Geschichten:Der Thron der Goldenen Au – Verwaist: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 4. Februar 2022, 17:41 Uhr
Schloss Sonnentor, Kaisermark Gareth, Ende Rondra 1044 BF:
Auf leisen Sohlen schlich sich Olbert von Königslinden durch die engen Gänge, die sich wie ein Labyrinth durch das Schloss zogen. Die Schattenwelt des Olbert von Königslinden, aber auch dessen eigentliche Lebensadern. Die ausladend mit Gold und Silber ausstaffierten Flure waren dagegen nur verödete Wegadern. Schon lange gab es eine große Diskrepanz zwischen der gülden strahlenden Sonnenwelt der lichtdurchfluteten Säle und Kabinette und der im verborgenen liegenden Schattenwelt der höfischen Politik. Das alles überstrahlende Juwel des Hofes, der Markvogt, hatte sich schon lange nicht mehr in der Sonnenwelt gezeigt – dafür sorgte die Hofcamarilla um Spalotin, Stechling und Schimmelgeiß akribisch. Olbert konnte sich nicht mehr daran erinnern wann er den Markvogt das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte – und er war der Kammerherr!
Sonnentor, sonst Hort prächtiger Bälle und pompöser Empfänge, hatte sich gewandelt. Das gleißende Herzstück auf dem Thron wurde der verblendeten Sonnenwelt vorenthalten. Dessen Strahlkraft ebbte ab. Doch die Höflinge tanzten weiter. Bittsteller, Gesandte aus anderen Grafschaften, gar die eigenen Vasallen – sie alle wurden vertröstet. Doch die Höflinge tanzten weiter. Der Erste Rat Gerion von Keres versuchte zusammen mit den sogenannten Roten Räten der Goldenen Au – erkennbar an er roten Schärpe - die Verwaltung der Kaisermark aufrechtzuerhalten. Doch waren die Roten Räte untereinander heillos zerstritten und sabotierten sich gegenseitig wo sie nur konnten. Aimar-Gor, Isppernberg, Weyringhaus und Berg – sie alle belauerten sich gegenseitig und gönnten dem anderen keinen Erfolg. Doch die Höflinge tanzten weiter. Auch das Kaisermärker Ritterheer, vor wenigen Monden noch siegestrunken durch die Goldene Au marschiert, hatte mit inneren Querelen zu kämpfen. Obristin Elissa von Vairningen hatte alle Mühe ihre drei Hauptleute Leomar von Weyringhaus-Ruchin, Ramin Eorcaïdos von Aimar-Gor, und Rondger vom Berg im Zaum zu halten. Es bildeten sich einzelne Gefolgschaften hinten den jeweiligen Familien. Doch die Höflinge tanzten weiter.
Es hatte lange gedauert um die geheime Schattenwelt auszukundschaften. Doch, Olbert hatte Zeit, denn nach seinen Diensten wurde nicht mehr verlangt. Was war ein Kammerherr ohne seinen Herrn? So beobachtete er durch verborgenen Seeschlitze, lauschte durch dünne Wände und prägte sich die Abläufe der Markvögtlichen Camarilla ein. Eines Nachts war es soweit. Er betätigte einen Hebel und eine Tür, die sich hinter einem mannsgroßen Luringer Spiegel verborgen hatte, sprang auf. Das volle Mondlicht führt ihn an ein ausladendes Himmelbett, auf dem er schattenhaft die Silhouette einer Person erkennen konnte. Der Schein des Herrn Phex spiegelte sich glitzernd golden auf dem Antlitz. Die Person schien eine goldene Greifenmaske vor dem Gesicht zu tragen. Vorsichtig glitten die dicken Finger Olberts über die Maske und griffen nach ihr. Als er sie anhob, starrte ihm der Tod entgegen.
Olbert von Königslinden trug die Nachricht aus der Schattenwelt in die Welt des Lichtes. Es war, also würden die Lüstern bersten und die Spiegel zerspringen. Das höfischen Leben hielt einen Moment den Atem an. Der erste Brachenwächter Zerber von Mersingen war einer der Ersten, der Sonnentor Richtung Brache verließ. Die Aimar-Gors, Isspernbergs, Weyringhaus und Bergs sammelten die Ihren und zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Auch die Höflinge tanzten nicht mehr. Sie suchten das Weite – wie Olbert von Königslinden, der mit einem gar prächtig goldenen Kerzenhalter unter dem Arm und einem der goldenen Ringe des Markvogtes Sonnentor verließ.
Markvogt Barnhelm von Rabenmund war tot und hinterließ einen verwaisten Thron.