Geschichten:Briefe aus Khunchom - Verschwunden

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Version vom 12. September 2018, 19:21 Uhr von Steinfelde (D | B)
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Helmbrecht von Steinfelde, Ritter Hartsteens, an Praiodan von Steinfelde, Wegevogt zu Hartsteen, etc., Grüße!
 
 
 
 
Als ich vor gut einem Monat nach einer weitgehend ereignislosen Reise auf einem aranischen Kauffahrer in den Khunchomer Hafen einlief, war ich guten Mutes, hatte mir der Schiffsführer doch einige Hinweise gegeben, wo ich mit meinen Nachforschungen zum Verbleib des Herrn Hilbert beginnen konnte. Doch alsbald musste ich feststellen, dass seine Ratschläge nichts taugten und er mir alles nur darum erzählt hatte, dass ich ihn umso großzügiger entlohnte. Aber so ist hier die allgemeine Art der Leute: In großer Freundlichkeit versprechen sie viel, aber der Erfolg ist dann nur zu oft ein gar zu magerer. Wiewohl mag es auch am Land und der Stadt liegen, denn es ist alles zu viel: die Hitze, die Menschenmassen, die sich an diesem Ort zusammendrängen, die unübersichtlichen Gassen, der ewige Lärm... Aber ich will dich nicht damit belästigen, Vater.

Meine Nachforschungen kamen nur schleppend voran und die dafür nötigen Mittel rannen mir schneller durch die Hände als befürchtet, denn auch Handgelder – oder vielmehr Bakschisch, wie sie es nennen – nehmen sie hier gerne und je mehr, desto lieber. Ein Hauswirt forderte sogar frech, dass ich die außenstehenden Schulden des Herrn Hilbert begliche, die jener angeblich noch bei diesem hätte, bevor er mir seine wenigen Informationen anvertraute.

Wie es nun scheint, hat Herr Hilbert die Stadt bereits vor über einem Jahr verlassen. Jedenfalls ist er seitdem nicht mehr an den üblichen Orten gesehen worden, an denen sich die Auswärtigen und Fremden für gewöhnlich aufhalten oder zusammenkommen. Ein Kaufmann meinte, ihm in einer Karawanserei kurz vor dem Aufbruch eines Handelszuges gen Süden begegnet zu sein; ein anderer wiederum gab an, ihn auf einem Flussschiff mhanadiaufwärts gesehen zu haben.

Freilich kann ich nicht ausschließen, dass dem Vetter unseres Grafen auch etwas Übles zugestoßen sein könnte. Denn offenbar werde ich auf Schritt und Tritt beobachtet. Die Gelegenheiten, in denen mir irgendein halb verhungertes Balg den Geldbeutel – in dem ich ohnehin nur noch das für den Moment Nötigste verwahre – entwenden wollte, zähle ich schon gar nicht mehr, jedoch wurde ich bereits zweimal in der kurzen Zeit Ziel von versuchten Raubüberfällen. In dem unüberschaubaren Gassengewirr ist das Legen von Hinterhalten sogar mitten am Tage ein Leichtes und das Entsorgen von Opfern derartiger Verbrechen in den krokodilverseuchten sumpfigen Nebenarmen der Mhanadimündung ebenso.

Nichts desto trotz werde ich weiter suchen so lange meine Mittel reichen und dann, so die Zwölfe wollen, nach Hartsteen zurückkehren. Bis dahin verbleibe ich mit ehrerbietigstem Gruß,
 
 
 
 
Helmbrecht von Steinfelde

Gegeben zu Khunchom, Rondra 1042 BF