Geschichten:Lehnsheimfall: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 5. November 2024, 08:37 Uhr
2. Tsa 1047, Dorf Baringen
"Wie ich es erwartet habe, der Ritter ist natürlich nicht aufgetaucht und hat die ihm gesetzte Frist ungenutzt verstreichen lassen", stellte Junker Xerber mit einer Mischung aus Enttäuschung und Genugtuung fest. "Nun seht Ihr es ja selber, Ehrwürden, dieser sogenannte Ritter hegt mir gegenüber keinerlei Loyalität, und einen solchen will ich gewiss nicht zum Lehnsmann haben. Verständlich, oder?"
Silvano nickte. "In der Tat. Selbst die Ankündigung von Konsequenzen seitens der Kirche hat ihn nicht zur Einsicht bewegen können. Ich denke, es ist nun an der Zeit, ihn die Konsequenzen spüren zu lassen."
"Und wie gehen wir da vor?" fragte Xerber.
"Zunächst einmal muss ..." und Silvano begann ihm bis ins kleinste Detail die vielen Schritte und bürokratischen Hürden darzulegen, die eine solche Entlehnung im Regelfall erfordert. "Wie Ihr seht, alles in allem ein recht langwieriger Prozess."
Junker Xerber blickte ihn ziemlich enttäuscht an. Er hatte gehofft, dass das schneller zu bewerkstelligen wäre.
"Wißt Ihr, wie es der Zufall so will, gibt es da eine Landherrschaft in Rubreth, welche ebenfalls seit einiger Zeit von ihrem Lehnsherren vernachlässigt wird. Ich hatte vor meinem Aufbruch schon ein umfangreiches Dossier zusammengestellt, welches ausreichen könnte, um eine Klage gegen besagten Lehnsträger zu führen."
"Aha. Aber wer ist denn der Belehnte?" "Die Großfürstliche Zeremonienmeisterin Selinde Rondira von Cronenfurt!" Xerber blickte ihn fassungslos an. "Tante Selinde? Das kann ich kaum glauben."
"Nun, augescheinlich hat sie aufgrund ihrer neuen Aufgaben am Großfürstenhof ihre Pflichten gegenüber ihren Untertanen weitgehend vernachlässigt. Sie hat nicht einmal einen Vogt benannt, der an ihrer statt für Ordnung sorgen könnte, und überlässt das Lehen weitgehend sich selbst. So etwas sieht die Kirche natürlich gar nicht gerne."
"Aber sie könnte doch jetzt noch einen Vogt benennen." "Das würde aber die schon bestehenden Verfehlungen nicht einfach wettmachen. Aber ich möchte Euch ein Angebot machen: ich werde in den Archiven stöbern, um Präzedenzfälle zu finden, die Euer Verfahren des Lehnsheimfalles beschleunigen können, und dafür übereignet die Familie Cronenfurt die Landherrschaft, welche sich ja ohnehin der Aufmerksamkeit der Edlen entzogen zu haben schint, der Praios-Kirche, und es wird künftig als Klosterlande Ehrenfeldt geführt, derweil die Zeremonienmeisterin den Titel der Edlen zu Ehrenfeldt freilich weiter führen darf. In diesem Falle wäre die praiosgewollte Ordnung gewahrt, und auf eine Anklage wegen Vernachlässigung des Edlengutes seitens der Kirche kann verzichtet werden. Ich denke, das wäre in beiderseitigem Interesse."
"Nun, ich kann zwar nicht für meine gesamte Familie sprechen, erst recht nicht für Selinde, aber ich kann Euren Vorschlag gerne im nächsten Familienrat erörtern lassen. Wäre gut denkbar, dass wir diesbezüglich zu einer Übereinkunft kommen."
"Na, wunderbar", lächelte Silvano. "Dann mache ich mich gleich an die Arbeit."
◅ | Auf die leichte Schulter genommen |
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