Geschichten:Eine Knappin für einen Knappen – Schloss Reichsgarten: Unterschied zwischen den Versionen
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„Eorcaïdos“, stellte Ramin erstaunt fest. „Meine Tante hat ein Schiff in Auftrag gegeben ... warum sollte sie das tun?“ | „Eorcaïdos“, stellte Ramin erstaunt fest. „Meine Tante hat ein Schiff in Auftrag gegeben ... warum sollte sie das tun?“ | ||
„Eine Perlenmeer-Karavelle neuster Machart, schnell, wendig und mit Geschützen bewaffnet“, referierte Rashan. „Es ist einiges im Gange innerhalb der [[Akteursnennung ist::Perricum:Das Haus Aimar-Gor und die alt-aranischen Familien in Perricum|altaranischen Familien]] ... kürzlich waren Vertreter meiner [[Akteursnennung ist::Perricum:Familie Feqzaïl|Familie]] und der [[Akteursnennung ist::Perricum:Barûn-Bari|Barûn-Bari]] hier um mit Sulamith die Fortschritte zu begutachten.“ | „Eine Perlenmeer-Karavelle neuster Machart, schnell, wendig und mit Geschützen bewaffnet“, referierte Rashan. „Es ist einiges im Gange innerhalb der [[Akteursnennung ist::Perricum:Das Haus Aimar-Gor und die alt-aranischen Familien in Perricum|altaranischen Familien]] ... kürzlich waren Vertreter meiner [[Akteursnennung ist::Perricum:Familie Feqzaïl|Familie]] und der [[Akteursnennung ist::Perricum:Familie Barûn-Bari|Barûn-Bari]] hier um mit Sulamith die Fortschritte zu begutachten.“ | ||
„Feqzaïl … Barûn-Bari … Aimar-Gor“, murmelte Ramin so vor sich her. | „Feqzaïl … Barûn-Bari … Aimar-Gor“, murmelte Ramin so vor sich her. |
Aktuelle Version vom 5. Juli 2023, 12:15 Uhr
Schloss Reichsgarten, Landjunkertum Reichsgard, Mitte Rahja 1041 BF:
Es war für Ramin immer etwas besonderes seine Tante in ihrem Palast zu besuchen. Die weitläufige Anlage thronte auf einem Felsrücken oberhalb des Marktes Reichsgard. Von hier hatte man einen atemberaubenden Blick über die schier endlosen Weiten des Perlenmeeres. Sulamith hatte sich hier ein Kleinod geschaffen, entsprungen wie aus einem Traum aus fernen Ländern. Auch wenn er selber noch nie in der alten Heimat seiner Familie war, so stellte er sie sich vor. Die Zwölfgöttlichen Paradiese konnten nicht schöner sein.
Die wenigen Meilen von Marschenhof bis Reichsgarten waren wie im Fluge vergangen. Hier konnte sich nun jeder dem Müßiggang und der Zerstreuung hingeben. Reto und Sulamith ließen sich in der kleinen Pagode mit besten Blick aus Perlenmeer nieder. Romelio, Salix, Tolmario und Toran lauschten gebannt den ausschweifenden Erzählungen von Meister Menning, während Irisa Zeit mit ihrer Schwester verbrachte. Tawil bestaunte mit Etilian unterdessen den Pfauengarten mit dem riesigen Pfauenmosaik.
Ramin hingegen war Müßiggang noch nicht vergönnt. Sulamith schickte ihn mit einem Bündel voller Pergamenten nach Reichsgard. Es sollte diese dem Marktvogt aushändigen.
Wenig erbaut schlenderte Ramin nun durch die Straßen der größten Siedlung des nördlichen Herdentors. Viel lieber hätte er die vielfältig gebotenen Möglichkeiten der Zerstreuung im Palast genossen.
Reichsgard war sehr garetisch, wie Ramin empfand. Der neue, vergleichsweise junge Marktflecken war von einem früheren Baron am Reißbrett geplant worden. So waren die Straßen gerade, gepflastert und überaus sauber. Dafür sorgten kleine, künstlich angelegte Rinnen, die den Unrat der Bewohner in den Golf von Perricum spülten. Die Häuser waren adrett hergerichtet und mit Verzierungen und Blumen geschmückt. Steinerne Gebäude mit Spitzdach, oder welche aus Fachwerk prägten das Ortsbild. Eine Besonderheit waren die vielen, architektonisch oft opulent gestalteten Badehäuser.
Am Marktplatz angekommen, stand er vor der pittoresken Residenz des Marktvogtes. Hier bin ich richtig, dachte sich Ramin. Im Amtszimmer angekommen stand ein athletisch gebauter Mann Ende 30 vor ihm. Seine Gesichtszüge und die gebräunte Haut erinnerten an einen Aranier, doch seine Kleidung war die eines raulschen Ratsherren.
„Ah Ihr müsst der Neffe der Landjunkerin sein.“ Der Mann mit den rehbraunen Augen und dem schwarzen, kurzen Haaren erhob sich und reichte Ramin seine Hand zum Gruß. „Mein Name ist Rashan Feqzaïl. Meine Herrin berichtete mir von Eurem erscheinen – doch verschwieg sie mir welch rahjagefällige Schönheit Euch innewohnt.“
Ramin lächelte milde ob des Kompliments und reichte dem Ratsherren ein Bündel Unterlagen. „Meine Tante ist stets sehr überlegt, welche Informationen sie preisgibt.“
„Hahaha, ja da habt Ihr recht.“ Rashdan nahm die Unterlagen entgegen und legte sie auf seinem Schreibtisch ab. „Ich freue mich immer von Eurer Tante zu hören, auch wenn dies Arbeit für mich bedeutet. Doch genug Arbeit für heute.“ Der Ratsherr knöpfte seine Gewandung auf, entledigte sich seiner unbequemen Ratsherrenkleidung und schlüpfte in etwas Leichtes südperricumer Machart. Ramin sah ihm dabei genussvoll zu.
„Begleitet Ihr mich ins Badehaus? Dann könnt Ihr mir von Euren Reisen erzählen und ich Euch von meinen auch so aufregenden Leben als Ratsherr.“ Rashan blinzelte seinen Gegenüber an und natürlich nahm Ramin diese Einladung nur allzu gerne an.
„Aber vor möchte ich Euch noch was zeigen.“ Der Ratsherr tat betont geheimnisvoll und ließ Ramin ratlos zurück.
So schlenderten die beiden wenig später die leicht abschüssige Hauptstraße vom Marktplatz Richtung Hafen entlang. Es war vielmehr eine von Schatten spendenden Bäumen gesäumte, mit hochwertigen Steinen gepflasterte, Allee. An beiden Seiten der Allee spülten Rinnen den Unrat der Straßen ins Meer. Welch Wunder, dass Reichsgard als einer der saubersten Orte der Markgrafschaft galt.
Am Hafen angekommen, führte sie ihr Weg zu einer kleinen Werft. Vor dem Rumpf eines halbfertigen Schiffes blieben die beiden stehen.
„Mit Verlaub, warum zeigt Ihr mir ein unfertiges Schiff?“ Ramin wusste nicht wirklich warum er hier war.
„Schaut Euch das Schiff genau an“, beschwor Rashdan seinen jungen Gast. Doch Ramin konnte nichts entdecken. „Der Name des Schiffes!“, löste der Vogt schließlich die Spannung auf. „Wie heißt das Schiff?“
„Eorcaïdos“, stellte Ramin erstaunt fest. „Meine Tante hat ein Schiff in Auftrag gegeben ... warum sollte sie das tun?“
„Eine Perlenmeer-Karavelle neuster Machart, schnell, wendig und mit Geschützen bewaffnet“, referierte Rashan. „Es ist einiges im Gange innerhalb der altaranischen Familien ... kürzlich waren Vertreter meiner Familie und der Barûn-Bari hier um mit Sulamith die Fortschritte zu begutachten.“
„Feqzaïl … Barûn-Bari … Aimar-Gor“, murmelte Ramin so vor sich her.
„Ja, die gefallenen Granden des alten Aranien“, führte Rashan den Gedanken seines Gegenübers weiter.
„Es scheint so eine Art Pakt der Eorcaïdos zu geben. Alles dreht sich auf irgendeine Weise um diese Schiff. Doch weiß ich nicht worum es geht. Es kann kein Zufall sein … kurz nach dem Treffen wurden die großen Pläne für den Ausbau des hiesigen Hafens auf unbestimmte Zeit verschoben.“
„Womöglich als Zugeständnis an die Barûn-Bari, denen als Ratsgesandte das nahe Pelkhafen untersteht“, kombinierte Ramin.
„Sehr richtig, Ihr kennt Euch gut aus.“ Anerkennung schwang in der Stimme des Ratsherren mit. „Es kann auch kein Zufall sein, dass ich von Eurer Tante angewiesen wurde, den Neubau des Kontors meiner Familie mit 'größtmöglicher Unterstützung' zu begleiten. Auch wurden meiner Familie weitreichende Handelsprivilegien gestattet.“
„Somit wäre auch klar, was die Feqzaïl von diesem Pakt haben … bleibt nur noch die Frage, was will mein Haus?“ Ramin schaute fragend zu Rashan.
„Das ist die große Frage. Alles nahm vermutlich seinen Lauf als die große Dame Eures Hauses hier in Perricum weilte.“
„Rymiona!“
„Ja, kurz danach wurde ich zum neuen Ratsherren und Marktvogt von Reichsgard berufen.“ Rashan schaute seinen Gegenüber tief in die Augen. „Seither ist viel passiert … so wurde Euer Haus vom aranischen Mhaharanyat rehabilitiert.“
„Die altaranischen Häuser schließen ihre Reihen“, murmelte Ramin, seine Gedanken schweiften weit aus. „Ja, das mag sein, doch ändert das nichts an unserer Lage, da unsere ehemaligen Besitztümer nicht mehr im Herrschaftsgebiet des Mhaharanyat liegen.“
„Bleibt immer noch die Frage, was das Haus Aimar-Gor vor hat.“ Der ernste Unterton machte bei den folgenden Worten einer koketten Leichtigkeit Platz. „Das können wir jetzt nicht beantworten. Ich führe Euch jetzt wie versprochen ins Badehaus. Möge die holde Rahja unser Herz erleichtern.“