Geschichten:Ritterschlag in Hundsgrab - Familiengespräch: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. November 2022, 00:14 Uhr
Mark-Greifenfurt, Baronie Hundsgrab, Praios im Jahre 1030 nach dem Falle Bosparans
Viele Monde sind in das Land gezogen, als bekannt wurde, dass Gerbalds Hof in der nordöstlichen Ecke der Baronie plündernden und brandschatzenden Orken zum Opfer gefallen war. Der Kundschafter Viburn Fuxfjell und Krieger des Odens des Heiligen Zorns der Göttin Rondra verfolgten damals die Orken und konnten noch auf dem Hof zwei junge Frauen vor ihrem Ende bewahren.
Heuer, auf der Kieselburg zu Hundsgrab drehte der Junker zu Pechackern, Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl, im großen Saal der Burg seine Runden. Die Baroness Lydia von Kieselburg stand derweil am Fenster und blickte in die Vorburg, wo gerade Teile der Burgbesatzung ihre täglichen Übungen verrichteten.
„Ihr seid wahrlich unruhig, heuer“, sagte sie zu ihrem ehemaligen Schwertvater. Dieser schaute sie an, „mir geht der dreiste Überfall der Orken vor einigen Monden auf ‚Gerbalds Hof’ einfach nicht mehr aus dem Kopf. In den Einflussbereich Eures Vaters hat dies eine gehörige Lücke gerissen. Nun fehlen ihm die Untertanen diesen Fleck wieder zu besiedeln. Mir deucht, es wird nicht reichen, nur ein paar Bauern und Pecher dort anzusiedeln. Es ist einfach zu abgelegen.“
„Euch stört es doch nur, dass die dortigen Kiefern nicht mehr genutzt werden können, jetzt, da die Pecher den Weg nicht mehr wagen“, sagte sie leicht bissig und fügte dann hinzu, „Nein, unsere Familie weiß Eure Hilfe schon seit jeher zu schätzen. Was würdet Ihr vorschlagen, was zu tun sei.“
„Wir können dem Orken das Gebiet nicht ohne Widerstand überlassen. Schickt einen Boten nach Grünwarte zum Zornesorden. Die werden schon dankbar sein, wenn sie ein neues Jagdgebiet bekommen. Dazu solltet Ihr Solfsheim stärker an Euch binden. Ja, der Tobrier hat Euch geholfen und verdient den Ort. Ich glaube aber, dass er zu sehr in die eigene Tasche wirtschaftet. Hundsgrab ist schließlich weit und schert sich nicht viel. Schickt jemanden dem ihr vetraut und der Deiner Familie ergeben ist, “scherzend fügte er hinzu, „nicht mich.“
„Was haltet Ihr von dem Knappen meines Herrn Vaters, der am heutigen Nachmittage zum Ritter geschlagen werden wird“, wäre er eine gute Wahl?“
„Ich weiß nicht Lydia, ich kenne ihn ja kaum. Ihr solltet mit Eurem Vater reden; er wird sich schon richtig entscheiden.“
„Gut, das werde ich machen. Und nun, lasst uns etwas Essen gehen. Was hattet Ihr gesagt, habt Ihr unterwegs gejagt, einen Fasan?“
„Firun war mir hold Lydia. Aber der Vorschlag ist gut; ich freue mich schon darauf wieder mit Euch allen zu tafeln.
Zusammen stiegen die beiden die Treppe hinunter, um in den kleinen Speisesaal zu gelangen, der nur für die Familie und für die engsten Freunde zu nutzen war. Der Raum war recht klein aber geschmackvoll und liebevoll eingerichtet. Dies hatte einst die Frau des Barons selbst durchgeführt, lange bevor sie ihre Erlebnisse tragischerweise dazu bewogen hatten den Weg über das Nirgendmeer anzutreten.
Kurz nacheinander trafen die drei Familienmitglieder, der alte Baron Nydam von Kieselbrug, in Begleitung seines Sohnes, Parainor von Kieselburg und schließlich Lydia in Begleitung von Anselm ein. Nydam wurde zudem von seinem Knappen Daron von Eisslingern, der am heutigen Nachmittag zum Ritter geschlagen werden sollte, begleitet. Die Atmosphäre in diesem Raum war von familiärer Nähe und Ruhe geprägt.
Parainor war in etwa genau so groß wie seine Schwester, jedoch weit weniger kräftig gebaut. Seit seinen Reisen mit einigen Adligen um die Baronin Ardariel von Nordfalk hatte er sich verändert. Die Erfahrungen gegen einen solchen Gegner zu ziehen hatten Spuren hinterlassen und hatten aus dem immer unbeschwerten jungen Mann einen in sich gekehrteren und weniger naiven aber immer noch sehr freundlichen Mann werden lassen.
„Setzten wir uns“, hallte der sonore Bass des Hausherren durch den Raum. Schon bald wurden die Speisen gereicht. Daron hingegen ließ es sich nicht nehmen am heutigen Tage noch einmal seinen Pflichten als Knappen nachzukommen und seinem Lehrherren persönlich vom Weine einzuschenken, bevor er sich selbst neben Parainor setzte. Während das eine Kopfende von Nydam besetzt war, wurde das andere als Ehrerbietung gegenüber der verstobenen Baronin freigelassen.
„Du hast mit Anselm über Solfsheim gesprochen, Lydia,“ fragte Nydam beiläufig.
„Ja, Vater, das habe ich. Er vermutet, dass es eine gute Idee wäre, wenn wir jemanden entsenden, dem wir vertrauen können. Jemanden, den vor allem Ihr, Herr Vater, gut genug kennt und dem Ihr hier in Hundsgrab keine rechte Aufgabe zuteil werden lassen könnt.“ Ihr Blick ging kurz über den Tisch und blieb an Daron nur einen Augenblick hängen. „Er meinte, Ihr würdet das beurteilen können.“
Nydam, der nur zu genau wusste, von wem die Rede war, nickte nur knapp und meinte, „Wir werden sehen, was Praios dem Tag noch so bescheren wird. Heute ist ein wichtiger Tag – für Daron wie auch für mich. Du hast die Zeit der Schwertleite in der letzten Nacht in Andacht und zu Ehren der Herrin Rondra verbracht. Ich habe mit Dir die Andacht zu Ehren der Herrin an Ihrem Schrein hier auf der Kieselburg verbracht. Schließlich wurde Dir am heutigen Morgen nach der rituellen Waschung das Kettenhemd angelegt, sodass Du gewappnet in Deinen neuen Stand trittst, in den Du nun am heutigen Tage aufgenommen werden wirst. Nun musst Du bald Dein Wort selbst verteidigen und dafür einstehen was Du tust, ohne dass ich Dir sogleich den Rücken stärke. Deine Loyalität, Deine Ehre und Deine Prinzipientreue werden sich an der praiosgefälligen Ordnung messen lassen müssen, damit die Zukunft zeigt, ob es mir gelungen ist, Dir alles Wichtige mit auf den Weg zu geben.“
Daron lächelte sanft. Er hatte den Blick Lydias bemerkt und die Zeit, die er mit seinem Herrn verbrachte, hatte ihm gezeigt, worauf man achten musste und so entging ihm der Blick der Baroness nicht. Er hütete sich jedoch auch nur etwas dazu zu sagen. Erst als Nydam ihn über seinen bevorstehenden Ritterschlag ansprach nickte der Knappe.
„Ich werde weder Euch, noch Praios in irgendeiner Art und Weise enttäuschen und meine Dankbarkeit und Treue werden immer bei Euch sein, Herr. Ich danke Euch und Praios für all die Zeit, die Ihr mir geschenkt habt.“
Er stand auf um seinem Herrn noch etwas Wein nachzugießen und setzte sich dann wieder auf seinen Platz.
Weiter sprach er:
„So Praios, Ucuri oder ihr mich rufen werdet, ich werde da sein. Mein Schwert ist das Eure, alle Tage meines Lebens und ich hoffe, dass ich euch mit meinem Schwert und meinen Worten oft zur Seite stehen kann. Und Praios möge mich zurechtweisen, wenn ich seine Ordnung vergesse.“
Dann schwieg der junge Knappe wieder, ihm war es noch immer sehr unangenehm am Tisch von hohen Herren zu sprechen, auch wenn ihm die Tage seiner Knappenzeit viele Regeln der Etikette erklärt hatten und die Fürsorge seines Herrn ihn sehr viel gelehrt hatte. Er würde diese Tage sicher vermissen, doch wusste er auch, dass er nun mit diesem Ritterschlag mehr dienen kann, als er es jemals zuvor konnte. Wie lange hatte er sich auf diesen Tag vorbereitet? Die edle Dame und die hohen Herren am Tische hörten die Worte des Knappen und ein kurzes Lächeln huschte über ihre Züge, sie kannten die Freude und Spannung kurz vor ihren eigenem Ritterschlag noch zu gut, auch wenn er teilweise schon recht lange zurücklag. Das Mal beendeten die Herrschaften in aller Ruhe und mit dem einen oder anderen gemütlichen Gespräch. Danach zogen sie sich in ihre jeweiligen Gemächer zurück.