Geschichten:Der uralte Bund - In der Silberfeder: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 13. September 2023, 11:13 Uhr

Im Gasthaus "Zur Silberfeder", Markt Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF

Als Thiomara von Amselhag das Gasthaus Silberfeder erreichte, wartete ihr Sohn Anaxagoras bereits davor. Vor ihrem Eintreffen hatte er offenbar mit einigen der Straßenkindern geplaudert und ihnen ein paar Heller zugesteckt.

Thiomara beobachtete einen Moment die Straße um die Silberfeder genauer und besah sich die Leute. Ihr Sohn schien von der anderen Seite gerade das selbe zu tun, nach dem er seine Mutter erkannt hatte. Thiomara zog sich in die Gasse zurück aus der sie gekommen war und machte einen kleinen Spaziergang um den Block. Gemächlich bewegte sie sich, beobachtete die Menschen und wartete bis ihr Sohn aufgeschlossen hatte. Gemeinsam gingen sie weiter und tauschten sich über das Wetter und Vaters Geburtstagsgeschenk aus. Mutter fragte ihren Sohn auch ob sein magisches Auge aufgeladen sei und deutete auf das Amulett an seinem Hals. Alles Fangfragen um irgendwelche magischen Imitatoren zu entlarven. Dabei blieben beide an jeder Ecke kurz stehen und schauten über die Schultern des anderen, ob ihnen jemand verdächtig vor kam. Als beide Sicher wahren keinen Doppelgänger vor sich zu haben, tauschten sie sich über die Ereignisse noch einmal aus und Mutter fragte ob diese Straßenkinder ihr Geld wert sind und schon etwas in Erfahrung gebracht hätten. Dann gingen sie zum Treffen.

Im Inneren führte der quirlige und stets freundliche Wirt die beiden Amseln in ein kleines Separee. Dort saßen bereits die drei der Hesinde geweihten Damen Yurika Eorcaïdos von Aimar-Gor, Linai Josmine von Feenwasser und natürlich Canyraith von der Lohe.

„Guten Abend verehrte Damen.“ Begann der Magier, nach dem die Tür geschlossen war. Beide verneigten sich. Mutter hielt sich zurück und ließ ihren Sohn reden. „Vielen Dank für ihre Zeit. Wir haben da einiges über brenzlige Vorgänge im Schatten der Hochzeit erfahren und möchten das Wissen dringend teilen, da man unsere Familie nun scheinbar auf dem Kieker hat. So möchte ich gerne die gesamte Situation umfänglich darlegen, wenn ihr erlaubt.“

Und da ihn keiner der Damen unterbrach, hielt der Magier einen Vortag über das Auffinden der Fuchsstatuetten, das Kennenlernen der Frau Bergensteen und ihrer Schwerttochter, warum sie ihren Leibkoch nach ihrem Hinweis in die Pfalzküche geschickt hatten und warum sie nach einer weißhaarigen Frau gesucht hatten, deren Leichnam Anaxagoras dann in der Pfalz, bei den anderen Ermittlern aufgefunden hatte. Er beschreibt alle Anwesenden in der Gruft und legte deren Verhalten und seine Erkenntnisse über die verschiedene Hesinde Geweihte da. Er hinterfragt die nach seiner Meinung geschickt platzierten Hinweise auf Schnitter und Bekenner und legt dar, das er annimmt, das diese nur Ablenkungen sind. Dann beschrieb er das Auffliegen des Koches und die ungehörige Anschuldigung, er habe seine Suppenkreation selber vergiftet und das sich der Koch bei den dürftigen Beweisen dann in der Nacht selber umgebracht haben soll. Des weiteren beschrieb er seine Erkenntnisse aus Loderias Zimmer und übergab den Geweihten ihre Aufzeichnung. Mit den beiden magischen Blättern. Und fügte dann noch an was seine Schwester vom Mord an Frau von Bergensteen berichtet hatte, auch über den verschwundene Knecht und das der Ring des einstigen Kaisers, im Schrank gut versteckt, scheinbar wieder aufgefunden werden sollte und obwohl ohne besagte Inschrift, von der greiferfurter Hofmarschallin auf seine Echtheit bestätigt und nun von Silvano weiter geprüft wird. Dazu erklärte er das seine Schwerster und Jolande von Grevinghof, die eine Gedächnislücke nach der Nacht hat, nun in Erklärungsnot geraten, auf der Pfalz sind und er befürchtet, das die von Loderia vermutete Namenlossekte auf der Pfalz nun versucht weitere Ablenkungen, auch gegen seine Familie zu legen, um ihren Plan die Hochzeit zu stören voran zu treiben und an das besagte Fuchssiegel zu kommen. So endete er seinen Vortrag erst einmal und erkundigte sich höflich, ob bis hier hin Fragebedarf bestehe.

Die drei gelehrten Damen hatten den Ausführungen des Magiers aufmerksam und interessiert zugehört. Hier und da nickten sie wissend, was die Amseln mutmaßen ließ, dass die Dienerinnen der Schlange über einige der Ereignisse bereits im Bilde waren.
Es war die Aimar-Gor, die ihre Stimme als erste erhob. „Habt Dank für diese ausführlichen Schilderungen, gelehrter Herr. Die Allwissende scheint mit Euch zu sein. Es ist wahr, die gute Loderia war einem Rattennest auf der Pfalz auf der Spur. Wie uns scheint“, die Geweihte blickte einen Moment zu ihren Gefährtinnen, „ist diese namenlose Durchseuchung schon weit fortgeschritten.“
„Das Auge der Allwissenden liegt stets auf Euch“, sprach nun die Feenwasser, „aus unserer Sicht seit Ihr reinen Herzens.“
„Wie gedenkt Ihr weiter vorzugehen?“, wollte die Erzäbtissin von der Lohe wissen.

Der Magier verbeugte sich nach dem Lob. „Vielen dank, aber erst am Ende dieses kniffligen Festes wird sich herausstellen, ob ich anstatt vorschneller Lorbeeren nicht doch die Narrenkappe verdiene. Und man möge mir verzeihen, wenn ich als nächstes erst einmal die Chance der glücklichen Stunde ergreife und Fragen an die versammelten Hüterinnen der Weisheit stelle, bevor ich die Hinnacht weiter ausführe. Oder noch besser, in coetus opus, im Geiste der Herrin, mit ihnen gemeinsam erarbeite und das weitere Vorgehen abstimme.

So möchte ich folgenden Fragenkatalog zur Sprache bringen, der mich umtreibt.

Ad Primum, welche Rollen spielen dieser Herr Hardenstatt und die Novizin Malveda in diesem Mysterium?

Zunächst die Novizin Malveda, die ich zu erst in der Krypta traf, wo ich fälschlicherweise davon ausging, das die Trauernde die Novizin der Verstorbenen sei. Diese widersprach aber sofort und gab kund, Loderia lediglich ein paar mal in St.Ancilla getroffen zu haben und nur flüchtig zu kennen. Erst euer Gnaden von der Lohe habe sie zur Aufklärung des Falles mit der Toten in die Krypta entsandt. Dieses widerspricht aber einer Aussage des Wirtes vom Einhorngruß, der aussagte, das Malveda öfters Briefe im Gasthaus für Loderia abgab. Auch wenn die Novizin diese Briefe natürlich in der Krypta vor Jedermann verschweigen wollte, darf man über deren Inhalte und Malvedas Rolle mehr erfahren? Ich vermute das jemand von ihnen darüber im Bilde ist und sich auch öfters in diesem gastlichen Haus mit Loderia traf?“ Der Magier machte eine allumfassende Geste zur Decke, die das ganze Gasthaus implizieren sollte.

„Oder war der Hardenstatt dieser Kontakt Loderias hier in der Silberfeder?
Dieser Perricumer Adelige von Hardenstatt gibt mir einige Rätsel auf. Auch ihn traf ich das erste mal, mit seinem jungen Knecht, der sein Laufbursche sein könnte, vor der Krypta. Ich glaube das ihr ihn kennen müsst. Er traf sich scheinbar vor ihrem Tod als letztes mit Loderia und war auch als erstes bei der Auffindung der Leiche zu gegen. Er erwähnte kaum Spuren bei unserem ersten Treffen gefunden zu haben. Auch gab er nichts von seiner Bekanntschaft mit Loderia preis und ist auch sonst recht verschwiegen geblieben. Aber er hört sich alles sehr genau an, wie ich meine. Ebenfalls darf man annehmen, das ihn die Perricummer Amazonen am Abend des Ringdiebstahles vor dem Phextempel getroffen haben, womit er in der Nähe des Tatort war, als Ring und Diadem noch auf dem Fuchs ruhten. Neben den zurückgelassenen, verstreuten Aufzeichnungen Loderias, die er erwähnte, die sich wie ich feststellte, zum einen aus Friedbert Jungerichs Abhandlungen zur Traumdeutung und zum anderen um einige eurer Schriften Frau von der Lohe, zur Bildhauerei von Statuen zusammensetzten, scheint mir ein Teil zu fehlen. Ebenfalls Loderias auffälliger Schmuck und Schlangenreif“, hier verwies der Magier auf den Packen Papier auf dem Tisch. „Ich hege die Annahme, ja vielleicht sogar die Hoffnung, das dieser Herr aus Perricum sie an sich genommen hat, wenn es nicht der Mörder getan hat. Vielleicht könnte man uns über diesen Herren aufklären, wenn die Damen mehr zu Ihm sagen möchten. Ansonsten würde ich einiges an Mühen darauf verschwenden, diesen Herren etwas auf den Zahn zu fühlen. Was angesichts dessen was ich vermute, Zeitverschwendung wäre.“

„Ad Secundum habe ich Fragen zu dem Inhalt dieser beiden Blätter, auf denen ich durch Analysis einen modifizierten Chrypthographo entschlüsseln konnte, wie Loderia ihn in ihrer Not, so glaube ich, auch bei der dezenten Nötigung von Frau Bergensteen zur Übergabe der Statuette genutzt hatte.

Wer könnte diese erwähnte Dame E.v.K sein, deren Familie so Hesinde verlassen in Loderias Augen scheint? Und was überbringt sie wem? Ich habe dieses kleine Adelskalendarium meiner Schwester bemüht und die Familien Krauzung, Keres, Korbenhein,..., und von Königslind gefunden, deren Wappen immerhin ebenfalls die Debreckskrone, wie auf dem besagten zweiten Blatt trägt.

Womit wir zur Frage kommen, was diese Zeichnung einer Blutulme mit der Debreckskrone bedeuten könnte? Ist es eines von Loderias Traumbildern, die sie mit von Jungerichs Abhandlungen deuten wollte?

Was genau ist die erwähnte Fuchsfiebel, die der Feind so begehrt und was kann man zu ihrem zusätzlichen Schutz unternehmen?

Auffällig ist, das die Seneschallin ein sehr gutes Netz an Informanten auf der Pfalz zu haben scheint und das das Personal ihr sehr dienst ergeben ist. Warum entgeht der Dame nur scheinbar so vieles, wie die Geschichte in der Küche. Ist sie selber oder jemand in ihrem Umfeld bereits vom Glauben abgefallen und korrumpiert? Einen Zug, den ich dem Namenlosen Widersachern durchaus zutrauen muss. Leider ist mir kein Mittel bekannt, Namenlose Parktiere aufzuspüren, außer das sie sich Teile ihrer selbst entledigen. Was aber nur Indizien und keine Beweise sind.

Und als letztes Frage ich mich, was es mit dem Ring Kaiser Alriks auf sich hat. Dem Tugendhaften zur Ehr, solle seine verschwundene Inschrift aussagen. Hat dieses Reichsinsignien eine verborgene Magie in sich, wie Legenden über die anderen Reichsinsignien berichten oder warum ist sie dem Feind so wichtig gewesen?

Und warum taucht der verschwundene Ring gut versteckt, aber ohne Schrift im Zimmer der zweiten Toten auf, wenn er nicht bei genauen Untersuchung am Tatort gefunden werden sollte. Der Mörder könnte wieder eine falsche Spur oder einen von finsteren Mächten verdorbenen Ring hinterlegt haben. Frau Bergensteen scheint uns allen keine Diebin zu sein und schon die Übergabe des Fuschses machte ihrem Gewissen arg zu schaffen. Meine Schwester hatte keine Zeit den Ring zu stehlen, da sie mit mir in jener Nacht um die Häuser zog um Jolande von Grevinghof, die wir da noch nicht kannten, zu folgen. Denn meine Mutter hatte die Frau Ritterin mit ihren Locken und der Tasche vor ihrem Fuchsfund gesehen und beschrieben. Jolande von Grevinghof sah ich mit einer Ledertasche an jenem Abend nach der Messe auch vor dem Phextempel stehen und auf jemanden warten. Danach zog sie durch einige Kneipen, darunter eine zwielichtige Spelunke, um jemanden zu suchen. Angeblich die Weißhaarige Frau, also Loderia, was man glauben kann oder auch nicht. Sie gab auch den Tipp mit den Agenten in der Küche und Frau von Erlenfall. Sie war laut meiner Schwester außerdem kurz in ihrer Herberge zum goldenen Stiefel, um Dinge zu holen, bevor sich alle Drei bei Frau Bergensteen zur Wacht einschossen und sie holte das vergiftete Wasser vom verschwundenen Knecht und hat diese Erinnerungslücke, wie sie sagt, die meine Schwester nicht hat, obwohl sie selbes betäubende Wasser trank. Diese Ritterin war also überall dabei und sollte im Auge behalten werden, auch wenn ich es nicht hoffe.“

„Jetzt bitte ich meinen Frageschwall zu entschulden und ich hoffe keine Dinge angesprochen zu haben, die Sie verehrte Damen, lieber hüten möchten. Aber ich bin zu jedem Schwur der Verschwiegenheit bereit, um Licht ins Dunkel zu bringen und mit aller Kraft das Maleficarum von diesem Fest abzuwenden, so weit es noch nicht zu spät ist.“ So Endete der Magier erst einmal und sah in die Runde der gesegneten Damen, während Mutter die Weinkarte studierte und aufmerksam zuhörte.

Fasziniert folgten die drei Geweihten der Hesinde dem Gezwitscher des Amsel-Magiers. Es war wieder die Aimar-Gor, die als erste antwortete.

„Ihr seid ein wahrer Sprudel der Tugenden der Allwissenden, den lehrte uns nicht schon der weise Rohal Fragen zu stellen, auch wenn uns die Antworten in Bereiche führten, die uns unbekannt sind? Was auf dem ersten Blick unvereinbar erscheint, mag doch beim zweiten Blick der Prüfung der Allwissenden standhalten. So kann also Schwester Malveda wahr gesprochen haben, als sie verkündete, die gute Loderia nur flüchtig durch Treffen in den heiligen Hallen von St. Ancilla zu kennen. Im gleichen Zuge mag auch der Wirt Wahrheit kund getan haben, wenn er sagt, Schwester Malveda habe im Einhorngruß Brief für die gute Loderia abgegeben. Denn, junger Magier, die gute Loderia muss die Briefe nicht persönlich aus Schwester Malvedas Händen empfangen haben. Was die Inhalte eben jene Korrespondenz angeht, so muss ich Euch mit Bedauern mitteilen, dass diese absolut nichts mit dieser furchtbaren Tragödie zu tun hat.“

„Was den Herrn von Hardenstatt angeht“, erhob nun die Erzabtissin ihre Stimme, „so berichtete uns dieser gemeinsam mit der Boroni vom Hinscheiden unserer Schwester im Geiste. Ein sehr von der Allwissenden gesegneter junger Mann wie mir scheint. Meine gute Loderia, die wahrlich eine gute Menschenkenntnis ihr eigen nannte, schien ihm zugewandt zu sein. Nur so kann ich mir erklären, warum sie ihn hier zum gemeinsamen Mahl traf. Aber sagt, gelehrter Herr, was sind Eure Vermutungen zu dem jungen Perricumer?“

Der Magier sah die Drakoniterin an. „Ich hatte die stille Hoffnung er sei eine verborgene Schlange aus eurem Nest oder zumindest ein Zuträger. Aber das ist auch zweitrangig wenn ihr ihm traut. Ich hoffe nur das Frau Pilperquell den richtigen Leuten in ihrem Umfeld vertraute. Der Wirt des Einhorns ist natürlich auch eine Schwachstelle. Er redet zu viel. Irgendwie muss der Mörder ja auf eure Glaubensschwester aufmerksam geworden sein. Viel wichtiger wäre mir derzeit die Frage ob er euch die fehlenden Papiere oder den Schlangenreif Loderias gebracht hat. Sonst müsste ich sie beim Mörder oder in einem guten Versteck Loderias vermuten, auf das ich aber keinen Hinweis fand. Ihr wisst nicht zufällig um den Inhalt der verschwundenen Aufzeichnungen Bescheid?“

„Uns ist nicht ganz klar welche Papiere ihr verschwunden wähnt. Was die beiden von Euch entzauberten Blätter angeht“, nun sprach wieder die Aimar-Gor, „so ist nunmehr bekannt, die gute Loderia war einen namenlosen Rattennest auf der Spur und was die Blutulme angeht, sie ist der Allweisen heiliger Baum. Eine Königin unter den Bäumen.“

„Seht her. Mir ist bei der Durchsicht aufgefallen...“ Anaxagoras griff zum Papierstapel auf dem Tisch und breitete ein paar Blätter aus und erklärte was ihm bei der Durchsicht in der Nacht aufgefallen war und wie er darauf kommt das etwas fehlen muss.

„Habt Dank“, sprach die Aimar-Gor mit einem unverbindlichen Lächeln, „wir werden diese Dokumente gerne prüfen. Da die Aufzeichhnungen der guten Loderia kein anderer vorher eingesehen hat, ist es schwer zu beurteilen was genau fehlen könnte.“

„Woher Frau Pilperquell wohl die Statuetten hatte. Hat sie sie irgendwo entwendet oder hat sie sie nachbilden lassen. Sie hat sich ja sehr mit euren Abhandlungen über Bildhauerei beschäftigt, Frau von der Lohe. Welche Bedeutung diese Figuren wohl für den Kult haben. Aufgetaucht scheinen derzeit vier zu sein. Ohne Ohr, ohne Schwanz, ohne Pfote und ohne Nase.

„Königslinden?“, sprudelte es auf einmal aus der Feenwasser heraus. „Ihr ward nah dran, Magier. Der königliche Wägevogt Germuth von Königslinden ist hier mit seinem Gefolge, darunter eine Ritterin mit dem Namen Elenore von Karseitz … E.v.K.. Eine ungebildete Familie aus der Gerbaldsmark, ich kenne diese einfältige Person vom Hof Eurers Bruders.“ Die Feenwasser deutete zur Aimar-Gor.

„Ein Name, ein Ansatz. Dem werden wir gerne nachgehen. Ihr wisst nicht zufällig wo die Dame weilt?“

„Im Gefolge des Königslinden, der dürfte bei seiner Geltungssucht nicht schwer zu finden sein.“ Verachtung sprach aus der Stimme der Hesinde-Geweihten. „Die Fuchsfiebeln, wie auch der Kaiser-Alrik-Ring und das Greifendiadem, sind uralte Artefakte des Landes, die ihre Macht durch ihre Handlung im Zusammenspiel entfalten. Sie symbolisieren den uralten Bund.“ Die Aimar-Gor blickte den Magier bedeutungsschwanger an. „Nicht auszudenken, wenn finstere Mächte versuchen würden, diese Artefakte zu pervertieren.

Die alte Amsel schaute aus der Weinkarte auf. “Der uralte Bund? Was hat es damit auf sich? Reden wir über eines dieser alten Herrschaftsrituale, die mit dem erscheinen Korgonds enthüllt wurden? Die Debreckskone umschlingt als Herrschaftliches Insignium Gareths die heilige Königin unter den Bäumen. Ein Hinweis auf eine Form des Bundes mit dem Land? Darüber würde ich gerne mehr erfahren.“

„Das zeitweilige Wiedererscheinen des Altares der gerechten Herrschaft zu Korgond hat weit tiefgreifende Folgen, als es zu scheinen mag. Nicht wenige streben nach der Rückkehr zu den alten Traditionen, dem uralten Bund der garetischen Lande. Doch zu vielstimmig ist der Chor jener, die das Lied des Bundes singen, um zu erahnen, was sie wirklich wollen.“ Die Aimar-Gor hatte den Magier fest mit ihrem Blick fixiert.

Der Magier war kurz in sich gegangen und hatte überlegt. „Lassen wir das Fuchsrudel mal mit ihrem Prinzlein tollen. Mich beschäftigt mehr warum der Feind den Ring stehlen und verderben sollte und das Diadem auf dem Fuchskopf zurück lässt. Es sei den, das Diadem sei schon verdorben worden. Silvano von Hagenau-Ehrenfeld prüft den Ring gerade mit seinem Glaubensbruder von Eichstein und wird zum frühen Abend hoffentlich ein Ergebnis präsentieren. Vielleicht sollte man auch das Diadem in Augenschein nehmen, bevor es zur Zeremonie getragen wird.

„Gelehrter Herr“, begann die Feenwasser mit einem Augenzwinkern, „Silvano ist ein guter, den einfachen Menschen zugewandter Mann, der die universelle Gerechtigkeit des Herrn Praios lebt. Der Segen der Allweisen sei mit ihm auf der Suche nach Erkenntnis. Was die Seneschallin angeht, die hat ihre Augen und Ohren überall. Ich glaube kaum ihr könnte etwas entgehen oder irgendwas würde ohne ihr Wissen auf der Pfalz passieren.“

„Kaum auszudenken, wenn die Seneschallin zu den Verschwörern gehört. Vielleicht wird sie auch nur beeinflusst. Auf jeden Fall hat meine Familie keinen guten Stand mehr auf der Pfalz und meine Schwester ist noch dort oben. Wir werden unsere Ermittlungen daher auf die Stadt beschränken müssen und auf die drei Priester dort Oben vertrauen. Ist es möglich das jemand von ihnen Kontakt zu ihnen herstellt. Der Austausch von Informationen ist wichtig.“

„Unsere Schwester Malveda wacht noch immer in der Totenkammer auf der Pfalz“, entgegnete die Feenwasser.

„Gut sie dort zu wissen.“

„Nichts in diesem Drama passiert aus Zufall, wissbegierige Amsel.“ Die Stimme der Erzäbtissin klang beinahe mütterlich. „Was gefunden wird, will gefunden werden und was verborgen bleibt, will verborgen bleiben.“

„Wenn sich die Rätsel doch nur nicht so schwer täten sich uns zu offenbaren. Aber vermutlich ist das der Prüfstein den die Göttin für uns bereithält.

Ein fast schon phexisches Lächeln zauberte sich auf die drei Dienerinnen der göttlichen Schlange.

Um auf eure Frage bezüglich des weiteren Vorgehens zurück zu kommen. Die Götter haben uns ein interessantes Spielfeld ausgebreitet, wenn wir den Zufall ausklammern. Mag das Herz der Pfalz von Ratten befallen sein und zu viele Augen dort oben auf schwarzen Vöglein ruhen. So sollten wir die Stadt für uns erkunden und zu unserem Spielfeld machen. Hier lauert der Mörder und wartet gewiss auf die nächste Nacht. Hier wird die Trauung im Fuchs Tempel vollzogen werden. Dort würde der Gegner am meisten Schaden entfalten können. Ein mystischer Ort, den ich mir genauer anschauen möchte. Dort wird man sich mit verborgenen Dingen auskennen und mir hoffentlich dabei helfen können, zu klären warum der Ring verschwand und das Diadem blieb. Der Heilige Rakull von Nebachot hat immerhin einen ganzen Drachenhort unter unseren Füßen verloren wenn man den Legenden glauben darf.“ Dabei ruhte der Blick kurz auf der Drakoniterin. „Dort will ich gleich vorstellig werden und schauen ob dort nicht hilfreiche Augen für die rechte Sache zu finden sind. Will mich vielleicht sogar eine der gelehrten Damen auf der Suche nach Erleuchtung zu diesem faszinierendem Sternenlichtstein begleiten? Da Silvano mit dem Ring beschäftigt sein wird, könnte jemand von Ihnen vielleicht das Greifendiadem untersuchen, wenn es sich noch im Phextempel befindet. Dort muss doch zu ergründen sein, warum nur der Ring verschwand und wieder auftauchte. Zu dem halte ich den Austausch mit der Vogtvikarin in dieser Angelegenheit für wichtig. Der Feind versucht Zwietracht zu sähen und zu spalten wo er kann. Da halte ich einen effizienten Austausch von Wissen und geschlossenes Vorgehen aller Diener der Zwölfe für ratsam.“

„Wie ich aus zuverlässiger Quelle weiß, befindet sich das Greifendiadem wieder in der Obhut der Hofmarschallin.“ Offenkundig war auch die Aimar-Gor nach den schrecklichen Vorfällen nicht untätig gewesen und hatte Informationen eingeholt. „Die Vogtvikarin werdet Ihr im Tempel nicht finden, sie bereitet die Braut auf den Bund vor. Wie ich vernahm, hat sie aber bereits fähige Individuen mit der Sache betraut.“

Thiomara legte ihre Hand auf den Unterarm ihres Sohnes, der gerade Antworten wollte, nun aber erst die Mutter reden ließ. „Ich werde mir diese Frau Karzeits genauer anschauen. Ich falle da vielleicht etwas weniger auf. Ein gemeinsames Treffen mit der Vogtvikarin und eine Exkursion in die Geheimnisse dieses Ortes und der Artefakte ist bestimmt hilfreich. Ich habe Xanjida von Sanzerforst schon darum gebeten, ein Treffen zu arrangieren. Vielleicht wird uns ein gemeinsamer Informationsaustausch vor der Abendmesse im Fuchstempel möglich sein. Eine Drakoniterin könnte uns, so nahe eines verlorenen Drachenhortes, doch bestimmt helfen, so ein Treffen mit Weisheit zu erleuchten. Ich weiß das eure Orden, das Wissen gerne hüten und nur das Gefällige an Außenstehende offenbaren wollen. Mit der Phexkirche wird es nicht anders sein. Und mehr als das Nötigste wollen wir auch garnicht wissen. Wenn das ein Hinderniss sein sollte, so schlage ich vor das ihr euch mit meinem Sohn über St. Anchillar oder die Madaburg unterhalten solltet.“

„Ich fürchte ich muss Euch enttäuschen“, erwiderte die Erzäbtissin des Dragoniter-Hortes zu Gareth, „In Katakomben der Rakuls-Sakrale wimmelt es nur so vor Gardisten und Bewaffnete, spielen sie doch eine zentrale Rolle bei der Schließung des Bundes. Die Mysterien des Bundes sind nicht für alle Augen und Ohren gedacht.“

„Jetzt, am Vortag des Bundes, seit Ihr auf Euch gestellt“, ergänzte die Aimar-Gor. „Unsere Rolle ist eine andere.“

„Vertraut Eurem Gespür und folgt der von der guten Loderia hinterlassenen Fährte!“ Die Feenwasser schaute die Amseln auffordernd an.

„Das müssen wir akzeptieren. Sie haben uns schon sehr geholfen. Die Dame E.v.K, zu der wir jetzt einen Namen haben, ist sicher ein vielversprechender Ansatz. Aber woher die Fuchsstatuetten gekommen sind und welchen Zweck sie haben, bleibt im Dunkeln. Vielleicht können wir diese Spur noch kurz beleuchten, bevor wir uns aufmachen. Erst starb Frau von Pilperquell, nach dem sie die Statuette vermeintlich verteilt hat. Danach wurde Frau Bergensteen, die die Statuette an uns weiter geben sollte ermordet. Ihren beiden Bewacherinnen im selben Zimmer wurde nichts angetan. Dieses ist übrigens das Schreiben, das Frau Bergensteen dazu genötigt haben soll, die Figur abzustellen.“ Der Magier schob aus seiner Schreibmappe, das leere, weiße Papier über den Tisch. „Wir konnten es leider nicht entschlüsseln und sichtbar machen, was Frau Bergensteen darauf gesehen hat. Vielleicht haben sie da mehr Möglichkeiten. Wir können nicht ausschließen das der Mörder hinter den Figuren her ist. So ist uns sein nächstes Ziel vielleicht bekannt und wir könnten ihn heute Nacht erneut auflauern. Ist es nicht angebracht, das wir unsere Figur an euch übergeben, Frau von der Lohe? Ihr kennt euch doch mit Skulpturen aus, könnt sie sicher verwahren und vielleicht ihr Geheimnis ergründen.“

„Beschädigte Fuchsstatuetten, so wie jene mit denen sich die gute Loderia beschäftigte, sind mir wohl bekannt.“ Die Erzabtissin erhob mahnend ihre Stimme. „Sie werden in Gareth von Dienern des Rattenkind als unheiliges Zeichen verwendet. Wenn wir davon ausgehen, die gute Loderia ist bei ihren Nachforschungen auf diese Statuetten gestoßen ist und diese einigen Individuen zukommen lassen hat, dann womöglich mit der Intension die Betroffenen auf eine Fährte aufmerksam zu machen.“

„Die Spur die Loderia gelegt hat, scheint etwas seltsam. Da sich diese Jüngerin der weisen Schlange aber scheinbar mit Traumgesichtern beschäftigt hat, steckt wohl möglich ein Fingerzeig der Götter dahinter, der sich uns törichten Menschlein nicht so einfach erschließen mag. So wollen wir uns an die Spur nun machen, die uns bleibt und auf die Götter vertrauen.“ Der Magier schaute in die Runde der vier Damen.

Thiomara senkte kurz das Haupt vor den drei Pristerinnen. „Dann wollen wir ans Werk gehen, damit morgen weitreichende Bündnisse zu standen kommen.“

Die Amseln erhoben und verabschiedeten sich mit gebührlichem Respekt.


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Ende Hes 1043 BF zur mittäglichen Praiosstunde
In der Silberfeder
Zwiesprache mit dem Götterfürsten


Kapitel 32

Im Amselnest
Die Pfalz erwacht


Kapitel 16

Im Amselnest
Autor: Amselhag & Bega