Geschichten:Ausgeschwärmt – Hesinde: Unterschied zwischen den Versionen

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Orknase (D | B)
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„Worauf?“
„Worauf?“


„Hast Du mir nicht gerade erzählt, Du hättest Angst, dass Ails und ich...“
„Hast Du mir nicht gerade erzählt, Du hättest Angst, dass Ailsa und ich...“


„Ach das“, die Skaldin mit ihren Schultern, „Ich... ich weiß nicht... ich... es war plötzlich einfach da... die Angst... verstehst Du?“
„Ach das“, die Skaldin mit ihren Schultern, „Ich... ich weiß nicht... ich... es war plötzlich einfach da... die Angst... verstehst Du?“

Aktuelle Version vom 1. August 2022, 20:57 Uhr

Dämonenbrache, 29. Boron, am Abend

„Ich kann nicht aufstehen“, erklärte Scanlail, wischte sich eine zerzauste Strähne aus ihrem Gesicht und deutete auf ihr Bein. Die Nacht brach inzwischen herein. Es wurde zunehmend dunkler.

„Hast Du es Dir gebrochen?“, wollte Nurinai wissen.

Die Skaldin zuckte mit den Schultern: „Woher soll ich das denn wissen?“

„Aber Du musst doch wissen, ob Du Dein Bein noch bewegen kannst!“

Scanlail verdrehte die Augen: „Siehst Du es Dir jetzt an, oder muss ich eines der Dinger aus der Brache fragen?“

Nurinai lächelte: „Ich sehe es mir an.“

Das tat sie dann auch und betastete das Bein ihrer Schwester vorsichtig.

„Duuuu?“, flötete Scanlail da.

„Ja, thorwalsche Rose?

„Ihr würdet mich doch nicht aussetzen, nicht wahr?“

„Aussetzen?“, fragte Nurinai und verstand nicht, „Tut das weh?“

„Au! Verdammt, ja!“

„Wie aussetzen?“

„Na ja, ihr würdet mich doch nie aussetzen, oder? Ailsa und Du?“

„Du meinst...“, die Geweihte überlegte und verharrte einen Augenblick geradezu regungslos, „... wie einen räudigen Hund? Am nächsten Baum anbinden und dann sollen sich die Götter drum kümmern? Oder... eben auch nicht?“

Scanlail nickte erstaunlich ernst.

„Nein. Ganz sicher nicht!“, versicherte Nurinai, „Vor die Tür setzen, ja. Ich meine, spätestens wenn unsere weiße Lilie mal eine eigene Familie – sprich Kinder – hat, wird sie schnell darauf kommen, alle die ihr unnötigerweise die Haare vom Kopf fressen, loszuwerden. Und da ich nun mal als Geweihte...“

„Danke, wie nett von Dir!“, erwiderte die Skaldin eingeschnappt und die beiden Schwestern schwiegen sich einen Moment an.

„Ist glaube ich nicht gebrochen, nur verstaucht. Kein Grund zu Beunruhigung. Morgen dürfte das schon besser sein.“

„Hm, na dann. Dein Wort in den Ohren der Götter.“

„Wie... hm... wie kommst Du denn darauf?“, wollte die Geweihte nun wissen.

„Worauf?“

„Hast Du mir nicht gerade erzählt, Du hättest Angst, dass Ailsa und ich...“

„Ach das“, die Skaldin mit ihren Schultern, „Ich... ich weiß nicht... ich... es war plötzlich einfach da... die Angst... verstehst Du?“

„Das ist die Brache“, meinte die Geweihte, „Die Brache fördert das zutage, was tief in uns verborgen ist. Ganz tief.“

„Ja“, erwiderte Scanlail da lediglich kehlig und obgleich ihre Schwester versucht hatte, ihr jenes in ihr wütende äußerst schlechte Gefühl zu nehmen, war es noch immer da, „Was glaubst Du, ist mit Ailsa?“

Nurinai zuckte mit den Schultern: „Ich hoffe sehr, dass sie noch immer im Schrein und Lorine bei ihr ist. Irgendwie glaube ich nicht, dass sie schon wieder auf den Bei...“

„Psst!“, machte die Skaldin da plötzlich.

Nurinai hielt inne und guckte im Halbdunklen fragend ihre Schwester an: „Was ist denn?“

„Psst!“, mahnte Scanlail da erneut, „Hast Du das gehört?“

„Was?“, wisperte Nurinai.

„Da ist was! Da draußen. Hörst Du das denn nicht?“

Die Geweihte schüttelte ihren Kopf.

„Hörst Du das nicht? Die knackenden morschen Zweigen und das brechende dürre Gras...“

Nurinai lauschte. Lauschte sehr konzentriert. Dann nickte sie. Nickte äußerst langsam und zögernd.

„Und jetzt?“, fragte Nurinai leise.

„Ich kann nicht laufen“, gab Scanlail zu bedenken.

„Die Dinger sind ohnehin schneller als wir, das würde also nichts bringen...“

„Aber wenn Du läufst und...“

„Jetzt sei nicht albern!“, zischte die Geweihte, „Ich lass Dich nicht allein.“

„Aber...“

„Genug jetzt!“, entschied Nurinai, erhob sich und begann mit ihrem rechten Zeigefinger einen Kreis um sich und ihre Schwester in den trockenen Untergrund zu zeichnen.

„Was machst Du da?“, wisperte die Skaldin fassungslos, „Bist Du jetzt vollkommen übergeschnappt?“

Ein lautes Knacken. Die beiden Schwestern zuckten zusammen.

„Ein Schutzkreis“, erwiderte die Geweihte leise, „So Boron will, wird er uns schützen.“

„So er will?“, Scanlail lachte kehlig, „Was soll das denn jetzt heißen?“

Nun stellte sich Nurinai in die Mitte des Kreises un betete zu ihrem Herrn: „Schweigsamer, wir rufen Dich an: Schütze uns!“

Einen Moment war es still.

„Und?“, frage die Skaldin.

Ganz still. Nurinai fühlte nichts. Da war einfach nichts. Kein bisschen jener göttlichen Kraft, die ihr ihr Herr verliehen hatte. Einfach nichts. Nur Leere. Vollkommene Leere. In der Ferne konnte sie etwas Atmen hören.

„Die Flöte!“, entfuhr es Scanlail da, „Such sie. Bring sie mir. Schnell!“

Nurinai zögerte. Haderte mit sich selbst. Hatte ihr Herr sie etwas verlassen? Oder war es die Brache, die jegliche Verbindung zu ihm zerschnitten hatte? Und wenn es letzteres war, würde das Band zwischen ihrem Herrn und ihr wieder wachsen? Ein erneutes Knacken riss die Geweihte aus ihren Gedanken.

„Na los!“, wiederholte die Skaldin, „Die Flöte. Jetz mach schon.“

Da lief die Geweihte in die Dunkelheit, die Hände am Boden und versuchte so schnell wie möglich die Flöte zu finden. Doch egal wohin sie griff, sie fand nur Dornen, morsche Äste und Gräser, die ihr in die Handfläche schnitten. Keine Spur von der Flöte, nur zerstochen und zerschnittene blutige Finger und Hände. Absolut keine Spur. Aber wie sollte sie sie auch in dieser Finsternis finden? Die Flöte war so klein. So winzig.

Da spürte Scanlail heißen, fauligen Atem in ihrem Nacken. Sie schluckte.

„Spiel! Spiel!“, rief Scanlail panisch und warf sich nach vorne auf den Boden, „Egal was.“

Da riss plötzlich der Himmel über ihr auf. Ein heller Lichtstrahl durchzuckte die Nacht. Nur einen winzigen Augenblick. Eilig lief Nurinai an jene Stelle, ihre Hände noch immer am Boden. Sie bekam etwas zu fassen. Hell zeichnete es sich gegen den Untergrund ab. Sie erkannte es sogleich. Es war die gesuchte Flöte und obgleich sie keine Ahnung hatte, wie sie zu spielen war, tat sie wie ihre Schwester es ihr aufgetragen hatte.

Und es waren die schönsten schrillen Töne, die die Skaldin je hören sollte.

Allwissende“, wisperte Scanlail gegen den Lärm da leise, „Wissen ist Macht. Und Macht ist Wissen.“


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Texte der Hauptreihe:
K1. Praios
K2. Firun
K3. Rondra
K4. Boron
K5. Efferd
K9. Travia
K10. Hesinde
K11. Tsa
K12. Phex
K14. Etilia
29. Bor 1042 BF am Abend
Hesinde
Travia


Kapitel 10

Tsa
Travia


Kapitel 56

Tag 6
Autor: Orknase