Geschichten:Altes Blut - Ehre verpflichtet: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 30. April 2023, 01:56 Uhr

Burg Zweifelfels, Mitte Efferd 1037 BF:

Der Innenhof der Burg war erfüllt vom lauten Klirren blanken Stahls – wie jeden Morgen. Tagein tagaus begann Baron Debrek den Morgen mit Schwertübungen. Die gesamte versammelte Zweifelfelser Ritterschaft musste sich so allmorgendlich mit ihrem Herr messen. Nun, keiner konnte dem Baron wirklich im Schwertkampf das Wasser reichen, außer vielleicht die Ritter Radulf von Hellrutsberge und Radegund von Luring-Cronenfurt. So maß sich - welch Wunder - Baron Debrek besonders gerne mit diesen beiden Rittern. Der Kampf Debrek gegen Radegund war soeben zu ende gegangen.

„Gut gekämpft, meine treuer Freund!“, beglückwünschte der Baron den knapp Unterlegenden.

„Aber immer noch nicht gut genug“, antwortete der Angesprochene mit einem Augenzwinkern. Beide lachten herzhaft.

Das dumpfe Dröhnen der Zweiflinger Kriegshörner unterbrach die beiden und verkündete die Rückkehr der Zweiflinger Grenzwächter mit ihrem Hauptmann Yendar Leodan von Zweifelfels. Die sogenannten waldsteiner Kriegshörner stellten im garetischen Kriegswesen durchaus eine Eigenart da. Dabei handelt es sich um eineinhalb bis zwei Schritt lange, bronzene Hörner, deren Schalltrichter zu Tierköpfen geformt sind. Die Tierköpfe variieren je nach Gefolgschaft. So zeigen die Kriegshörner der gräflichen Waldsteiner Pikeniere einen Fuchskopf, die Truppen der Barone von Schwanenbruch dagegen einen Schwanenkopf, während die Einheiten der hiesigen Familie Zweifelfels einen Einhornkopf als Schalltrichter aufweisen. Die jeweiligen Tierköpfe wurden in der Vergangenheit auch als Standarte verwendet.

Hauptmann Yendar erreichte mit der zweiten Lanze der Zweiflinger Grenzwächter den Burghof und ließ absitzen. Die Grenzwächter kamen soeben von einer Patrouille an der südlichen Grenze der Baronie Zweiflingen. Baron Debrek wies seine Ritter Radulf und Radegund an ihn zu begleiten. Auch Hauptmann Yendar und Lanzenführerin Argande von Hohenfels folgten den Baron in eines der Turmzimmer.

„Yendar“, begann der Baron ohne Umschweife, „wie ist die Lage im Süden?“

„Alles soweit ruhig, Leodora hat die Grenze zu Leihenbutt im Blick und konnte in den letzten Monden keine ungewöhnlichen Aktivitäten vermelden.“

„Und das Krallenweib?“, wollte Radulf wissen.

„Seit ihren tollkühnen Angriffen auf Rodenbüttel und Zweifelsroden ist sie wie vom Erdboden verschluckt“, entgegnete Argande, „wir vermuten, dass sie sich entweder im Eupelmunder Moor oder aber in den Wulfshöhen versteckt hält.“

„Gut gut“, Debrek wirkte nachdenktlich,“dann können wir diese Ruhepause nutzen unsere Ressourcen anderweitig einzusetzen.“

Yendar zog verwundert die Augenbrauen hoch.

„Wie ihr alle wisst, hat mich Raulbrin um Hilfe gebeten. Der Niederadel in Rallerspfort begehrt auf oder so was und da er mein Schwager ist, werde ich ihn natürlich unterstützen. Allein schon um Emer zu beruhigen, sie ist von Tsa gesegnet und kann keine Aufregung gebrauchen. Nun ja, ihr kennt ja ihr Temperament.“ Beim letztgenannten konnte sich Radegund ein Lächeln kaum verkneifen, was der Baron mit einem strengen Blick quittierte, „Daher habe ich beschlossen, Raulbrin die zweite Lanze der Grenzwächter zum Schutze seiner Familie zu überstellen. Argande, du wirst noch heute aufbrechen!“

Es herrschte für einige Augenblicke Stille bis Radegund sie vorsichtig durchbrach. „Aber ist das wirklich eine gute Idee? Ich meine, wir wissen nicht was in Rallerpfort wirklich vorgeht.“

„Zumal es Gerüchte gibt, einige Hirsche hätten Interesse an einer Destabilisierung der Baronie, ich erinnere nur an den Brief der Falkensteinerin, das kann schnell zu einem Flächenbrand werden....“ warf Radulf ein.

„...und das kurz vor dem kaiserlichen Heerzug gen Haffax!“ beendete Radgund den Satz.

„Ehre verpflichtet! Ich lasse mich davon nicht abbringen. Der Falkenwinder Baron schickt ebenfalls eine Lanze berittene Schützen.“ Debrek duldete keinen Widerspruch bei dieser Angelegenheit, es war im Ernst. „Und sollte Raulbrin mehr Unterstützung benötigen, wird er sie bekommen.“