Geschichten:Blutige Tatzen - Luchsaffaere: Unterschied zwischen den Versionen
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"Onkel [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Ulfried von Schallenberg|Ulfried]]?", rief Felan entgeistert aus und warf die Schreibfeder auf den Tisch. "Also das hätte ich dem nun wirklich nicht zugetraut. Nun denn, nur herein mit ihm! Wollen wir doch mal sehen, was Ulfried uns da nach seinem Tod für eine Überraschung gemacht hat." | "Onkel [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Ulfried von Schallenberg|Ulfried]]?", rief Felan entgeistert aus und warf die Schreibfeder auf den Tisch. "Also das hätte ich dem nun wirklich nicht zugetraut. Nun denn, nur herein mit ihm! Wollen wir doch mal sehen, was Ulfried uns da nach seinem Tod für eine Überraschung gemacht hat." | ||
Es dauerte nur eine kurze Weile bis der Überraschungsgast die Stube betrat, in der der Baron noch immer am Schreibtisch saß. Er war allerdings etwas abgerückt und hatte die Ellenbogen rechts und links auf den Armlehnen aufgestützt und die Hände vor seinem Kinn gefaltet. Der junge Mann, der vor ihm stand und in einen Reisemantel gegen das inzwischen durchaus kalte Traviamond-Wetter gehüllt war, mochte vielleicht | Es dauerte nur eine kurze Weile bis der Überraschungsgast die Stube betrat, in der der Baron noch immer am Schreibtisch saß. Er war allerdings etwas abgerückt und hatte die Ellenbogen rechts und links auf den Armlehnen aufgestützt und die Hände vor seinem Kinn gefaltet. Der junge Mann, der vor ihm stand und in einen Reisemantel gegen das inzwischen durchaus kalte Traviamond-Wetter gehüllt war, mochte dem ersten Eindruck nach vielleicht 20 oder höchstens 21 Götterläufe zählen. Er war also, wenn überhaupt ein Sohn Ulfrieds, nach dem Tod von dessen Ehefrau 1011 BF gezeugt worden, die sich nicht mehr von der Geburt ihres zweiten [[Garetien:Wulfger von Schallenberg|Sohnes]] hatte erholen können und verstorben war. Das erleichterte Felan in gewisser Weise, denn es hätte manche Dinge sicherlich noch mehr verkompliziert, als sie es jetzt ohnehin schon waren. | ||
"Die Zwölfe zum Gruße, euer Hochgeboren. Ich danke für die Gunst zu euch vorgelassen zu werden, um mein Anliegen vortragen zu dürfen.", sagte der Jüngling und verbeugte sich artig vor Felan, der das höfliche Gebaren wohlwollend zur Kenntnis nahm. Und es schien ihm sogar, als könne er in dem schmalen Gesicht mit den graublauen Augen gewisse Züge seines Onkels wiederentdecken, auch wenn das Haar eher schwarz als dunkelblond schien und die Haut einen für garetische Verhältnisse sehr dunklen Ton aufwies. | "Die Zwölfe zum Gruße, euer Hochgeboren. Ich danke für die Gunst zu euch vorgelassen zu werden, um mein Anliegen vortragen zu dürfen.", sagte der Jüngling und verbeugte sich artig vor Felan, der das höfliche Gebaren wohlwollend zur Kenntnis nahm. Und es schien ihm sogar, als könne er in dem schmalen Gesicht mit den graublauen Augen gewisse Züge seines Onkels wiederentdecken, auch wenn das Haar eher schwarz als dunkelblond schien und die Haut einen für garetische Verhältnisse sehr dunklen Ton aufwies. |
Version vom 12. März 2021, 10:09 Uhr
Stadt Kaiserhain, Stadtanwesen der Barone von Aldenried, 3.Travia 1039
Der Mann trat leise durch die Tür in den Raum und beobachtete im Türrahmen verharrend den Baron an seinem Schreibtisch. Die Feder in der Hand des Barons kratzte über das teure Pergament, sich leicht auf die hervor gereckte Zunge beißend wie ein junger Praiosschüler, und verunzierte es mit wilder Tintenschmiererei in dem Bemühen seine Gedankengänge zu Papier zu bringen. Seine Hochgeboren schrieb ein Buch über seine Reise in die Lande der Ungläubigen im Süden. Es war sehr deutlich zu erkennen, dass der Schreiber mit der Feder auf dem Kriegsfuß stand. Der Mann im Türrahmen räusperte sich.
"Euer Hochgeboren?"
Felan hob den Kopf. Er hatte nicht gemerkt, wie sein Vogt den Raum betreten hatte. "Ja, Retobrecht?"
"Hochgeboren, da ist ein Mann...", sagte dieser und deutete eine Verbeugung an, in der er sich unterbrach.
"Soso, ein Mann.,", meinte Felan mit hochgezogener linker Augenbraue. "Retobrecht, du stammelst doch sonst nicht so herum."
"Nun, es ist etwas delikat fürchte ich, Herr Baron."
"Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Retobrecht. Ich habe ja das Gefühl du wolltest mir mitteilen meine Mutter hätte eine unschickliche Affäre."
"Euer Hochgeboren! Niemals...!", fuhr Retobrecht Ferlinger schockiert und errötend auf. Doch Felan winkte ab. "Ein Scherz, nur ein Scherz...ach herrje ich fürchte die Zeit im Süden hat meine Manieren abschleifen lassen. Also was ist nun mit dem Mann?"
"Äh..nunja...", druckste der Mann herum."Er sagt er sei der Sohn von eurem Onkel."
"Onkel Ulfried?", rief Felan entgeistert aus und warf die Schreibfeder auf den Tisch. "Also das hätte ich dem nun wirklich nicht zugetraut. Nun denn, nur herein mit ihm! Wollen wir doch mal sehen, was Ulfried uns da nach seinem Tod für eine Überraschung gemacht hat."
Es dauerte nur eine kurze Weile bis der Überraschungsgast die Stube betrat, in der der Baron noch immer am Schreibtisch saß. Er war allerdings etwas abgerückt und hatte die Ellenbogen rechts und links auf den Armlehnen aufgestützt und die Hände vor seinem Kinn gefaltet. Der junge Mann, der vor ihm stand und in einen Reisemantel gegen das inzwischen durchaus kalte Traviamond-Wetter gehüllt war, mochte dem ersten Eindruck nach vielleicht 20 oder höchstens 21 Götterläufe zählen. Er war also, wenn überhaupt ein Sohn Ulfrieds, nach dem Tod von dessen Ehefrau 1011 BF gezeugt worden, die sich nicht mehr von der Geburt ihres zweiten Sohnes hatte erholen können und verstorben war. Das erleichterte Felan in gewisser Weise, denn es hätte manche Dinge sicherlich noch mehr verkompliziert, als sie es jetzt ohnehin schon waren.
"Die Zwölfe zum Gruße, euer Hochgeboren. Ich danke für die Gunst zu euch vorgelassen zu werden, um mein Anliegen vortragen zu dürfen.", sagte der Jüngling und verbeugte sich artig vor Felan, der das höfliche Gebaren wohlwollend zur Kenntnis nahm. Und es schien ihm sogar, als könne er in dem schmalen Gesicht mit den graublauen Augen gewisse Züge seines Onkels wiederentdecken, auch wenn das Haar eher schwarz als dunkelblond schien und die Haut einen für garetische Verhältnisse sehr dunklen Ton aufwies.
"Die Zwölfe auch dir zum Gruße, mein Junge. Willkommen in diesem Haus. Man brachte mir Kunde, dass du meinst der Sohn meines Onkels zu sein. So zeige mir bitte den Beweis für deinen Anspruch, denn mein Onkel war ein großer Mann, und nenne mir deinen Namen und dein Begehr, da du nun erst nach so vielen Jahren nach meines Onkels Tod um meine Aufmerksamkeit bittest."
"Gern will ich dem nachkommen, euer Hochgeboren. Aber zunächst darf ich mir erlauben präsentabler vor euch zu treten?", fragte er und warf mit einem eleganten Schwung den Reisemantel ab. Darunter zum Vorschein kam eine einfach, aber nichts desto trotz hochqualitative Gewandung modernen Schnitts, wie es modebewusste Bürger oder Händler in Gareth zu tragen pflegten. Wo bei den reichen Garether Patriziern Spitze und aufbauschende Stoffe als Zeichen ihres Reichtums zu sehen waren war bei ihm eine wohltuende Schlichtheit zu vermerken, deren Eleganz von den verwendeten Farben in Silbergrau und dunklem Fuchsrot unterstrichen wurde. "Meine Mutter war Ravenia Alriksborn, genannt die Schöne, da sie eine Rose war unter den Frauen Almadas, und ich wurde geboren als Girolamo Alriksborn. Doch meine Mutter sagte mir, dass mein Vater immer gewollt habe, dass er einen Sohn mit Namen Geron habe. So nahm ich diesen Namen an und nenne mich heute Geron Alriksborn."
Felan sah seinen Verdacht bestätigt, dass in Gerons Adern unter der sonnenverwöhnten Haut almadanisches Blut flösse. Und Ulfried hatte sich Geron stets als seinen Lieblingsheiligen erwählt, was es umso glaubwürdiger zu machen schien. Doch war das noch kein Beweis.
"Und ich trete vor euch mit diesem Beweis,", sagte Geron, als er vortrat um Felan ein Stück Papier zu überreichen, "der meine Worte bestätigen soll, da mein Vater ihn meiner Mutter schrieb zum Abschied. Und wie sie sagte wusste er nicht, dass sie in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft, als er vor 22 Götterläufen in Almada weilte, schwanger geworden war. Und sie suchte nicht, da ihr bewusst war, dass er von Stand nicht einwilligen konnte eine Bürgerliche zu ehelichen, die er kaum kannte."
Auch weiterhin schwieg Felan und hörte nur zu. Doch nur zu gut konnte er sich vorstellen, welche Leiden eine Bürgerliche mit unehelichen Sohn und unbekanntem Vater auszuhalten hatte. Und er empfand eine gewisse Bewunderung für diesen jungen Mann, der dennoch mit großem Stolz zu sprechen verstand, wie man es den Almadanern stets zusprach. Auch Liebe zu seiner Mutter und kein Vorwurf gegen sie schwang in seinen Worten mit. Felan nahm das Stück Papier entgegen, entfaltete es und las erstaunt: es war ein unzweifelhaft in der Schrift seines Onkels und mit seinen Initialen gezeichneter Abschiedsbrief. In wehmütigen, fast poetischen Worten gehalten, wie er es seinem Onkel kaum zugetraut hätte, da ihm dieser eher als ernster, manchmal sogar überstrenger Mann erschienen war. Jedoch in diesen Zeilen konnte er sogar warme Liebe entdecken. Und dennoch schrieben die Worte von einem Mann, der sich selbst diese Liebe verbat, da sie dem Verständnis seines Ranges nach als unstandesgemäß und damit unerreichbar zu beurteilen sei. Felan verstand nun gut den manchmal verbitterten Zug, den er an Ulfried verspürt hatte, auch wenn es eine selbst auferlegte Bitterkeit war.
"Und gekommen bin ich," fuhr Geron fort," da meine Mutter gestorben ist und ihr Bruder ihren Besitz an sich gerissen hat, da ich keinen Rückhalt in der Familie fand als sichtbares Zeichen der Verfehlung meiner Mutter..." Erstmals stahl sich eine gewisse Müdigkeit und Enttäuschung in die Worte und Felan fand seine Vermutungen bestätigt über die Schwierigkeiten mit denen Bastarden seit jeher zu kämpfen hatten. "...und so bin ich gekommen um die Familie meines Vaters zu bitten eine Arbeit für mich zu finden, damit ich meinen Lebensunterhalt bestreiten kann." Als er zu Ende gesprochen hatte beugte er demütig das Haupt und ging auf das rechte Knie in eine bittende Pose.
Bei den letzten Worten hob der Schallenberger erstaunt die Augenbrauen. Fast hatte er erwartet der junge Mann würde um einen Teil des Erbes seines Vaters bitten, wo ihm das seiner Mutter verwehrt geblieben war. Doch stattdessen bat er lediglich um Arbeit, was ihm keine kalte Berechnung zu sein schien, um sein Wohlwollen zu erwerben, sondern vollkommen ehrlich. Der Baron schob den Stuhl zurück und erhob sich, um die wenige Schritte um seinen Schreibtisch eilends zurückzulegen. Bei seinem jungen Cousin angekommen legte er eine Hand auf dessen schulter.
"Erhebe dich. Ich mag einen Sohn meines lieben Onkels nicht vor mir knien sehen, wenn es nicht aus offizieller Mission und höfischer Sitte nötig ist. Wer von Schallenberger Blut ist ist stets in unserem Haus willkommen, wie die Herrin Travia es gebietet und vor Praios soll dir Recht geschehen.", sagte Felan mit dem Pathos in der Stimme, wie er ihn stets überkam, wenn er sich in Fahrt geredet hatte. "Auch wenn ich dir von deines Vaters Erbe nichts versprechen kann, so verspreche ich dir, dass niemals Hunger noch Durst noch Kälte in Einsamkeit dich ereilen sollen. Und ich denke auch an Arbeit mangelt es uns nie: wir werden schon etwas finden für dich, das deinen Fähigkeiten entspricht."
In den Augen des jungen Mannes glitzerte es verdächtig, als Felan ihn in einem Impuls der Brüderlichkeit umarmte. "Komm, lass mich dich zu meiner Frau und meinen Kindern führen. Und du bist nicht der einzige, der in letzter Zeit Zuflucht unter dem Dach der Familie gesucht hat. Denk nur stets daran: die Familie geht über alles, Geron." So sprach der Baron und führte den Neuankömmling um ihn der Familie vorzustellen.