Heroldartikel:Leihenbutt kommt nicht zur Ruhe
Leihenbutt kommt nicht zur Ruhe
Im ersten Teil meiner neuen Reihe `Land und Leute in Waldstein´ möchte ich den Blick des geneigten Lesers gen Leihenbutt wenden.
Wir erinnern uns: Fünf lange Götterläufe knechtete die Namenlosenbuhle Simiona di Silastide-Marvinko die Menschen dort bis aufs Blut, schändete Tempel und verheerte den gesamten Osten der Grafschaft Waldstein, bis sie und ihre Schergen schließlich im Rondra 1032 nach Bosparans Falle von ihrem ehemaligen Gemahl Nimmgalf von Hirschfurten und seinen Getreuen vernichtet wurde. Viel zu spät, wie viele meinten, und so wurde der Baron von Leihenbutt auch einen Götterlauf später auf königliches Geheiß entlehnt. Neuer Baron wurde im Praios 1034 BF Junkobald von Hirschfurten.
Doch: die Baronie Leihenbutt kommt auch einen Götterlauf nach der Belehnung des neuen Barons nicht zur Ruhe. Weite Teile der Baronie sind auch weiterhin unter der Kontrolle von marodierenden Resten von Simionas Truppen oder werden von Raubrittern tyrannisiert. Während im Süden die frisch bestellte Junkerin Raulmine von Wegfeld in Rabenfelde die praiosgefällige Ordnung wieder hergestellt zu haben scheint, herrscht im Osten der Baronie noch immer Chaos. Einzig die unter dem Schutz des Ordens des Heiligen Zornes stehende Edlenherrschaft Perainelob stellt einen Hort der göttergefälligen Ordnung dar. Zwar sah sich die vom Orden eingesetzte Vögtin Salina Wilimai von Feenwasser immer wieder Angriffen von Raubrittern ausgesetzt, doch konnten diese durch das beherzte Eingreifen der tapferen Recken des Zornesordens stets wieder zurückgeschlagen werden. Im Junkertum Euplingen liefert sich der geächtete Raubritter Ogdan von Eupel immer wieder kleinere Scharmützel mit Esmer von Zweifelfels, der rechtmäßigen Erbin der ehemaligen Stammlande der Familie Eupel. Der brutale Raubritter hält noch immer das Kastell Wulfshöh sowie das Gut Euplingen besetzt und konnte bisher nicht vertreiben werden. Von dort aus verbreitet er mit seiner götterlosen Bande Angst und Schrecken, auch in den angrenzenden Gebieten. Selbst in den Baronien Zweiflingen und Tannwirk wurden schon Überfälle gemeldet, die dem Raubritter zugeschrieben werden.
Auf Burg Zweifelfels betrachte man die Entwicklungen in Leihenbutt mit großer Sorge und behalte sich geeignete Maßnahmen vor, seine eigenen Untertanen zu schützen, wie aus dem Umfeld des Barons von Zweiflingen zu vernehmen war. Aber auch im benachbarten Tannwirk mehren sich die Stimmen, die da meinen, Baron Junkobald müsse noch vor dem Winter für Ordnung sorgen. Ob die geplante Reise der waldsteiner Landrichterin Yalagunde von Zweifelfels an die Höfe von Leihenbutt und Tannwirk mit dem geäußerten Unmut zu tun hat, konnte bis Drucklegung nicht in Erfahrung gebracht werden.
Aber auch in der Hauptstadt ist noch vieles im Argen: So sind die geschändeten Tempel noch immer nicht wieder aufgebaut, einzig ein Tsa-Schrein wurde errichtet und der Ingerimm-Schrein wieder zugänglich gemacht. Die Zeit unter den namenlosen Schändern hat auch bei den Menschen ihre Spuren hinterlassen, Misstrauen und Hoffnungslosigkeit ist an die Stelle von Obrigkeitstreue und Göttervertrauen getreten. Zudem sorgen wortgewandte Wanderprediger für Unfrieden innerhalb der Stadtmauer. Zu den bekanntesten zählt Alruna Salmfang, eine Geweihte der jungen Göttin, die nicht müde wird, vom radikalen Neuanfang zu predigen und dabei mehr und mehr Zulauf erfährt. Auf der anderen Seite versucht der Praiot Praiotin von Gurvanshof die Menschen mit flammenden Worten auf den Weg der Tugend und praiosgefälligen Ordnung zurückzubringen. Nicht nur einmal soll es handfeste Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der beiden Prediger gegeben haben. Warum der vom Baron eingesetzte Stadtmeister Adalbert von Unterallertissen dem Treiben nahezu tatenlos zuschaut, bleibt unklar. Auf Burg Leihenbutt hüllt man sich in borongefälliges Schweigen.
Doch die Worte der Prediger fallen auch auf dem Lande auf fruchtbaren Boden. In dem kleinen Weiler Volksrode soll sich eine Handvoll Tsa-Anhänger eingenistet haben, die offen zum Umsturz aufrufen, während man aus dem ohnehin eher praiotisch geprägten Sommerberg die Nachricht vernahm, die Bauern wollten sich dem Schutz der Praios-Kirche unterstellen.
All diese alarmierenden Nachrichten scheinen nun auch Baron Junkobald zum Handeln zu bewegen, hatte er die Lage in seiner Baronie wohl anfangs falsch eingeschätzt. So war er im vergangenen Götterlauf seiner Gemahlin zuliebe hauptsächlich in Gareth anzutreffen gewesen. Nun habe der Baron und seine Gemahlin endgültig Burg Leihenbutt bezogen, wie es aus dem Umfeld Junkobalds hieß. Auch berief er kürzlich seinen langjährigen Vertrauten Sibelian Mallorn zum Vogt über die freiherrlichen Lande Waldesruh und den Hesinde-Geweihten aus dem kaisermärker Kloster St. Ancilla Zolthan BodSibelian Mallorniak zu seinem Secretarius. Als Berater in militärischen Belangen steht ihm nun der Zornesritter Radebracht von Mersingen zur Seite. Dem Stadtmeister wurde unterdessen angewiesen, eine strikte nächtliche Ausgangssperre mit allen Mitteln durchzusetzen. Die Zukunft wird zeigen, ob es Baron Junkobald gelingen wird, in Leihenbutt wieder für die ersehnte Ordnung zu sorgen.
Bardon Sandwyk, freier Schreiber aus der Reichsstadt Hirschfurt (BG, mit Dank an AK)
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