Geschichten:Schwägerinnen unter sich: Unterschied zwischen den Versionen

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Lyn (D | B)
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Lächelnd erhob sich die blonde Frau, und die hellen Augen blitzten vor Schalk. „Ach ja, und falls ihr Unterstützung braucht, bei was auch immer, sendet doch einfach einen Boten. Derzeit habe ich noch viel Zeit.“ Mit einem festen Händedruck verabschiedete sie sich von ihrer Schwägerin. Im Herzen das Gefühl, dass diese Frau eine Bereicherung für sie persönlich sein würde, doch gleichzeitig mit der Befürchtung, dass auch diese in der nebachotischen Familie gegen so manche Mauer des Unverständnisses stoßen würde.
 
Lächelnd erhob sich die blonde Frau, und die hellen Augen blitzten vor Schalk. „Ach ja, und falls ihr Unterstützung braucht, bei was auch immer, sendet doch einfach einen Boten. Derzeit habe ich noch viel Zeit.“ Mit einem festen Händedruck verabschiedete sie sich von ihrer Schwägerin. Im Herzen das Gefühl, dass diese Frau eine Bereicherung für sie persönlich sein würde, doch gleichzeitig mit der Befürchtung, dass auch diese in der nebachotischen Familie gegen so manche Mauer des Unverständnisses stoßen würde.
  
 
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Autor: Nicole R., Nicole K.K.
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Das Lachen war nicht zu überhören gewesen. Doch die anschließende plötzlich einkehrende Ruhe war merkwürdig. Neugierig ging sie aus ihrem Zimmer hinaus. Lyn hatte sich auf den offenen Gang zum Innenhof gestellt und blickte hinab. Ganz in der Nähe des Brunnens standen die Jungs, die eben noch so lauthals gegrölt hatten. Ihnen gegenüber befand sich ein junges Mädchen. Dünnes Blond gewelltes Haar und ein hochroter Kopf waren die auffälligsten Merkmale des Kindes. Sie hatte die Augen geschlossen und ihre Unterlippe bebte. An ihrer Kleidung konnte man erkennen, dass sie sich wohl auch gerade erst vom Boden aufgerappelt hatte. Ihr gegenüber stand wohl der Verursacher des ganzen. Doch in seinem Gesicht spiegelte sich nicht der Hohn wie es in den Antlitzen der anderen zu lesen war. Stattdessen starrte er sie gerade an, als sei sie ein Geschöpf der Niederhöllen und rannte einfach nur weg. Seine Kumpane hielten sich daraufhin den Bauch vor lachen, trollten sich dann aber auch. Spottlieder singend begaben sie sich auf die Suche nach dem Flüchtenden.
 
 
 
Lyn sah den davon eilenden Jungs hinterher, dann ging sie zu dem am Brunnen stehenden Mädchen. Langsam, aber mit einem Lächeln auf den Lippen näherte sie sich. „Die Götter mit Dir“ sagte sie mit sanfter Stimme als sie das Kind erreichte.
 
 
 
Als ob sie bei etwas ertappt worden sei, blinzelte das Kind schnell ein paar Tränen weg, bevor sie der Frau antwortete. „..Götter zum Gruße.“ Ihre Stimme war noch etwas brüchig und tränenschwer. Doch sie räusperte sich schnell wischte mit dem Hemdärmel über die Nase und blickte sie dann fast herausfordernd an. Mit verschränkten Armen hinter dem Rücken blickte sie ihr geradewegs in die Augen. „Was kann ich für euch tun?“ Diese Haltung, so konnte Lyn erkennen, war eine deutliche Kopie ihrer Mutter.
 
 
 
„Du bist sicher Quenia, oder?“ fragte Lyn das Mädchen. „Ich bin Lyn a’ Nia…“ sie stockte und versuchte es erneut mit der nebachotischen Aussprache ihres neuen Namens „Lyn a’Nia’mar han….“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf „Ich gebe es auf.“ gestand sie schmunzelnd ehe sie sich mit „Lyn ni Niamad-Brendiltal.“ vorstellte.
 
 
 
Die Erkenntnis, dass die Frau ihren Namen bereits kannte, verursachte ein Stirnrunzeln. Doch die ungeschickten Versuche sich vorzustellen, vertrieben die aufkeimenden Zweifel, und Quenia knickste kurz und artig vor ihr. „Seid gegrüßt Wohlgeboren(STIMMT DIE ANREDE?) Ja ich bin Quenja von Niederriet...! Wieso?“
 
 
 
Quenja konnte eine Spur von Erleichterung auf dem Gesicht der jungen Baroness sehen. „Nun, ich bin neu hier und es ist mir alles noch sehr fremd“ gestand die rothaarige Frau. „Und da freut es mich sehr, jemanden hier zu sehen, der anscheinend auch nicht hier geboren und aufgewachsen ist.“
 
Ein scheues Lächeln hielt auf dem verweinten Kindergesicht Einzug. "Ja, wir sind auch noch nicht so lange hier..." Sie schaute sich um, als ob sie nach jemandem suchte.
 
Lyn lächelte das Mädchen an. "Und, wie gefällt es Dir hier? Ich finde es ungewohnt heiß." fügte sie in verschwörerischem Ton hinzu um nicht den Anschein einer Befragung aufkommen zu lassen.
 
"Ja, die Hitze kann einem schon zu schaffen machen..." Plötzlich kam ein Hund mit eingezogener Rute um die Ecke. "Aldron!" Quenia ging auf ihn zu, und umarmte ihn. "Wo warst du nur wieder?“
 
Lyn folgte Quenia zu dem Hund und betrachtete ihn neugierig. „Ist das Deiner?“ 
 
 
 
Der schwarze Mischling schien noch nicht ausgewachsen zu sein. Sein seidiges Fell glänzte fast ein wenig bläulich in der Sonne. Die Schnauze war lang und schmal. Seine Zunge ließ er aus dem Maul hängen und genoss die Liebkosungen, die ihm trotz der Schelte zuteil wurden. Aufgeregt bewegte sich der buschige Schwanz hin und her, und kündete von seiner Freude.
 
„Ja, wir haben ihn mit hierher gebracht.“ Die Frau sah nun auch in dem sonst so tadellosen Fell einige im Prozess der Heilung befindliche Stellen, die auf mehrere Verletzungen schließen ließen.
 
 
 
„Ein aufgewecktes Kerlchen“ sie betrachtete sichtlich erfreut das Mädchen und den Hund. „Und wie ich sehe, sehr ungestüm.“ Sie deutete auf die heilenden Verletzungen. „Darf ich mir das einmal ansehen? Vielleicht kann ich ihm helfen?“ 
 
 
 
Zuerst folgte eine beschützerische Geste des Mädchens. Sie hatte Aldron an sich gedrückt, und ihn von der Fremden weg gezogen, doch die Sorge um das Tier ließ sie diese Zweifel wohl beiseite schieben. „Ich denke schaden kann es nicht. Ich habe aber alles so gemacht, wie mirs die Burschen und Knechte gesagt haben...es verheilt doch gut, oder?“
 
 
 
Lyn deutete auf eine Bank die im Halbschatten nicht allzu weit entfernt stand. „Lass uns doch dort hinüber gehen und ich schau es mir einmal an.“ Aufmunternd schaute sie das Mädchen an „Aber was ich so aus der Entfernung sehen kann, scheint es als hättest Du Deine Sache gut gemacht.“
 
 
 
Schon deutlich beruhigter rannte Quenia mit Aldron zu der Bank. Der Hund war derart ungestüm, dass sie dabei mehrmals fast hingefallen wäre, denn er rannte ihr ständig zwischen die Beine, und konnte gar nicht genug davon bekommen sich mit ihr zu balgen. Doch bei der Bank angekommen, hielt Quenia ein, machte eine ernste Miene, hob den dünnen, rechten Zeigefinger, und sagte mit ernster Miene: „Sitz Aldron.“ Wie sie so mit hochgezogenen Brauen dastand, und um Ernsthaftigkeit bemüht ihren Hund dazu brachte sich ordentlich hinzusetzen, wurde erneut die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter offensichtlich. Begeistert drehte sie sich um. „Er hört schon gut, nicht wahr?“
 
 
 
„Oh ja, in der Tat“ sie tätschelte ihn leicht „Ein wirklich braver Hund“ Lyn setzte sich und begutachtete die Verletzungen des Tieres. „Sag, wie ist das passiert? Und wie hast Du es verarztet?
 
 
 
„Ich...Es...“ Das Mädchen blickte errötend nach unten. „Er ist mal wieder ausgerissen gewesen. Ich habe ihn überall gesucht. Das Jaulen und Bellen hat mich dann zu ihm geführt. Zu dritt sind die auf den los gegangen. Aber er ist nicht weg gerannt. Mein Aldron ist nämlich nicht feige!“ Mit Stolz geschwellter Brust strich sie ihm gleichmäßig über das seidige Fell. Zärtlich schleckte er die Hand des Mädchens und auch gleich dessen Wange mit ab. „Als es dann vorbei war, habe ich erst mal alles sauber gemacht, und mir von den Knechten was geben lassen, was sie bei den Pferde drauf tun, wenn die sich beim auskeilen verletzt haben. Das hat auch gewirkt.“
 
 
 
„Zu dritt? Das ist aber nicht sehr rondrianisch“ entfuhr es Lyn empört. „Ein tapferer Hund bist Du“ sprach sie beruhigend auf ihn ein, dann wandte sie sich an Quenia. „Du hast ihn gut versorgt, keine Angst, das wird wieder. Aber sag mir, wer war das? Wer tut so etwas feiges und unrondrianisches?“
 
 
 
Ungläubig schaute das Mädchen sie an, dann machte sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht breit, das schlussendlich in ein glucksendes Kichern mündete. „Aber nein, da müsst ihr mich falsch verstanden haben.“ Belustigt schüttelte sie erneut den Kopf. „Es waren die Hunde vom Bar...ähm...Marban.“ Ernst blickte sie sie an. Als keine Erkenntnis in Lyns Zügen dämmerte, fügte sie erklärend dazu: „Diese großen Hund, die so...angriffslustig sind.“ Scheinbar hatte das Kind nach der freundlichsten Umschreibung gesucht, die ihr zum Charakter der Tiere einfiel. Doch ihr unglückliches fast angewidertes Gesichtchen drückte mehr als das aus.
 
 
 
Lyn schaute überrascht drein und musste dann schmunzeln. „Nun ja, das war auf jeden Fall auch nicht sehr rondragefällig von den Hunden“ Sie überlegte kurz „Ja, die Hunde des Marban habe ich schon aus der Ferne gesehen, bin ihnen aber noch nicht begegnet.“ Ein Gedanke durchfuhr sie und sie fragte Quenja mit leicht beunruhigtem Tonfall „Weißt Du, ob sie auch schon Kinder angegriffen haben? Oder halten sie sich eher an andere Hunde?“ schnell fügte sie hinzu „Nicht dass dies viel besser wäre…“
 
 
 
„Naja...schon auch. Kommt eben darauf an, wo man ist, und was man macht. Aber eigentlich sind die ja meistens weg gesperrt. Oder eben mit den Hundeführern unterwegs. Nur Aldron weiß schon, wie er zu denen kommt, wenn er will. Nur wollen sie ihn eben nicht.“
 
 
 
Das Gespräch hate ihr inzwischen genug von Quenjas kleiner Seele gezeigt, um zumindest zu erahnen, dass dies sicher nur ein Teil der Geschichte war, die sie ihr hätte erzählen können.
 
 
 
Lyn sah das Mädchen verständnisvoll an. „Hm… die anderen Hunde kennen sich wahrscheinlich schon lange und wollen keinen fremden Hund in ihrer Mitte?“ Sie strich dem Hund über sein Fell „Es ist sicher schwer für ihn, so weit fern der Heimat und unter Fremden Freunde zu finden…“
 
 
 
Quenias Augen verrieten zwischenzeitlich, dass das Kind keineswegs mehr eingeschüchtert war, es machte mehr den Anschein, als ob sie mit Bedacht ihre Worte wählte, ganz so, als ob man hier nicht über Kleinigkeiten redete, sondern sie Gefahr liefe Dinge Preis zu geben, die sie lieber für sich behalten wollte. Ihr Gemüt hatte sich nach dem Vorfall mit den Jungen wieder soweit beruhigt, dass sie die rothaarige Frau nun wieder interessiert musterte.
 
 
 
„Ach, das sind eben so viele, und er will nicht klein bei geben. Ich kann ihn doch auch nicht einsperren...!“
 
Mit einer Handbewegung schien sie dieses Thema beenden zu wollen. Stattdessen beäugte sie erneut verstohlen ihr Gegenüber, wobei sich Lyn dem Eindruck nicht erwehren konnte, dass das Mädchen vor allem Gefallen an ihrem Haar gefunden zu haben schien.
 
„Sagt, seid ihr nur eine Kriegerin...?“
 
 
 
Leicht belustigt schaute Lyn zu dem Mädchen und wieder holte ihre Worte „Nur eine Kriegerin…?“ Sie legte den Kopf ein wenig schräg und meinte dann „Nun ich denke ich bin hoffentlich mehr als nur eine Kriegerin. Ich bin auch eine Mutter, die Tochter meiner Eltern und nun die Frau des Baronetts von Brendiltal. Hm… ich denke das macht mich zum zweiten Mal in meinem Leben zu einer Baroness.“ Sie lächelte Quenja ein wenig verschmitzt an. Außerdem bin ich Albernierin…“ sie stockte kurz als sie über diesen Teilsatz nachdachte fuhr dann aber fort. „Ja, Albernierin, auch wenn ich nun wohl auch Pericumerin bin. Hm… ganz schön kompliziert, was?“ Dann schaute sie Quenja in die Augen „Aber egal, wie man mich sieht, ich bin immer die gleiche Person, nämlich ich selbst.“ Kaum hatte sie geendet viel ihr auf, dass die Antwort vielleicht ein wenig zu komplex ausgefallen war und zu philosophisch für ein Kind sein könnte. Sanft fragte sie „War es das was Du wissen wolltest? Wenn nicht, frag ruhig weiter. Ich habe Zeit und mag Deine Gesellschaft.“
 
 
 
Quenia sah in der Tat einigermaßen verwirrt aus. Bei eingehender Musterung sogar irgendwie enttäuscht. „Aha....“ Lustlos schien sie die Forderung ihres Hundes nach weiterer Zuwendung zu ignorieren oder nicht wahrzunehmen. Der setzte sich enttäuscht vor sie, legte den Kopf schief und ließ hechelnd die Zunge heraus hängen. Scheinbar nahm er an irgendein Kommando verpasst zu haben, und so den Unwillen seines Frauchens auf sich gezogen zu haben. Verwirrt ließ er sich ob der weiter herrschenden Ignoranz ihrerseits jetzt sogar auf alle Viere nieder und schaute erwartungsvoll zu ihr hinauf.
 
„Hier scheint es vor allem Krieger zu geben.“ Meinte das Mädchen plötzlich unvermittelt in die entstandene Pause.
 
„Meinst Du?“ fragte Lyn das Mädchen. „Ich habe bisher hier auch einige Frauen gesehen, die definitiv keine Kriegerinnen sind.“ Amüsiert dachte sie an die Schwestern Ra’ouls, die sich doch eher den schönen Künsten verschrieben hatten. Sie sah das Mädchen an und verstand nun ihre Frage ein wenig besser. „Und die anderen, Hm… ja, es gibt sicher einige von ihnen, die nur Krieger sind. Aber ich zum Beispiel bin auch eine sehr geschickte Jägerin. Und ich habe recht viel Erfahrung darin, Baumhäuser zu bauen. Hast Du schon einmal ein Baumhaus gesehen?“
 
 
 
Mißtrauisch schaute sie das Mädchen an. „Nein? Sowas machen doch auch Elfen, oder?“ Erstaunt schaute sie mit neu erwachtem Interesse Lyn an.
 
 
 
„Die Elfen?“ verwundert schaute Lyn zu Quenja. „Das kann sein. So genau kenne ich mich mit Elfen nicht aus. Ich kenn nur eine Halbelfe, die eine gute Freundin einer Freundin von mir ist. Und diese hat uns bei dem Bauen der Baumhäuser geholfen.“ Ihr Blick wirkt leicht getrübt, als sie davon berichtet. Aber sie versucht sich nichts anmerken zu lassen und fragt schnell weiter „Kennst Du denn Elfen?“
 
 
 
„Nein, leider nicht. Bei meiner Tante gab es keine. Und hier...hier auch nicht. Nicht mal einen Tempel in der Nähe.“ Sie schaute unlustig auf den Boden. „Ihr habt auch Kinder?“
 
 
 
„Ja, ich habe einen Sohn. Er zählt jetzt fast 5 Götterläufe.“ Sie schaut Quenja fragend an „Und was meinst Du damit, dass es keine Tempel hier in der Nähe gibt?“
 
 
 
Unsicher sah sie die Kleine an. „Hm...von wem soll ich hier etwas lernen? Ich bin keine Kriegerin.“ Diese Aussage kam mit einer Mischung aus Trotz und Stolz. Doch die folgenden Worte waren deutlich unsicherer und leiser. „Aber irgendwas muss ich doch sein. Ich bin...anders als meine Frau Mama und all die Anderen hier!“ Verloren sah sich das Mädchen hier um. Dünn, blass und tatsächlich fremd stand sie in dem an sich heimeligen Hof da.
 
 
 
Lyn sah das Mädchen sanft an. „Du musst auch keine Kriegerin sein. Und ich hoffe, hier für eine Weile auch nicht kämpfen zu müssen.“ Sie spürte wie die Erinnerungen an all die Kämpfe der letzten Götterläufe in ihr aufkeimten und schüttelte energisch den Kopf, um diese zu vertreiben. „Nein, ich habe fürs erste genug gekämpft.“ Mit einem Lächeln schaute sie zu Quenja „Was möchtest Du denn lernen? Vielleicht kann ich Dir ja was beibringen? Oder wir finden jemanden, der es kann.“ Ihr Gesicht verzog sich zu einem leichten Grinsen als zu hinzufügte „Aber mit höfischen Tänzen kann ich Dir nicht weiterhelfen. Auch wenn meine Stiefmutter alles versucht hat, um mir das beizubringen.“
 
 
 
Lachend winkte das Mädchen ab. „Tanzen kann ich an sich ganz gut. Meine Tante...!“ Sie rollte dabei ihre Augen gen Alveran. Dann schien sie angestrengt nachzudenken. „Ich weiß nicht so genau was ich lernen könnte. Es ist schwierig zu erklären...“ Die Gesichtsfarbe des Kindes war zunächst vom Blassen ins Knallrote gewechselt. Die blauen Augen stachen daraus besonders hervor. „Ich sollte wohl vor allem von hier weg...“ Brach es aus ihr heraus. „Sonst passiert noch was.“
 
Scheinbar war sie selbst überrascht, was da aus ihr herausgesprudelt war. Erschrocken hielt sie die Hand vor den Mund. Nur mehr mit Mühe konnte sie nun kaum mehr die Tränen zurück halten.
 
 
 
Die junge Baroness legte impulsiv den Arm um das Mädchen und drückte es tröstend an sich. „Sch…..“ murmelte sie beruhigend und strich dem Kind beruhigend durchs Haar. „Ganz ruhig. Warum denkst Du dass Du hier weg solltest. Ich fände es schade.“ Leise und beruhigend waren ihre Worte und sie hielt sie immer noch sanft im Arm.
 
 
 
Es dauerte eine ganze Weile, bis die Schluchzer weniger geworden waren, und Quenia anfing wieder zu sprechen. „Ich ...es...es war keine Absicht, ich habe keine Ahnung wie so etwas passieren konnte. Sonst...so...sonst hören fast alle Tiere auf mich. Aber...aber die im Zwinger, ha..haben sich einfach auf ihn gestürzt. Ich konnte doch nicht zuschauen!“ Um Zustimmung heischend sah sie Lyn an. Als die beruhigend nickte, führ sie fort. „Und dann ist es einfach passiert...!“ Jetzt starrte sie stumm auf den Boden, mit hängenden Schultern.
 
 
 
Immer noch trostspendend hält Lyn das Mädchen. Sie hat eine Ahnung wo das Problem liegen könnte. Leise meint sie „Und dann ist etwas passiert, von dem Du gar nicht wolltest, dass es passiert? Zumindest nicht auf diese Art?“
 
 
 
Das Mädchen in ihren Armen nickte stumm. Schließlich wischte sie sich mit dem Ärmel ihrer Bluse über die Augen und meinte „Und jetzt weiß ich nicht was ich machen soll. Das hätte nie passieren dürfen...“ Sie schaute auf die von sich gestreckten Hände, als ob sie etwas bösartiges wären, dass sie verabscheute.
 
 
 
„Ich würde vorschlagen, Du erzählst mir einfach, was passiert ist. Und dann schaue ich, wie ich Dir helfen kann. Was meinst Du?“ Sie sah das Mädchen aufrichtig an „Und keine Angst. Ich werde niemanden verraten, was Du mir jetzt erzählst.“
 
 
 
Es kam ihr so vor, als ob der Blondschopf noch ein wenig mehr Richtung Boden sank. Doch sie hatte ihr zugestimmt, mit einem zaghaften „Hmhm.“ Die Tochter der Rittfrau schluckte ein paar mal schwer, bevor sie mit brüchiger Stimme anfing zu erzählen. „Als ich das Bellen Aldrons gehört hatte, war mir klar, dass sie ihn in die Enge getrieben hatten. Es hatte sich wie in Todesangst angehört. So schnell ich konnte, bin ich zu den Zwingern gerannt, doch die Lage war aussichtslos. Zwei hatten sich in seinen Rücken verbissen und der Dritte, der Anführer der Meute, schon ein erfahrener und alter Rüde, stand über ihm, und war gerade dabei ihm an die Kehle zu gehen.
 
Dann...“ Sie verstummte kurz, da sie sich räuspern musste. „Dann ist es passiert. Erst jaulte er auf, und ich wusste nicht recht was los war. Dann schaute er mich an, als ob ich aus den Niederhöllen wäre und ihn fressen wollte. Die anderen haben auch angefangen sich wie wild in eine Ecke zu drücken. Sogar Aldron...Der Anführer  hat aber aus Angst versucht sich durch das Loch im Zwinger raus zu drücken. Dabei muss er sich die geborstene Holzlatte in den Rücken getrieben haben...ich...ich wollte ihm ja noch helfen, aber er hat wie irre nach mir geschnappt und geheult vor Schmerz, es war einfach furchtbar. Er starb vor meinen Augen, und ich konnte nichts ändern.“ Sie machte eine Pause. Fast emotionslos schauten ihre Augen jetzt in die Ihren. „Was ist da nur passiert? Noch nie habe ich einem Tier solche Angst eingejagt.“
 
 
 
Vor ihrem inneren Auge erschienen Bilder zu den Dingen die Quenja ihr erzählte. Erinnerungen an ihre Stiefmutter kamen in ihr hoch. Erinnerungen an Dinge die diese getan hatte, wenn sie wütend oder in Rage war. Nur mit dem Unterschied, dass diese genau wusste, was sie da tat. „Psch….“ Leise und beruhigend klang der Laut als sie Quenja wieder tröstend in die Arme schloss. „Keine Angst, ich helfe Dir, raus zu finden, was da passiert ist. Doch sag, war es das erste Mal, dass Du etwas Komisches getan hast. Oder jemand ohne Grund vor Dir Angst hatte?“
 
 
 
Die Miene des Kindes wurde nun zusehends ernster und sie grübelte scheinbar über die Frage nach. „Ich weiß nicht so recht. Andere haben über mich geredet...dass es nicht normal wäre, wie ich mit Tieren, selbst den wildesten, umgehen könnte. Ich dachte die wären einfach neidisch auf mich. Aber die habe ich nicht erschreckt, nein, die hatten einfach Vertrauen zu mir, die wussten, dass ich ihnen nichts tun würde. Mir kommt...kam das alles normal vor. Meine Mutter kann schließlich auch toll reiten und sie hatte auch immer Hunde.“ Sie schnäuzte sich laut und schaute sie dann fragend an.
 
 
 
„Weißt Du“ begann Lyn ruhig „manche Menschen kommen einfach sehr gut mit Tieren klar. Und dann gibt es da noch diejenigen, die mit einer seltenen Gabe gesegnet sind und einfach einen noch größeren Einfluss auf Tiere haben können als andere.“ Sie sah das Mädchen nachdenklich an. „Und ich glaube, dass Du dazu gehörst.“
 
 
 
„Das kann ja schon sein, aber wie erklärt eine solche Begabung bitte, dass ich dem Rüden aus dem Rudel des Marbans solche Angst eingejagt habe, dass er...?“ Quenja schluckte und blinzelte erneut ein paar Tränen weg bevor sie weiter sprechen konnte. Es war deutlich, dass sie zwar froh war jemanden gefunden zu haben, dem sie das schreckliche Ereignis mitteilen konnte, aber die Erklärungen der hilfsbereiten Frau, schienen ihr nicht einleuchtend. „Sonst ist es eher so, dass die Tiere ruhig werden, wenn ich mich mit ihnen beschäftige...!“
 
 
 
„Aber, kann es vielleicht sein, dass Du wolltest, dass sie Angst bekommen und Aldron in Ruhe lassen? Natürlich nicht Todesangst, aber so ein bisschen?“ Der Tonfall der Baroness war mitfühlend und warm, keine Spur von Anschuldigung oder Tadel lag darin.
 
 
 
„...nnunjaaa...nicht so richtig, obwohl...?“ Der Blondschopf erinnerte sich scheinbar zurück, an die kurzen aber intensiven Momente, und meinte dann schließlich ziemlich zerknirscht. „Doch ja, irgendwie schon. Ich habe mir gewünscht er wäre weg, nicht in dem Zwinger bei Aldron. Dann hätte der wenigstens eine Chance gehabt.“ Die Verwirrung, die ihr allerdings ins Gesicht geschrieben stand war deutlich. „Aber, aber,...das ist doch Blödsinn.“ Erschrocken fasste sie sich an den Mund. „Verzeiht mir bitte, das ist mir so heraus gerutscht. Aber...ich habe mir schon oft Sachen gewünscht, und nie hat das SO funktioniert. Eigentlich hat sich fast noch nie ein Wunsch von mir erfüllt. Und SO will ich auch gar nicht, dass sich meine Wünsche erfüllen.“ Langsam begannen sich wieder die Augen mit Tränen zu füllen, und sie schaute weg, in den Hof, um Lyn nicht anschauen zu müssen.
 
„Das glaube ich Dir.“ Sagte Lyn leise, gefolgt von einem „Und auch, dass Du dem Hund nichts Böses wolltest.“ Sachte nahm sie die Hand des Mädchens. „Wenn Du magst, helfe ich Dir herauszufinden warum das geschehen ist und einen Weg zu finden, dass dies nicht noch einmal passiert.“ Sie seufzte leise „Und was die Wünsche angeht. Manche können ganz leicht in Erfüllung gehen, wenn man anderen davon erzählt. Bei anderen, nun ja, da muss man selbst einiges für tun oder einfach lange warten.“ Sie lächelte Quenja aufmunternd zu. „Und wer weiß, vielleicht kann ich oder Deine Mutter Dir helfen, dass kleine Wünsche in Erfüllung gehen?“
 
 
 
„Darum geht es mir ja gar nicht...um meine Wünsche. Es ist nur so, ich glaube, dass wenn ich nicht aufpassen kann, was ich anrichte, sollte ich lieber weg von hier.“ Sie machte sich jetzt los von der Frau und ging einige Schritte weg und schließlich dann doch noch einmal hin zu ihr. „Was meintet ihr damit, dass ihr mir einen Weg helft zu finden, damit so etwas nicht noch einmal passiert? Ihr wisst doch auch keinen anderen Rat als dass ich mehr aufpassen soll dass ich...nicht mehr so unbeherrscht bin, oder?“
 
 
 
Lyn lachte leise mit einem leicht bitteren Zug um die Mundwinkel auf. „Nein, ich werde Dir ganz bestimmt nicht dazu raten, Dich zu beherrschen wenn ein Freund von Dir in Not ist. Komm setzt Dich noch einmal her zu mir, dann erzählt ich Dir, was ich meine“ Während sie auf die Reaktion des Mädchens wartete, kamen ihr die Erinnerungen an ihre eigene Unbeherrschtheit und sie musste schmunzeln, als sie sich an das Gesicht des Bibliothekars von Honningen erinnerte, als sie ihm androhte, die Tür einzuschlagen falls er keinen Schlüssel besorgen würde. 
 
 
 
Erst zögerlich, doch nachdem sie sich dazu durchgerungen hatte Lyns Vorschlag Folge zu leisten, mit zielstrebigem Schritt kam Quenja von Niederriet wieder zu ihr heran, und setzte sich neben sie. „Aber was wollt ihr mir dann raten? Ich muss mich doch fernhalten von allen oder eben beherrschen. Sonst passiert wieder was. Das ist wirklich nicht leicht.“ Sie schaute Lyn verzweifelt an.
 
 
 
„Oh, wenn Du dich von allem fernhalten müsstest, dann wäre das aber ein sehr trostloses Leben. Das Kind nickte ihr beipflichtend zu. Nein, da müssen wir eine andere Lösung finden.“ Sie sah das Mädchen prüfend an. Sollte sie ihr tatsächlich von ihrem Verdacht erzählen? Oder würde es sie zu sehr verängstigen? „Deine Mutter hatte mir vorgeschlagen, demnächst einen Ausflug nach Rash’ia Hal zu machen, zu den Tempeln der gütigen Schwestern. Was hälst Du davon, wenn wir den demnächst machen und Du uns begleitest? Die Geweihten können Dir sicher helfen.“
 
 
 
Zunächst prägte deutlicher Zweifel die Miene Quenjas. Scheinbar war sie sich nicht sicher, was oder ob diese Tempel und ihre Diener ihr wirklich helfen konnten. Oder es lag an der Nennung ihrer Mutter, dass sie zögern ließ.
 
Sie kickte einen kleinen Stein zu ihren Füßen weg, und Aldron konnte nicht an sich halten und rannte dem Steinchen hinterher. Geschickt nahm er es nach kurzer Verfolgung sachte mit den Zähnen auf, und trottete stolz mit wedelnder Rute zu seiner Herrin zurück. Hechelnd ließ er es zu ihren Füßen wieder fallen und blickte sie erwartungsvoll an. Nachdem Quenja noch immer auf den selben Flecken Boden starrte, schob der kluge Hund den Kiesel mit der langen Schnauze wieder in ihre Blickfeld. „Aldron...“ Mit anklagender Stimme schaute sie ihn an. Seufzend wiederholte sie ihr tun, nun aber deutlich treffsicherer und fester. „Nun gut. Ich denke, es wird nichts schaden, wenn ich dort mit einem der Geweihten einmal...spreche, aber ihr müsst mir etwas versprechen!“
 
 
 
Neugierig fragte Lyn „Was denn?“ Sie ahnte fast die Antwort, doch sah sie das Mädchen aus warmen Augen an.
 
 
 
„Was ich euch erzählt habe, das darf kein Anderer wissen. Ich...es...es soll keinen beunruhigen, außer mir. Ich will erst einmal selbst wissen, was mit mir nicht stimmt, bevor ich es anderen erzähle.“
 
 
 
Lyn legte ihren Arm um das Mädchen und ihr Herz war ihr schwer. Quenja war noch so jung und trug schon so eine schwere Last. „“Ich verspreche Dir, niemanden etwas davon zu erzählen. Aber ich denke nicht, dass Du diese Last alleine tragen solltest. Glaub mir, Deine Mutter weiß zumindest, dass Du dich hier nicht wohl zu fühlen scheinst.“ Sie machte eine kurze Pause und fügte dann leise hinzu. „Ich wünschte, ich hätte meiner Mutter von meinen Sorgen und Nöten erzählen können.“
 
 
 
Alarmiert rückte sie ein wenig von der Frau weg. „Aber was...wie...hat sie mit euch gesprochen? Ich habe ihr kein Wort von dem Vorfall erzählt, und ich bin mir sicher, dass die Hundeführer auch keine Ahnung hatten was passiert war.“
 
 
 
„Keine Angst“ die Stimme der Frau war beruhigend. „Sie weiß nichts davon und wird es auch von mir nicht erfahren. Aber sie spürt, dass Du Dir um etwas Sorgen machst.“ Sie lächelte Quenja an und fügte hinzu „Mütter spüren so etwas. Und sie macht sich Sorgen um Dich.“
 
 
 
All ihre Bemühungen ihre Sorge und Angst vor ihrer Mutter geheim zu halten sollten vergebens gewesen sein? Erst ungläubig, dann zusehends elender starrte sie vor sich hin. Sie hatte das doch nicht gewollt. Ihre Mutter war nach all den Jahren so froh gewesen hierher zu kommen, und mir ihr, A’urel und ihrem Geschwisterchen endlich ein gemeinsames Leben aufbauen zu können. Als sie gemerkt hatte, dass irgendetwas komisch wurde mit ihr, hatte sie begonnen sich zurück zu ziehen, in der festen Annahme, dass ihre Mutter das in all dem Trubel über das Neugeborene sicher nicht bemerken würde. A’urel konnte sie mit ihrer Abwesenheit täuschen, da war sie sich sicher gewesen. Doch jetzt sah sie in den Worten Lyns das bestätigt, was sie insgeheim befürchtet hatte. Sie hatte es doch gespürt! „Und was soll ich jetzt machen? Was werden sie mit mir machen, wenn sie erfahren, was ich angerichtet habe?“
 
 
 
Lyn seufzte leise „Dich in den Arm nehmen und trösten. Was denn sonst?“ Sie sah Quenja zuversichtlich an. „Und dann mit Dir zusammen herausfinden, wie das passiert ist.“ Ihr kam ein Gedanke denn sie sofort laut aussprach. „Sag einmal, wenn Du dir etwas wirklich dolle wünscht oder Hilfe brauchst, an welchen Gott schickst Du Deine Gebete?“
 
 
 
„Meistens an die Herdmutter Travia, wieso?“
 
 
 
„Nun…“ begann Lyn leise „… die Gottheit,der man sich am meisten verbunden fühlt, verrät oft viel über den Charakter eines Menschen. Zumindest bei Erwachsenen.“ Sie macht eine kurze Pause und blickt Quenja an. „Wie Du Dir sicher denken kannst, fühle ich mich Rondra sehr verbunden. Auch wenn ich wirklich keine Lust auf weitere Kämpfe und Kriege habe, würde ich nie zögern mein Schwert einzusetzen, um andere zu beschützen. Und wenn jemand Schutz vor etwas sucht, was nicht mit dem Schwert bekämpft werden kann, versuch ich den Schutz anderweitig zu bieten.“ Sie lässt ihren Blick kurz in die Ferne schweifen, ehe sie Quenja wieder anschaut. „Ich habe Dir versprochen, mit niemanden über das zu sprechen, was Dir widerfahren ist. Doch denke ich, dass auch Deine Mutter Dir helfen kann, Deinen Weg zu finden.“ Der Gesichtsausdruck der jungen Frau macht deutlich, dass sie Quenja noch etwas sagen will, ihr aber jetzt die Gelegenheit geben möchte, etwas einzuwerfen, falls sie das will.
 
 
 
Die Miene Quenjas zeigte, dass sie wohl über die Worte der Frau nachdachte, doch sie schaute sie nach wie vor abwartend an. Scheinbar war sie ein helles Köpfchen, dass den Umgang mit Erwachsenen gewohnt war und deren Mienen nicht schlecht zu deuten wusste.
 
 
 
Sie lächelte als sie sah, dass sie anscheinend die ungeteilte Aufmerksamkeit des Mädchens hatte. „Das was Du getan hast…“ begann sie leise „… es erinnert mich an jemanden. Mei….“ Sie stockt kurz und beginnt von neuem „… Eine Freundin von mir tat ähnliches, allerdings konnte sie es kontrollieren und setzte es nur ein, um anderen zu helfen. Ich bin mir nicht sicher, ob Du dieselbe oder eine ähnliche Gabe hast wie sie. Doch kann ich dies nicht herausfinden. Deshalb würde ich gern mit Deiner Mutter darüber reden, denn vielleicht weiß sie Rat.“
 
 
 
„Ausgerechnet Sie?“ rutschte es Quenja heraus. „Ich weiß nicht so recht...“ Am liebsten hätte sie dieses Gespräch so weit weg von sich geschoben wie nur irgend möglich, aber andererseits fühlte sie sich so auch nicht wohl in ihrer Haut. Ständig alleine irgendwo herum zu sitzen war auch nicht schön. Ihre Mutter war traurig, weil sie ihr aus dem Weg ging, und A’urel, naja was der dachte konnte sie nur schwer einschätzen hatte sie doch mit ihm ausser über Pferde kaum ein Wort gewechselt.
 
 
 
„Vielleicht könntet ihr erst einmal alleine, ich meine ich muss doch nicht gleich dabei sein, oder?“ Hoffnungsvoll schaute blaue Augen zu ihr auf.
 
 
 
„Nein“ sagte sie ruhig zu dem Mädchen. “Du musst nicht dabei sein. Vielleicht ist es sogar besser, wenn ich erst mal mit ihr alleine rede?“ Aufmunternd sah sie Quenja an.
 
 
 
„Hmhm...! Dann, dann geh ich jetzt mal besser. Bevor die anderen wieder kommen, will ich lieber weg sein. Das nächste Mal kann ich dir ja zeigen, wo ich mich immer verstecke.“
 
 
 
Das das Mädchen ihr soviel Vertrauen schenken wollte, freute sie. Anscheinend hatte sie tatsächlich einen Erfolg erreicht. Sie konnte sich gut vorstellen, was für eine Last das für Quenja gewesen sein musste und war froh, ihr ein wenig davon abnehmen zu können.
 
„Abgemacht“ entgegnete Lyn und lächelte Quenja verschwörerisch an.
 
 
 
Wie ein Pfeil stoben Quenja und ihr Hund aus dem Hof.
 
 
 
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Ungläubig wiegte Malina den jüngsten Sproß auf ihrem Arm in den Schlaf. Leise sprach sie dabei mit Lyn weiter. „Und sie hat sich euch anvertraut? Was hat sie gesagt warum sie so unglücklich ist? Ist es wegen...dem Umzug? Oder doch wegen dem Geschwisterchen?“
 
 
 
Lyn war sich immer noch unsicher, wie sie ihre Vermutung der Schwägerin am Besten erklären konnte. Die wichtige Frage war ja, wie Malina zu Magie stand. „Nein, es ist nicht wegen dem Umzug und auch nicht wegen ihrem Bruder. Es ist…“ Sie machte eine kurze Pause. „Es ist etwas geschehen, was sie sehr erschreckt hat.“
 
 
 
Betroffen schwieg Malina. Eigentlich war ihre Tochter nie besonders ängstlich gewesen. Sie grübelte was seit ihrer Ankunft passiert war, und ob es einen Vorfall gab, an den sie sich erinnern konnte. Nach einer kurzen Weile meinte sie schließlich kopfschüttelnd. „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen was es gewesen sein soll. Eigentlich hat sie sich immer wohl gefühlt, wenn Tiere um sie herum waren. Jeden Tag war sie im Stall bei ihrem Pony, und mit Aldron stromerte sie den Rest der Zeit über das Gelände.“ Nachdenklich blickte sie Lyn in die Augen. Die Frau Ra’ouls wusste es, was es war, das konnte man sehen. „Was hat sie so erschreckt, dass sie sich so verschlossen hat?“
 
 
 
Lyn sprach leise und in ihrer Stimme waren Zweifel zu hören. Zweifel ob das was sie jetzt sagte, Sinn ergab. „Es ist etwas geschehen, was sie sich selbst nicht so ganz erklären kann. Sie hat… „ kurz brach sie ab um nach den passenden Worten zu suchen „Hm, ich kenn mich nicht so gut damit aus, aber ich glaube, sie hat ohne es zu wollen und ohne es bewusst zu tun, die Hunde, die Aldron bedroht haben, erschreckt. Sagt, liegt vielleicht die Gabe Madas in Eurer Familie?“ erleichtert das die Frage nun gestellt war, sah sie Malina an und beobachtete deren Miene.
 
 
 
„Madas Gabe...?“ Viel zu laut war das aus ihrem Mund gekommen, sodass das Kleine in ihren Armen unruhig zu wimmern anfing, und sie erneut damit begann es zu wiegen. Allerdings so konnte Lyn sehen geschah das eher mechanisch weniger aus Sorge um das Befinden. „Wie meint ihr das? Madas Gabe? Was hat sie in Rondras Namen getan?“ Die Augen der Hauptfrau sahen aus, als ob sie es nicht fassen konnte, was Lyn da gefragt hatte.
 
Dann fiel ihr der bedauerliche Zwischenfall wieder ein, der am Zwinger passiert war. Der Rüde, der sonst die Meute anführte hatte sich in der Einzäumung derart ungeschickt versucht durch zu zwängen, dass er sich selbst ein Holz ins Kreuz getrieben hatte. Ungläubig und mit offenem Mund starrte sie jetzt Lyn an. „Ihr wollt doch nicht etwa sagen, dass Quenja...? Ganz ausgeschlossen. Sie würde niemals einem Tier...!“ Nach Worten ringend und den immer unruhiger werdenden Säugling noch immer im Arm begann sie auf und ab zu laufen. 
 
 
 
Lyn trat an Malina heran und legte ihr beruhigend die Hand auf dem Arm. „Nein, sie würde niemals einem Tier absichtlich Schaden zufügen. Und doch glaube ich, dass sie unbeabsichtigt an dem Schicksal des armen Tieres Schuld hat. Der Rüde hat Aldron bedroht, und ich denke, dass sie in ihrer Wut unbeabsichtigt Kräfte freigesetzt hat.“ Sie sah Malina ernst an. „Wenn mein Verdacht richtig ist, dann sollte sie schnellstmöglich einen Lehrmeister finden, auf dass weder sie noch sonst jemand versehentlich zu Schaden kommt.“
 
 
 
Die Gedanken überschlugen sich in Malinas übermüdetem Kopf. Erst war der Nachwuchs die halbe Nacht quengelnd ständig wach geworden, und jetzt sollte ihre Tochter eine...eine...Magierin werden? Sie hielt sich mit der freien Hand die Stirne die bedrohlich anfing dumpf zu pochen. Das war zuviel für ihre Nerven. Sie musste sofort raus hier, sonst würde sie noch platzen. Madas Gaben...sie wollte Nachdenken.
 
 
 
„Danke, vielen Dank für eure Mühen, ich  muss jetzt erst einmal ... nachdenken.“ Die Amme, die sich still im Hintergrund gehalten hatte, kam schnell heran, als sie Malinas suchenden Blick sah. „Wenn A’urel mich sucht, ich bin mit Phejanka unterwegs...“ Sie warf Lyn noch einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie an ihr vorbei aus dem Raum stürmte.
 
 
 
Lyn sah Malina hinterher und seufzte. Vielleicht hätte sie der Schwägerin ihren Verdacht behutsamer mitteilen sollen, aber Diplomatie war noch nie ihre Stärke gewesen.
 
 
 
 
 
Autor: Nicole R., Nicole K.K.
 

Version vom 20. Mai 2010, 18:14 Uhr

Irgendwie kam Malina ihre unvermittelte Eingebung gar nicht mehr so gut vor, doch nun saß sie hier und wartete mit klopfendem Herzen auf die Frau Ra’ouls. Sicher, sie war neugierig wer den sturen nebachotischen Dickschädel da weich gekocht hatte, aber vor allen Dingen wollte sie der Frau einen netteren Einstand in die Familie bereiten, als Raoul ihr das seinerzeit beschert hatte. Nie würde sie vergessen wie er sie behandelt hatte, damals bei der ersten gemeinsamen Nacht mit A’urel, als er wie der Rächer der travianischen Tugenden selbst im Zelteingang gestanden hatte. Inzwischen konnte sie darüber lachen, doch damals…!

Eben erst hatte sie sich liebevoll von ihrem kleinen Sprössling verabschiedet. Diese kleine Verschnaufpause ihrer mütterlichen Pflichten nutzend, war sie hierher geeilt, um der Schwägerin einen Besuch abzustatten.

Da Ra’oul es während der Reise geschafft hatte, dass Herz seines Sohnes im Sturm zu erobern war es nicht weiter verwunderlich, dass dieser lieber bei seinem Vater blieb und sich von ihm das Anwesen zeigen ließ. Lyn war sehr froh darüber ein wenig zur Ruhe zu kommen und ihre Gedanken ein wenig zu ordnen und so war sie dem Angebot, sich erst ein wenig zurück zu ziehen, dankend nachgekommen. Es kam ihr immer noch alles so unwirklich vor und sie fühlte sich unsicher hier, in der Höhle des Löwen. Sie machte sich keine Illusionen darüber, dass sie hier für immer die Fremde sein würde. Die Fremde wenn es gut lief, die Reichsverräterin im schlimmsten Falle. Leicht in Gedanken versunken öffnete sie die Tür die ihr die Dienerin wies und trat ein. Sie trug unter ihrer Lederrüstung ein beiges Hemd und ihre roten Locken waren zerzaust. Als sie die Frau sah die dort in dem Zimmer auf sie wartete blieb sie irritiert stehen und schaute die Frau fragend an.

Hastig kam Malina auf die Beine, als die Tür geöffnet wurde. Ja in der Tat, das war sie. Sie hatte sie ganz kurz bei der Ankunft gesehen. Unsicher lächelnd ging die blonde Frau auf Ra’ouls Gemahlin zu. Sie hatte einen einfachen Rock und eine Bluse an, die sich zum Stillen leicht aufschnüren ließ. Darüber trug sie eine leichte ärmellose Weste. Die Kleidung entstammte dem hiesigen Schneider. Sie wirkte nicht tulamidisch aber auch nicht garethisch. Eine Mischung beider Stilrichtungen war zu erkennen.

„Ich hoffe ihr verzeiht, dass ich euch so kurz nach der sicher anstrengenden Reise behellige. Doch ich dachte…“ Ja was hatte sie sich eigentlich gedacht. Ihre Rede kam ins stocken. „…Ich dachte es wäre schön, wenn ich euch meine Hilfe anbiete für die erste Zeit der Eingewöhnung. Ich bin Malina von Niederriet. Ich werde A’urel …heiraten.“ Diese Vorstellung war immer noch derart fremd für sie, dass sie jedes Mal Probleme hatte dies auszusprechen. Der Altersunterschied das hatte sie bemerkt hatte hier in seiner Familie schon für Irritationen gesorgt.

Ein Lächeln huschte über Lyns Gesicht. Sie konnte sich noch gut an den jungen Heißsporn und seinen Besuch in Albernia erinnern. Damals, als sie ihr Lager im Wald aufgeschlagen hatten um vor den Nordmärkern sicher zu sein. Ra’oul hatte ihr auf der Reise schon davon berichtet, dass auch A’urel heiraten würde und das auch dessen Wahl nicht auf eine Nebachotin gefallen war. Leicht amüsiert darüber ging sie ebenso ein paar Schritte auf Malina zu. „Schön Euch kennen zu lernen. Und Euer Angebot nehme ich dankend an.“ Ihr Blick fiel durch das Fenster auf den Hof und das geschäftige Treiben dort. Sie seufzte leise auf. Dann sah sie wieder zu Malina. „Wollen wir uns nicht setzen?“ Sie deute auf die Kissen wo Malina schon zuvor Platz genommen hatte.

„Danke.“ Malina setzte sich wieder, und beäugte dabei das neue Familienmitglied. Das war also die Frau, die Ra’ouls Herz erobert hatte. Sie musste unwillkürlich schmunzeln. Keine kleine zierliche Schönheit, die ihn mit einem Augenaufschlag betörte, sondern eine erdige Person, die scheinbar nicht nur darauf gewartet hatte, den Sohn eines Barons zu ehelichen. „Wir wohnen nicht weit von hier auf A’urels Gut. Vielleicht wenn ihr euch die nächsten Tage, nachdem die Familie euch gebührend…kennen gelernt hat, einmal vorbei kommen wollt? Ich kann euch auch abholen?“ Sie konnte sich gut vorstellen, wie sich gleich alle auf die künftige Baronin stürzen würden, sie messen würden an den Maßstäben an denen für gewöhnlich nebachotische Frauen gemessen wurden. Ob ihr das gefallen würde?

Auch Lyn setzte sich auf eines der Bodenkissen und goss sowohl Malina als auch sich selbst ein wenig Tee ein. „Danke für das Angebot“ entgegnete die junge rothaarige Frau. „Ich denke ich werde sicher darauf zurückkommen…“ der Zusatz ‚… ich denke ich werde froh sein, der Familie bald wieder ein paar Tage zu entfliehen’ stand recht eindeutig in ihrem leicht spitzbübisch wirkendem Gesicht geschrieben. „Nun, A’urel habe ich ja bereits bei seinem Besuch in Albernia kennen gelernt. Und den werten Eslam bei den Feierlichkeiten in Rhas’hia Hal.“ Erneut huschte ein verschmitztes Lächeln über ihr Gesicht, als sie an die Szene im Dampfbad zurückdachte. Damals war es ihr sehr peinlich gewesen, unter dem Einfluss des Namenlosen stehend den Baron als „nebachotischen Waschlappen“ bezeichnet zu haben, mittlerweile sah sie die Geschichte mit Humor. „Die liebliche Sheena hat uns ja bereits auf dem Weg hierher begleitet, doch weiß ich, dass dies noch längst nicht alle Mitglieder der Familie sind. Sagt, wie hat man Euch aufgenommen? Gibt es ein paar Ratschläge die ihr mir geben könnt?“ Unsicher sah Lyn Malina an. Auf dem Schlachtfeld wusste sie sicher umzugehen und unter den albernischen Adligen hatte sie keine Scheu deutlich ihre Meinung zu sagen. Aber hier in der Fremde fühlte sie sich verloren und unsicher.

Ein Lächeln machte sich auf Malinas Gesicht breit. Ihre Narbe auf der Wange war heute nicht so rot, aber dennoch gut sichtbar. Bisweilen hatte sie den Eindruck, dass die Hitze und die Sonne ihr nicht bekam. Am Arvepass hatte sie selten Beschwerden gehabt, doch hier im Süden, schmerzte sie bisweilen. „Ratschläge?“ echote sie daher die Frage Lyns noch einmal, um mehr Zeit zum Nachdenken zu haben. Die junge Frau kam also gleich zum Kern der Sache. Das gefiel Malina. Doch andererseits hatte sie selbst noch keine Lösung gefunden, um zu einem erträglichen Maß des Miteinanders zu kommen. „Nun ja, wie soll ich sagen…“ Sie versuchte ihre Worte so gut es ging zu umkleiden, damit es nicht allzu unfreundlich wirkte. „Ich denke, das Beste ist, wenn man eine Aufgabe hat.“ Sie verbesserte sich schnell. „Ich meine eine Aufgabe außerhalb des Hauses, des Gutes… nein eigentlich der Familie eben.“ Schnell nahm sie einen Schluck Tee. „Ich werde sobald es die Umstände zulassen wieder an meine Arbeit gehen. Ich war zuvor Hauptfrau auf Burg Angareth am Arvepass. Man hat nun beschlossen eine schnelle Einsatztruppe zu gründen, die die Interessen aller Perricumer vertreten soll. Ra’oul hat sicher davon berichtet, oder?“

„Ja, Ra’oul hat davon erzählt. Es könnte ein sehr spannendes Unterfangen werden.“ Sie lächelte Malina an und eine Spur von Schalk blitze in ihren Augen auf. Sie traute Malina durchaus zu, mit dieser Situation fertig zu werden, doch würde es sicher nicht reibungslos ablaufen. „Und was die Aufgabe angeht. Nun, wir werden sehen. Ra’oul weiß gut genug, dass ich nicht zur Hofdame geboren bin“ Sie lächelte schelmisch, doch dann trat ein wenig Wehmut in ihre Augen. „Doch ein wenig Ruhe nach den Wirren der letzten Götterläufen wird mir sicher gut tun.“ Malina nickte zunächst teilnahmsvoll, doch dann wandelte sich ihre Miene. „Ich habe eine Idee!“ Malina schien vor Aufregung schier zu platzen, ihre Augen funkelten dabei himmelblau. „Habt ihr nicht Lust mich in naher Zukunft mit eurem Sohn nach Rashia Hal zu begleiten? Ich selbst bin erst kurz vor der Niederkunft hier angekommen, und hatte noch keine Gelegenheit dorthin zu reisen. A’urel und seine Familie haben mir soviel davon erzählt.“ Das sie gerne einmal ein wenig Abstand von dem heißblütigen jungen Mann an ihrer Seite wünschte, der sie nach der Geburt ihres gemeinsamen Kindes mit Aufmerksamkeiten nur so überhäufte, ließ sie dabei geflissentlich unerwähnt. „Es ist auch so, dass meine Tochter Quenia, …sie ist ein wenig sonderbar in letzter Zeit. Ich weiß nicht, ob es die Umgebung ist, die sie merkwürdige Dinge tun lässt…? Ich hoffte, wenn ich wieder einmal Zeit mit ihr verbringe, ohne dass A’urel an meiner Seite ist, würde ich vielleicht in Erfahrung bringen was mit ihr los ist.“ Hier hörte selbst Lyn heraus, dass Malina sich echte Sorgen machte, was ihre Tochter wohl derart beschäftigte.

„Ras’hia Hal ist definitiv eine Reise wert.“ entgegnete die Albernierin. „Und gerne begleite ich Euch dorthin. Doch ihr werdet verstehen, dass ich mich erst ein wenig einleben und Zeit mit Ra’oul verbringen möchte. Ich habe zu lange auf ihn verzichten müssen.“

Malina errötete ein wenig. Wie unaufmerksam von ihr, natürlich sollte sie erst einmal Raòuls Gesellschaft genießen und in Ruhe hier ankommen.

Über ihr Gesicht legt sich ein leichter Schleier als sie an die endlose Zeit des Krieges, der Hoffnung und Sorge dachte. Dann schaut sie Malina nachdenklich an „Doch sagt, was ist mit Eurer Tochter? Wie alt ist sie denn?“

"Sie wird bald ihren 10. Götterlauf vollendet haben. Wir waren lange Zeit voneinander getrennt. Sie lebte bei meiner Tante während ich auf Burg Angareth meinen Dienst verrichtet hatte. Seit wir hier sind, ist sie merkwürdig verschlossen geworden. Nicht gleich von Anfang an. Eigentlich erst seit wenigen Wochen. Sie wurde immer stiller, mied Menschen und sogar Tiere, die sie doch so liebt. Ich komme gar nicht mehr an sie heran." Der Ton und auch der Ausdruck in ihren Augen ließ erkennen wie unverständlich sie das ganze fand.

Lyns Gesicht nahm nachdenkliche Züge an. „Kann es vielleicht sein, dass sie Heimweh hat und ihre Tante vermisst?“ Fragend sah sie Malina an. "Das wäre schon denkbar. Sie wird auch bald einmal zu Besuch kommen, doch das hat sie auch nicht erheitert. Ich hatte sogar fast den Eindruck, dass es sie beunruhigt. Sie geht jedem und allem aus dem Weg, was ihr eigentlich Freude bereitet hat, und verkriecht sich in ihr selbst gewähltes Schneckenhaus."

Kurz dachte sie nach ehe sie meinte „Ihr sagt, es würde ihr vielleicht gut tun, ein wenig Zeit allein mit Euch zu verbringen. Ich habe einen anderen Vorschlag, der ihr vielleicht auch helfen kann. Ich bin neu hier und kenne mich nicht aus.“ Ein leicht schelmischer Blick traf Malina als sie fort fuhr. „Vielleicht würde Eure Tochter mir gern die Umgebung zeigen? So hätte sie eine Aufgabe und eventuell komme ich ein wenig an sie heran. Meiner Erfahrung nach kommen selbst schüchterne Kinder aus sich heraus, wenn sie gegenüber Erwachsenen einen Wissensvorsprung haben.“ Unsicher sah Lyn zu ihrem Gegenüber, gespannt wie Malina den Vorschlag aufnehmen würde.

Die zweifache Mutter überlegte eine Weile. "Wenn ich sie das frage, wird sie es sicher nicht tun. Wenn ihr sie seht, es ist das einzige blonde Mädchen in dem Alter dass hier herumstreunt, fragt sie doch am besten selbst. Ich wäre froh, wenn mir jemand sagen kann, was es ist, dass sie so bedrückt."

Lyn lächelte verständnisvoll. „Ich denke auch, dass es am Besten ist wenn ich sie selbst frage. Ich werde es tun sobald sie mir über den Weg läuft.“

„Sehr schön.“ Erleichtert strich sich Malina den Rock glatt. Ich denke, ich lasse euch dann erst einmal euer Domizil weiter in Augenschein nehmen und allmählich wird dann auch sicher Ruhe einkehren. Sagt Raòul liebe Grüße von mir.“ Lächelnd erhob sich die blonde Frau, und die hellen Augen blitzten vor Schalk. „Ach ja, und falls ihr Unterstützung braucht, bei was auch immer, sendet doch einfach einen Boten. Derzeit habe ich noch viel Zeit.“ Mit einem festen Händedruck verabschiedete sie sich von ihrer Schwägerin. Im Herzen das Gefühl, dass diese Frau eine Bereicherung für sie persönlich sein würde, doch gleichzeitig mit der Befürchtung, dass auch diese in der nebachotischen Familie gegen so manche Mauer des Unverständnisses stoßen würde.

Autor: Nicole R., Nicole K.K.