Geschichten:Moderne Zeiten - Wider Willen: Unterschied zwischen den Versionen

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Drinnen zerknirschte Zwölfhufer sein Gesicht. Odo sah es und verzog keine Miene. Sein harter Blick war eine Warnung an den Bürgerlichen. Dann trat er einem heftig gegen die Truhe: »Horulf, Kundschaft!« Und verließ das Zelt.
Drinnen zerknirschte Zwölfhufer sein Gesicht. Odo sah es und verzog keine Miene. Sein harter Blick war eine Warnung an den Bürgerlichen. Dann trat er einem heftig gegen die Truhe: »Horulf, Kundschaft!« Und verließ das Zelt.


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Wenig später begann das Grafenturnier 1034 BF unter Beteiligung von zahlreichen Rittern und Edelleuten. Zwei tage nur ließ man sich Zeit, um den Sieger dieses Jahres zu ermitteln, und Marktschreier, Händler, Budenreißer und Langfinger begannen irh eigenes Geschäft.
Wenig später begann das Grafenturnier 1034 BF unter Beteiligung von zahlreichen Rittern und Edelleuten. Zwei tage nur ließ man sich Zeit, um den Sieger dieses Jahres zu ermitteln, und Marktschreier, Händler, Budenreißer und Langfinger begannen irh eigenes Geschäft.

Aktuelle Version vom 2. April 2023, 15:37 Uhr

Erlgardsfeld, am Morgen des 10. Praios

Der Göttedienst war gerade beendet, das Turnier würde in wenigen Minuten beginnen, und Graf Danos beeilte sich, sich in seinem Zelt frisch zu machen. Draußen bereiteten sich die Ritter vor, ins Turnier zu reiten. Graf Danos wusste, dass die meisten froh und glücklich waren, gestern nicht gegen die Reichsstadt kämpfen zu müssen. Stattdessen hatten die meisten mitgefeiert und sogar Hand angelegt, die Stadtmauer einzureißen. Wie es hieß, hatte sich junge die Kastergraserin zu übermütig beteiligt und ihren Zweihändern an den Quadern zerbrochen. Der alte Granfelder hingegen war auf dem Markplatz volltrunken gestürzt und hatte sich beide Arme gebrochen, als er auf den Tischen den Hockdich tanzen wollte. Graf Danos schmunzelte. Diese Einzelheiten hatte ihm Horulf überbracht, der die ganze Nacht Augen und Ohren offen gehalten hatte. Jetzt schlief er in Danos‘ Zelt auf der großen Truhe und gab ein sonderbares, leises Pfeifen von sich.

Er war zufrieden mit sich: Er hatte seine Stadt zurück, keinen Tropfen Blut vergossen, hatte sich in seinen Luringern nicht geirrt; er war stolz auf seine Kinder, die gestern eine gute Figur gemacht hatten – sogar Drego; und er freute sich auf das Turnier. Denn es war besser besucht als je eines, an das sich Danos erinnern konnte - abgesehen von jenem, als Danos seinen Vater herausgefordert hatte und König der Ritter wurde.

»Danos?« Der lange Odo betrat das Zelt, duckte sich beim Eintreten. ›Bemerkesnwert‹, dachte Graf Danos bei sich. ›Ich hoffe, ich bin noch so rüstig, wenn ich in Odos Alter komme.‹

»Ja, Odo, ich bin gleich soweit. Du kannst die Knappen reinschicken, mir die Rüstung anzulegen.«

»Vorher ist da noch Besuch für Dich. Aus Luring.«

Graf Danos blickte erwartungsvoll und hob die linke Braue. Glücklicherweise war es strahlender Tag, so dass er nun selbst im rötlichen Halbdunkel des Zeltes gut gucken konnte. Die Sache mit seinem Augenlicht bereitete ihm Sorgen.

Ein hagerer Mann trat ein, das Gesicht zerfurcht vom Wetter, die Haare lang und braun und fettig, die Kleidung ordentlich und einfach, nicht zu bürgerlich.

Helmbrecht Zölfhufer © BB

»Zwölfhufer, Euer Hochwohlgeboren, Helmbrecht Zwölfhufer, zu Euren Diensten«, sprach der Ankömmling und wirkte gar nicht so diensteifrig, sondern eher wie einer, dem andere dienen.

»Ich kenne Euch, Zölfhufer. Ihr seid der letzte Großbauer in Luring. Und Ihr sitzt im Rat der Stadt.« Danos wischte sich die Hände mit einem Tuch ab und griff nach einem Kelch. »Wasser?«

»Danke, nein, Euer Hochwohlgeboren. Der Rat der Stadt schickt mich. Man hat die Zinsbürger heute früh bei Sonnenaufgang versammelt und den neuen Stadtmeister gewählt.« Zwölfhufer verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und richtete sich noch ein wenig weiter auf.

»Ich dachte, dass willst du gleich wissen«, schaltete sich Odo ein, der sich seinerseits Wasser in einen Kelch schüttete.

»Ja, gut. Und, Zwölfhufer? Nun sagt nicht: irgendein Berdis. Die mag ich nicht mehr.«

»Nein, Euch Hochwohlgeboren. Ich hab da aber eine Frage: Muss man so eine Wahl annehmen?«

»Wer? Ich? Ja.«

»Nein, ich meine, der zum Stadtmeister gewählt wurde.«

»Wieso?«

»Die Luringer haben mich gewählt. Und ich mag nicht.«

»Warum, nicht?«, fragte Graf Danos misstrauisch.

»Nun ja, wisst Ihr, Hochwohlgeboren. Im Rat wird viel geschätzt. Da gibt es die einen und da die anderen, und ständig geht es um Politik oder Schlimmeres, und eigentlich habe ich kein Talent für diese ... Laviererei. Kurzum: Der Joswyn Knuppler hat am zweitmeisten Stimmen bekommen. Ich würde den vorschlagen, der hatte auch mit der ganzen Reichsstädterei nichts zu tun.«

»Und Ihr?«

»Was soll ich Euch jetzt sagen, Euer Hochwohlgeboren? Jeder müsste doch jetzt sagen, dass er immer schon dagegen gewesen ist, also klänge es nicht glaubwürdig. Darum belassen wir es bei: Ich sitze seit zwanzig Jahren im Rat der Stadt, und alle Mehrheitsentscheidungen des Rates sind darum auch meine.« Zwölfhufer blickte dem Grafen direkt in die Augen. Und jener nickte zustimmend.

»Gut, Zwölfhufer, ich verstehe. Ihr seid der rechte Mann. Ich bestätige Euch als Stadtmeister, die Formalitäten handelt Ihr mit dem aus.« Graf Danos wies auf den schlafenden Horulf, drückte seinem Stadtmeister die Schulter und trat aus dem Zelt. »Walbirg! Emerdane!«, rief er draußen laut, »hurtig her, meine Rüstung setzt schon Rost an!«

Drinnen zerknirschte Zwölfhufer sein Gesicht. Odo sah es und verzog keine Miene. Sein harter Blick war eine Warnung an den Bürgerlichen. Dann trat er einem heftig gegen die Truhe: »Horulf, Kundschaft!« Und verließ das Zelt.

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Wenig später begann das Grafenturnier 1034 BF unter Beteiligung von zahlreichen Rittern und Edelleuten. Zwei tage nur ließ man sich Zeit, um den Sieger dieses Jahres zu ermitteln, und Marktschreier, Händler, Budenreißer und Langfinger begannen irh eigenes Geschäft.