Geschichten:Die Würfel sind gefallen – Sehnsucht
Ritterherrschaft Praiosborn, Donnerhof, 20. Boron, in der Nacht
Wie lange Yolande dort saß, dem Klopfen ihres eigenen Herzens lauschte und in die Finsternis starrte, hätte sie nicht zu sagen vermocht. Irgendwann jedoch, da hatte die Dunkelheit Nurinai bereits schon lange verschluckt, da stand sie auf. Es war kein leichtes Unterfangen, sie kannte die Umgebung nicht, noch dazu war es stockfinster. Doch sie brauchte ihre Augen nicht. Sie folgte dem Geruch. Nurinais Geruch. Ein feiner Duft. Eine Mischung aus deren körpereigenem Geruch mit einer schweren, dunklen Note von Weihrauch.
Sie folgte diesem unwiderstehlichem Duft in die kleine Kammer hinein, legte sich in das Bett, dass nach ihrer Liebsten roch und glitt mit deren Geruch in Borons Arme.
Nurinai lehnte sich gegen die Rabeneiche und ließ sich zu Boden gleiten.
„Warum quälst Du mich so, Herr?“, wisperte sie verzweifelt, „Warum lässt Du zu, dass mich diese Fremde so sehr quält? Dass sie mir nicht mehr aus dem Kopf geht? Willst Du mich strafen? Mir lehren, dass alles vergänglich und nichts für die Ewigkeit bestimmt ist? Wieder einmal?“
Sie kauerte sich auf dem Boden innerhalb der alten Eiche zusammen und weinte sich in die Arme ihres Herren.