Geschichten:Gedankengift Teil 18: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 31. Oktober 2009, 18:12 Uhr

Gedankengift - Teil 18


Burg Trollhammer, 7. Travia 35 Hal, Morgengrauen: Nimmgalf war einen Tag und eine Nacht durchgeritten, um so schnell wie möglich zurück nach hause zu kommen. Eine unheilvolle Ahnung hatte ihn beschlichen, was sein Pferd zur Eile antrieb. Schon vom Serpentinenpfad aus konnte er sehen, dass das Burgtor offen stand. Etwas stimmte ganz und gar nicht. Er gab seinem erschöpften Pferd für die letzten steilen 200 Schritt noch einmal die Sporen und preschte dann durch das offene Tor.

Entsetzen stieg in ihm auf, als er mit ansehen musste, wie zwei Diener der Boronkirche einen Leichnam auf einer Trage aus dem Wohngebäude brachten und ihn zu einer Reihe anderer mit Leichentüchern bedeckten Körper legten. Nimmgalf sprang von seinem Ross Finstermähne und lief auf eine Stallmagd zu, die völlig bleich und apathisch daneben stand. „Samia, was ist hier passiert? Was war hier los? Rede doch!“

Die Frau brachte keinen Ton hervor. Erst als Nimmgalf sie an den Schultern packte und schüttelte, schien sie ihn zu bemerken. „Es… Ich… eure Frau war hier und…“

In Nimmgalf stieg Panik auf. „Simiona? Bei allen Göttern!“ durchfuhr es ihn. Er rannte wie von Sinnen in das Palais hinein und hätte dabei fast zwei weitere Boronis umgerempelt, die die Leiche seines Burgweibels heraus trugen. Der in seiner Stirne steckende Bolzen ließ eindeutig auf Simionas Wirken schließen. Völlig panisch sprintete Nimmgalf weiter die Treppen empor. Dass Wände und Boden blutbesudelt waren, nahm er nur am Rande wahr. Im Schlafgemach seines Onkels fand er noch einen Boroni und einen Medicus, der gerade dabei war, dem im Bett liegenden Mann die Augen zu schließen.

Als Nimmgalf eintrat und die beiden ansah, schüttelte der Medicus nur noch den Kopf und blickte Nimmgalf traurig an. „Euer Onkel hat uns verlassen! Es tut mir leid!“

Nimmgalf blickte sie mit Entsetzen in den Augen an. „Mein Sohn!“ entfuhr es ihm leise. Dann rief er lauter: „Wo ist mein Sohn???“

Als er keine Antwort erhielt lief er aus dem Zimmer, und weiter die Treppen empor. Vor seinen Gemächern kamen ihm zwei herbeigerufene Büttel aus Samlor entgegen. Einer rief ihm zu: „Nicht weiter, Hochgeboren! Erspart euch den Anblick!“

„WO IST MEIN SOHN???“ schrie Nimmgalf ihn an.

„Er…er ist nicht mehr hier! Eine Frau war hier und hat… “

„Was hat sie? Sagt es mir! Na los!“

„Sie hat ihn entführt!“

Nimmgalf schlug das Herz bis zum Hals. Seine Gedanken überschlugen sich. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Das musste ein Alptraum sein. Er stieß den Mann grob beiseite und rannte in sein Privatgemach.

„Randolf! … RANDOLF!“ rief er. Doch es kam keine Antwort. Auf dem Boden lag ein weiterer Körper, der bereits mit einem Leichentuch bedeckt war. Am Kopfende färbte das Tuch sich bereits rot.

Nimmgalf zog das Tuch beiseite und wich entsetzt zurück. Seine Magd Selma war bestialisch ermordet worden – ein Bolzen steckte in ihrem rechten Auge. Er riss sich eine Hand vor den vor Entsetzen offen stehenden Mund, taumelte ein paar Schritt rückwärts und stieß dabei an seinen Schreibtisch. Als er sich umdrehte, entdeckte er darauf ein kleines verziertes Kästchen, welches er noch nie zuvor gesehen hatte. Daneben lag ein gefalteter Brief. Mit zittrigen Händen und Tränen in den Augen klappte er ihn auf. Es war Simonas Handschrift.


Mon cher Nimmgalf!

Ich hoffe, es geht dir gut!

Ich habe mir erlaubt, unseren Sohn abzuholen und zurück nach hause zu bringen.

Wenn du keine weiteren Besuche von mir in diesen kalten Mauern wünschst, solltest du so schnell wie möglich nachkommen. Meine Tür steht immer offen für dich.

In Liebe,

Simiona

PS: auf dem Tisch findest du noch eine kleine Aufmerksamkeit von mir, die dich an die Treue erinnern soll, die du mir damals geschworen hast. Au revoir!


Nimmgalf zerknüllte den Brief vor schierem Hass auf seine Frau und ihre menschenverachtende Skrupellosigkeit. Er brauchte eine Weile um sich zu beruhigen. Dann öffnete er das Kästchen und ein weiteres Mal stieg das Grauen in ihm empor. Darin lagen zwei säuberlich abgetrennte Elfenohren.

„NEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIN!“ schrie er laut. Der Ohnmacht nahe rannte er zum Fenster, öffnete es und brüllte so laut er nur konnte in die Morgendämmerung hinaus: „Das hast du nicht umsonst getan, Simiona! Du Mörderin! Ich werde dich dafür richten, und wenn es das letzte ist was ich tue! SEI VERDAMMT AUF EWIG!!!!“


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