Geschichten:Eine dankbare Replik

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Nachdenklich betrachtete Norholt von Rickenberg das Schreiben, welches vor einer Stunde ein Bote "für die Frau Baronin" in der Burg abgegeben hatte und nahm es mehrmals wieder in die Hand, um es erneut zu lesen. Mit einem sorgenvollen Kopfschütteln legte er den Brief wieder auf dem Tisch vor sich ab.
"Hm, was soll ich nur damit tun?", sagte er leise, wobei unklar war, ob er diese Frage an sich selbst oder an seine ebenfalls im Raum befindliche Base Miranda gerichtet hatte.

"Wie wäre es mit 'antworten'?", entfuhr es der Edlen ungewollt direkt, nur um rasch ein "Entschuldige bitte." hinterherzuschieben. Der Anlass war selbst für die ansonsten so spottlustige Adlige ein zu ernster, um darüber witzeln zu wollen.

"Das ich darauf reagieren muss, ist mir auch klar, Miranda, doch was genau soll ich antworten? Ich kann ja wohl kaum im Namen ihrer Hochgeboren antworten und die Wahrheit kann ich ebenso wenig schreiben, zumal dieser Bärfried von Hardenstatt ja nicht irgendwer sondern ein sehr guter Bekannter unserer Herrin ist und ein längeres Hinauszögern der Antwort äußerst ungebührlich wäre."

"Wie wäre es mit einer Mischung aus beidem? Ich habe da eine Idee." Mit diesen Worten erhob sich die Edle, griff zu Feder, Tinte und Pergament und verfasste einige Zeilen, die sie anschließend an ihren Vetter weiterreichte.

"Ja, das könnte gehen, auch wenn ich mich mit dieser Scharade immer noch schwertue. Ich werde den Text nachher sauber niederschreiben, damit er gleich morgen an den Ritter - oder heißt es nun Leutnant? - gesandt werden kann.

An den Hohen Herrn Bärfried von Hardenstatt

Ritter und Markgräflicher Leutnant

 
 
 
 
Ich schreibe Euch in Vertretung Ihrer Hochgeboren, Baronin Elissa vom Berg, die mich aufgrund einer Unpässlichkeit gebeten hat, Euch für das Kondolenzschreiben ihren herzlichsten Dank auszusprechen.
Eure Anteilnahme am Tode ihrer Halbschwester Selinde hat sie sehr berührt und Ihre Hochgeboren wird Euch bei nächster Gelegenheit gewisslich auch persönlich dafür danken wollen. Es tue gut, so bat sie mich auszurichten, zu wissen, dass auch außerhalb Vellbergs jemand an sie und die ihren denke und freue sich auf ein Wiedersehen mit Euch im kommenden Götterlauf.
Dies levat luctum.

 
 
 
 
Der Zwölfe Segen sei allzeit mit Euch,

Norholt von Rickenberg
Vogt zu Freiherrlich Mallvenstein

Verfasst auf Burg Mallverstein am sechzehnten Tage des Firunmondes Eintausenddreiundvierzig nach dem Falle Bosparans