Geschichten:Rückkehr nach Erlenstamm

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Die Erlenstammerin wurde von ihrem Hauptmann und ihrem Schreiber bereits erwartet, als sie durch das Burgtor ritt und sich alsbald von ihrem Ross schwang.

"Was ist in Nettersquell los?" Bellte sie ihren Hauptmann an.

"Herrin, ich weiss nicht genau."

"Gut, ihr kümmert Euch nicht um fremde Händel. Gut, aber DAS scheint tiefer zu gehen. Wir müssen uns informieren. Und dem Grafen berichten bzw. dort Anweisungen holen. Es geht nicht, dass dahergelaufenes Pack unsere Mit-Schlunder belagert und den Reichsfrieden gefährdet. Wenn es der Graf gestattet, werden wir dort aufräumen. Schickt sogleich einen Herold zum Wiesenschlösschen und macht unser Banner Soldaten bereit."

"Herrin"

"Jetzt Raspel, je früher er reitet, umso besser. Und lasst etwas weniger als die Hälfte unseres Banners an der Grenze zur Baronie Nettersquell aufmarschieren. Der Rest soll sich auch bereit halten."

"Sehr wohl"

Dienstfertig wie immer eilte der Hauptmann davon.

"Hochgeboren", sprach nun der Schreiber die Erlenstammerin an, "soll ich dem Hauptmann nicht helfen."

"Wie?"

"Die Nachricht für den Herold."

"Pah, DAS sollte selbst Raspel schaffen. Nun muss ich mich anderen Dingen zuwenden." Die Gesichtszüge der Baronin entspannten sich ein wenig. Sie fasste ihren vertrauten Schreiber an der Schulter und führte ihn in den Palas.

"Hm, mein lieber Baldus", fuhr sie fort, nachdem sie sich an einer mittlerweile reich gedeckten Tafel niedergelassen hatte, "der Konvent war wie so oft recht aufregend. Leider kamen einige Freunde nicht. Ha, aber der freche Höllenwaller war da. Er ist ein echter Mistkerl, wie ich ihn mögen könnte. Schade, dass er auf der falschen Seite der Schlunder Grenzen steht."

Kurze Zeit herrschte Stille. Dann blickte die Baronin wieder auf: "Ich habe zwei Anliegen, bei denen Ihr mir helfen könnt. Irgend so ein Rondrageweihter aus Donnerbach, glaube ich, hat dem Hauptmann von Hinterfeld - ich glaube so hiess er - die Armbrust zerstört. Er zeigte sich auch hinterher uneinsichtig. Wäre das nicht eine gute Gelegenheit, die Privilegien des OZR in Erlenstamm zu widerrufen?"

Der Secretarius räusperte sich. Er wusste, dass die Erlenstammerin auf ihn hörte und seinen ehrlichen Rat wünschte. Und doch hasste er es irgendwie, ihr so oft widersprechen zu müssen. Doch es war seine Pflicht. Und so räusperte er sich noch mal und sprach alsdann:

"Ich bedauere nein. Es war Euch sicher bereits vor Eurem Vertrag mit Sturmfels bekannt, dass ein jeder Rondra-Geweihter vor seiner Göttin eine solche Pflicht hat, auch wenn sie nicht jeder Geweihte so streng auslegen mag. Würdet Ihr nun die Vorrechte des OZR widerrufen, würden böse Zungen über Euch - natürlich zu Unrecht - verbreiten können, Ihr hättet über diese Pflichten von Rondra-Geweihten keine Ahnung."

Die Baronin warf dem Secretarius einen verschwörerischen Blick zu: "Natürlich wollen wir nicht, dass solche Lügen über mich verbreitet werden."

"Und was ist Euer zweites Anliegen?"

"Baldus, mein zweites Anliegen ist der Hauptmann von Hinterfeld selber. Dieser Feigling ist von Beruf Brauer, rennt aber vor allem davon, was grösser ist als eine Maus. DER Junker musste praktisch alles für ihn machen und für ihn reden. Ach, Ihr ward nicht dabei. Es war eine Schande für den Schlund. Ich wünschte, Raspel wäre mit mir gewesen. Ich will über diesen Feigling dem Grafen berichten."

"Nun denn, lasst doch dem Junker seinen Hauptmann. Der Graf dürfte sich wohl auch wundern, dass ihr Euch für solche Dinge interessiert. Ich glaube nicht, dass sich in seiner Umgebung ein besserer Hauptmann findet. Und den unseren wollt Ihr sicher hier behalten."

"Allerdings. Ja ja, ich sollte mich nicht einmischen in die Dinge des Kur... des Grafen. Wenn ich mich beruhigt habe, wird alles anders aussehen. Und die seltsamen Vorgänge in Nettersquell sind wohl wichtiger."

"Nun Hochgeboren, wie kann ich Euch sonst noch dienen?"

"Schreibt einen Brief an den Gallsteiner, in welchem wir uns noch mal für die Einladung bedanken und sie annehmen. Und dann noch einen Brief an Luring, der ja auch am Konvent war."

"Was soll ich ihm schreiben?"

"Ach die üblichen Schalmeien, aber übertreibt nicht. Es soll nicht zu auffällig sein."

"Sehr wohl."

"Ach und noch was ... Morgen oder Übermorgen könnt ihr mir darüber berichten, wie die Lage mit Bezug auf die Kurzen ist", wieder lag ein irres Grinsen auf den Lippen der Erlenstammerin.



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Texte der Hauptreihe:
Autor: Bene H.