Geschichten:Korwin von - Boron

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1. Hesinde Burg Zwingstein Nachmittags

Nurinai war noch immer dabei ihre Sachen zusammenzupacken. “Gewiss erinnert Ihr Euch, dass ich zuvor von meiner Schwester der Reichsritterin und deren Vision berichtete”, sie dachte einen Moment nach und hielt in ihrer Arbeit inne, “Vielleicht… vielleicht hängt das alles zusammen. Vielleicht wurde das Fieber nicht nur durch diesen Stachel verursacht, sondern auch… auch durch eine… hm… Begegnung. Eine Vision. Vielleicht ist es das, was ihn so quält. Und glaubt mir, so etwas kann sehr quälend sein.” Wieder dachte sie angestrengt nach. “Ich meine… Ja, ich meine aufgrund der Geschichte um meine Schwester… Es könnte sein… Es könnte gut sein.” Erneut eine Pause. “Aufschluss darüber kann uns nur eine Reise in seine Träume bringen”, nun schaute sie die beiden an und die beiden erwiderten ihren Blick. “Gut”, schloss sie seltsam ernst, “So soll es sein. Eine Reise in die Träume Eures Herren. Und da es ihm gewiss gut tut, bekannte Gesichter um sich zu haben, werdet ihr beide mit mir in seine Träume reisen...” Da fiel ihr Blick auf den Zwerg. “Ich weiß wohl, dass Zwerge nur sehr selten Träumen und wenn, dann halten sie es für kein gutes Zeichen, aber der Traum, den ihr dann träumen werdet, der ist - betrachtet man es genau - nicht Euer eigener, sondern der Eures Herren. Bedauerlicherweise glaube ich, dass es die einzige Möglichkeit ist herauszufinden, was mit Orkenwall ist.” Sie zuckte verunsichert mit den Schultern. “Ich bin noch nie mit einem Zwerg in einen Traum gereist”, gestand sie verlegen, “Weiß jedoch, dass es möglich ist. Wohlfühlen werdet Ihr Euch allerdings sehr wahrscheinlich nicht...”

Balsox senkte sein Haupt. Träumen, auch wenn es nicht der eigene Traum ist, das war ihm zu Wider. Was Angrosch dazu wohl sagen würde. Er würde jedoch mindestens auf seine Ehre pochen alles nur Erdenkliche zu tun seinem Freund zu helfen. "Für ihn würde ich durch die Niederhöllen gehen, und wenn uns diese in seinen Träumen erwarten, werden wir ihn entreißen." Die Geweihte nickte verständnisvoll, während Konnar grinste. Er träumte immer und viel. Häufig von seinen ausgetragenen Kämpfen von frühester Kindheit bis gestern. Am liebsten jedoch von seinen Liebesnächten. Von zahllosen rot und blondgelockten Gjalskaermädchen, mit ihrer blassen Haut, aber feurig vom Scheitel bis zur Fußsohle. "Bin gespannt was ihn treibt. Haben dann was schönes womit wir ihn aufziehen können."

Nurinai unterbrach ihn: “Ein jeder Traum gehört dem Schweigsamen, und daher werdet Ihr über den Inhalt stillschweigen bewahren müssen. Ihr werdet schweigen müssen. Nicht nur ein paar Tage oder Monde oder Götterläufe, nein, ihr werdet auf immer darüber schweigen müssen. So will es mein Herr und wenn er will das man schweigt, dann tut man gut daran, sich daran zu halten und aus diesem Grund, will ich Euch einen Schwur abnehmen.” Sie beförderte eine Schale und einen kleinen Dolch aus ihrer Tasche. “Dazu werdet ihr den Göttern ein wenig eures Blutes darbringen.”

Konnar griff den Dolch und schnitt sich in die Handfläche machte eine Faust und drückte eine paar Tropfen Blut in die Schale. "Für Korwin, möge Boron uns schützen." Er legte den Dolch in Balsox offene Hand. Der schloss diese nicht sofort. Angrosch hilf, sprach er im stillen Gebet. Dann nahm er den Dolch und stach sich in die Spitze seines linken Daumens. "Möge der große Vater uns leiten, damit auch Korwin in der Ewigkeit die Chance bekommt in Borons Reich zu gelangen anstatt in den Niederhöllen des Namenlosen zu verrotten. Für Korwin." Er nahm seinen knubbeligen Daumen zwischen Mittelfinger und Zeigefinger und drückte kräftig bis ein paar Tropfen Blut in die Schale tropften.

Nurinai nahm den Dolch von Balsox wieder entgegen und vermischte in der Schale das Blut der beiden Schwörenden: “Heiliger Herr Boron und Heiliger Herr Praios, segnet diesen Schwur. Die Worte, die nun gesprochen werden, sollen heilig sein. Sowohl in ihrer Bedeutung als auch in ihrem Sinn. Sie werden aus freien Stücken geschworen, ohne List und Tücke im Geiste und euch als Hütern anempfohlen. Wer jedoch die Bedeutung dieses Schwures verzerrt, der sei Eurer Strafe genauso anempfohle wie jene, die ihn brechen oder die andere dazu zwingen.” Auffordernd blickte sie die beiden an und fügte an den Zwerg gewandt hinzu: “Ich dürft auch bei Angrosch schwören, wenn Euch das mehr beliebt.”

"Ich schwöre bei Boron", Konnar hob die Hand mit Zeigefinger und Ringfinger in Richtung Zimmerdecke. "Über alles was wir in diesem Traum sehen und hören gegenüber dem Träumenden Stillschweigen zu bewahren." Er zögerte einen kurzen Augenblick und überlegte, welche Strafe für einen Eidbruch gegenüber einem der Zwölfgöttlichen angemessen wäre. Sein Körper war seine Burg, obwohl schon etwas in die Jahre gekommen, aber den meisten zwanzigjährigen würde er trotz des mindestens doppelten Alters noch etwas vormachen können. Aber das war es nicht. Seine Ehre und seine Freundschaft wären ihm mehr wert als ein Arm oder sein Gemächt, sie waren in Wirklichkeit alles was er wirklich besaß und nicht vergänglich war. "Andernfalls möge Boron die Freundschaft all meiner Freunde auf ewig zum Schlafen bringen." Konnar gruselte sich bei dem Gedanken, plötzlich alleine da zu stehen und hoffte Boron ein würdiges Pfand für sein Schweigen zu bieten.

Balsox zögerte nicht lange. Bei aller Ehre der übrigen Zwölfe, kam ihm die Einladung der jungen Geweihte, den Schwur auf Angrosch abzulegen sehr gelegen. Er hob seine Hand mit den knubbeligen Fingern und hob genau wie Konnar seinen Zeigefinger und Mittelfinger. "Ich schwöre bei Angrosch das kein Wort über unsere Erlebnisse in dem Traum gegenüber Korwin von Orkenwall über meine Lippen geht, andernfalls möge mir mein Haar samt Bart ausfallen." In Gedanken an seinen Federkiel hoffte Balsox, dass Angrosch ihm nicht übel nehmen werde wenn sich an den exakten Wortlaut des Schwurs halten werde.

“So sei es”, endete die Geweihte und so leise sie konnte legte sie Dolch und Schale beiseite, trat an die beiden treuen Begleiter heran und erklärte: “Ich werde euch ein Boronsrad auf die Stirn zeichnen, dann nehmt euch zwei Stühle und setzt euch an das Bett Eures Herren. Ich werde mich an das Kopfende begeben.” Dann zeichnete sie vorsichtig mit ihrem Finger das Boronsrad auf jede einzelne Stirn der Reisenden. Bereits jetzt fühlte sie, wie die Kraft ihres Herren sie erfüllte, verspürte ein merkwürdiges Knistern zwischen ihrem Finger und der Haut ihres Gegenübers, merkwürdig, aber nicht unangenehm. Balsox kribbelte es am Kinn und am Bart und er glaubte wirklich, dass jemand ihm damit signalisieren wolle, aufzupassen und den Schwur gegenüber Angrosch einzuhalten. Anschließend setzten die beiden sich an das Bett ihres Herren. Nurinai setzte sich an das Kopfende. Auch auf Korwinns Stirn zeichnete sie ein Boronsrad, dann senkte sie ihre Stirn auf seine. Erst war da die Kraft ihres Herrn. Sie erfüllte sie. Bis in die letzte Faser ihres Seins. Ein schönes Gefühl. Ein bekanntes Gefühl. Wunderschön. Und dann floss die göttliche Kraft durch sie hindurch in den Körper des Schlafenden und die Kraft zog sie mit sich. Dunkelheit begann sich über sie zu senken, obgleich Nurinai Kerzen entzündet hatte. Und sie hüllte sie ein. Erst wurden die Augenlider schwerer und schwerer, dann sanken ihre Häupter auf das Bett herab. Einen Moment herrschte absolute Finsternis. Dann begann sie sich zu lichten. Immer mehr und mehr. Sie waren in der Welt der Träume angekommen...



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1. Hes 1042 BF 16:00:00 Uhr
Boron
der Brache


Kapitel 6

der Brache zu Orkenwall?