Geschichten:Garetia Superior – Der Heilige Altar von Korgond

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Relief von Korgond.jpg

Heiliger Tempel zu Korgond, Königreich Garetien, 13. Ingerimm 1040 BF:

Es war schon spät in der Nacht, die meisten angereisten Adligen schliefen bereits in ihren Lagern und in der heiligen Stätte war wieder Ruhe eingekehrt. Der Altarraum war durch die wenigen Fackeln nur mäßig beleuchtet.

Andächtig durchschritten acht Personen von Stand das Tympanon des Korgonder Tempelportals. Darauf zu sehen waren die acht Schwertträger der Goldenen Au. Über ihnen thronte erhaben Raul der Große mit den Insignien der Herrschaft. Im Altarraum blickten die fünf Männer und drei Frauen ehrfürchtig auf das wieder erstandene Relief von Korgond. Es war vollbracht worden. Das Land und seine Diener waren wieder vereint. Welch erhabener Moment, hier an diesem wahrhaft geschichtsträchtigen Ort. Hier, im Tempel der gerechten Herrschaft zu Korgond, sollten das erste Mal alle acht Diener des unteilbaren Landes zusammen kommen. Der eine reckte einen Kelch mit Erde empor. Mit sonorer Stimme sprachen die Acht die heiligen Worte.

Tympanon des Korgonder Tempelportals.svg
„Heilige Erde des unteilbaren Landes,

Spenderin des Anfangs, Bringern des Endes
Gemeinsam stehen wir hier
um vor dem Altare Korgonds zu schwören
dem einig Land zu dienen
bis das Unteilbare ward erneut gefügt

das Herz, das Land - Garetia


Der Edelmann stellte den Kelch auf den Altar und wandte sich zu seinen Gefährten.

„Es ist vollbracht, der Achterkreis hat sich zusammengefunden, das unteilbare Land hat uns zu seinem Dienern erwählt, nun ist es an uns zu handeln!“

„Die Ausrufung der Großfürstenbewegung ist nur der Anfang, wir werden sie für unsere Zwecke nutzen.“

„Großfürst hin oder her“, der Visionär erhob seine Hand, „es spielt keine Rolle welches Haupt die Debrekskrone trägt, solange es vom Blute Rauls ist. Viel wichtiger ist, die von Menschen geschlagenen Wunden des unteilbaren Landes zu heilen.“

„Im Norden herrscht Aufruhr“, eine Frauenstimme erhob das Wort, während sie skeptisch die Spinnenweben behangenen Ecken des Raumes betrachtete, „die Greifin wird sich nicht beugen.“

„Die Greifin will vor allem einen festen Erbanspruch für ihr Haus, den bekommt sie nur, wenn sie als Landgräfin der Königin oder einem Großfürsten die Treue schwört. Denkt sie ernsthaft, die wird eine Erbmonarchie auf Provinzebene durchsetzten? Ha, welcher Ork hat ihr … wie dem auch sei. Die Wertlingen haben sich in den letzten Generationen nicht unbedingt als fähige Herrscher im Sinne Korgonds erwiesen. Die Greifin hat offen gegen das Kaiserblut aufbegehrt und hat Answin unterstützt. Warum sollte die Kaiserin also Greifenfurt zur Erblande im Provinzrang erheben? Sie wird den Trumpf in der Hand behalten und sich die Option offenhalten, nach dem Ableben der Greifin einen Keilholtzer oder Reiffenberger zum Markgrafen zu erheben. Diese Familien sind weitaus mächtiger.“

„Korgond hat sich noch nicht von dem Haus Wertlingen abgewandt. Nun ist es an der Greifin wahre Größe zu zeigen und den Ruf des unteilbaren Landes zu erhören, um so ihre Erbschuld reinzuwaschen – als Landgräfin in einem vereinten Garetien.“ In der Stimme des Visionärs klang gönnerhaft. „Mark und Herz des Königreiches müssen wieder zusammengeführt werden!“

Endlich ging es zur Sache. Sie war die ganzen leeren Worte und Rituale leid gewesen. Dieses ganze Gefasel von gerechter Herrschaft. Sie wollte was handfestes, sie wollte die versprochene Macht. Die Herrschenden in Greifenfurt sahen das offensichtliche nicht, da war sie in ihrer Heimat Perricum schon weiter. Das Herz des Reiches müsste zusammenstehen, das war ihr, bei aller anfänglichen Skepsis, nicht erst hier in Korgond bewusst geworden. Ob Greifenfurter, Waldsteiner, Kaisermärker oder Perricumer, sie alle hatten einen Ursprung und der lag im unteilbaren Land Garetia, geboren aus dem Blute Rauls des Großen, zusammengefügt aus der Urkraft Korgonds. Das war pure Macht.

„Und Perricum? Wer wird Perricum wieder heim ins Königreich führen? Der Paligan sicher nicht!“ Die letzten Worte spie sie förmlich aus.

„Die Markgrafschaft ist als Provisorium anzusehen. Doch Paligans Erben, so er denn welche zustande bringt, werden die Erben des Königreichs sein. Spätestens mit dem Ableben des Kaisergemahls wird Perricum wieder als Grafschaft Teil Garetiens sein, da bin ich mir sicher – dafür werden wir alles tun! Wer dann auf dem Grafenthron sitzen wird, ist dann eine andere Frage… .“

„Ein Spross aus dem Hause Gareth, wie originell? Oder womöglich einer dieser sturen Ochsen? Man hört, die Schlunder hätten Ambitionen auf den Grafenthron? Oder gar eines der landlosen Häuser wie … Sanzerforst?“ Ein süffisanter Unterton lag in der Stimme des Edelmannes. Er wusste, einige der hier Anwesenden hatten selber Ambitionen als Herrscher dem Land zu dienen. Letztendlich ging es doch nur um persönliche Macht, ein Schelm der böses dabei dachte.