Geschichten:Die Braut Griffpurga
Das Gelächter prallte von den Wänden der Gastwirtschaft ab und machte Gespräche fast unmöglich. Nichtsdestotrotz beugte sich Hagen ein wenig vor und fasste die hochgewachsene Frau auf der anderen Seite des Tisches fest ins Auge. Beide dienten sie nun schon eine geraume Zeit dem Bannstrahl und er hatte vermeint, sein Gegenüber gut zu kennen.
„Und, wie fühlt man sich so als Braut eines Grafen?“
Die unverblümt offene Frage ihres Kameraden brachte die beherrschte Mimik der Geweihten nicht aus der Fassung. Allerdings erlaubte sie sich, einen Schluck aus ihrem Becher zu nehmen, in der der einstmals heiß dampfende Kräutertee bereits auf eine trinkbare Temperatur abgekühlt war.
„Genauso wie sonst auch, Hagen“, antwortete Griffpurga dann. „Auch wenn ich eine gewisse Aufregung ob des kommenden Festereignisses nicht leugnen kann.“ Ihrem Gesicht war deutlich abzulesen, dass sie keineswegs in euphorischer Nervosität schwelgte, sondern lediglich kein großes Interesse an sich in Maßlosigkeit Wein und Braten hingebenden Gästen hatte.
Ihr Gegenüber nickte lächelnd: „Alles wohl etwas großkotzig bei deinem Verlobten, diesem Siegeshart von Ehrenstein älteren Hauses, was? Burggrafen und auch noch alte Adelsfamilie…“
„Großkotzig?“, wiederholte sie etwas ungläubig. „Mäßige deine Worte, Hagen.“ – ein Satz, den der altgediente Recke von ihr schon häufiger zu hören bekommen hatte. Nicht, dass es etwa die Unwahrheit war, die er aussprach. Doch allein die Art und Weise, dies auszudrücken, ziemte in ihren Augen einem Diener des Herren Praios nicht.
„Man scheint sich dorten tatsächlich für sehr standesbewusst zu halten. Wir werden sehen, wie ausufernd diese Feierlichkeiten sein werden und ich werde mein Bestes tun, um jedwede Dekadenz zu unterbinden.“
Das Lächeln auf dem Gesicht des alten Recken wuchs in die Breite. Wenn er sich die Edlen Garetiens so besah, dann konnte seiner Ansicht nach die Unterbindung jeglicher Dekadenz schnell zu einem Lebenswerk avancieren.
„Na ja, Recht hast du. Soll ja auch völlig aus der Familie geschlagen sein, dein Gatte. Während alle anderen Familienmitglieder – wenn überhaupt – der Leuin entgegenstreben, hält dieser wohl fest am Herren. Steckt aber wohl tief in Schwierigkeiten. Bernwart meinte, dass wohl die Familie des Grafen finanziell auf tönernen Füßen stünde und auch eine ganze Menge Neider versammelt wären, die ihre gierigen Hände nach dem Lehen des Burggrafen ausstrecken würden.“
Das Lächeln wurde zu einem Grinsen, als der Mann die stolze Reckin ansah. „Ich würde an deren Stelle auf meine Finger aufpassen, du hast schon mehr als einmal Pfeffersäcken und Kupplern den Platz gewiesen, da wirst du auch mit Schacherern fertig werden.“ In den Worten lag aufrichtige Hochachtung.