Geschichten:Vater und Sohn
Burg Perlenblick, Baronie Bergthann
Rascheln von Pergament und allgemeines Stühlerücken kündeten vom Ende der Stabsbesprechung. Die Offiziere des Markgrafen verließen nach und nach einzeln oder in Gruppen den Raum. Keiner sprach über die Inhalte der Unterredung, um nicht den Zorn des Heermeisters zu erregen, der viel auf sorgfältige Geheimhaltung achtete. So hielt sich das allgemeine Getuschel auch in Grenzen. Als Letzter verließ Oberst von Löwenhaupt-Berg den Raum. Bevor er durch die Tür trat, warf er seinem Vorgesetzten noch einmal einen messenden Blick zu, zog sich dann aber zurück, als er keine Reaktion erkannte.
Zurück blieben lediglich Vater und Sohn Firunslicht. Der Heermeister blätterte durch eine Aufstellung, die einer seiner Adjutanten zusammengetragen hatte bezüglich der Fortschritte bei der Aufstellung des neuen Landwehrbannes der Markgrafschaft. Es ging voran, aber nicht schnell genug, um ihn zufrieden zu stellen. Allenthalben taten sich neue Hindernisse auf oder protestierte jemand gegen dieses oder jenes. Und am schlimmsten waren diese Pfeffersäcke in der Stadt. Am liebsten würde er den Keres auch auf sie loslassen, wäre der erwartete Aufschrei nicht laut genug, um an kaiserliche Ohren zu dringen.
Oswin erhob sich, schritt zur Tür hinüber und schloss sie. Dann lehnte er sich mit dem Rücken dagegen und verschränkte die Arme. Ohne Umschweife kam er dann gleich zur Sache, denn lange Einleitungen schätzte der ältere Firunslicht nicht. "Ihr habt die Äußerung des Vellbergers ziemlich schnell abgefertigt. Dabei ist die Frage meines Kommandeurs berechtigt: Wie steht Perricum zum Ansinnen, einen Marschall für drei Provinzen zu ernennen?" Herausfordernd maß der Sohn den Vater. "Ihr könnt mir nicht weismachen, dass es dazu noch keine Überlegungen gibt... Vater."
Dieser sah auf und erwiderte den Blick eine Weile schweigend. Langsam legte er das Pergament in seiner Hand zur Seite. "Warum dieses Interesse?" Die Simme des Mittfünfzigers war ruhig und abwartend. Die Falte auf seiner Stirn verlor sogar eine Spur ihrer Ausprägung, die sich während seiner letzten Lektüre aufgebaut hatte. Oswin schüttelte den Kopf. "Ich hege natürlich keinerlei eigene Ambitionen in diese Richtung und versuche nur ausreichend vorrausschauend meine eigenen Belange planen zu können." Oswin machte eine kurze Pause und durchmaß dabei die wenigen Schritte bis zu einem der Stühle seinem Vater gegenüber. Mit beiden Händen auf dessen Lehne gestützt sprach er dann weiter. "Ich hatte gestern die Ehre, von einigen Kameraden zu einer Partie Boltan eingeladen zu werden. Meinem Sold hat das nicht gut getan, aber ich habe einiges gehört, also soll es mir recht sein. Es heißt nämlich, seine Erlaucht hätten verlauten lassen, einen Marschall aus eigenen Landen zu bevorzugen."
Darauf gab es immerhin eine knappe Reaktion, u