Geschichten:Familiengeschichten aus Hartsteen - Nachforschungen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Handlungsort ist::Garetien:Markt Orbetreu|Markt Orbetreu]], 12. Ingerimm 1037 BF
[[Hauptdarsteller ist::Garetien:Ludegar Eberhardt von Schwingenfels|Ludegar]] hatte lange mit Reto von Schwingenfels gesprochen. Der ehemalige Gardehauptmann auf der Orbetreu war vermutlich einer der wenigen, welcher ihm noch etwas zu [[Briefspieltext mit::Garetien:Seginhardt von Schwingenfels|Seginhardt]] erzählen konnte. Ludegar wollte diese Angelegenheit schnell klären, daher hatte er sich hier in den Ort begeben.
Neben ihm ritt Reto. „Ihr seht mich überrascht, Ludegar. Ich hatte nicht erwartet, dass Ihr selbst reiten würdet!“
Ludegar musste schmunzeln. „Es erfordert natürlich einige Übung und Hilfe, um auf das Pferd zu kommen, aber wenn ich erst einmal in diesem Sattel bin, so komme ich wenigstens voran.“ Sein Blick ging nach hinten, wo er Orlan und Yasmina wusste. Tatsächlich hatte es Ludegar einiges an Zeit gekostet, mit seinen Einschränkungen zu Recht zu kommen, doch würde er das nicht jedem direkt gegenüber zu geben. Reiten war so zwar möglich, aber das auch nur um gemächlich von einem Ort zum anderen zu kommen. Riskante Geländeritte oder besondere Manöver waren ihm nicht vergönnt.
„Wie standet Ihr zu Seginhardt?“ fragte Ludegar, um nicht allzu lange an seinen Zustand erinnert zu werden.
„Meine Mutter war seine Kusine. Sie war die Hauptfrau auf der Burg.“ erwiderte sein Gegenüber. Ludegar bedeutete ihm fortzufahren. „Ich diente der Familie stets als Ritter und folgte ihr dann im Amte. Dort verblieb ich bis zu seinem Tod!“
Das machte Ludegar neugierig. „Und dann? Warum bliebt Ihr nicht auf Eurem Posten?“
„[[Briefspieltext mit::Garetien:Ludorand von Schwingenfels|Ludorand]] ernannte einen neuen Hauptmann der Burgwachen.“ antwortete Reto unvermittelt.
„Ich sehe keinen Groll in Euch?“ fragte Ludegar abwartend.
Reto lachte auf. „Gegen wen sollte ich denn einen Groll hegen? Meine Aufgabe war stets nur die eines Ritters der Familie und meine Loyalität galt stets Seginhardt. Und was soll man mir denn nehmen?“
Ludegar zog eine Augenbraue hoch. „Was meint Ihr damit?“
„Im Gegensatz zu einigen anderen Rittern bin ich aus den Schlachten der Vergangenheit nach Hause zurückgekommen und kann einige Erfolge bei Turnieren vorweisen. Jetzt lebe ich mit meiner Gemahlin ein ruhiges Leben und freu mich darauf, dass mir meine Töchter hoffentlich bald Enkel schenken. Was also hat man mir genommen?“
Ludegar entschied, dass er diese Frage bei anderer Gelegenheit weiter erörtern sollte und fragte daher: „Was könnt Ihr mir über Seginhardt erzählen? Kann es sein, dass er untreu war?“ Erneut lachte Reto auf.
„Meine Frage scheint Euch in keiner Weise zu überraschen!“ stellte Ludegar fest.
„Nein, überhaupt nicht! Fragt lieber, wann er treu war!“ sprach der Rittersmann neben ihm. „Seine Ehe war arrangiert.“ erklärte er weiter. „Nach der Geburt der zwei Kinder waren er und seine Frau sich wohl darüber einig, dass sie ihre Schuldigkeit dem anderen gegenüber erfüllt hatten.“
Ludegar schluckte. „Und Seginhardt wandte sich dann anderen Frauen zu?“
Reto nickte. „Ganz genau! Einige davon waren von adliger Geburt, wieder andere waren Freibauern oder Gesinde der Burg. Meist hier irgendwo aus der Gegend!“
Ludegar überlegte kurz. „Wisst Ihr etwas über diese Sumudai?“
Reto lachte. „Oh ja! Ich glaube, dass jeder sich an sie erinnern dürfte. Sie war so etwas wie die wiedergeborene Rahja. Jeder Mann im Ort war bestimmt von ihr fasziniert.“
Mittlerweile hatte der kleine Trupp den Ort erreicht und passierte die ersten Häuser. Ludegar war sich eigentlich sicher, dass er bereits genug gehört hatte. Er war mit sich zufrieden und hoffte, dass Voltan mit seiner impulsiven Art nicht bereits schon genug Schaden angestellt hatte.
Kurze Zeit später saß er einer attraktiven Frau von etwas über vierzig Jahren gegenüber. „Euer Wohlgeboren wünschen wirklich nichts zu trinken?“ fragte sie ihn. Ein freundliches Lächeln umspielte sie.
„Nein, seid bedankt. Wie ich bereits sagte, würde ich gerne ein paar Fragen beantwortet haben.“ sprach Ludegar ruhig. „Ihr seid wegen [[Briefspieltext mit::Garetien:Wulf von Orbetreu|Wulf]] hier.“ sprach die Frau ruhig.
Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ludegar war überrascht. Diese Frau hatte auch einen starken Verstand. Das machte dieses Gespräch natürlich einfacher. „Er sagt, sein Vater sei Seginhardt von Schwingenfels. Könntet Ihr das erklären?“
Sumudais Blick war schwer zu deuten. Ihre Gedanken schienen nicht mehr in dem kleinen Bauernhaus zu sein, sondern an einem anderen Ort oder einer anderen Zeit. Ludegar wartete länger, bis die Frau dann mit verträumtem Blick anfing: „Ich war gerade 19 Götterläufe alt geworden. Die jungen Dorfbewohner sollten sich in der Burg vorstellen, da dort neue Stellen zu besetzen waren. Meine Freundinnen und ich waren aufgeregt, weil wir uns alle eine Anstellung erhofften. Minna und Isida fanden eine Anstellung in der Küche. Und ich? Ich wurde von der Kammerherrin eingestellt. Ich wurde damit zur Zofe der Burgherrin. Einige Wochen später lernte ich dann den Burgherren kennen. Er war damals schon älter, aber man sah ihm sein Alter nicht an. Und er war charmant und freundlich.“
Ludegar schaute interessiert, als Sumudai ihre Erzählung fortsetzte. „Es war irgendwie schön, wie er mich umgarnte. Ganz anders als die Burschen im Dorf. Ehe ich mich versah, hatte ich mich in ihn verliebt.“
Ludegar kannte nur Erzählungen über Seginhardt. Irgendwie fiel es ihm schwer, sich den gräflichen Zeugmeister als Liebhaber vorzustellen. Andererseits war er gegenüber der Familie ja stets fürsorglich aufgetreten.
„Als ich das Lager mit ihm teilte, war mir klar, dass dies stets im Geheimen geschehen würde. Doch dann wurde ich schwanger. In einem Flecken wie Orbetreu würde es Gerede geben. Seginhardt brachte mich fort und ich wurde Zofe in Hinterwalden. Dort brachte ich einen gesunden Jungen zur Welt.“
„Und was machte Seginhardt?“ bohrte Ludegar nach.
„Mir war klar, dass er von mir Stillschweigen erwartete. Also redete ich mit niemandem darüber, wer der Vater des Kleinen war. Gesprochen habe ich nur einmal nach der Geburt mit ihm. Mir und dem Kleinen fehlte es an nichts. Und als der Kleine größer wurde, kümmerte man sich darum, dass er auf die Akademie kam. Ich konnte nach Orbetreu zurückkehren, lernte meinen Mann kennen und schloss den Traviabund, bekam zwei weitere Kinder und lebte hier mein Leben. Doch Wulf wurde älter. Er wollte wissen, wer sein Vater war. Wie sollte ich es ihm noch länger verheimlichen? Seginhardt war im Duell getötet worden. Wem sollte ich mit der Wahrheit schaden?“
Ludegar nickte und bedankte sich bei der Frau. Während ihm Orlan zurück auf sein Pferd half, sinnierte er über die letzte Frage nach.
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|Titel=Nachforschungen
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Aktuelle Version vom 2. Dezember 2024, 16:35 Uhr

Markt Orbetreu, 12. Ingerimm 1037 BF

Ludegar hatte lange mit Reto von Schwingenfels gesprochen. Der ehemalige Gardehauptmann auf der Orbetreu war vermutlich einer der wenigen, welcher ihm noch etwas zu Seginhardt erzählen konnte. Ludegar wollte diese Angelegenheit schnell klären, daher hatte er sich hier in den Ort begeben.

Neben ihm ritt Reto. „Ihr seht mich überrascht, Ludegar. Ich hatte nicht erwartet, dass Ihr selbst reiten würdet!“

Ludegar musste schmunzeln. „Es erfordert natürlich einige Übung und Hilfe, um auf das Pferd zu kommen, aber wenn ich erst einmal in diesem Sattel bin, so komme ich wenigstens voran.“ Sein Blick ging nach hinten, wo er Orlan und Yasmina wusste. Tatsächlich hatte es Ludegar einiges an Zeit gekostet, mit seinen Einschränkungen zu Recht zu kommen, doch würde er das nicht jedem direkt gegenüber zu geben. Reiten war so zwar möglich, aber das auch nur um gemächlich von einem Ort zum anderen zu kommen. Riskante Geländeritte oder besondere Manöver waren ihm nicht vergönnt.

„Wie standet Ihr zu Seginhardt?“ fragte Ludegar, um nicht allzu lange an seinen Zustand erinnert zu werden.

„Meine Mutter war seine Kusine. Sie war die Hauptfrau auf der Burg.“ erwiderte sein Gegenüber. Ludegar bedeutete ihm fortzufahren. „Ich diente der Familie stets als Ritter und folgte ihr dann im Amte. Dort verblieb ich bis zu seinem Tod!“

Das machte Ludegar neugierig. „Und dann? Warum bliebt Ihr nicht auf Eurem Posten?“

Ludorand ernannte einen neuen Hauptmann der Burgwachen.“ antwortete Reto unvermittelt.

„Ich sehe keinen Groll in Euch?“ fragte Ludegar abwartend.

Reto lachte auf. „Gegen wen sollte ich denn einen Groll hegen? Meine Aufgabe war stets nur die eines Ritters der Familie und meine Loyalität galt stets Seginhardt. Und was soll man mir denn nehmen?“

Ludegar zog eine Augenbraue hoch. „Was meint Ihr damit?“

„Im Gegensatz zu einigen anderen Rittern bin ich aus den Schlachten der Vergangenheit nach Hause zurückgekommen und kann einige Erfolge bei Turnieren vorweisen. Jetzt lebe ich mit meiner Gemahlin ein ruhiges Leben und freu mich darauf, dass mir meine Töchter hoffentlich bald Enkel schenken. Was also hat man mir genommen?“

Ludegar entschied, dass er diese Frage bei anderer Gelegenheit weiter erörtern sollte und fragte daher: „Was könnt Ihr mir über Seginhardt erzählen? Kann es sein, dass er untreu war?“ Erneut lachte Reto auf.

„Meine Frage scheint Euch in keiner Weise zu überraschen!“ stellte Ludegar fest.

„Nein, überhaupt nicht! Fragt lieber, wann er treu war!“ sprach der Rittersmann neben ihm. „Seine Ehe war arrangiert.“ erklärte er weiter. „Nach der Geburt der zwei Kinder waren er und seine Frau sich wohl darüber einig, dass sie ihre Schuldigkeit dem anderen gegenüber erfüllt hatten.“

Ludegar schluckte. „Und Seginhardt wandte sich dann anderen Frauen zu?“

Reto nickte. „Ganz genau! Einige davon waren von adliger Geburt, wieder andere waren Freibauern oder Gesinde der Burg. Meist hier irgendwo aus der Gegend!“

Ludegar überlegte kurz. „Wisst Ihr etwas über diese Sumudai?“

Reto lachte. „Oh ja! Ich glaube, dass jeder sich an sie erinnern dürfte. Sie war so etwas wie die wiedergeborene Rahja. Jeder Mann im Ort war bestimmt von ihr fasziniert.“

Mittlerweile hatte der kleine Trupp den Ort erreicht und passierte die ersten Häuser. Ludegar war sich eigentlich sicher, dass er bereits genug gehört hatte. Er war mit sich zufrieden und hoffte, dass Voltan mit seiner impulsiven Art nicht bereits schon genug Schaden angestellt hatte.

Kurze Zeit später saß er einer attraktiven Frau von etwas über vierzig Jahren gegenüber. „Euer Wohlgeboren wünschen wirklich nichts zu trinken?“ fragte sie ihn. Ein freundliches Lächeln umspielte sie.

„Nein, seid bedankt. Wie ich bereits sagte, würde ich gerne ein paar Fragen beantwortet haben.“ sprach Ludegar ruhig. „Ihr seid wegen Wulf hier.“ sprach die Frau ruhig.

Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ludegar war überrascht. Diese Frau hatte auch einen starken Verstand. Das machte dieses Gespräch natürlich einfacher. „Er sagt, sein Vater sei Seginhardt von Schwingenfels. Könntet Ihr das erklären?“

Sumudais Blick war schwer zu deuten. Ihre Gedanken schienen nicht mehr in dem kleinen Bauernhaus zu sein, sondern an einem anderen Ort oder einer anderen Zeit. Ludegar wartete länger, bis die Frau dann mit verträumtem Blick anfing: „Ich war gerade 19 Götterläufe alt geworden. Die jungen Dorfbewohner sollten sich in der Burg vorstellen, da dort neue Stellen zu besetzen waren. Meine Freundinnen und ich waren aufgeregt, weil wir uns alle eine Anstellung erhofften. Minna und Isida fanden eine Anstellung in der Küche. Und ich? Ich wurde von der Kammerherrin eingestellt. Ich wurde damit zur Zofe der Burgherrin. Einige Wochen später lernte ich dann den Burgherren kennen. Er war damals schon älter, aber man sah ihm sein Alter nicht an. Und er war charmant und freundlich.“

Ludegar schaute interessiert, als Sumudai ihre Erzählung fortsetzte. „Es war irgendwie schön, wie er mich umgarnte. Ganz anders als die Burschen im Dorf. Ehe ich mich versah, hatte ich mich in ihn verliebt.“

Ludegar kannte nur Erzählungen über Seginhardt. Irgendwie fiel es ihm schwer, sich den gräflichen Zeugmeister als Liebhaber vorzustellen. Andererseits war er gegenüber der Familie ja stets fürsorglich aufgetreten.

„Als ich das Lager mit ihm teilte, war mir klar, dass dies stets im Geheimen geschehen würde. Doch dann wurde ich schwanger. In einem Flecken wie Orbetreu würde es Gerede geben. Seginhardt brachte mich fort und ich wurde Zofe in Hinterwalden. Dort brachte ich einen gesunden Jungen zur Welt.“

„Und was machte Seginhardt?“ bohrte Ludegar nach.

„Mir war klar, dass er von mir Stillschweigen erwartete. Also redete ich mit niemandem darüber, wer der Vater des Kleinen war. Gesprochen habe ich nur einmal nach der Geburt mit ihm. Mir und dem Kleinen fehlte es an nichts. Und als der Kleine größer wurde, kümmerte man sich darum, dass er auf die Akademie kam. Ich konnte nach Orbetreu zurückkehren, lernte meinen Mann kennen und schloss den Traviabund, bekam zwei weitere Kinder und lebte hier mein Leben. Doch Wulf wurde älter. Er wollte wissen, wer sein Vater war. Wie sollte ich es ihm noch länger verheimlichen? Seginhardt war im Duell getötet worden. Wem sollte ich mit der Wahrheit schaden?“

Ludegar nickte und bedankte sich bei der Frau. Während ihm Orlan zurück auf sein Pferd half, sinnierte er über die letzte Frage nach.