Geschichten:Praiosgefällige Anarchie - Gemeinsam gegen Nandus
8. Hesinde 1036, Die Kieselburg zu Hundsgrab
Der Bote hatte just das Schreiben an den Baron mit der Angabe des Absenders ausgeliefert. Nun war er in der warmen Burgküche. Der Baron hatte ihn dorthin empfohlen, damit er mit etwas Essen und einem warmen Met die Kälte aus den Gliedern vertreiben konnte.
„Seine Hochgeboren waren aufgebracht als er den Brief beendet hatte.“, erläuterte er die Fragen der Küchenmagd, die ihm Speis und Trank gegeben hatte.
„Bei den Zwölfen! hatte er gerufen und mich aufgefordert eine Depesche gleich wieder gen Süden, zu seiner Hochgeboren Ardo von Keilholtz zu befördern. Du musst Dir das mal vorstellen, die Leute in Eslamsroden scheinen von den Göttern verlassen zu sein. Sie erheben sich gegen diejenigen, die uns Schild und Schutz sind und freveln wider Praios und das alles in Nandus Namen.“
Bestürzt nahm die Magd diese Neuigkeiten auf, „Sicher sind es dunkle Einflüsterungen aus dem Osten. Unser Herr wird denen da sicher den Kopf zurecht rücken, gerade jetzt, da ja die Elfen diesen Pfad herauf kommen sollen.“
Schmunzelnd erwiderte der Bote, „Händler sollen dort aus der Grafschaft Waldstein heraufkommen, keine Elfen. Der Weg wird nur ‚Elfenpfad‘ genannt, da er durch deren Land führt.“
Derweil, hoch über den Köpfen der Magd und des Boten, besprachen sich der Baron, seine Gattin und der Rittmeister Hundsgrabs über die Dinge die zu tun waren, um dem Ruf des Bündnisses zu folgen. Trotz des harschen Winters wurde beschlossen das Halbbanner der Hundsgraber Wehr sowie eine Lanze der Hundgraber Grenzreiter gen Eslamsroden zu entsenden. Versorgt werden sollten die Truppen durch einen Tross sowie durch Maßnahmen vor Ort. Ebenso wurde vereinbart eine Lanze der Landwehr mitzunehmen, die jedoch in erster Linie dafür Sorge tragen sollten, die Stellung der Hundsgraber zu sichern und allgemeine Trossaufgaben zu verrichten. „Ich werde die Hundsgraber selbstverständlich selbst anführen. Die Belagerung einer Reichsstadt ist auch unter den gegebenen Umständen eine politisch heikle Angelegenheit. Diese Verantwortung kann ich nicht abgeben. Ihr, Rittmeister Zornboldt werden unsere Position in Hundsgrab halten. Ein ähnlicher Aufstand wie in Eslamsroden ist unter allen Umständen zu verhindern!“
In den nächsten Tagen liefen die Vorbereitungen für die Abreise eilfertig voran. Für den Tross wurde ein schwerer Transportwagen, im Volksmund unter dem Namen „Steppenschivone“, in der Stellmacherei des Barons für die beschwerliche Reise bereitgemacht. Khorena verfasste eine Depesche an ihren Bruder Rondrigo von Ahrenstedt. In dieser berichtete sie in aller Kürze von den aktuellen Geschehnissen und ersuchte ihn um Unterstützung; in aller Frühe brach denn auch ein Bote mit der Nachricht gen Breitenhof auf. Mit kompletter, winterfähiger Ausrüstung verließ am Morgen des zweiten Tages nach dem Erhalt der Botschaft Ardos der Trupp Hundsgraber unter der Führung der hochgeborenen Ehepaars die Kieselburg, um dem Bürgertum Eslamsroden und den ketzerischen Reden des Nandus-Geweihten Einhalt zu bieten.
Am Abend des zweiten Tages erreichte er Trupp der Hundsgraber den kleinen Ort Bugenbühl an der Grenze zu Schnayttach. Der Stammort der Familie Hundsgrab-Bugenbühl präsentierte sich den Ankömmlingen als heimeliger Ort. Der Rauch der Schornsteine verhieß warme Gemütlichkeit. Die Soldaten wurden in der Herberge „Therengars Heim“ und in dem Gutshof des Answin von Hundsgrab-Bugenbühl – dem jüngeren Bruder des Barons – untergebracht.
Missmutig blickte der eine oder andere der Truppe auf die einzigartige Dorfschule „Hesinde gefällige Schule zum Wohlgefallen des heiligen Nandus“, die von dem Edlenpaar Answin und Larissa geführt wurde. Insbesondere die Gattin des Junkers, ihres Zeichens auch Consortis der Allwissenden verteidigte schon seit jeher die Einrichtung der Schule.
„Es ist nicht richtig, von DER Kirche des Nandus zu sprechen, Anselm!“, referierte sie zum widerholten Male an diesem Abend. „Es ist wohl eine Person, dieser Terramer von Rauffenberg, der diese ketzerischen Lehren verbreitet, welche nun ein willkommener Anlass für die Bürger Eslamsroden ist, sich auf dem Rücken der vermeintlichen Weisheit mehr Macht anzueignen. Dieser Stadtmeister, Gerbold vom Rotenbrunn ist ein schlauer Fuchs, doch nun hat er es wohl zu weit getrieben. Dieses Pamphlet des Terramer ist ihm ein willkommenes Hilfsmittel. Möge ihm Hesinde und Nandus rechtzeitig Weisheit geben, damit er erkennt, auf welches Ketzer Reden er sich bezieht. Jemand der Nandus dunklen Sohn als Referenz für seine wirren Thesen nutzt ist nicht glaubwürdig und führt nur verworrene Phrasen!“
„Ich möchte nur, dass Ihr auf Euch und Eurer Volk achtet, Larissa, Answin!“, meinte Anselm bedeutungsschwer. „Hier in Bugenbühl kann ich mir nicht vorstellen, dass die irren Ideen auf fruchtbaren Boden fallen. Dennoch ist es besser wachsam zu sein.“
Am Nachmittag des dritten Reisetages seitdem die Hundsgraber Bugenbühl verlassen hatten, erreichten sie am 13. Hesinde die Reichsstadt Eslamsroden. Späher der Grenzreiter berichteten schnell von den Lagern der Verbündeten und es wurde beschlossen in dem Gutshof, westlich des Firun-wärtigen Tores der Stadt und in unmittelbarer Sichtweite der Burg Eslamsroden Quartier zu nehmen. Die Landwehr begann bereits nach der ersten Nacht mit der Verstärkung der Hofpalisade, um gegen etwaige weite Schüsse aus der Stadt und der Burg gewappnet zu sein.
Die Hundsgraber Wehr wurde beauftragt die Überwachung des Weges und der östlich liegenden Mühle mit der kleinen Brücke über den Eslamsquell aufzubauen. Das dortige gelagerte Mehl beschlagnahmte der Hundsgraber Baron, um seine Frauen und Mannen zu versorgen und befahl dem Müller auch die gelagerten Getreidevorräte zu mahlen.
Damit übernahm Anselm mit seinen Hundgrabern die Überwachung des firunwärtigen Weges aus der Reichsstadt. Das dieses notwendig war, wurde bereits in der ersten Nacht deutlich, als sich ein Kiepenkerl versuchte in die Stadt einzuschleichen, der kriegswichtige Waren in die Stadt bringen wollte.