Geschichten:Die Schlacht um Puleth Teil 27

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Kronpfalz Puleth, der späte Abend des 15. Hesinde 1029 BF


Es wurde lange und ausgiebig gezecht und gefeiert. Hadrumir hielt sich, was den Alkoholkonsum anging, vornehm zurück. Er hatte bemerkt, dass das bei vielen anderen Adligen mitnichten der Fall war. Dies würde hoffentlich ein großer Trumpf sein. Zufrieden stellte er zudem fest, dass Korporal Kalman dafür gesorgt hatte, dass sich die Soldaten an den Plan hielten. Etwa ein Drittel seiner verbliebenden Truppen hatte sich frühzeitig zurückgezogen. Nach dem Verlust von nahezu allen orkischen Kämpfern – entweder getötet oder geflohen – hatte der Grützer bei Weitem nicht mehr so viele Kämpen wie Hadrumir. Jetzt musste er nur noch warten.

Und tatsächlich: Zu fortgeschrittener Stunde konnte Hadrumir einen Reiter ausmachen, welcher auf den Hof preschte. Er sprang vom Pferd. Mittlerweile waren auch andere auf den Reiter aufmerksam geworden. Unter ihnen Linai von Katterquell. Hadrumir hoffte inständig, dass der Bote jetzt keinen Fehler machte. Doch im Menschengewirr war zu sehen, wie der Bote Linai ein Schreiben übergab.

Heerführer Nimmgalf von Hirschfurten hatte auch gesehen, dass die Katterquellerin einen Brief erhalten hatte. Er hatte sich erhoben und sprach nun über die Menschen hinweg: „Euer Wohlgeboren, was hat der Bote zu berichten?“

„Er hat einen Brief an seine Wohlgeboren Schwingenfels gebracht. Er trägt das gräfliche Siegel sowie das Siegel Eures Vetters!“ sprach Linai.

Hadrumir schaute gespannt. Anscheinend schien keiner weitere Anstalten zu machen. Jetzt erlebst du doch noch eine Niederlage, Grützer! dachte er bei sich und sprach laut: „Und was steht drin?“

Linai schaute unsicher, ob sie den Brief öffnen sollte, doch Hadrumir machte eine Handbewegung, sie solle fortfahren. Schnell entfaltete sie das Papier.


An seine Wohlgeboren Hadrumir von Schwingenfels!

An alle gräflichen Truppen in der Baronie Puleth!


Seine Hochgeboren Luidor von Hartsteen hat Gut Hohenkamp an der Reichsstraße angegriffen. Dies ist als Vertragsbruch zu werten. Damit sind jegliche Vereinbarungen mit Luidor von Hartsteen und seinen Gefolgsleuten hinfällig. Alle gräflichen Truppen haben sich auf Befehl seiner Hochwohlgeboren Geismar von Quintian-Quandt zu Hartsteen sofort nach Feidewald zu begeben! Dieser Befehl gilt vor allem für die nach Puleth ziehende Streitmacht unter seiner Wohlgeboren Hadrumir von Schwingenfels. Diesem Befehl ist unverzüglich Folge zu leisten. Auch ein Rückzug aus der laufenden Schlacht wird toleriert


Auf dem Hof hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Linai blickte nur auf und sprach: „Gezeichnet ist der Brief mit Ludorand von Schwingenfels, gräflicher Zeugmeister.

Irgendwoher kam der Ruf: „Verrat!“

Doch ehe Hadrumir noch irgend wer reagieren konnte, war es Linai von Katterquell, die das Wort ergriff. Verzweiflung und Wut klangen in ihrer Stimme mit: „Ist es das, wie ihr uns dankt? Ist Verrat die Antwort des Hartsteeners auf unser Vertrauen? Musste mein Bruder wegen dem persönlichen Ehrgeiz dieses götterverfluchten Bastards sterben?“

Die Worte waren an Kelnian von Windischgrütz gerichtet. Linai, ich könnte dich küssen, dachte Hadrumir bei sich, während sich zustimmendes Gemurmel unter den Geismartreuen breit machte.

Kelnian hatte sich erhoben: „Versteht mich nicht falsch, meine Teuerste, aber wenn Graf Geismar sich nicht um seine Güter kümmern kann, dann ist das nicht mein Problem. Er hätte vielleicht mehr Truppen aufstellen sollen. Der Tod eures Bruders mag zwar tragisch sein, aber…“

Linai wollte sich schon auf ihn stürzen, als sich Hadrumir zwischen sie und den Grützer schob, um sie zurückzuhalten. Wütend fiel er dem Grützer ins Wort: „Nicht genug Männer? Ihr hattet doch gar nicht vor, euch an den Vertrag zu halten. Wozu habt ihr Orks ins Feld geführt? Doch nur um eure regulären Truppen zurückzuhalten. Ihr habt dieses Spiel vom ersten Moment gespielt!“

„Es waren reguläre Truppen, Bürger Hartsteens.“

„Das glaubt ihr doch selbst nicht! Ich kenne das Lager Silkwiesen, genau wie Ihr! Ihr seid ein verleumderischer Feigling und Verräter!“

Mittlerweile war der Streit auf dem gesamten Hof zu vernehmen und die Soldaten schauten gebannt auf die beiden Streitenden. Nimmgalf rief die Streitenden zur Ruhe auf, doch auch er konnte ein weiteres Eskalieren nicht abwenden.

Kelnian rief: „Und das sagt mir jemand aus einer Familie von Mördern!“

„Hütet eure Zunge, Grützer. Ich bin kein Mörder, auch das wisst ihr. Ihr habt euch heute für wesentlich mehr Tode zu verantworten als ich jemals in meinem ganzen Leben.“

„Ach, jetzt wollt ihr mir den Tod eurer Soldaten anlasten. Und wahrscheinlich auch noch dieses dämlichen Katterquellers sowie die Tatsache, dass euer heißgeliebter Geismar sein Gut an Graf Luidor verloren hat.“

Kaum hatte er diese Worte gesprochen, wurde Kelnian bewusst, dass er sich hatte vom Schwingenfelser provozieren lassen. Das nun Folgende konnte er nicht mehr verhindern.