Benutzer:VolkoV/Briefspiel

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Boltangesichter

Boltangesichter - Aufmarsch

Leobrecht schritt neben Haubrecht zu Gerwulfs Zelle, "Ich mag zwar kein Ritter vom Weidener Schlag sein, aber ich stehe zu meinem Wort: Ich werde Gerwulfs Briefe nicht lesen.", er lächelte, "Aber ich bin auch lange genug in der Reichsverwaltung gewesen, um zu wissen, dass es auf die genaue Formulierung von Gesetzen ankommt. Ich habe niemals versprochen, dass kein anderer sie liest."

Haubrecht von Scheuerlintz lachte kurz auf, aber Leobrecht schaute ihn streng an. "Ich werde also gleich die Briefe beim Boltan in Empfang nehmen und dafür Sorge tragen, dass sie mir auf dem Weg zum Botendienst am Hafen nicht abhanden kommen können. Keine Post sollte ohne Euer Wissen über deren Inhalt diesen Kerker verlassen - Verstanden, Hauptmann?"

Scheuerlintz salutierte zackig wie zu Retos Zeiten - man merkte ihm seine Garde-Ausbildung an, die er nach seiner Verletzung zu Gunsten dieses ruhigeren Postens aufgeben musste. Zumeist war ihm Leobrecht ein gerechter Dienstherr, aber solche Phexereien trieben den alten Hauptmann zur Weißglut.

*

Boltangesichter - Schlacht

Die Gründung des Storchenbundes

Lahor ritt auf der guten Joselinde langsam den Weg zum reichen Kloster am Nattersqueller Quelltempel empor. Er trug die blitzend polierte Prunkrüstung, die man ihm vor Jahren im Horasreich geschenkt hatte. Sie passt nicht mehr ganz, aber Treumundes Zofe hatte die quellenden Stellen mit einem weiten grünen Umhang kaschiert.

Er wusste selbst, dass die Idee seines Ritterbundes nicht so schnell und so viel Anklang finden konnte, wie er gehofft hatte. Aber er hatte sich für diesen 9. Peraine angekündigt und wenn es sein sollte, würde er den Bund alleine gründen.

Ein weiterer Ritter mit grünem Mantel schloss hinter ihm auf, es war Storko von Storch, ebenfalls ein Schlunder. Oben vor dem Tor warteten zwei weitere Ritter, auch sie hatten sich grüne Mäntel übergeworfen. Lahor kannte beide nicht - aber sie schienen auf ihn zu warten.

Zur feierlichen Gründung hatte die Äbtissin den künftigen Storchenrittern erlaubt, das imposante Tempelschiff aus der Rohalszeit zu Pferde zu betreten - ein Privilig das die meisten aventurischen Tempel (mit Ausnahme von Rondra und Rahja) nur sehr selten gewähren.

Grün- und goldgefärbte Fensterbilder tauchten Halle und Ritter in ein goldenes Licht, wie es nur der Herr Praios zu senden vermag. Und dieses Licht, dass mit seinem Grünton an die Fruchtbarkeit der mittelreichischen Wälder erinnerte reflektierte sich in dem Blattgold, das sowohl als goldenes Ährenmuster als auch auf den 10 riesigen Störchen die das Tempeldach zu tragen scheinen.

Die schiere Macht des göttlichen Lichtes ließ die Ritter demütig ihr Haupt senken und einer nach dem anderen glitt vom Sattel. Junge Klosterbrüder und -schwestern nahmen ihnen Mäntel, Waffen und Rüstungen ab. Nur im Untergewand schritten sie die Treppen in den Quellraum hinab und reinigten sich im zweiten Becken (das erste bleibt Kaisern vorbehalten). Wieder im goldenen Licht des Tempelraumes wurden sie eingekleidet und die Äbtissin selbst reichte ihnen die Schwerter mit den Worten, die der Wappenspruch der Ordens werden sollten:

"Nur im unbestellten Feld reifen Hunger und Krieg."

Gestapelte Fässer

"Mutter schau mal!", das kleine dreckige Mädchen war bei weitem nicht die einzige, die am Straßenrand den seltsamen Zug beobachtete.

Vorneweg und hintendran je zwei stattliche Ritter und Ritterinnen in schwarzgelben Farben, dahinter ein gedrungener Kastenwagen, gezogen von zwei Ochsen und viel zu klein für einen Menschen. Dafür war auf dem Dach trotz der niedrigen Stadttore noch Platz für fünf gestapelte Bierfässer, allesamt mit einem weiß-rot gestreiftem Symbol. Links und rechts des Wagen schritten dann, um die seltsame Prozession zu vervollständigen je ein halbes dutzend schwarzgelb gekleidete Zwerge mit reich verzierten Hämmern.

"Wer ist das denn?", fragte ein dicklicher Mann, dessen blutige Schürze ihn als Schlachter auszeichnete.

Eine rothaarige Dame, deren aufreizende Kleidung ihrem uralten Gewerbe geschuldet war, nickte wissend, "Das muss der Hochfürst der Zwerge sein, dieser Arombrax." - sie hatte von Reisenden schon viel mehr von der Welt außerhalb der unendlich groß wirkenden Kaiserstadt gehört.

Die Wirtin die vor ihrer kleinen Kneipe, dem "Reychsforster Eck" lehnte lachte Ihr dröhnendes Lachen, das so mancher in diesem Viertel mit den schönen Abenden verband, an denen man auch mal ein paar Münzen übrig hatte, die man in Bier oder Schnaps umsetzen konnte "Das ist der Graf vom Schlund - das sieht man doch an den Fässern mit dem Wappen der Brauerei Wiesenschlösschen!"

Ein zorniger Pfiff aus dem Kasteninneren ließ den Zug innehalten. Es dauerte ein bisschen, dann wurde der Vorhang zur Seite gezogen und das Gesicht eines Zwergen erschien im im Fenster, der Wirtin zugewandt. Der Zwerg schien sich besonders herausgeputzt zu haben, der Rauschebart war, soweit es seine buschigen Locken erlaubten, zu Zöpfen geflochten worden und er trug anscheinend ein edles Gewand aus schwarzer und goldener Seide. "Du scheinst Dich ja hier auszukennen - im Gegensatz zu meinem Kutscher.", ein grimmiger Blick auf den Bock folgte, "Wo geht es denn zur alten Residenz?"

Vom Grafen vom Schlund wird seit diesem Tage im "Reychsforster Eck" und dem umgebenen Viertel nur gutes gesprochen, hatte er der Wirtin doch zwei Fässer spendiert, die diese danach zu wirklich günstigen Preisen ausgeschenkte.