallbart schwer zu vereinbarender Gegensatz. Dennoch hatte die Gräfin in seinen Augen recht.


Autor: Bega

Rat der Treuen

Burg Silz, Grafschaft Waldstein, 20. Praios 1042 BF:

Allessandrian folgte seiner Knappenmutter in den Burggarten, der so gar nicht wie einer eines herrschaftlichen Schlosses aussah. Vielmehr hatte er das Gefühl auf einmal an einem verwunschenen Ort zu sein. Wild wuchernd bahnten sich die Pflanzen ihren Weg und doch schien eine unsichtbare Hand sie zu leiten. Bäume und Büsche bildeten überdachte Gänge, die in allen erdenklichen Farben Blüten trugen. Natürlich gewachsene Bänke und Tische luden zum verweilen ein. An einem steinernen Brunnen plätscherte das kühle Nass aus vier Füllhörnern. Die Staue inmitten des Brunnens zeigte eine elfisch aussehende Frau, deren Augen verbunden waren. Dutzende Vögel labten sich am frischen Wasser und erfüllten die mittägliche Wärme mit einem vielstimmigen Gezwitscher. Staunend blickte sich Allessandrian um.

Unter einem großen Walnussbaum hatten sich bereits die anderen Gerufenen versammelt, darunter die Barone von Falkenwind, Osenbrück und Zweiflingen samt Gefolge. Auch Serrinmoor und Neerbusch waren vertreten. Allessandrian hatte sich sehr auf seinen Vater gefreut, der mit den übrigen Neerbuschern angereist war, doch für viel mehr als eine innige Umarmung hatten sie noch nicht die Zeit gehabt.

Plötzlich stupste Allessandrian jemand von der Seite an.

"Wusstest du, dass dieser Walnussbaum das ganze Jahr Früchte trägt? Er ist besonders bei den Eichhörnchen sehr beliebt."

Große, bernsteinfarbenen Augen blickten Allessandrian freundlich an. Sie gehörten einen ungefähr gleichaltrigen Mädchen.

"Ehm ... das wusste ich nicht", antwortete er etwas unbeholfen.

"Ich bin Yendara, ich diene dem Landvogt von Silz als Knappin."

"Freut mich. Ich bin Allessandrian, ich diene ... ."

"Der Baronin von Linara, ich weiß." Yendara lächelte.

"Aber woher ... ."

"Ich das weiß?", unterbrach ihn das Mädchen keck. "Ich weiß es eben."

"Viele haben den Ruf der Gräfin vernommen und sind nun hier." Allessandrian versuchte mit einem Themenwechsel seiner Verwunderung darüber zu überspielen, warum die Knappin des Silzer Landvogts ihn kannte.

"Vielmehr ist doch interessant wen die Gräfin NICHT gerufen hat." Yendara lächelte verschmitzt.

Beide richteten ihre Aufmerksamkeit auf drei Personen die den Kreis betraten. Es war Gräfin Allechandriel Quellentanz, die von Landvogt Vallbart von Falkenwind und Burgvögtin Mayana Schwalbenflug begleitet wurde.

Allessandrian war schier überwältigt von der Erscheinung der mysteriösen Elfengräfin. Sie war großgewachsen und trug ihre vollen, goldblonden Haare nur durch ein mit Federn geschmücktes Stirnband gebändigt. Ihre warmherzigen, bernsteinfarbenden Augen ruhten einen Augenblick auf den Jungen, was sein Herz unverzüglich höher schlagen ließ, bis die alterslos erscheinende Herrin des Landes ihre liebliche Stimme erhob.

"Sanyasala, laiama! Ich heiße euch willkommen, Freunde des Waldes! Die namenlose Finsternis hat uns einen Blick in die Zukunft unseres Landes offenbart in der das mandrala, die Seelenkraft des Waldes, vom alles vernichtenden zerza aufgezehrt wird.

Ich habe euch, laiama, am dritten Jahrestage des Korgonder Zeichens der heiligen Erde, als das Land sich gegen die Schergen des Erzverderbers erhob, zu mir gerufen, um das nurdrala, die Lebenskraft des Waldes zu schützen.

Blutrot färbt sich das dao, das Sein, in den finsteren Visionen, doch es gibt Hoffnung. Diese ist in den Wurzeln unseres Landes, in unseren Wurzeln zu finden. Jeder telor, jeder Mensch kennt das Lied von Werdomar Elfenfreund, der Frieden überall dorthin brachte, wohin er ging.

Ich berufe hiermit all jene, die dem Wald und der Au im Bunde dienen zu mir um Rat zu halten! Eorla! Es soll sein!"


Autor: Bega

Werdomar Elfenfreund

Burg Silz, Grafschaft Waldstein, 20. Praios 1043 BF:

Allessandrian ließ sich auf eine der natürlich gewachsenen Bänke nieder und schaute den Eichhörnchen zu, wie sie durch den verwunschenen Burggarten tollten. Welch sonderbarer Ort dies doch war. Wohin er seinen aufmerksamen Blick auch wendete, überall gab es Details zu entdecken, die den Knappen ins Staunen brachten. So gab es Pflanzen, die ihre Blüten zum Betrachter reckten, sobald ein Lebewesen in der Nähe war. Eine Trauerweide nicht weit von ihm, ließ ihre Zweige auch bei vollkommener Windstille durch die Luft tänzeln. Auch meinte er, aus ihrer Borke ein leises Seufzen zu hören. Die unzähligen Vögel schienen darüber zu wetteifern, wer die schönste Melodie anstimmte. Die fantastischen Neuartigkeiten die es zu erfahren gab, schreckten ihn nicht etwa ab, sondern faszinierten ihn. Er fühlte sich mit den Kreaturen und Pflanzen hier verbunden.

So war es mal wieder Yendaras Stimme, die ihn aus seiner ihm sehr geschätzten inneren Ruhe holte.

"Na Linara, kannst dich ja gar nicht vom Burggarten trennen." Ein vielsagendes Lächeln umspielte den Mund der jungen Knappin.

"Ich ziehe eben die Gesellschaft von Pflanzen und Tieren vor", entgegnete Allessandrian ohne bewusst einen gewissen Unterton mitschwingen zu lassen, den Yendara aber sehr wohl wahrzunehmen glaubte.

"Autsch, dann verzeih mir bitte, denn ich bin keins der Eichhörnchen." Yendara grinste breit und wandte sich zum Gehen.

"Nein, ist schon in Ordnung, setz dich ruhig." Allessandrian deutete auf den freien Platz neben ihn.

"Na, da habe ich ja noch mal Glück gehabt." Yendara knuffte ihn mit dem Ellenbogen leicht in die Seite.

"Was hälst du von der großen Queste unserer Gräfin?", wollte Allessandrian wissen.

"Sie ist die lavar, die Hüterin des Waldes. Keiner kennt den Midwald so wie sie, daher vertraue ich ihr voll und ganz. Dennoch ist es ein Wagnis."

"Werdomar Elfenfreund ... welches Kind aus Waldstein wurde nicht mit seinem Lied in den Schlaf gesungen ... ich dachte immer, es wäre nur ein Märchen, aber jetzt ... ." Allessandrian stockte.

"Jetzt sind wir Teil des Märchens und können so dem Wald dienen." Yendaras Stimme überschlug sich fast vor Enthusiasmus. So viele Kreaturen verschwinden auf nimmer wiedersehen in den Forst, aber wenn unsere Gräfin sagt, dass die glaubt Werdomar Elfenfreund wieder in unsere Welt zu rufen, dann glaube ich ihr. Du kennst doch die alten Erzählungen genau so wie ich."

"Ja, er war Graf von Waldstein, hatte ein besonders einnehmendes Wesen und ein Gespür für die Natur und das Leben, so dass er sich mit einigen Elfensippen anfreundete und häufig bei ihnen weilte - manchmal mondelang. Überall wo er auftausche war er von einer Aura des Friedens und der Harmonie umgeben. Niemand wagte sein Schwert gegen ihn zu erheben. Im hohen Alter, obwohl noch jung und agil wirkend, verschwand er mit seinen Getreuen im Forst. Die alten Sagen behaupten, er sei in einem Feenreich und würde zurückkehren, um den Leuten Waldsteins in ihrer Not zu helfen."

"Ja, die vorhergesagten blutigen Zeiten haben bereits begonnen und die Gräfin sieht nun die Zeit gekommen, Werdomar aus dem Feenreich zu rufen, dami er wieder Frieden über unsere Grafschaft und dem Königreich bringen kann."

"Und wir wurden auserkoren die benötigten Artefakte zu finden ... wie sollen wir das schaffen?" Allessandrian runzelte die Stirn. Das war so ein Moment, da vermisste er Arik um so mehr. Er hätte gewusst was zu tun wäre.

"Nur Mut, der Wald ist mit uns, junger laima!"


Autor: Bega

Zeit zu Handeln

Hirschfurter Grafenpalas, Grafschaft Waldstein, Praios 1043 BF:

"Und wenn ich Euchs doch sage", pustete der alternde Hofkaplan Gutfried von Weißenstein sichtlich verärgert raus, "das Elfenbalg hat eine Handvoll Barone und andere Waldtänzer zu einem geheimen Treffen nach Silz geladen."

Coswin von Streitzig hatte sich die langen Schimpftriaden eher teilnahmslos angehört, gehörte es doch zur Natur des Hofkaplans gegen die Elfe auf dem Grafenthron zu stänkern, doch ein Detail hatte ihn hellhörig werden lassen.

"Hochwürden, Ihr sagtet zu Beginn Eurer ausschweifenden Einlassung etwas über eine Aborderung der Waldsteiner Pikeniere ... ." Es war ein verzweifelter Versuch des Seneschalls den aufgebrachten Praioten zumindest etwas zu fokussieren.

"Ja, das sagte ich doch bereits, die drei auf Burg Silz stationierten Lanzen wurden nach Rabenfels verlegt. Da steckt dieser Waldschrat Vallbart dahinter, da bin ich mir sicher. Der hat uns schon die Besetzung des Kämmerer-Postens versaut."

"In einem muss ich Euch recht geben, Hochwürden, der Falkenwinder versucht seit einiger Zeit in der Waldsteiner Politik mit zu mischen. Mir kommt es vor als bilde er sich ein MEIN Amt zu bekleiden." Nun war es der Seneschall der sich in Rage redete.

"Nun, seit etwa dem Tod von Baron Wulf agiert der Silzer Waldschrat zunehmend querulent", pflichtete der Hofkaplan dem Seneschall bei. "Wahrlich ein Ärgernis, gibt er doch so diesen Waldtänzern Auftrieb."

"Ja, Vallbart wird zum Problem ... ." Coswin zog eine Augenbraue hoch und dachte nach.

"Und was machen wir gegen dieses Treffen der Waldtänzer in Silz?" Der Praiot war immer noch außer sich vor Wut.

"Gar nichts, Hochwürden!"

"Aber ich verstehe nicht ... ." Gutfried von Weißenstein wollte gerade eine Sturm der Entrüstung entfachen, wurde aber sogleich vom Seneschall gestoppt.

"Hochwürden, haltet ein! Sollen sich diese Waldspinner doch treffen und Bäume umarmen. Das kann uns nur recht sein. Unsere beiden Nachbarn Hartsteen und Reichsforst haben sich nach den blutigen Ereignissen in Luring die Fehde erklärt. Das vom Jahresorakel verkündete Blutige Jahr hat begonnen und ich habe nicht vor nur zuzusehen, während andere das Spiel der Macht spielen. Vertraut mir, während die Elfenspinner um Bäume tanzen, werden wir handeln. Und jetzt entschuldigt mich m´bitte, denn ich muss ... handeln!"

Mit diesen Worten schob der Seneschall den verwirrt drein schauenden Hofkaplan vor die Tür.

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Wenige Augenblicke nach dem der Praiot gegangen wurde, öffnete sich eine Geheimtür im Arbeitszimmer des Seneschalls und sein Sohn Leomar stolzierte herein.

"Was hast du vor, Vater?"

"Die Fehde ist unsere große Möglichkeit. Schicke Radewin und Tanit eine geheime Botschaft, es kann losgehen. Die Verlegung der Silzer Lanzen nach Rabenfels ist ein Geschenk."

"Du willst, dass die uns loyalen Offiziere den Oberbefehlt über die Grafengarde übernehmen?"

"Sehr wohl, wir müssen vorbereitet sein, sollte die Fehde Waldstein erreichen und das wird sie." Coswin fasste sich an die Stirn und grübelte. "Wir müssen Growin dazu bringen das Walsteiner Ritterbanner einzuberufen ... und du, Leomar, wirst unverzüglich zu Corian aufbrechen."

"Sehr wohl, Vater!"


Autor: Bega

Überrumpelt

Burg Rabenfels, Baronie Leihenbutt, Efferd 1043 BF:

Seit einigen Wochen schon waren die Waldsteiner Pikeniere auf der schwarzen Feste Rabenfels an der südöstlichen Grenze zur Grafschaft Reichsforst stationiert. Die ausufernden Fehdehandlungen der Nachbarprovinzen führten bei Hauptfrau Lorinte von Zweifelfels zu dem Schluss, dass es ratsam war, die Grenzen Waldsteins sichern. So befahl sie den Abmarsch der 3., 4. und 5 Lanze aus Silz. Unter ihren Kommandanten Leutnant Alarion von Feenwasser wurde alle drei Lazzen nach Rabenfels abkommandiert. Die strategisch bedeutsame Feste galt vorher als chronisch unterbesetzt.

Hauptfrau Zweifelfels hatte sich nun ebenfalls in Rabensfels angekündigt, um sich über die neusten Ereignisse aus den Nachbargrafschaften zu informieren. Neben Leutnant Feenwasser waren noch dessen Stellvertreterin Tanit von Alka, sowie die drei Lanzenführerinnen Firnja von Breitefurten, Jendrike von Persau und Gesta von Breitenbach anwesend.

„ … Kaisermärker und Reichsforster Truppen sind tief ins östliche Reichsforste eingefallen“, referierte Leutnant Feenwasser stoisch, „während Truppen aus dem Schlund mit Kaisermärker Hilfe den Süden Hartsteens verheerten. Der Reichsforster Feldzug 'durch den Wald' ins nördliche Hartsteen war ein voller Erfolg, die südliche Route kam dagegen bereits vor der Stadt Bärenau zum stehen.“

„Durch den Wald?“ Hauptfrau Zweifelfels stutzte ob der besonderen Betonung des Leutnants.

„Jawohl, Reichsforster Verbände haben den Überraschungsmoment genutzt und sind in Aldenried eingefallen.“

„Dann sind die Reichsforster Verbände unbehelligt durch Waldstein gezogen um in Hartsteen einzufallen?“ Die Stimme der Hauptfrau bebte merklich.

„Ganz recht!“, bestätigte die stellvertretende Leutnantin Alka die Annahme der Hauptfrau.

„Wie ist das möglich?“ Polternd donnerte die Faust der Zweifelfels auf den hölzernen Tisch.

„Entweder die Reichsforster haben eigenmächtig gehandelt, oder aber es gab Absprachen mit dem Obristen“, sprach Leutnant Feenwasser.

„Sollte es Absprachen gegeben haben wurde ich nicht einbezogen!“, stellte Hauptfrau Zweifelfels mit grollender Stimme klar. Flüchtige Blicke wechselten zwischen der Alka und den Weibeln Persau und Breitenbach hin und her, während Weibel Breitefurten überrascht dreinblickte.

„Ich ebenfalls nicht, Hauptfrau“, entgegnete Leutnant Feenwasser, „Weibel Breitefurten und ihre Lanze patrouillierten entlang der Eupel, während Weibel Breitenbach die Wulfshöhen im Auge behielt. Weibel Persau kontrollierte die Grenze zu Uslenried.“

„Wie bei den Niederhöllen, konnten die Reichsforster Verbände unbemerkt an uns vor gekommen sein?“ Die Stimme der Hauptfrau wurde immer grimmiger.

„Sind sie nicht, Hauptfrau.“ Die Stimme der stellvertretenden Leutnantin Alka wirkte etwas zu schnippisch.

„So, Alka, Ihr wisst also mehr, dann klärt uns auf?“, befahl die Hauptfrau mit misstrauischen Unterton.

„Ich habe den Durchmarsch der Reichsforster sehr wohl mitbekommen, hatte aber den Befehl dies nicht weiter zuleiten.“

„Und wer bitte gab Euch diesen Befehl?“ Die Stimme der Hauptfrau grollte ihrer Untergebenen wir ein Donnersturm entgegen.

„Von mir!“ Die Tür des Besprechungsraum flog auf und Leutnant Radewin von Hellrutsberge stand mit einem Dutzend weiteren Bewaffneten vor der verdutzten Hauptfrau. „Hauptfrau Zweifelfels, hiermit seit Ihr Eures Kommandos enthoben – das gilt natürlich auch für Euren Schoßhündchen Feenwasser. Werft Feenwasser in die dunkelste Kerkerzelle die diese Feste zu bieten hat. Der Zweifelfels nehme ich mich persönlich an.“ Sein düsteres Grinsen ließ nichts gutes vermuten.

Mit einem Male sprang Firnja von Breitefurten auf und stürzte sich auf Hellrutsberge zu. „Wie könnt Ihr … .“ Doch die Weibel kam nicht weit. Blutröchelnd lag sie am Boden, nachdem ein gezielter Schwerthieb der Persau sie niederstreckte.

„Schafft die weg!“, befahl Hellrutsberge mit Blick auf die am Boden liegende Gardistin. Nunmehr richtete der Leutnant seine Aufmerksamkeit auf Hauptfrau.


Autor. Bega

Göttliche Ruhe vor dem Sturm

Waldsteiner Grafenhof, Gut Grafenruh, Efferd 1043 BF:

„Sehr gut, mein lieber Lechmar, du hast dem Götterfürsten einen großen Dienst erwiesen.“ Hochwürden Gutfried von Weißenstein sah äußerst zufrieden aus, während er mit dem Custos Lumini des Weißensteiner Praios-Tempels durch den weitläufigen Park des gräflichen Anwesens flanierte. Der weitere Begleiter war Landvogt Rondred von Derrelsbach. „Das wuchernde Geschwür dieser Ketzer haben wir mit Praios reinigenden Feuer ein für allemal aus geräuchert.“

„Sehr wohl, der Weißensteiner Tempel ist nun wieder rein vor Praois Antlitz“, nickte Lechmar von Weißenstein ergeben.

„Wir dürfen diesen niederhöllischen Ketzern, Hexen und Elfenbälgern nicht erlauben Praios zu spotten.“ Der Hofkaplan begann sich in seine alte bekannte Rage zu reden. Von Mada verfluchte Kreaturen waren ihm Gräuel.

Die beiden Herren nickten abermals.

„Wenn wir schon von den Elfenbälgern sprechen … .“ Der Derrelsbacher deutete in Richtung des Brunnens.

„Bei Praios, da sind sie vereint, nur um wieder eine Abscheulichkeit auszuhecken. Gehrendieck, Quellgrund und der elende Feenwasser. Pah!“ Der Hofkaplan schlug ein Praioszeichen vor seiner Brust.

„Wenn in Waldstein die Herrschaft wieder vollends nach dem Willen des Götterfürsten hergestellt ist, müssen wir uns um solcherlei Auswüchse am Hofe keine mehr Sorgen machen.“ Die Stimme des Custos Lumini klang viel zu weich für das Gesagte.

„Von Mada verfluchte Kreaturen gehören nicht an einen Adelshof und schon gar nicht auf einen Thron!“ Die Anspielung des Hofkaplans auf die elfische Gräfin war unüberhörbar. Für den Prälaten der Praios-Kirche war der Umstand, dass eine Elfe, also ein Magie wirkendes Wesen, auf dem Waldsteiner Grafenthron saß, ein tief sitzender Schmerz in seinem Herzen und ein Frevel vor Praios. Das sich nun im Umfeld der Elfengräfin andere anschickten, um ihrerseits Macht und Einfluss zu erlangen, galt es in seinen Augen mit allen Mitteln zu unterbinden.

Der Hofkaplan wollte soeben mit seiner Gift spritzenden Triade fortfahren, als zwei Männer mittleren Alters auf die drei Herren zusteuerten.

„Ah mein lieber Großneffe, Praios zum Gruß, Streitzig, der Götterfürst ist mit Euch!“ Die Begrüßung von Arlt von Weißenstein und Leomar von Streitzig viel fast schon überschwänglich freundlich aus. Mit Blick auf seine Begleiter fügte der Hofkaplan auf überkandidelter Weise hinzu: „Meine Herren, mein Lieblingsgroßneffe verlangt nach mir. Möge Praios stets mit euch sein!“

Die beiden Herren nickten untergeben und entfernten sich.

„So, Großneffe, rede!“, befahl der Hofkaplan.

„Ich komme gerade aus Linara. Der Leustein dankt für Euren Segen und lässt mitteilen, Praios Wort ist im Gesetz.“

„Wunderbar, auf den alten Irberod ist natürlich Verlass.“ Ein hämischen Grinsen huschte über das verlebte Gesicht des Prälaten der Praios-Kirche. „Streitzig, was habt Ihr zu berichten?“

„Das Elfenbalg und die Zweifelfels wurden aus ihren Ämtern entfernt und festgesetzt!“ Der Sohn des des Waldsteiner Seneschalls flüsterte beinahe.

„Gute Arbeit in Praios Namen. Dann kann ich mich ja nun zu meiner mittäglichen Ruhe begeben.“

Die beiden jungen Männer nickten und entfernten sich.


Autor: Bega

Das Blut der Diener

Das Blut der Diener - Briefspielreihe

Verrat

Irgendwo in der Goldenen Au, Rondra 1043 BF:

Rußig brennende Fackeln tauchten das achteckige Gewölbe in ein schummriges Licht. Im Zentrum blitze eine golden glitzernde, achtzackige Einlassung im Boden im Fackelschein immer wieder auf. In dessen Mitte erhob sich ein pechschwarzer Altar. In Lettern aus Zwercher Silber stand geschrieben:

Alle Macht geht vom Herzen des Landes aus – Garetia Superior

Die Wand hinter dem Altar zeigte acht Ritter die vor dem Altar der gerechten Herrschaft zu Korgond feierlich den Bund beschwören. Auf der Wand gegenüber war als Relief eine Landkarte Großgartiens dargestellt – zu Zeiten der größten Ausdehnung des Königreiches während der Eslamiden. Die noch freien Wände sollten einmal die sechs Zeichen Korgonds zieren, waren aber noch unvollendet.

An sieben der acht goldenen Sternzacken standen andächtig schwarz berobte Personen; die weiten Kapuzen tief in ihre Gesichter gezogen. Ein Platz blieb leer.

Der Visionär breitete sein Arme aus, sein Blick richtete sich nach oben. Die bläulich schimmernden Adern auf seinem Gesicht schienen im Fackelschein wild zu tanzen.

„Für das unteilbare Land haben wir den Weg des jungen Fuchses mit Blut geebnet, doch einer der unsrigen hat uns und das Land hintergangen.“

„Er hat sich abgewandt von unseren heiligen Prinzipien.“ Die Frauenstimme wirkte kalt und emotionslos.

„Er hat unsere heilige Aufgabe verraten!“ Die Stimme einer weiteren Frau klang voller Wut.

„Er hat sich in den Verlockungen des Namenlosen verloren.“ In der festen Stimme des Mannes schwang Bedauern mit.

„Er hat sich mit einem großen Knall vom Dererund verabschiedet, stilecht, ein echter Helburger.“ Der kichernd frohlockende Unterton schien fehl am Platze.

„Unser Bruder Malepartus, das Blut der Entschlossenheit, ist den purpurnen Horden anheimgefallen, doch unser Blut konnte er nicht vergiften, nur schwächen. Unsere Acht-Heiligkeit ist unvollständig. Doch werden wir schon bald wieder vollkommen sein.“ Die Stimme des Visionärs klang fest und klar.

„Das Land verfällt in namenloses Chaos. Die sterbende Leunin ist schwach und die Herrscher des Landes erliegen ihrer Gier nach Macht. Wir müssen handeln!“

„Der Verlust von Bruder Malepartus hat uns und das Land geschwächt, der Verrat wiegt schwer, wir sind nicht mehr eins. Wieder eins zu werden ist unsere heilige Aufgabe, alles andere muss dem hinten angestellt werden.“ Der Visionär zeichnete den Weg klar vor. „Nur in achtfach geheiligter Einheit können wir dem Land dienen.“

„Und die Fehde?“, wollte eine Frauenstimme wissen.

„Wir müssen wieder eins werden, das hat höchste Priorität. Jeder einzelne ist in der Fehde auf sich selbst zurückgeworfen, auch wenn einjeder unsere Ziele im Geiste tragen sollte in der kommenden Zeit. Doch wier werden erst wieder zusamen kommen wenn die Suche nach der Einigkeit beendet ist.“

Der Visionär trat an den Altar. Er streute etwas Erde in einen achtseitigen Kelch. Dann ritzte er sich mit einem Dolch an der Handfläche und ließ sein Blut in den Kelch tropfen. Nach und nach taten es ihm die anderen sechs Kuttenträger gleich, der eine zögerlicher, der andere voller Enthusiasmus.

Die Anwesenden reckten ihre Arme empor und sprachen unisono:

„Heilige Erde des unteilbaren Landes,

Spenderin des Anfangs, Bringerin des Endes
Gemeinsam stehen wir hier
um im Geiste vom Altare Korgonds zu schwören
dem einig Land zu dienen
bis das Unvollständige wieder eins
dies sei all unser Streben

Gloria Garetia“

Die sieben Gestalten in den langen Gewändern verließen ein geheimen Wegen die versteckte Kultstätte. Ein jeder, ein jede seinen Gedanken nachhängend. Der Verrat von Malepartus hatte die Diener des unteilbaren Landes schwer getroffen.


Autor: Bega, Jan

Hoffnung

Irgendwo in der Goldenen Au, Firun 1043 BF:

Mit starren Blick stand der Visionär vor dem schwarzen Altar mit der silbernen Inschrift. Bedächtig platzierte er einige Gegenstände auf den Altar, darunter ein arg in Mitleidenschaft gezogener Helmzier, ein rustikales Schwert und ein kunstvoll gearbeitetes Achtszepter.

„Mutter Garetia, ich überreiche dir geschichtsträchtige Gaben aus deiner glorreichen Historie. Reliquien zweier Heldenkönige und der acht Märtyrer; geborgen auf den Schlachtfeldern nahe am Herzen deines Leibes. Dein Herz blutet durch die Uneinsichtigkeit derjenigen die nicht zu sehen vermögen, denn die Gier nach Macht hat sie blind gemacht.

Doch, es gibt Hoffnung, denn die Acht-Einigkeit wird bald schon wieder vollkommen sein. Die Visionen, die mich auf meinem Weg zum Eins-Sein erleuchtet haben, zeigten mir eine amazonenhafte Kriegerin, aus blutgetränkter Erde geboren. Sie ist diejenige die wir suchen. Die Zeit ist nah, oh Mutter Garetia.“

Das mit blauen Adern durchzogene Gesicht des Mannes strahlte. Bald schon, würde sie sich offenbaren, da war er sich sicher.

Unterdessen hatte er sehr wohl zur Kenntnis genommen, dass sich auch einige aus seinem Achterkreis an der unsäglichen Fehde beteiligten. Hatte ihn das anfänglich sehr verärgert, sah er darin nunmehr auch eine Möglichkeit. Womöglich können die nun ins Rollen gekommen Umwälzungen für sie fruchtbar genutzt werden. Doch solcherlei Überlegungen überließ er anderen. Sein Fokus richtete sich auf die blutgetränkte Erde, die alsbald ihre Bestimmung finden würde.

Doch noch viel wichtiger als diese Fehde der Machtgierigen waren die Kräfte die sein gefallener Bruder Malepartus entfesselt hatte. Das eine hatte mit dem anderen zu tun, da war er sich sicher. Die Entfesselung der namenlosen Kräfte hatte das Land geschwächt … die unheilige Saat gesät … die Fehde war ein Spiegelbild dieser Entwicklung. Er würde jemanden schicken um die genaueren Umstände der Ereignisse in Höllenwall zu untersuchen.

Das Land stand am Abgrund, in vielfältiger Weise…


Autor: Bega

Das Sterben der Götter(diener)

Still ruht der See

Burg Birkenkopf am See Birkentau, 1. Hesinde 1042 BF:

Abwesend auf die Weite des ruhig daliegenden Sees starrend, stand er auf einen Felsen unterhalb der Burg. Trotz der klirrenden Firunnskälte stand er mit seinen nackten Füßen im Wasser. So spürte er seinen Gott, war eins mit dem See. Der hünenhaft große Mann hatte bereits 70 Winter erlebt. Seine langen grauen Haare hingen ihm strähnig ins wettergegerbte Gesicht.

Seine Familie lebte hier, am Ufer des Birkentau schon seit Jahrhunderten und hatte ein besonderes Band mit dem See, dessen unergründliche, schwarze Tiefen weit in Sumus Leib hinein reichten. Das Oberhaupt der Familie durfte sich Herr oder Herrin vom See nennen und war in der Region als Mittler und Ratgeber hoch geachtet. Auch bestimmte die Familie, wer wie viel Fische aus dem See fischen durfte.

Vor wenigen Jahren ging seine Schwester Angrada in den See, eine hiesige Redewendung für sterben. Über 50 Götterläufe diente sie als Junkerin und Herrin vom See diese Lande. Ihr folgte Angradas junge Enkelin Arva nach. Seit dem Tod seiner Schwester hatte sich auch für ihn viel verändert. Mit Angrada verstand er sich ohne Worte, sie waren von einem Schlag, aus einer Generation. Arva war jung und ungestüm, sie musste ihren Weg noch finden. Er verstand sie nicht.

Seit Andradas Tod stand er jeden Tag hier und hörte dem See zu. Er rief nach ihm und diese Rufe wurde immer lauter.

Er bemerkte wie sich sein Schüler und Großneffe Eolyn ihm näherte und wandte sich zu ihm.

"Du warst ein eifriger Diener des See. Die Zeit ist gekommen einer neuen Zeit Platz zu machen. Die meine ist nun vorüber, der See ruft mich zu sich."

"Ich bin noch nicht bereit, ich muss doch noch so viel lernen!", brach es aus den jungen Geweihten heraus.

"Nein, ich kann dir nichts mehr beibringen. Lebe wohl!"

Mit diesen Worten watete er seelenruhig und gefasst tiefer ins eiskalte Wasser, bis sein Körper vollends in den Fluten des Sees verschwand.

Eolyn wollte hinterher laufen, doch blieb er wie angewurzelt stehen, denn er wusste, es musste so geschehen.


Autor: Bega

Kraft der Esse

Lohentempel zu Essental, 24.Phex 1042 BF:

Es war zur Mitternachtsstunde, kurz bevor Rahja zurückweichen und Praios den Vortritt lassen würde, als es die greise Ingraja in den von einer Handvoll Feuerschalen schemenhaft erleuchteten Lohetempel führte. Ihr langes, feuerrotes Haar hing strähnig an ihrem Körper herab. Schweißperlen suchten sich ihren Weg von der Stirn in Richtung Wangen, nur um sich dann im weiten Nachtgewandt der Geweihten zu verlieren.

Unzählige Dekaden lebt Ingraja nun schon im Ingerimm-Kloster Essental, 60 Götterläufe um genau zu sein. Dabei war der Weg des Feurigen nicht der der ihr ursprünglich beschieden war. 962 BF als Trautwine in die kleine Waldsteiner Familie Altensberge hinein geboren, sollte sie dem Ruf der gütigen Travia ins Kloster Gansbach folgen. Doch unbändige Leidenschaft führte sie mit dem ungleich älteren Sequin von Plöch zusammen, so dass ihre Eltern schließlich einer Vermählung zustimmten und von dem Plan sie ins Travia-Kloster zu schicken, absahen.

So schenkte Trautwine ihrem Gemahl drei gesunde Kinder und hätte wohl auf Burg Plöch auch glücklich werden können, als ein schicksalhafte Begegnung ihr Leben in eine andere Richtung lenkte. Bei einem nächtlichen Brand in ihrer Schlafkammer eingeschlossen, vernahm sie im lodernden Feuer die Stimme der alles erschaffenden, urtümlichen Flamme. Vom festen Glauben beseelt, einer Offenbarung zu folgen, schritt sie durch die Flammen ohne verbrannt zu werden. Schon am nächsten Tag verließ sie ihre Familie, nannte sich fortan Ingraja und trat in das Kloster Essental ein um ihren feurigen Herrn im dortigen Lohetempel zu dienen.

Ingraja folgte in ihrem Glauben einer urtümlichen Form ihres Gottes, die an den archaischen Ingra-Kult des Nordens erinnerte, wo Ingra als Herrn des Feuers und Lichtbringer verehrt wurde. Tief tauchte sie, nachdem sie die Weihe erhalten hatte, in die Mysterien ihres Kultes ein.

Von der ersten bis zur zweiten Ingerimms-Stunde eines jeden Tages verbrachte sie an der heiligen Esse, schürte das Feuer oder versuchte in den Flammen den Willen ihres Gottes zu erkennen. Vielen Geweihten und Novizen des Klosters galt sie ob ihrer Standhaftigkeit und Beständigkeit als großes Vorbild. Ihre Sturheit und Härte in ihren Ansichten waren hingegen gefürchtet. Manch einer hielt sie wegen ihrer abweichenden Glaubensauffassung auch für etwas verschroben.

So stand sie nun mit flackernden Augen vor der heiligen Esse. Regungslos. Wie ein Feuersturm brachen Bilder in ihrem Kopf auf sie ein. Es waren düstere, Unheil verkündene Bilder. Die meisten konnte sie nicht einordnen, die ergaben keinen Sinn für sie. So sah sie eine schwarze Kriegerin, die einen Speer warf; drei Frauen, die aus der Erde geboren zu einer verschmolzen. Sie sah Blut, Leid und Tod! Ein Zucken durchfuhr den greisen Körper der Geweihten. Der innere Feuerstum wurde zu heftig, die Eindrücke zu viel. Mit einem letzten Stöhnen fasste sich Ingraja an ihren Brustkorb und sackte schließlich zusammen.

Mit der Gewissheit in diesem Moment ihrem Gott ganz nahe zu sein, hauchte sie ihr Leben aus.


Autor: Bega

Blut für die Schwarze Kriegerin

Herr der Rache

Silberpelz

Waldsteiner Totenbuch

Geria von Alka

Burg Alka, 25. Hesinde 1043 BF:

Es ist wohl das höchste Streben und die größte Ehre eines jeden Geweihten der stürmischen Leunin im Kampfe an Rondras Tafel berufen zu werden und wahrlich, die letzten Götterläufe boten viele, wenn nicht gar zu viele Schlachten um sich zu beweisen. Doch, der gleichermaßen tapferen, wie unglücklichen Geria war dieses Schicksal nicht vorherbestimmt. Schon früh sollte die Ritterin der Göttin in ihrem Glauben geprüft werden und das auch noch viele weitere Male in ihrem stürmischen Leben.

Bereits in jungen Jahren, Geria war noch Knappin der Leunin im Rondra-Tempel zu Uslenried, verlor sie ihren Gatten, den gräflichen Hausritter Elgor von Fints, in der Ogerschlacht. Was hätte Geria nicht alles getan um selber ihr Schwert gegen die Menschenfresser zu erheben, doch lag sie guter Hoffnung mit ihrer zweiten Tochter danieder. So blieb ihr nichts anderes übrig als tatenlos in ihrem Bett auszuharren. Dort erreichte sie auch die schreckliche Nachricht, dass ihr Gemahl in der Ogerschlacht gefallen war – aufgefressen von einem dieser Monster. Geria sollte nie wieder die selbe sein.

War ihre erste Tochter Liriella ihr ein und alles – wohl auch weil sie ihrem Elgor wie aus dem Gesicht geschnitten war, konnte sich Geria für ihre zweite Tochter Tanit nicht erwärmen. Sie empfand keine Liebe für das Kind, gab sie Tanit doch die Schuld warum sie nicht an der Schlacht teilnehmen konnte. Die Götterläufe vergingen und das Band zwischen Geria und Liriella wurde immer enger, während das zwischen ihr und Tanit sich vollends entzweite.

Schweren Herzens ließ Geria ihre liebste Liriella der Liebe wegen in die Ferne ziehen. Doch, oh grausames Schicksal, starb sie in viel zu jungen Jahren im Kindbett fern ihrer sie liebenden Mutter. Seit die Nachricht vom Tod ihrer Tochter in diesen Mauern eintraf, umgab Dunkelheit und tiefe Trauer die Seele und das Herz der Geweihten der Sturmleunin. Mit dem Willen zu sterben warf sich Geria in jede Schlacht, zuletzt die gegen den Erzverräter Haffax. Doch sie überlebte und kam noch einmal mehr gebrochen in die Heimat zurück.

Doch diesen Winter sollten ihre Gebete erhört werden. Während der Jagd griff ein hungriger Bär die Geweihte der Rondra an und Geria kämpfte tapfer bis zum letzten Atemzug, das kann ich mit eigenen Augen bezeugen. Die gebrochene Frau schloss für immer ihre Augen und mir war, als würde sie das erste Mal seit vielen Götterläufen wieder lächeln.

So schließt sich ein Kapitel im ewigen Buch der Toten und die Frage bleibt, war es die Herrin Rondra, die ihre ihr ergebene Dienerin zu sich holte, oder aber der Herr Firun war, der die sich quälende Seele erlöste.

Jurgald von Jeskenau, Kastellan auf der Alkenburg

Jadwiga von Gauternburg

Olwyn von Grabenau

Geliebter Ulfwin,
 
 
 
 
wie sehr ich doch deine besonnenen und aufrechte Art hier vermisse. Es vergeht kein Tag an dem sich meine Gedanken und Sehnsüchte nicht um dich drehen. Hauptmann Leustein hat uns nach dem glorreichen Sieg in der Brückenschlacht bei Salzkotten befohlen die Umgebung zu plündern. Bei den Göttern, was haben wir gewütet, besonders der Grabenau hat maßlos über die Strenge geschlagen. Der Leustein hat darüber aber nur schallend gelacht. Als die große Euphorie verflogen war, wurde mir richtig flau im Magen. War das wirklich rechtschaffen? Ich kenne deine Antwort, mein Liebster, du hast mich gewarnt - vor den Verlockungen des Kampfes, den Versprechungen von Hauptmann Leustein und von den Brandreden von Hochwürden Weißenstein. Du warst schon immer der Klügere von uns. Dennoch, ich musste in diesen Kampf ziehen. Meiner Ehre und meiner Schwerthand dürstete es nach Blut. Und ist das nicht das Recht unseres Standes und der Wille der Götter? So hat es der alte Grabenau gesagt, Leuenfried will es so, die Frau Rondra und ihr Sohn Kor wollen es auch.

Ich weiß was du jetzt sagen wirst. Ob mir die Schlachten in Tobrien gegen den Erzverräter Haffax nicht genug gewesen sind. Du weiß was wir beide Seite an Seite dort erlebt haben, welche Grauen wir dort überlebt haben. Sie verfolgen mich in den dunklen Nächten in meinen Träumen noch heute. Aber mein Schwert will seit dem keine Ruhe mehr finden und wie Balsam für meine geschundene Seele ist der Zweikampf. Nur die Kräfte miteinander messen, ohne dunkle Dämonen und Monstren. Jeder Schwertstreich in dieser Fehde vertriebt meine eigenen inneren Schatten und lassen mich freier werden, bis ich eines Tages wieder befreit und unbeschwert zu dir zurückkommen und in deinen Armen liegen kann. Ich weiß du verstehst mich, keiner kennt mich so wie du.

Ich hörte wir der Hauptmann mit dem Grabenau siegestrunken am Feier sprach. Wenn er erst wieder Baron von Linara wird, dann macht er den Grabenau zum Junker. Wie so oft hattest du recht! Es geht um Macht und Einfluss. Wie mir scheint, bekämpft ein jeder seine eigenen Schatten.

Nur der Grabenau, der bekämpft gar nichts mehr. Sturzbetrunken ist er in der Nacht von der Brücke gefallen und ersoffen.

So schließt sich ein Kapitel im ewigen Buch der Toten. Ich kann es kaum erwarten dich wieder in meine Arme zu schließen.
 
 
 
 
Dein dich liebender Iriold

Dorf Salzkotten, 12. Peraine 1043 BF

Horgert von Altensberge

Thornia von Hasenwaldeck

Helmbrecht von Mistelhain

Uthwine von Nadlau

Mit Tsas Frieden, Peraines Güte und Rahjas Freude

Kloster im Namen der drei lieblichen Schwestern neu geweiht


Njertal: Frohlocke, standhaftes Waldstein, denn der Segen der drei lieblichen Schwestern hält wieder Einzug in deine dichten Wälder und lieblichen Auen. Das Klostergut Neerquell, das 1035 BF durch namenlose Umtriebe entweiht wurde und dann viele Götterläufe leer stand, empfing nun wieder den Segen der drei lieblichen Schwestern Tsa, Peraine und Rahja.

Am 8. Rahja 1042 BF, dem zweiten Jahrestag der Verhüllung Korgonds, versammelten sich viele ranghohe Personen in den alten Mauern am Neerquell. Zugegen waren neben Kronvogt Leomar von Zweifelfels samt Gemahlin, der Rahja-Geweihten Ardare Rondriane von Trenck, auch der Zweiflinger Baron Gisborn von Zweifelfels mit seiner Gemahlin Isida von Salza. Weitere Gäste waren die Kronvögtin Celissa von Falkenwind zu Serrinmoor, der königlich Neerbuscher Jagd- und Forstmeister sowie Waldsteiner Wegevogt Edorian von Feenwasser, die Kaisermärker Edle Rimiona von Heiterfeld, sowie die aus Perricum stammende Edle Sibela von Pfiffenstock als Gesandte von Baron Selo von Pfiffenstock.

So kamen die Hüterin der Saat, die gute Mutter Arlgard von Lichtenhayn-Zweifelfels aus Zweiflingen, der überaus ansehnliche Nebachote und Lehrer der Leidenschaft Salvan Radschar von Pfiffenstock aus Rashia'Hal und der Vertrauter der Eidechse Tsalieb Friedenslied vom Dreitempler-Orden am Altar vor dem dreigesichtigen Bildnis der drei lieblichen Schwestern zusammen und weihten diese heiligen Hallen.

Die erneute Weihe war, so bestätigten gleich mehrere Höflinge, ein ausdrücklicher Wunsch der Familie Pfiffenstock, die an diesem Tage auch sehr prominent vertreten war. Das enge Band zwischen Kronvogt Leomar und Baron Selo ist kein Geheimnis und mündete unlängst in einem weitreichenden Bündnisvertrag zwischen den beiden Familien.

Weitere bemerkenswerte Gäste waren die aus den Perricumer Perrinlanden stammende Novizin Havara Eorcaïdos von Aimar-Gor, die durch ihre kecken Sprüchen den ein oder anderen Besucher zum schmunzeln brachte, sowie der Simia-Geweihte Simion Tannhäuser. Der Hüter des Simia-Schreins zu Eibenheim kam in Begleitung seiner beiden Novizinnen Simiane und Irmegunde und verkündete feierlich die Absicht in Njerbusch einen Simia-Tempel bauen zu wollen. Förderer dieses Unterfangens soll die in Neerbusch sehr einflussreiche Familie Feenwasser sein.

Wer hingegen dem neugeweihten Kloster vorstehen wird, ist noch nicht bekannt. Vermutet wird ein Kollegium bestehend aus Geweihten.


Autor: Bega