Geschichten:Weißer Rauch - Retter der Krone: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Hauptdarsteller ist::Garetien:Wulfrik von Gneppeldotz|Wulfrik]] wunderte sich. Soeben hatte er die [[Nebendarsteller ist::Garetien:Peraidina Storchenhain|Leibmedica]] des [[Briefspieltext mit::Garetien:Luidor von Hartsteen|Grafen]] aus einem Kelleraufgang kommen und in der Tür zur Hofmeisterei in Richtung Knappenkemenate verschwinden sehen, wobei diese ein äußerst merkwürdiges Verhalten an den Tag legte. ‚Was hatte sie dort wohl zu schaffen?’, wunderte er sich, ‚Und warum trägt sie nicht ihre übliche grüne Gelehrtentracht aus feinem Tuch, sondern grobe Bauernkleider und ein langes zusammengerolltes Seil über der Schulter?’ Kurzerhand entschloss sich Wulfrik, der Frau zu folgen. Die Hofmeisterin, die ihn vorhin losgeschickt hatte, würde noch ein wenig auf die Erledigung ihres Auftrags warten müssen. Vorsichtig stieg er die steile Treppe zu den Schlafkammern hinauf, immer darauf bedacht, nicht auf die knarrenden Dielen zu treten. Wo die sich befanden, wusste er nur zu genau, wenn er von seinem Schlafplatz zu einem seiner gelegentlichen nächtlichen Besuche in die Küche aufmachte. | |||
Oben angekommen, linste er vorsichtig über den Treppenabsatz den Gang entlang, wo die Storchenhain offenbar ein Ende des Seils am Fensterkreuz befestigt hatte und sich soeben hinausbeugte. Wollte sie etwa mithilfe des Seils die Belagerer heimlich in die Burg lassen? Das musste er verhindern! Seinen Mut zusammen nehmend erklomm er die letzten Stufen und rief mit seiner tiefsten Stimme: „Was tut Ihr da?!“ | |||
Sichtlich erschrocken fuhr die Frau herum. Er wollte auf sie los stürmen, doch da warf sie ihm irgendetwas vor die Füße. Es klirrte, zischte, und im nächsten Augenblick umgab ihn ein dichter weißer Rauch, welcher ihm alle Sicht nahm und den Atem stocken ließ. Zuerst wich er erschrocken vor diesem Hexenwerk zur Treppe zurück und gab Alarm, wobei sich seine Stimme fast überschlug. Nach dem Ruf „Bei Rondra!“ stolperte er mit angehaltenem Atem und wild mit den Armen rudernd vorwärts wieder in den Rauch hinein, in der vergeblichen Hoffnung, dass er sie vielleicht so irgendwie erwischen konnte. Als er schließlich das Ende des eingenebelten Ganges und das offene Fenster erreichte, war die Medica bereits getürmt und das Seil baumelte lose an der Burgmauer. | |||
Wulfrik beugte sich aus dem Fenster und sog die klare Luft ein, wobei er mit der Hand gegen etwas stieß, das da auf der Fensterbank lag. Doch bevor er sich darum kümmerte, zog er zur Sicherheit und so rasch er konnte das Seil wieder nach oben. Erst dann besah er sich das Utensil näher. Es war eine etwas abgenutzte lederne Tasche, verziert mit einem Storch und einer Schlange. Die Medica musste sie hier zurück gelassen haben, denn so weit er wusste, besaß keiner der anderen auf Oberhartsteen logierenden Knappen oder Pagen etwas Gleichartiges. Was sich wohl darin befand? | |||
Neugierig öffnete er die Schnallen, griff hinein – und erschrak. Eingewickelt in ein einfaches Leinentuch zum Verbinden von Wunden kam ein goldener Reif zum Vorschein, ziseliert mit seltsam geschwungenen Schriftzeichen, die er nicht zu lesen vermochte. Und diesen Reif kannte Wulfrik nur zu gut: die Igelkrone des Grafen! Nie hatte er auch nur davon geträumt, sie in Händen zu halten, doch hier war er nun. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, sich den Reif selbst einmal probehalber kurz auf den Kopf zu setzen. Doch er ließ es dann bleiben, als er von unten Rufe und eilig polternde Stiefeltritte auf der Treppe vernahm. Vorsichtig schob Wulfrik die Grafenkrone zurück in die Tasche. Was auch immer die Storchenhain damit vorgehabt hatte – und das konnte nichts Gutes gewesen sein – ihr Plan war gescheitert. | |||
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Aktuelle Version vom 6. Februar 2021, 14:19 Uhr
Burg Oberhartsteen, Ende Travia 1043 BF
Wulfrik wunderte sich. Soeben hatte er die Leibmedica des Grafen aus einem Kelleraufgang kommen und in der Tür zur Hofmeisterei in Richtung Knappenkemenate verschwinden sehen, wobei diese ein äußerst merkwürdiges Verhalten an den Tag legte. ‚Was hatte sie dort wohl zu schaffen?’, wunderte er sich, ‚Und warum trägt sie nicht ihre übliche grüne Gelehrtentracht aus feinem Tuch, sondern grobe Bauernkleider und ein langes zusammengerolltes Seil über der Schulter?’ Kurzerhand entschloss sich Wulfrik, der Frau zu folgen. Die Hofmeisterin, die ihn vorhin losgeschickt hatte, würde noch ein wenig auf die Erledigung ihres Auftrags warten müssen. Vorsichtig stieg er die steile Treppe zu den Schlafkammern hinauf, immer darauf bedacht, nicht auf die knarrenden Dielen zu treten. Wo die sich befanden, wusste er nur zu genau, wenn er von seinem Schlafplatz zu einem seiner gelegentlichen nächtlichen Besuche in die Küche aufmachte.
Oben angekommen, linste er vorsichtig über den Treppenabsatz den Gang entlang, wo die Storchenhain offenbar ein Ende des Seils am Fensterkreuz befestigt hatte und sich soeben hinausbeugte. Wollte sie etwa mithilfe des Seils die Belagerer heimlich in die Burg lassen? Das musste er verhindern! Seinen Mut zusammen nehmend erklomm er die letzten Stufen und rief mit seiner tiefsten Stimme: „Was tut Ihr da?!“
Sichtlich erschrocken fuhr die Frau herum. Er wollte auf sie los stürmen, doch da warf sie ihm irgendetwas vor die Füße. Es klirrte, zischte, und im nächsten Augenblick umgab ihn ein dichter weißer Rauch, welcher ihm alle Sicht nahm und den Atem stocken ließ. Zuerst wich er erschrocken vor diesem Hexenwerk zur Treppe zurück und gab Alarm, wobei sich seine Stimme fast überschlug. Nach dem Ruf „Bei Rondra!“ stolperte er mit angehaltenem Atem und wild mit den Armen rudernd vorwärts wieder in den Rauch hinein, in der vergeblichen Hoffnung, dass er sie vielleicht so irgendwie erwischen konnte. Als er schließlich das Ende des eingenebelten Ganges und das offene Fenster erreichte, war die Medica bereits getürmt und das Seil baumelte lose an der Burgmauer.
Wulfrik beugte sich aus dem Fenster und sog die klare Luft ein, wobei er mit der Hand gegen etwas stieß, das da auf der Fensterbank lag. Doch bevor er sich darum kümmerte, zog er zur Sicherheit und so rasch er konnte das Seil wieder nach oben. Erst dann besah er sich das Utensil näher. Es war eine etwas abgenutzte lederne Tasche, verziert mit einem Storch und einer Schlange. Die Medica musste sie hier zurück gelassen haben, denn so weit er wusste, besaß keiner der anderen auf Oberhartsteen logierenden Knappen oder Pagen etwas Gleichartiges. Was sich wohl darin befand?
Neugierig öffnete er die Schnallen, griff hinein – und erschrak. Eingewickelt in ein einfaches Leinentuch zum Verbinden von Wunden kam ein goldener Reif zum Vorschein, ziseliert mit seltsam geschwungenen Schriftzeichen, die er nicht zu lesen vermochte. Und diesen Reif kannte Wulfrik nur zu gut: die Igelkrone des Grafen! Nie hatte er auch nur davon geträumt, sie in Händen zu halten, doch hier war er nun. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, sich den Reif selbst einmal probehalber kurz auf den Kopf zu setzen. Doch er ließ es dann bleiben, als er von unten Rufe und eilig polternde Stiefeltritte auf der Treppe vernahm. Vorsichtig schob Wulfrik die Grafenkrone zurück in die Tasche. Was auch immer die Storchenhain damit vorgehabt hatte – und das konnte nichts Gutes gewesen sein – ihr Plan war gescheitert.