Heroldartikel:Borbarads Fluch grassiert in Greifenfurt
Seltsame Krankheit geht in tobrischen Flüchtlingslagern um!
Markgrafschaft Greifenfurt. Eine besorgniserregende Entwicklung ist zur Zeit in den Flüchtlingslagern Hasenfeld, Kressenburg, Dergelquell, Greifenhorst und Greifenfurt zu beobachten. Unter Anweisung der Markgräfin, meist jedoch auch in eigener, traviagefälliger Gastfreundlichkeit waren von einigen Baronen der Provinz Flüchtlinge aus dem besetzten. Tobrien aufgenommen worden. Ein besonders großes Flüchtlingslager befindet sich unter Leitung der Badilikaner in der Baronie Hasenfeld, aber auch die übrigen Barone haben teilweise über hundert der bedauernswerten Vertriebenen bei sich aufgenommen. In Greifenfurt selbst wurden auf Anordnung der Markgräfin hin ebenfalls schutzbedürftigen Tobriern Unterkunft gewährt.
Nun jedoch beginnt in den greifenfurtschen Lagern ein ominöses Leiden unter den Flüchtlingen zu grassieren. Mit nahezu rasender Geschwindigkeit breitet sich die Krankheit aus und manch einer spricht bereits von seuchenähnlichen Verhältnissen. Nach einer kurzen Anfangsphase, die von heftigen Rücken- und Kopfschmerzen begleitet wird, setzt schließlich ein schrecklicher Husten ein, der das Innere der Kranken nach außen zu kehren scheint. Als Ungewöhnlich fällt hierbei auf, daß die Leidenden nur des Nachts von diesem Husten heimgesucht werden. Dann aber bellt der Husten so bösartig durch die Lager wie ein Rudel hungriger Wölfe, die das Madamal anheulen und kaum einer kann noch Ruhe finden, ob diesem grauenerregenden Lauten. Krämpfe schütteln die Kranken und zäher schwarzer Auswurf entweicht den gemarterten Körpern in großen Mengen, die sich stöhnend und vom Schüttelfrost gebeutelt auf ihren Lagern wälzen. Tagsüber aber liegen sie still und regungslos, fast als wären sie schon zu BORon gegangen und in Strömen rinnt der Schweiß über ihre fieberheißen Leiber. Sie können nichts mehr essen, nur klares, frisches Wasser vermögen die Infizierten noch bei sich zu behalten und mit jedem Tag schreitet das Übel fort, werden die Opfer schwächer und schwächer. Bis irgendwann kaum noch ein Wort den aufgesprungenen Lippen entweicht und die glasigen Augen weder Familie noch Freunde erkennend aphatisch ins Leere starren.
Waren anfangs nur vereinzelt Kranke zu verzeichnen, so steigt die Anzahl der Infizierten jetzt mit rasender Geschwindigkeit. Angeblich ist bereits jeder siebte Tobrier in Greifenhorst mit der seltsamen Seuche infiziert. Todesfälle sind, PERaine sei Dank, noch nicht zu beklagen, obgleich manche der Erkrankten bereits seit über einem Mond darniederliegen. Doch auch Besserung will sich nicht einstellen.
Die ortsansässigen Heilkundigen sind ratlos. Sie können sich ebenso wenig erklären, weshalb nur tobrische Flüchtlinge an der Seuche erkranken, wie die Tatsache, daß sämtliche bekannten Heilkräuter keine Wirkung, ja nicht einmal Linderung zeigen. Die Therbunitin Pellana Quellborn begann nach ihrer Ankunft in Hasenfeld sofort, die Erkrankten von den Gesunden zu isolieren, jedoch ohne Erfolg. Weiter und weiter breitet sich die Krankheit aus, gerade so, als warte sie versteckt in der Luft, lauernd, bis sie sich als giftiger Odem in die Kehle eines ahnungslosen Flüchtlings zu schleichen vermag. Selbst die Kräuter und Heiltränke der Thebuniterin haben bisher keinen nennenswerten Erfolge gezeigt.
Als problematisch gestaltet sich desweiteren insbesondere die Wirkung, welche die Ereignisse auf die greifenfurtsche Landbevölkerung haben. Wie ein Lauffeuer haben sich die Geschehnisse herumgesprochen und schon wurden Unmut, Besorgnis und gar Angst laut. „Die schwarze Plach kommt bestimmt aus’m Osten. Die Kreatur'n dort ham die Tobrier böse verhext und nu' bringen se die Zauber zu uns, damit wir alle zu Boron fahrn und der Schwarze unser Land kriecht!“ befürchtet ein Bauer aus Dergelquell. Eine wohlhabende Bürgersfrau aus Greifenfurt stimmt dem zu: „Diese unheilige Seuche läßt sich doch nur durch eines ausrotten: Durch das reinigende Feuer unseres Herrn PRAios. Anders werden wir der Krankheit nicht Herr werden, davon bin ich fest überzeugt.“ Das es ein Fluch des Spährenschänders sei um die Bevölkerung des Mittelreiches zu töten sagen die einen, daß die Krankheit direkt von den niederhöllischen Wesen im Osten stamme, munkeln die anderen. Im Volksmund hat die Seuche jedenfalls ihren Namen schon erhalten: „Borbarads Fluch“ wird sie voller Angst geheißen.
Und täglich wächst die Panik in der Bevölkerung, steigert sich mit jedem neuen Kranken um ein vielfaches, denn nur zu gut können sich viele Greifenfurter der Seuche entsinnen, die in der Stadt zur Zeit der Orkenbelagerung wütete und vielen von ihnen seinen schrecklichen Tod bescherte. Der Bürger Travin Bertelbaum erinnert sich: „Es war schrecklich, einfach furchtbar. Wir waren hungrig und geschwächt, viele von uns verletzt von den elenden Schwarzpelzen. Und dann fingen die Leute plötzlich an krank zu werden. Erst schien es ganz harmlos zu sein. Ein paar Leutchen wurde über und sie waren kalkweiß im Gesicht. Aber nach einigen Tagen wurde es schlimmer und immer schlimmer. Auch meine Schwester Irmi wurde krank. Ich sehe noch wie heute die widerlich schleimigen graugrünen Beulen vor mir, die ihren ganzen Körper bedeckt hatten. Sie wurde von Krämpfen geschüttelt und japste nach Luft wie eine Ratte, die im Regenfaß ertränkt wird. Irgendwann begannen die abstoßenden Beulen aufzubrechen, puh, das stank absolut widerwärtig. Nicht einmal meine Mutter vermochte noch ihre Krankenstube zu betreten und die war einiges gewöhnt, richtete sie doch die Leichen für die Boronssegnungen her. Und das war in jenen Tagen wahrlich keine schöne Arbeit! Aber dann fiel Irmi in einen tiefen erholsamen Schlaf, ihre Wunden verheilten und sie war wieder so munter wie zuvor. Wir waren erleichtert und froh, daß sie wieder genesen war und dankten der Herrin TSA jeden Tag, daß sie ihr ein neues Leben geschenkt hatte. Und doch sollte es das letzte Mal sein, daß ich ihr leises Lachen hören sollte, daß mich immer so an das Zwitschern eines Sperlings erinnert hatte. Denn als meine Mutter Irmi wiederum ein paar Tage später wecken wollte, da war meine Schwester erneut in einen todesähnlichen Schlummer verfallen. Und plötzlich begann sich ihre rosige Haut abzuschuppen und darunter zeigte sich eine graugrüne Schuppenhaut, wie bei einem namenlosen Ungeheu8er. Einer verpuppten Larve glich sie, die ihren lieblichen Kokon von sich wirft und nun ihren scheußlichen Leib zeigen will. Wir suchten Hilfe, aber die Heilkundigen wußten keinen Rate und es waren auch so gut wie keine Heilkräuter mehr zu bekommen. Wir erfuhren, daß schon viele an der seltsamen Krankheit darniederlagen und das es wohl keine Rettung mehr für sie zu geben schien. Meine Mutter bekam es mit der Angst und fürchtete sich, das Zimmer noch zu betreten. Auch ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich die Stube verriegelte und zitternd vor Angst vor der verschlossenen Zimmertüre verharrte. Wir beteten Tag und Nacht zu den ZWÖlfen um Beistand, aber wir brachten es nicht mehr über uns, dann das Bett meiner Schwester zu treten. Sechs Tage harrten wir mit bangem Herzen und quälendem Gewissen aus. Am siebten Tage aber drang ein fürchterlicher Schrei aus der Kammer, schmerzlicher und verzweifelter als jeder Laut, der seither an mein Ohr drang. Er klang kaum noch menschlich und doch erkannt ich die Stimme meiner Schwester wieder. Als das Brüllen abrupt abbrach, da öffneten wir vorsichtig die Kammer und auf dem Boden lag der graugrün geschuppte, gräßlich entstellte Körper Irmis. Sie hatte sich mit einem Dolche selbst entleibt.
Viele Greifenfurter gingen so elend zugrunde wie meine Schwester und die Therbuniter konnten nicht helfen. Irgend jemand hat behauptet, die Äpfel im Hain seien an der Krankheit schuld gewesen, aber vergiftete Äpfel können nicht das bewirken, was Irmi und den anderen widerfahren ist. Was es letztlich war? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, daß ich meine Kinder vor dieser unheiligen Pest schützen werden, koste es, was es wolle.“
Zur Zeit befindet sich die Situation in den Flüchtlingslagern unter Kontrolle und die verängstigte und aufgebrachte Bevölkerung konnte noch von unüberlegten Handlungen abgehalten werden. Die Vorsteher der Flüchtlingslager haben jedoch, ebenso wie die betroffenen Lehnsherren alle Hände voll zu tun, der Lage Herr zu bleiben.
Für den Herold: Althea Bellenthor
◅ | Höret denn, ihr Bürger all von nah und fern |
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