Benutzer:Jan/Briefspiel

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Raulsfeld:
(nich chronologisch)

  • Schaffung der neuen Herrschaft Praiograd sowie einer Herrschaft um Schenkenberg (???)
  • Wiederaufbau und Restaurierung der Burgruine ... zwischen Rauls- und Heiterfeld durch beide Parteien

...




Wenn das Rudel tollt - Heroldsrufe

Rondra/Efferd 1042 BF

Aufruf zur Begleitung des Fuchsrudels durch Perricum.


Wenn das Rudel tollt - St. Reshmina

20. Travia 1042 BF

Das Fuchsrudel bei der Eröffnung der St. Reshmina-Brücke, Aufruf/Einladung zur Haselhainer Rudelturney.


Wenn das Rudel tollt - Die Rudelturney

24. bis 28. Travia 1042 BF

Kurze Gesprächsfetzen und Turnierergebnisse. Aufruf/Einladung zum Rothandfelsen.

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(Irdisches zur Rudelturney.)

Wenn das Rudel tollt - Rote Hand

30. Travia 1042 BF

Das Rudel und seine Freunde treffen am Rothandfelsen ein und feiern das 2jährige Jubiläum des Zeichen Korgonds am Rothandfelsen.


Wenn das Rudel tollt - Wenn der Trubel folgt

Anfang/Mitte Boron 1042 BF

Eine Einschätzung des Vergangenen durch Externe. ;-)


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Seeschlangenvater und Gigantensohn

Praios 1043 BF

Zordan von Rabicum macht dem neuen Herren vom Sturmfels seine persönliche Aufwartung.


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Die Perricumer kommen I

Baronie Aldenried, Junkertum Königsgrund, Boron 1042 BF

Der kleine Ährhart kam eiligst und aufgeregt zu seiner Mutter gelaufen, eigentlich eine sehr robuste Frau, hätte die Bauersfamilie nicht mit dem Hunger zu kämpfen. Dabei verlor der Junge beinahe seine Hose, die ihm eindeutig zu groß, sowie häufiger geflickt war und nur mit einem Strick um die Hüfte gehalten wurde. Der kleine Hartsteener versteckte sich hinter seiner Mutter auf dem Feld, die in die Richtung schaute, wo Ährhart schon bereits sein Strohpüppchen auf halber Strecke fallen gelassen hatte.

Die müden Augen der Frau erkannten einen Tross aus Karren, Pferden und Fußläufigen der näher kam - laut, überselbstbewusst und gut ausgestattet. Die Farben Gold und Schwarz trugen sie zumeist vornhin, ein ihr Banner zeigte zweite mächtige gekreuzte Säbel. Das waren definitiv keine Hartsteener, die Männer und Frauen des Trosses wirkten so fremd, beinahe exotisch. Und ein lapidares Gebaren legte diese Bagage an den Tag, das es der Herrin Travia sicherlich das Mieder noch weiter zugeschnürt hätte. Die Bäuerin Herda stellte sich schützend vor ihren Ährhart und winkte den Rest der Familie herbei, die sich nur zögerlich näherten. Der ungewöhnlichen Scharr voran ritt ein Mann, dem man etliche Jahre im Sattel ansah, stolz und aufrecht saß er auf seinem feingliedrigen Pferd, ungewöhnlich edel und uniform-leicht gerüstet und mit kurzer Reiterlanze in der Hand, an dem ebenfalls deren Farben wehten. Der seltsame Rundschild auf dem Rücken und das verzierte Säbel an der Seite komplettierten den fremdländischen Aufzug, dieser Mann war kein Ritter, zumindest keiner wie man ihn hier kannte. Auch das Gesicht des Mannes mit den weißgrauen Schläfen und dem dichten dunklen Vollbart war edel-markant geschnitten und von fein-dunklem Teint, wirklich nicht von hier.

Die Meschen die diesem stolzen Krieger folgten waren ebenso von anderem Bilde als die Leute hier, wenn teilweise auch weniger prägnant wie ihr etwas älterer Anführer mit seinen militärisch-anmutenden Abzeichen am edel beschlagenen Gambeson. Für die einfachen Leute hier wirkten die Trossler beinahe wie ein Haufen Söldner, so gemischt und größtenteils nur durch die Farben geeint. Einige von ihnen waren ähnlich alt, gerüstet und bewaffnet wie ihr Vorreiter oder aber mit Bogen. Andere hatten wiederum doch irgendetwas von Rittern, nur wirkten sie leichter und etwas...nun...unverschämt untraditionell. Wieder andere ließen sich die Bauersleute unbehaglich fühlen, wie die Räuberbarone hier gleich, diese Fremdländer gebärdeten sich gar wie finstere Söldner aus dem sagenumwobenen Fasar, zumindest stellte man sich solche so in Hartsteen vor.

Doch was den sitthaften Hartsteenern besonders aufstieß oder sie reizte, das wusste man nicht, waren die jungen, exotisch und recht luftig bekleideten Damen und Herren an der Seite des überwiegend männlichen Trosses. Diese rekelten sich, zumindest für tugendhafte Hartsteener Augen, beinahe lasziv auf Pferden und Karren - oder warfen sich völlig ungeniert an einen des fußläufigen Waffenvolkes. Dabei Wein anreichend oder selbst im Übermaß verzehrend. Sowieso protzte der Treck ungehörig mit seinem Auftreten, die Karren waren reich beladen und in gutem Stand, die Bauern warfen nur einen kurzen, verstohlenen Seitenblick zu ihrem alten Karren, während ihnen das Wasser im Mund zusammen lief. Dazu dieser Lärm, war das Musik? Rhythmisches Trommeln und Sprechgesänge, wie im Einklag mit dem Trab der Pferde, begleitet von zittrigen Saiteninstrumenten.

Wer waren diese unverschämten Fremdländer und was wollten sie hier? Und sie würden doch hoffentlich wieder gehen. Doch als der Blick des Grauschläfrigen die aufmüpfig tuschelnden Bauern traf, verharrten sie urplötzlich und selbst Herda, das Familienoberhaupt, verging der Trotz und sie blickte ehrerbietig und unsicher zu Boden. Hoffentlich würden diese Leute wieder gehen.


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Die Perricumer kommen II

Baronie Aldenried, Junkertum Sommerau, Ritterherrschaft Landehr, Anfang Boron 1042 BF

Erneut konnten die Hartsteener nicht die Augen von dem äußerst auffälligen Tross aus Perricum lassen, blickten aber jedesmal eingeschüchtert ob deren fremder Präsenz und dem ungebührlichem Verhalten zu Boden, wenn die Meute sich ihnen zu arg näherte. Einige ergriffen sogar die vorsichtige Flucht in die heimatliche, schlichte Kate oder entschieden sich dazu, dass andere Aufgaben - an einem anderen Ort - gerade wichtiger waren.

So schlängelte sich der Treck von etwa 50 Männern und Frauen nun von der Königsstadt Puleth aus entlang des herbstlichen Weges hinein in das Junkertum Sommerau. In Puleth - von dem ihr Anführer Benwir sich mehr erwartet hatte - hatte man sich noch einmal gesammelt bevor man sein Ziel erreichen würde. Der Kronvögtin von Puleth, der stets langsam voranschreitenden Bauruine des Siegestempels und nicht zuletzt dem Platz für ein baldiges Denkmal für "Schwingenrauschen" hatte man Besuche abgestattet, alles Instruktionen des Familienoberhauptes. Der Sinn darin lag Benwir fern, doch er verstand Baron Selo ohnehin nicht, dennoch war dieser Gockel das Oberhaupt und hatte - das musste man anerkennen - es irgendwie geschafft die Familie zu führen. Unteranderem hierhin, ebenso xeledonisch und zweifelhaft, wie der Baron selbst.

Doch Benwir stellte dies nicht in Frage, Befehl war Befehl und dies hier war die Aufgabe seines Lebensabends und er hatte sich vorgenommen seiner Anverwandten Amara und der Familie den Boden gut zu bereiten. Dem Gockel eher zum Trotz als zum Wohlgefallen, er würde diesem kargen Landstrich und den schlichten Menschen darin schon die Kultur einprügeln. Er war ein Mann des Kampfes und diesen würde er sich hier sicherlich liefern müssen, wenn auch eher im übertragenen Sinne.

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Doch auf den langen Marsch und die offensive Selbstdarstellung folgte erst einmal die Ernüchterung, als man vom Weg abbog auf den kurzen Nebenpfad, hinzu auf eine kleine baufällige Kate inmitten von Gestrüpp und älteren, ruinösen Gemäuern - ein Trauerspiel, sogar für Hartsteener Verhältnisse. Benwir verfluchte erneut den Gockel, besann sich dann aber auf seine Fähigkeiten als ehem. Al'Sharut (Unterführer) der stolzen Donnernden Hufe, sie mussten ein geeignetes Lager errichtet haben bevor der Winter herein brach, der bedeutend unangenehmer sein würde als die Winter in Perricum, wie alles hier. Der neue Vogt von Landehr - ein ungewohnter Titel für Benwir - beorderte seinen Ältesten Osan heran, der ihn kaum in Stattlichkeit nachstand. "Du kennst die Vor'gehänswaise, Sohn, lass die Zälte är'richten, teil die Män'ner ain, lass die Karrän ab'laden und Namira soll sich um die Anwohnär kummärn und sie zusammentraiben. Wir wollän sähen was fur Schindmähren das sind."

Denn diese wenigen schälten sich, zum Teil arg eingeschüchtert, aus ihren beinahe ebenso ärmlichen Hütten einige hundert Schritt entfernt und haderten mit dem Schicksal nun anscheinend die Untertanen dieser Fremdlinge zu sein. Wie sie dort auftrumpften mit ihren - für Hartsteener - tulamidisch wirkenden Zelten und Gebaren, unsittlich und unerhört frivol, mit einer lapidaren Arroganz und Selbstverständlichkeit und über ihnen wehte das schwarze Banner mit den goldenen gekreuzten Säbeln, furchteinflößend.


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Die Perricumer kommen III

Ritterherrschaft Landehr, Ende Boron/Anfang Hesinde 1042 BF

Trotz des Feuers war es wirklich kühl in der kleinen Bauernkate, die gerade an allen Ecken und Enden baulich geflickt und erweitert worden war. Benwir rieb sich die kalten Hände und beobachtete das Geschehen vor der Hütte. Das Gestrüpp war entfernt und zwischen den Zelten und weiteren kleinen Hütten hatte man Wege organisiert, die kurze Abläufe förderten, eine klassische militärische herangehensweise. Das war auch nötig, der Winter nahte mit großen Schritten und die Hartsteener waren sturr. Nicht nur die einfachen, wenigen Unfreien hier, denen hatte man schnell Disziplin und Gehorsam eingebläut. Und im Endeffekt hatten sie auch den Vorteil für sich an ihren neuen Herren erkannt. Vielmehr war es der Dickkopf des hiesigen Adels, der Benwir zum kochen brachte. Lumpenritter allesamt, vorallem sein nächster, direkter Lehnsherr, der passive Junker von Sommerau, war in seiner konservativen Nostalgie kaum zu ertragen. Arm wie eine Tempelmaus, aber stolz wie der Igelkönig, hatte er eine wirkliche Kooperation mit den Neuankömmlingen - seinen jetzigen Vasallen - abgewiegelt, kein Wunder dass sein Wappen ein lahmes, sich windendes Kriechtier zeigte. Auch wenn er sie - der Etikette genüge tuend - empfangen hatte, bei Brot und Dünnbier, hatte er wahrlich kein Interesse gezeigt sich mit den "vorübergehenden Perricumer Nachbarn" zu arrangieren.

Doch Benwir war kein naiver Mann, auch wenn er kein Diplomat war, er hatte sich eine solche Unwilligkeit schon ausgemalt und sich schon vor Beginn ihrer Reise in die Einöde Gedanken darüber gemacht. Und das Gespräch mit der Bundesgenossin seines Familienoberhauptes in der Stadt hatte ihn darin bestärkt. Aus dem Land war noch nicht viel raus zuholen, das würde Zeit und Investitionen benötigen, die Zuschüsse aus der Heimat waren hier ein guter Anfang, doch Benwir wollte mehr. Die zu Beginn ebenfalls äußerst skeptische Kronvögtin von Puleth hatte ihm seinen Eindruck bestätigt, das Land hier war rauh, die Menschen teilweise bettelarm und das Gesindel somit in einer Vielzahl, sogar ehem. Ritter scheuten sich angeblich nicht vor Überfällen.

Und genau darin, solche Brut aufzuspüren, zusammen zu treiben und unschädlich zu machen bzw. Schutz vor ihnen zu gewähren, lag seine Stärke. Dieser Aufgabe hatte er sich sein Leben lang gewidmet bei den Grenzreitern. Und - bei Kor - das würde er auch hier tun, dazu hatte er schon in Perricum einige alte Kameraden und andere Willige ausgemacht, die ihn hier hin begleitet hatten. Nicht mehr unbedingt die erste Garde, aber allemal fähig genug um es mit Hartsteener Strauchdieben aufzunehmen. Zudem gab es in Puleth und Umzu viele abgehalfterte Tagelöhner, die man rekrutieren konnte. Er würde eine Mietlingsschaft ins Leben rufen, die die von Überfällen gebeutelten Händler Hartsteens für ihre gefährdeten Handelszüge anheuern könnten, ganz in Perricumer Tradition und dem Wohlwollen Kors. Ihr Ruf hier war ohnehin nicht gut, da konnte auch das hier als unritterlich verschriene, aber praktische Söldnerhandwerk nicht mehr viel anrichten.

Die Reaktion der - plötzlich nicht mehr sooo skeptischen - Kronvögtin auf seine Idee damals hatte ihn da bestätigt, Hartsteen brauchte ein paar unerhörte Grobiane, die seine Drecksarbeit übernahmen und die "Wintergeborenen", nach der eiskalten Zeit ihrer Gründung, würden dies erledigen. Langsam fühlte sich Benwir beinahe wohl.

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Das neue Haselhain - Rosen und Säbel

Rashia'Hal, Baronie Hasel'hain, Anfang Rahja 1041 BF

Fatime genoss die Kühle des Wassers im Becken, die wohligen Düfte der Pflanzen und Behälter um dieses herum. Auch sah sie sich satt an den wohlfeilen Rundungen der Statuetten hier, ebenso an denen ihrer Mitgäste. Die wenn sie nicht durch optische Reize bestachen, es mit Güte oder Kunstfertigkeit taten und der Baronin eine äußerst angenehme Begleitung waren. Rashia'Hal bot immer wieder aufs neue die wahrhaftige Nähe zur lieblichen Rahja und ihren milden Schwestern, und kein einiges Mal schien dieser warmherzige Schleier sich zu lüften oder an Kraft zu verlieren.

Bei solchen wohligen Gedanken driftete Fatimes Kopf zwangsläufig zu Yurika von Aimar-Gor, mit der sie nach der Kollegs-Eröffnung noch ein paar äußerst inspirierende Tage verbracht hatte, ehe die Hesindegeweihte wieder in die Kaisermark abgereisen musste. Beinahe trübselig plätscherten ihre Hände einen sehnsüchtigen Rhythmus auf der Wasseroberfläche, was ihre Mitgäste zu amüsieren und dichterisch anzuregen schien. Doch Fatime hatte dafür keinen Kopf.

Sie hing den Tagen mit der Hesindegeküssten immer wieder nach und streifte dabei zwischendurch immer wieder die Ereignisse des beinahe vergangenen Jahres. Der Weggang ihres Gockelgatten, der nur noch seiner Obsession folgte, ihr Entschluss diesen Umstand zu akzeptieren und das beste daraus zu machen. Der Widerstand der ihr dafür entgegen geschlug, den sie aber gekonnt meisterte. Die neue Zeit gab ihr da recht, wie ein altes Kleidungsstück war Haselhain, ja ganz Perricum bereit alte schwere Lasten und großherrliche Bürden hinter sich zu lassen und in neue Gewänder zu Schlüpfen. So bereit dass es schon beinahe unheimlich war und die Baronin erwartete stets den Aufschrei der alttraditionellen Flickschneider, die die alt-traditionellen Gewänder nocheinmal aufleben lassen wollten, sie und alle tsaliebenden anklagend, doch bisher war dies ausgeblieben, bis auf eine paar ewig mäkelnde, denen aber kaum einer Gehör schenkte. Und das war sicherlich nicht nur durch den höhnischen Umgang ihres Gatten und zuletzt ihren geschickten Umgang damit geschehen. Der Al'Haresh hatte es nach dem Tod des heiligen Simold damals verkündet - eine neue Zeit brach an.

Und sie gab hier einen Takt vor, zusammen mit anderen, hauptsächlich Vorreiterinnen. Aber auch andere - dass musste sie zugeben - wie Selo oder ihr Vater taten auf ihre Weise etwas dazu. Perricum veränderte sich in schnellen Schritten. Das Treffen der Edlen Damenschaften im Herbst, die Gründung des Dreitempelorden im Frühling, die Eröffnung des Kollegs vor einigen Monaten. Die Geschichte des erblühenden Perricums nahm Fahrt auf und nicht einmal das Lüften des Geheimnisses ihres Sohnes hatte dem einen Abbruch getan. Was sie verwunderte, auch wenn sie spürte dass sich um den verprellten Voltan von Altmark einige dunkle Wolken zusammen zogen, die das schöne neue Bild trübten. Sie wusste wie eng der Altmärker am Ohr des Barons von Dürsten-Darrenfurt saß, es zwitscherten die Madasänger, dass der Baron den Sichelblicker bald dafür belohnen würde. Und es war gewiss dass dieser dies nutzen würde, soviel verstand sie von der Politik inzwischen, aber vorallem vom gebrochenen Stolz so vieler Männer, selbst oder gerade der eines so gebildeten Mannes wie Voltan von Altmark. Das war nicht zuletzt an dem gerade abkühlenden Verhältnis zur Nachbarbaronie zu spüren. Der Altmärker würde die neue Stärke der Familie und das Kolleg nicht abrupt wieder riskieren, doch irgendwann würde er sich aus dem Schatten wagen, da war sich Fatime sicher.

Auf der anderen Seite wurden die Verbindungen zu den Nachbarn im Osten immer besser und auch hier würde sich Perricums verändertes Gesicht zeigen, die meisten guten Geschichten begannen so wie es sich dort gerade anbahnte. Und ihr Haselhain würde ein Teil davon sein. Einizger Wehrmutstropfen es würden bald dringliche Entscheidungen anfallen, Haselhain konnte nicht mehr all zulange auf mehreren Hochzeiten tanzen, sonder würde sich positionieren müssen. Momentan hatte man noch die vorteilhafte Position, sich mit allen zu arrangieren, wenn auch nicht immer ganz offen. Doch dem - ihrem Mann noch halbwegs verbündeten - Korbrunner Altgedienten war sie ohnehin ein Dorn im Auge, auch wenn er dies bisher nur versteckt äußerte und lauerte und gen Norden mit den Säbeln rasselte, seinem Naturell entsprechend. Dies bedrängte die angeschlagenen edlen, schwarzen Hengste im Norden, die sich obendrein uneins waren mit ihren Exilanten beim südlichen Nachbarn. Und dies beobachtete nicht nur Fatime genau und so sponnen sich jetzt schon gemeinsame Fäden, die Haselhain ganz sicherlich eine sichere Nachbarschaft garantieren würde, die nicht auf der herrischen Willkür von althergebrachten Männern basieren würde. Dort würden sich die stricke noch in diesem Götterlauf spannen.

Kurz schweifte ihr Kopf bei den Gedanken an ihre Verbündete in Herdentor wieder ab zu den tiefgründigen Abenden mit Yurika von Aimar-Gor, während sich Fatime in die wohltuende Massage eines Rahjanis ergab und einem sie einem Mitgast fröhlich zu blinzelte. Doch verspannte sie sich gleichzeit wieder, was der Rahjani mit ein ein paar sanften Worten entgegenzuwirken versuchte. Denn bei den Gedanken an den nächsten Götterlauf, welcher ihr nun unweigerlich in den Kopf kam, war ihr nicht recht wohl. Aber nicht wegen der Position die sie beziehen müsste, auch nicht wegen der kühleren Nachbarschaft nach Dürsten-Darrenfurt oder gar dem alttreuen Schlächter in Sebarin. Es war der Besuch ihres Gatten, er immer näher kam. Sie hatte Selo schon lange nicht mehr gesehen und auch die Briefe waren weniger geworden und diese drehten sich immer nur um die immer gleichen Themen. Zu den wahrlich besorgniserregenden gesellte sich auch stets dieses unsägliche Turnier. Nicht nur, dass sie es entgegen der fragenden Gesichter der ohnehinschon versäuerten Traditionellen organisieren musste, sondern auch dass die diplomatischen und obsessiven Bemühungen und Bünde vorallem Selos der letzten Jahre der Baronie einiges abverlangten. Ja, Haselhain war reich und fruchtbar, doch Geschenke, Bündnisse, die neue kulturelle Blüte und das Kolleg etc. kosteten so einiges. Sehr wahrscheinlich lohnende Investitionen, doch eine neue Entwicklung machte ihr genau dabei Sorgen, die Ernteeinkünfte, das stete Pfand Haselhains, waren die letzten beiden Jahre schlechter ausgefallen, in diesem Jahr sogar auffällig, wenn auch noch nicht besorgniserregend. Doch Selo war in seiner Obsession nicht aufzuhalten und sie konnte dem kein Einhalt gewähren.

Bevor die Gedanken der Baronin aber völlig ins düstere abrutschen konnten gesellte sich der altersschöne Körper Yarasha von Weißbaruns neben den ihren, unterstrichen noch von dem eines jungen Athleten, augenscheinlich aranischer Abkunft.

"Mit Verlaub, Euer Wohlgeboren, ihr erlaubt doch zwei leidenschaftlichen treuen Dienern der Göttin und Bewunderern eurer Zunge sich neben Euch nieder zulassen?" Anmutig ließ die Tänzerin und Pflanzenkundige sich ins Wasser gleiten, so dass die Anwesenden in ihren Gesprächen inne hielten. Ebenso tat es der athletische Mann. Nicht häufig gesellte sich die Klostervorsteherin höchstselbst zu ihren Gästen. Dementsprechend positiv überrascht war auch Fatime.

"Natürlich, eure Exzellenz, wie könnte eine Knospe der erhabensten Rose im Garten dies verwehren?"

"Aber aber, der Garten der Lieblichen und ihrer Schwestern weiss um viele schöne Kinder, meine Liebste. Die einen mögen die anmutigste Blüte tragen, die anderen aber die spitzesten Dornen, den lieblichsten Duft oder die heilsamsten Säfte. In Eurem Fall weiss ich aber nie mit Sicherheit zu sagen, welches dieser Kinder ich vor mir habe. Die schönste Rose ist doch die, die ihr Geheimnis stets beahren kann. Und so möchte ich Euch danken für Euer göttinnengefälliges Engagement in Perricum. Haselhain erblüht dank euch zu neuer Pracht und selbst Rashia'Hal erwacht aus seinem Schönheitsschlaf. Gemeinsam strahlen wir ab auf den Rest Perricums. Unser gemeinsam initiierter Bund der Drei Schönen Tempel beginnt den Frohsinn und das Leben in die Markgrafschaft zu tragen und trägt uns dafür einiges zurück, was uns sicherlich noch von Nutzen sein kann. Die drei lieblichen Schwestern sind so voller Wohlwollen für Euch, Euer Hochgeboren, sie lächeln auf Euch herab und segnen eure Taten. Und wie könnte ich da anders als Euch zum Abschluss des Jahres, im Monat der Leidenschaftlichen, in der Schwestern Namen ein Geschenk zu übergeben?"

Fatime errötete fast unter den Worten und sanften Berührungen der Hochgeweihten, eine Seltenheit. "So...Liebreizenste und anmutigste Tochter Rahjas, Ihr macht mich verzückt und neugierig zugleich, eine spannende und erregende Mischung, die ich aug der einen Seite gerne halten würde, auf der anderen auch auf den Höhepunkt gespannt bin. Was ist Euer Geschenk?"

Die Geweihte lächelte zweideutig und deutete neben sich. "Dieser soll mein Geschenk sein. Radschakani ist einer der graziellsten Chandjarrsharis in der Göttin Augen und ein ehrlicher Bewunderer eurer Kunst und edlen Persönlichkeit. Er möchte euch Inspiration und Diener sein und ich möchte euch in vertrauensvollen Händen wissen. Eine säbeltanzende Rose für die Baronin von Haselhain, was wäre passender?"


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3 Alte III

In den Sphären von Perricum, irgendwann im Jahr 1042 BF.

Die Ankunft des Geschuppten hatte alle nun gänzlich aus ihrer Zwiesprache gerissen und auch das einlullende Band zwischen ihr und dem Rabensohn riss ab. Doch zum Glück nahten auch schon die schweren Schritte des Zottelbartes in den alten trollischen Sphärentunneln, ebenso wie die ehrhaben gleitenden, goldgefiederten Schwingen eines Gesandten vom Greifenberg. Hoffentlich würden sich rechtzeitig zu dieser Runde einfinden.

Denn sie alle waren nicht nur an diesem Ort im Überall und Nirgendwo, sie hielten sich zeitgleich auch irgendwie an ihren Sitzen auf, die Dinge dort überschauend. Die Rätselhafte selbst wachte über jeden Schritt ihrer Auserwählten, sie machte sich gut, für eine Kurzlebige, und lernte über sich selbst und das Wesen der Sphären, doch war sie wie alle Kurzlebigen stets zu sehr auf das Diesseits fixiert. Es war noch ein langer Weg, bis sie ihr den Hintergrund ihrer Aufgabe preisgeben konnte ohne dass sie das Rätsel zerreissen würde, zumindest lang, für einen Menschen.

Hier, wohin ihre schnurrende Dienerschar ihr nicht folgen konnte, hatte die Sagenumwobene andere Sorgen. Der Rabensohn schweifte im selbstzweifelnden Blutrausch immer deutlicher von ihren Rätseln ab, das verheißende Rauschen der ledernen Schwingen des alten Kaiserdrachen, der just zu ihnen gestoßen war, machte dies nicht besser, es übertönte ihre Fragen an den Trübseligen.

Und auch der Diener ließ sich vom feurigen Glanz des Drachen beeindrucken und verfiel in seine alte wendehalserische Duckhaltung, er würde hoffentlich seine Schülerin darüber hinaus nicht vergessen. Denn die neue Zeit brauchte ihre Verkünder, die Kurzlebigen vergaßen einfach zu schnell, obwohl man ihnen das Geschenk gegeben hatte ihr Gedächtnis festzuhaten, im Kollektiv, denn der Einzelne war zu unstet.

Und so schwand bereits jetzt schon ihr Wissen über das alte Land und den Schwur daran, wobei es einige gab, die verzweifelt daran zu erinnern versuchten, aber wie die Menschen waren, dreute daraus nun schon eigensinnige neue Gefahr am Horizont. Ebenso wie aus dem Fall der Sterne, die Menschen hatten die mahnenden Zeichen daraus schon fast wieder hinter sich gelassen, ohne zu bemerken was auch hieraus erwuchs. Land und Firmament würden nicht aufhören zu verlangen, nur weil die Menschen wieder zu ihrem kurzen Alltag übergingen. Indizien dafür war das dröhnende Summen und das Schäumen am Fluß, das Scharren des zwiespältigen Bocksbeinigen, das Grollen des Giganten, der sich ebenfalls ein wahrhaftiges Sprachrohr erkoren hatte, aber auch das Geheimnis im Wall am Greifensitz, das sich zu offenbaren begann. Und das waren nur die offensichtlichsten Dinge, aber die Kurzlebigen übersahen sie meist schlicht. Und nicht zu guter Letzt, auch die Ankunft des Geschuppten hier, seines gleichen regte sich schon länger wieder und versprach nicht immer nur Hilfe. So war sie über seine Ankunft skeptisch, zumal er es verstand die anderen für sich ein zunehmen. Weshalb sie befürchtete ihre Offenbarung an die Kurzlebigen würde sich noch verzögern, gar vielleicht verhindert werden. Und dass während sie die jungen Völker westlich des Walls schon wieder in Wallung geraten sah, in Bälde würde ihre Streitsucht die Pläne der alten und neuen Mächtigen kreuzen. Und ab würde es undurchschaubarer und unabsehbarer werden. In den kommenden Wirren würden sich noch mehr alte Bekannte erheben, mit den jetzigen Mächtigen in wankend-gefährliche Zwiesprache treten und dann würde der Drache vielleicht nur ihr geringstes Problem sein.

Sich von diesem Rätsel lösend suchte sie im Rauschen der Drachenschwingen nach dem Rabensohn, doch fand nur den Diener, der sich anschickte vor dem Kaiserdrachen zu knien. Die Sache entglitt ihr und sie hoffte auf baldige Hilfe.