Geschichten:In diplomatischer Mission - Auf einer Wiese

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Baronie Waldfang, 27. Rahja 1029BF, früher Nachmittag

Als Raulfried mit seinen Soldaten zu der Straße, die zur Burg führte, kamen, ritt eine bildhübsche Frau mit langem, wallendem, blondem Haar in zügigem Galopp an ihnen vorbei. Sie schien sie gar nicht bemerkt zu haben. Sie trug edle Kleidung, einen Bogen, Säbel und ein Jagdhund lief an der Seite des Teshkalers mit. Irgendwie hatte sie etwas sehr Anziehendes. Raulfried verharrte mitten in der der Bewegung und schaute ihr nach. Seine beiden Begleiter schienen die Szene mitbekommen zu haben. Sie tauschten einen vielsagenden Blick aus, grinsten und verdrehten dabei die Augen.

"He, Kleiner, wer ist dort eben an uns vorbei geritten?", fragte Raulfried einen kleinen Jungen.

"Das war die Baroness.", antwortete der Knirps und zog hastig den Finger aus der Nase.

"Weißt Du auch, wie sie heißt?"

"Es ist die Baroness Tsaiana von Waldfang-Angerwilde. Sie leitet derzeit die Amtsgeschäfte der Baronie, bis ihre Hochgebohren wieder genesen ist.", antwortete ein alter Mann, der das Gespräch mit angehört hat.

"Das ist also die Baroness?", sprach Raulfried mehr zu sich selbst. "Thalian, Gerwulf, reitet schon einmal zur Burg vor. Ich habe noch etwas zu erledigen."

"Jawohl, Herr!", antwortete Gerwulf, der Mühe hatte nicht laut loszulachen.

"Sei still, sonst überlegt er es sich noch anders.", zischte ihm sein Kamerad zu, der in Gedanken schon die Waldfanger Biersorten durchging, die er heute Abend alle probieren wollte und wer weiß, vielleicht stellten sich Waldfanger Weiber nicht so kompliziert an, wie die Schwarztanner Frauen.

Raulfried schwang sich in den Sattel und gab seinem Pferd die Sporen. Die junge Dame war schon ein ziemliches Stück entfernt und schien ein sehr schnelles Tempo vorzulegen. "Na, Harulf, alter Junge, mit dem Pferd können wir es doch aufnehmen, oder?" flüsterte er seinem schwarzen Tralloper Riesen ins Ohr. Harulf schien ihn verstanden zu haben und preschte so gleich drauf los. Die Baroness schien nicht bemerkt zu haben, dass ihr der Schwarztanner folgte. Allerdings ritt sie auf dem schnellsten Wege auf einen nahe gelegenen Wald zu, in dem sie kurz darauf verschwand. Leicht macht sie es mir nicht, dachte sich Raulfried. So etwas mag ich und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Im Wald gelangte er schließlich zu einer Wegabzweigung. Von der blonden Schönheit war keine Spur zu entdecken. Raulfried sprang vom Rücken seines Pferdes und suchte am Boden nach frischen Hufspuren. Im feuchten Boden konnte er nach ein paar Augenblicken ganz klar die Spur des Teshkalers entdecken. Raulfried schwang sich wieder in den Sattel. Nach ein paar hundert Schritt gelangte er an eine Wiese. In der Ferne konnte er das Gebell eines Hundes hören, vermutlich der Jagdhund der jungen Dame. Zuversichtlich bald am Ziel zu sein, stieg Raulfried vom Pferd. Nicht weit vom Weg konnte er die Baroness im Gras liegen sehen. Ihr Pferd graste etwas weiter entfernt und ihr Hund jagte einem Kaninchen hinterher.

Raulfried beobachtete die junge Dame einen Augenblick lang. Sie schien in gar nicht zu bemerken, während sie mit ihren Haaren spielte und den Himmel betrachtete.

Schließlich fasste er sich ein Herz und ging langsam näher. "Die Sonne verblasst am Himmel, steht man dem schönsten Geschöpf Deres gegenüber.", sprach er sie an.


(Tim Lohmann, 06.06.2007)

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