Geschichten:Nebelsteiner Reaktionen auf die Hochzeit in Leihenbutt: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 26. August 2009, 16:55 Uhr
Eine einzelne Kerze flackerte in dem kalten Luftzug, der trotz geschlossener Fanster im Studierzimmer auf Burg Grafenstein wehte. Mit leisem Kratzen schabte die Feder ein weiteres Bauernleben über das Papier. Adersin von Dunkelsfarn schüttelte den Kopf, die Stirn von einer steilen Falte geschmückt.
Gegen die ausdrücklichen Anordnungen versuchten die Bauern immer wieder, sich um die Zahlungen der Steuern zu lavieren. Man muss Exempel setzen! Die Worte seines greisen Vaters hatte der Baron sein ganzes Leben lang beherzigt und dieses noch kein einziges mal bereut.
Tot durch den Strang! Nichts konnte den Pöbel so schnell und so nachhaltig in die göttergesetzten Schranken zurückweisen wie eine klare, weithin sichtbare Botschaft.
"Ulfrid!" Der schmächtige Knappe erschrak und nahm Haltung an. "Ich habe nichts davon gesagt, dass du es dir bequem machen sollst. Und" eine knappe Handbewegung fuhr über die entgegnung des Knaben wie ein Messer: "..auch wenn du vielleicht der Ansicht bist, dass es anstrengend ist, mehr als eine halbe Stunde stramm zu stehen, so steht deine Meinung hier nicht zur Debatte. Du hast zu gehorchen, nicht mehr und nicht weniger. Haben wir uns verstanden?" Obwohl der Baron seine Stimme kein einziges Mal gehoben hatte, war die Botschaft des Alten wie ein Hagel auf den jungen Edlen geprallt.
Wissend, dass jedes weitere Wort eine schwere Strafe nach sich ziehen würde und in der festen Überzeugung, dass trotz aller Erniedrigung die Fantasie des Alten bestimmt noch etwas Gemeineres an Strafen in petto hatte als die Repressalien der letzten Zeit, nickte Ulfrid nur kurz und bemühte sich dann, die schmerzenden Muskeln zu ignorieren.
Der Baron hatte indes einen Brief zur Hand genommen, der, von bestem Pergament, ein durchaus beeindruckendes Sigel aufwies. Sinnend hielt er es in das Licht der Kerze, dann brach er das Sigel und faltete den Brief auseinander.
"Eine Einladung, so so. Nimmgalf von Hirschfurten... Nimmgalf von Hirschfurten. Hmmm..." Der Baron fuhr sich mit seiner von Altersflecken übersähten Hand über die zerfurchte Stirn. "Nimmgalf von Hirschfurten. Wahrscheinlich so ein jugendlicher Fatzke. Nimmgalf... oh, nein."
Der Blick des Barons klarte auf und ein Lächeln glitt über das Gesicht des Alten, das jeden Hai hätte erblassen lassen. "Nimmgalf von Hirschfurten. Der Lanzenschwenker! Einer von diesen Weichlingen, die sich einbilden, die Austragung einer Tjoste verleihe ihm den Ruch eines weltgewandten Edlen. Und der heiratet? Die Herrin Travia fängt nun auch schon Kinder?"
Der Kopf des Alten ruckte herum, als sein Knappe ein leises Geräusch von sich gab. Ein Blick der stahlgrauen Augen ließ dem Jungen den Schweiß auf der Stirn gefrieren.
"Nun, dann soll er sich um meinetwillen vermählen. Vielleicht macht die Frau ja endlich einen Mann aus ihm. Ulfrid?"
Der Knappe richtete sich, wenn das überhaupt ging, noch ein wenig mehr auf.
"Unterrichte den Majordomus, er soll eine unverfängliche Nachricht verfassen, in welcher wir dem jungen Hirschfurten unsere aufrichtigsten Glückwünsche etc. pp. ausrichten."
Ein Wink und der Junge stob davon, dankbar, seinem Herrn für einen Augenblick entflohen zu sein, während sich Adersin wieder über seine Korrespondenzen beugte.
Autor: V. Weinzheimer