Benutzer:VolkoV/Briefspiel
Boltangesichter
Boltangesichter - Aufmarsch
Leobrecht schritt neben Haubrecht zu Gerwulfs Zelle, "Ich mag zwar kein Ritter vom Weidener Schlag sein, aber ich stehe zu meinem Wort: Ich werde Gerwulfs Briefe nicht lesen.", er lächelte, "Aber ich bin auch lange genug in der Reichsverwaltung gewesen, um zu wissen, dass es auf die genaue Formulierung von Gesetzen ankommt. Ich habe niemals versprochen, dass kein anderer sie liest."
Haubrecht von Scheuerlintz lachte kurz auf, aber Leobrecht schaute ihn streng an. "Ich werde also gleich die Briefe beim Boltan in Empfang nehmen und dafür Sorge tragen, dass sie mir auf dem Weg zum Botendienst am Hafen nicht abhanden kommen können. Keine Post sollte ohne Euer Wissen über deren Inhalt diesen Kerker verlassen - Verstanden, Hauptmann?"
Scheuerlintz salutierte zackig wie zu Retos Zeiten - man merkte ihm seine Garde-Ausbildung an, die er nach seiner Verletzung zu Gunsten dieses ruhigeren Postens aufgeben musste. Zumeist war ihm Leobrecht ein gerechter Dienstherr, aber solche Phexereien trieben den alten Hauptmann zur Weißglut.
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Boltangesichter - Schlacht
Die Gründung des Storchenbundes
Lahor ritt auf der guten Joselinde langsam den Weg zum reichen Kloster am Nattersqueller Quelltempel empor. Er trug die blitzend polierte Prunkrüstung, die man ihm vor Jahren im Horasreich geschenkt hatte. Sie passt nicht mehr ganz, aber Treumundes Zofe hatte die quellenden Stellen mit einem weiten grünen Umhang kaschiert.
Er wusste selbst, dass die Idee seines Ritterbundes nicht so schnell und so viel Anklang finden konnte, wie er gehofft hatte. Aber er hatte sich für diesen 9. Peraine angekündigt und wenn es sein sollte, würde er den Bund alleine gründen.
Ein weiterer Ritter mit grünem Mantel schloss hinter ihm auf, es war Storko von Storch, ebenfalls ein Schlunder. Oben vor dem Tor warteten zwei weitere Ritter, auch sie hatten sich grüne Mäntel übergeworfen. Lahor kannte beide nicht - aber sie schienen auf ihn zu warten.
Zur feierlichen Gründung hatte die Äbtissin den künftigen Storchenrittern erlaubt, das imposante Tempelschiff aus der Rohalszeit zu Pferde zu betreten - ein Privilig das die meisten aventurischen Tempel (mit Ausnahme von Rondra und Rahja) nur sehr selten gewähren.
Grün- und goldgefärbte Fensterbilder tauchten Halle und Ritter in ein goldenes Licht, wie es nur der Herr Praios zu senden vermag. Und dieses Licht, dass mit seinem Grünton an die Fruchtbarkeit der mittelreichischen Wälder erinnerte reflektierte sich in dem Blattgold, das sowohl als goldenes Ährenmuster als auch auf den 10 riesigen Störchen die das Tempeldach zu tragen scheinen.
Die schiere Macht des göttlichen Lichtes ließ die Ritter demütig ihr Haupt senken und einer nach dem anderen glitt vom Sattel. Junge Klosterbrüder und -schwestern nahmen ihnen Mäntel, Waffen und Rüstungen ab. Nur im Untergewand schritten sie die Treppen in den Quellraum hinab und reinigten sich im zweiten Becken (das erste bleibt Kaisern vorbehalten). Wieder im goldenen Licht des Tempelraumes wurden sie eingekleidet und die Äbtissin selbst reichte ihnen die Schwerter mit den Worten, die der Wappenspruch der Ordens werden sollten:
"Nur im unbestellten Feld reifen Hunger und Krieg."
Erlenstammer Ränke - Probebohrung
Ein Pfiff ging durch die große Halle der Wandlether Baumeisterzunft, verfing sich zwischen den fein verzierten Säulen in den Nebenschiffen um dann hallend zu dem Schlunder Grafen und seinem Begleiter zurückzukehren, die gemeinsam auf einer kleinen Kiste saßen. "Mehrere Monate sagst Du? Was machen wir nur mit dem Mädchen?"
Rogosch zuckte mit den Schultern. "Du weißt, ich verstehe die Großen nie so recht und die Frauen erst gar nicht - und sie ist beides. Aber mehrere Monate, dass ist für die Großen schon recht lang, oder?" Der Großneffe des Wandlether Stadtmeisters schaute betroffen auf den Boden, dessen riesige Steinplatten im Gegensatz zum Rest der Halle nicht so fein verziert sondern eher unnatürlich glatt waren - Trollsteine wie man so sagt.
Am Ende der Halle öffnete sich die große Tür zum Raum der Modelle. Dort waren alle Konstruktionen der Zunft in kleinen Modellen dokumentiert, einer der wenigen Orte in Wandleth, den Ingramm selbst noch nicht betreten durfte und der wahrscheinlich besser bewacht war als seine eigene Schatzkammer.
Die alte Zunftmeisterin trat durch den Türbogen auf die beiden Zwerg zu, die sich pflichtschuldig erhoben. "Mein lieber Ingramm - Hochgeboren, und der gute Rogosch. Habt Ihr Euch doch noch entschieden ein ehrliches Handwerk zu erlernen?"
Ingram deutete auf die Kiste, Feraxa nickte und winkte zwei Wächter heran die diese pflichtschuldig in den Raum der Modelle trugen. "Ich habe leider schlechte Neuigkeiten bezüglich der Rabenbrücke für Euch. Die Fundamente sind vollkommen unterspült, das kann Jahre dauern, bis da wieder Fuhrwerke fahren." Die drei Zwerg versuchten mehr oder minder erfolgreich ein trauriges Gesicht aufzulegen.
"Sag mal Feraxa, kennst Du eigentlich die junge Alissa von Erlenstamm?", versuchte der Graf schnell das Thema zu wechseln.
Feraxa stemmt ihre kurzen Arme in die Hüften. "Die hat doch letztens die vier Zwerge im Viehtrog ertränkt, oder? Die müssen wir langsam mal vor Gericht stellen!"
"Das war die Tante", der Graf schüttelte den Kopf, "Die kleine Alissa muss wohl bald Baronin werden - nach allem was mir Onkel Robosch berichtet, steht es nicht gut um den Kleinen. Er hat wohl zu tief gegraben..."