Benutzer:Bega/Briefspiel in Perricum
Eine Knappin für einen Knappen
Eine Knappin für einen Knappen — Briefspielreihe
Im Tal der Pferde
Im Tal der Pferde — Briefspielreihe
Zeitleiste wichtige Ereignisse
- Anfang Praios 1041 BF - Martok beim Turnier in Gareth
- Praios 1041 BF - Wulfhelm und die Familie regeln hinter den Kulissen Verlobungen etc.
- Praios/Rondra 1041 BF - Entführung Darian von Brendiltal durch den Korbrunner (öffentliche Bekanntwerdung erst gegen Boron)
- Ende Travia 1041 BF - Martoks Prozession und "Erleuchtung".
- Anfang Boron 1041 BF - Beginnende Krise in Herdentor, wegen "Abwesenheit" Martoks, laute Ansprüchen Darians, Aurels und Irians II. auf Herdentor
- Ende Boron 1041 BF - Treffen der Frauen in Haselhain (Bündnisse werden angegangen)
- Mitte/Ende Hesinde 1041 BF - Tod Wulfhelm von Sturmfels
- Ende Hesinde 1041 BF - Irian II. von Brendiltal muss Handeln und setzt einen Brief auf (an wen? Sulamith?)
- Ende Hesinde 1041 BF - Herdentorer Hof ist gelähmt, Sebarin rasselt mit den Säbeln und die aranische Brut lächzt (Roschane zieht sich zurück?)
- Ende Hesinde 1041 BF - Ein Treffen in Dreitempelhof wird organisiert.
- Anfang Firun 1041 BF - Treffen in Dreitempelhof? (Sulamith, Mara, Roschane)
- Ende Tsa 1041 BF - Dreitempler-Orden wird gegründet
- Mitte/Ende Peraine 1041 BF - Kollegseröffnung und Malmerzusammenkunft
Sonnendämmerung
Sonnendämmerung — Briefspielreihe
Jadekrieger
Einigung von Morganabad
Hesinde 1042 BF
Stimmen
Abberufen
Schloss Darrenfurt, Baronie Dürsten-Darrenfurt, Hesinde 1042 BF:
Nandiran von Altmark saß an seinem Schreibtisch und sah die Korrespondenz des Barons durch. Bittsteller, Gratulanten, Schmeichler – der junge Baron von Dürsten-Darrenfurt wurde umgarnt und das nicht zu knapp.
Der unscheinbare Meister der Schreibstube überflog die Briefe und ordnete sie penibel nach Wichtigkeit. Der Baron hasste es mit Kleinigkeiten belästigt zu werden. Ein gesiegelter Brief fiel ihm dabei ins Auge – es war das Siegel von der Junkerin von Darren-Ulah, der Tante des Barons. Nandiran überflog die Zeilen immer und immer wieder, denn so richtig glauben mochte er den Inhalt nicht.
In diesem Moment stürmte der Baron mit seinen beiden Hausrittern Ramin und Hamedan herein. Alle drei wirkten ausgelassen, geradezu neckisch. Bestimmt kamen sie gerade von ihrem morgendlichen Ausritt zurück. Und ja, die schmutzige Kleidung der der jungen Männer bestätigte seine Annahme.
„Ist das nicht ein wunderschöner Morgen?“ Thorondir breitete die Arme aus und strahlte über das ganze Gesicht.“
„Ja, es gibt nichts schöneres als den Tag mit einem wilden Ausritt zu beginnen“, stimmte Hamedan mit ein, während Ramin zustimmend nickte.
„Ah mein guter Nandiran, wie immer schon fleißig.“ Thorondirs Blick fiel auf die Stapel auf dem Schreibtisch.
„Ich habe Eure Korrespondenz wie immer nach Wichtigkeit geordnet“, antwortete der Schreiberling pflichtbewusst. „Dieses Schriftstück dürfte Euch besonders interessieren.“ Nandiran übergab dem Baron das Schreiben von dessen Tante.
„Ah, was will meine verehrte Tante denn nun wieder?“ Die Worte des Barons hatten einen deutlich ironischen Unterton.
„Kurz gesagt, sie bittet um Entlassung von ihren Ämtern als Zeugmeisterin und Hofkaplanin, sowie der Entbindung von ihren Pflichten als Junkerin von Darren-Ulah.“
Ramin schaute ungläubig erst zu Hamedan und dann zu Throndir. „Sie will was? Nach all den Scherereien dir wir darum hatten?“
„Was ist ihre Begründung?“, wollte Hamedan wissen.
„Der Ruf ihrer Kirche. Während der Verhandlungen von Morganabad hatte sie eine Unterhaltung mit dem Schwert der Schwerter, die ihr den Weg erleuchtet habe. Die Leuin schickt sie in den Sturmwächter-Tempel in den Wall. Zur Einkehr und Besinnung auf die Tugenden Rondras, wie es heißt. Weltliche Ämter wären in diesen Zeiten nur Ballast den es sich zu entledigen gilt.“ Nandrian schaute in die Runde.
„Aber sie hat doch so für weltlichen Einfluss hier gekämpft – auch gegen dich Thorondir.“ Hamedan konnte es immer noch nicht glauben.
„Ja und sie hat verloren und sich davon nie erholt.“, fügte Ramin hinzu.
„Dann kam noch der Sternenfall, Haffax, Arivor … .“
„Mein Herr“, der Meister der Schreibstube räusperte sich, „nun ist es an Euch einen neuen Junker für das nun vakante Lehen Eurer Tante zu berufen. Ihre Kinder kommen nicht in Frage, da das eine tot und das andere ebenfalls im Schoß der Kirche verbleiben soll. Wenn ich einen Denkanstoß geben darf, Viburn von Aarenhaupt verwaltet das Lehen bereits erfolgreich seit Jahren an Eurer Tantes statt.“
„Ja, der Aarenhaupt, ein loyaler Mann.“, murmelte Thorondir vor sich hin und die aufmüpfige sog. Liga würde es auch beruhigen, dachte er kurz. „Ein guter … Denkanstoß … mein guter Nandiran."
"Die 'Einigung von Morganabad' hat so einige Verwerfungen offenbart", warf Ramin ein, "zwar wurden die Gebietsansprüche Perricums was Dürsten-Darrenfurt angeht vollends bestätigt, aber viele Teile der aranischen Bevölkerung auf unsere Seite sind unzufrieden damit. Es wäre wohl ein unglückliches Zeichen, ihnen nun auch noch einen raulschen Junker vorzusetzen."
"Wahr gesprochen, Ramin, denn nun gilt es den Frieden zu wahren. Also wäre es vor Vorteil jemanden mit aranischer Herkunft zu benennen ... aber die Loyalitäten der Person müssten ganz klar auf Seiten des Reiches liegen."
"Ganz recht", auch Hamedan nickte zustimmend.
"Ich habe mich bereits entschieden." Thorodir blickte mit einem kecken Lächeln zu Hamedan und schaute dann zu Ramin. "Ramin, ich weiß, du und der Reichsvogt habt Dürsten-Darrenfurt bei den Verhandlungen von Morganabad um eine Katastrophe bewahrt. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn Hirtenheim und Morganabad an Aranien gefallen wären ... daher ernenne ich dich zum Junker von Darren-Ulah bestallen.! Dort gibt es einen lauschigen Landsitz wie mir zugetragen wurde, also genau das Richtige für dich und Hamedan." Der Baron blinzelte seinen beiden Hausrittern zu.
Der Angesprochene blickte seinen Herren beinahe erschrocken mit großen Augen an und fiel sogleich ergeben vor ihm auf die Knie.
Autor: Bega
Feiger Mordüberfall auf altaranische Adlige nahe Morganabad?
(Todeswürfel)
Ein Bericht von Salman Alferan für die Perricumer Postille
Stadt Morganabad, Ingerimm 1042 BF: Der weise Friedensschluss zwischen unserer Kaiserin Rohaja von Gareth und dem aranischen Maharan Arkos Schah war nunmehr gute vier Monde alt, doch die Stimmung innerhalb der baburischen Bevölkerung in Perricum beruhigte sich nur langsam. In der 'Einigung von Morganabad' hatten beiden Monarchen under der Vermittlung des Schwert der Schwerter Bibernell von Hengisford die Grenzstreitigkeiten zwischen Aranien und dem Raulschen Reich ein für alle Mal beigelegt. Für die Perrinlanden war das Ergebnis dieser Übereinkunft sehr wohlwollend ausgefallen, wurden die strittigen Ortschaften wie Morganabad, Eslamskesh und Geyersruh allesamt eindeutig der Markgrafschaft Perricum zugeschlagen.
Was nun vor den Göttern, Praios voran, gutes Recht ist und vom Perricumer Adel auch schon seit Urzeiten proklamiert, scheint bei den Baburen unsererseits der Grenze immer noch für Unmut zu sorgen. Seit der Einigung kam es immer wieder zu kleinen Unruhen in Morganabad und Eslamskesh, doch gipfelte dieser Unmut nunmehr gar in einem feigen Mord?
Was war geschehen? Die edle Dame Mila von Palmyr-Donas war auf der Durchreise zu Verwandten in den östlichen Perrinlanden, als ihre Kutsche unweit der Stadt Morganabad von baburischen Gesindel angegriffen wurde. Bei dem Überfall fand die herrschaftliche Dame den Tod. Dies alleine wäre schon an Tragik genug, doch wenn wir einen genauen Blick auf die Persona der Ermordeten legen, ergeben sich ungeahnte Zusammenhänge. Die Familie Palmyr-Donas gehört zu den Familien in Perricum, die früher in Aranien viele Ländereien und Einfluss besaßen und nach dem Abfall dort alles verloren hatten. Ihr Weg führte sie nach Perricum ins Exil. Das Verhältnis zwischen den altaranischen Familien - zu denen auch die Familien Waraqis und Feqzaïl, sowie das Haus Aimar-Gor gehören, - und den heutzutage herrschenden Familien in Aranien ist bis dato sehr angespannt. Nun hält sich nachhaltig das Gerücht, die Kaiserin sei von fähigen altaranischen Diplomaten wie Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor und Saleva von Waraqis im Vorfeld des Treffens mit dem Maharan beraten worden. Hatten die exilierten Altaranier also maßgeblich Anteil am Erfolg der Verhandlungen für die Perrinlande? Viele Baburen in Morganabad und Eslamskesh scheinen das zu glauben, was deren Abneigung gegenüber den reichstreuen Altaraniern nur noch erstarken lässt.
War der Tod der Dame Mila also ein feiger Mordüberfall, also eine Racheaktion gegen die Altaranier? Die Tote war ausgerechnet eine Tante von Retos Mutter Rymiona von Aimar-Gor. Welch ein pikantes Detail. Oder handelte es sich um einen tragischen Unfall ohne politische Relevanz, wie von den Stadtoberen von Morganabad dieser Tage oft zu hören war. Während die Raulsche Liga lauthals nach Vergeltung schrie, ließ der Hof von Baron Thorondir von Dürsten verlautbaren, dass die Ereignisse erst einmal akribisch untersucht werden sollen. Denn nichts kann der junger Baron nun weniger gebrauchen als Unfrieden zwischen den Völkern in der Grenzregion zu Aranien.
Autor: Bega
Der Ruf des Südens
Der Ruf des Südens — Briefspielreihe
Unendliche Tiefen
Unendliche Tiefen — Briefspielreihe
Im Tal der Lieblichen Schwestern
Ort: Baronie Hengefeldt
Sternenregen
Blick in die Ferne
Sternenweiser, Baronie Sturmfels, Tsa 1042 BF
Die regelmäßige Reise zum Observatorium am Sternenweiser war für die jungen Geweihten Aldara und Thyrian schon immer aufregend gewesen. Die uralte astronomische Anlange wurde wahrscheinlich einst von Zwergen angelegt. Angroschim gab es hier zwar schon seit vielen Hundert Götterläufen nicht mehr, aber die steinernen Zeugnisse ermöglichten immer noch exakte Messungen des Sternbildes und des Firmaments. Sogar die berühmte Nandus-Heilige und Sternenkundlerin Niobara soll hier dereinst mit großer Hingabe das Firmament studiert haben. Einige der Originalschriften der Heiligen wurden im Hesinde-Tempel von Alriksburg noch immer aufbewahrt und galten als heilige Reliquien.
Die Geweihten des Hesinde-Tempels zu Ehren der Heiligen Niobara in der nahen Stadt Alriksburg nutzten das Observatorium noch immer für ihre Studien, galt der Tempel doch als führend in Großgaretien im Bereich Sternenkunde. Erzpraetorin Zelda von Wasserburg wusste um die Bedeutung ihres Tempels und auch um ihre Aufgabe dieser gerecht zu werden.
Besonders seit dem mysteriösen Sternenfall rückte das Observatorium und somit auch ihr Tempel immer mehr in den Fokus von Gelehrten, Priestern und auch Adligen. Seither strömten mehr Wissenssuchende in den Tempel auf der Suche nach Erkenntnis. Die Erzpraetorin selber verbrachte viel Zeit am Sternenweiser um den Sternenhimmel zu beobachten. Diese Nacht waren Aldara und Thyrian an der Reihe.
Die beide jungen Geweihten genossen diese Art von Zweisamkeit im Dienst an der Allweisen. Viele Male waren sie schon gemeinsam am Sternenweiser gewesen und längst war aus reiner Zuneigung mehr geworden. So saßen die beiden im uralten Observatorium und blickten auf das Firmament. Die unendliche Weite des Sternenhimmels breitete sich vor ihren Augen aus. Das Gefühl war unbeschreiblich. Hier oben fühlten sie sich ihrer Göttin besonders nahe.
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass dein Vetter unserem Bund vor der Allwissenden zugestimmt hat. Ich meine, meine Familie ist zwar alt und hat einen tadellosen Stammbaum, aber wir sind nur Niederadlige. Du hingegen stammst aus dem Hochadel.“ Die Vorfreude auf die baldige Vermählung war Thyrian in seinen glitzernden Augen abzulesen.
„Bei Hesinde, ich bin so glücklich darüber, glaube mir“, ein Lächeln zeichnete sich in der der Dunkelheit auf ihrem Gesicht ab. „Doch die Entscheidung meines Vetters hatte sicherlich nichts mit Güte zu tun. Er verachtet mich und meine Geschwister, weil unser Vater ihm den Thron streitig machen wollte. Aus Rache wird er uns alle in andere Familien verheiraten, damit wir keinen Anspruch auf die Baronie erheben können.“
„Seine Beweggründe sind mir einerlei, Hauptsache er steht uns nicht im Weg und wir können hier gemeinsam der Allweisen dienen.“ Thyrian zuckte mit den Schultern.
„Ja Liebster, meinem Vetter ist nicht bewusst was für einen Gefallen er mir damit getan hat, auch wenn meine Mutter toben wird. Hauptsache wir sind zusammen.“
Die Lippen der Verliebten wollten sich gerade zu einem leidenschaftlichen Kuss treffen, als etwas in der Ferne ihre Aufmerksamkeit einforderte. Mehrere Lichtschweife blitzten in der Ferne auf.
„Bei der Allweisen, was ist das?“ Sofort war Thyrians Aufmerksamkeit wieder ganz am Sternenhimmel.
„Meteoriten!“, rief Aldara aufgeregt.
„Wir müssen berechnen wo der Meteoritenschauer niedergeht und dann sofort zurück in den Tempel.“
Hesinde-Tempel zu Ehren der Heiligen Niobara, Stadt Alriksburg.
Ruhig hörte sich die Erzpratrorin Zelda Niobara Argelia von Wasserburg die Erkenntnisse der beiden jungen Geweihten an.
„Die Allwissende hat uns Zeichen geschickt und wir haben verstanden. Thiomara, setze umgehend Schreiben an unsere Schwestertempel in Perricum, Gareth und Falkenstein auf. Ebenso an das Kolleg und das Kloster St. Ancilla. Die Allwissende schickt uns auf eine Reise deren Ausgang noch ungewiss ist!“
Autor: Bega
Rat der Wissenden
Hesinde-Kloster St. Ancilla, Tsa 1042 BF
Es war ein schöner Frühlingstag, die Vögel zwitscherten um die Wette und Mokoscha gefällige Bienen schwirrten fleißig von Blüte zu Blüte.
Der Abt stand am mit rohalischen Ornamenten verzierten Fenster im Schlangenturm und blickte in die weitläufigen Klostergärten. Auf einer der großen Rasenflächen vollzog der Lehrmeister für Leibesertüchtigung Simion Grimmbart seine allmorgendliche Lehrstunde mit den Novizen. Nur in einem gesunden Körper konnte auch ein gesunder Geist ruhen, war das Kredo des jungen, athletischen Geweihten. Während die älteren Novizinnen Xeledane, Selinde und Duridanya mit Inbrunst den Anleitungen des charismatischen Simion folgten, musste dieser die jüngeren Faldor und Virinjan immer wieder ermahnen. Ein zaghaftes Lächeln huschte über das Gesicht des Abtes, denn die Jungen erinnerten ihn an seine Kindheit in Waldstein.
Das Klopfen an der Tür seines Amtszimmers riss den Abt aus seinen Gedanken und so wandte er sich von dem Treiben draußen im Klostergarten ab. Hesindion von Rossreut und Benderich Schlangenlieb traten ein.
„Ich habe den Rat der Wissenden berufen um die Neuigkeiten vom Observatorium am Sternenweiser zu diskutieren“, begann der Abt, der als Hüter des Wissens diesem Gremium vorstand. „Dieses Schreiben erreichte uns von der Erzpraetorin aus dem Tempel der Heiligen Niobara.“
Die beiden hohen Würdenträger lasen das Schreiben der Tempelvorsteherin aus der Markgrafschaft Perricum aufmerksam. Es war Hesindion, der als Bewahrer des Wissens der wohl größten Bibliothek des Königreichs vorstand, der als erster das Wort erhob.
„Ein erneuter Meteoritenschauer also“, stellte er fasziniert fest, „den Auswertungen des Observatoriums zufolge müsste der Niedergang in der Caldaia erfolgt sein.“
„Die Allwissende stellt uns vor eine neue Aufgabe. Durch die Zunge der Göttin hat mir seine Eminenz Durian von der Heydt vom Puniner Schlangentempel den Meteoriteneinschlag in der almadischen Caldaia bestätigt.“
„Haben die Worte seiner Eminenz Erkenntnis über den genauen Ort erbringen können?“, wollte Benderich wissen. Der Hauptmann der Schlangengarde war als Verteidiger des Wissens Mitglied in Rat der Wissenden.
„Das wohl. Es waren die Bluthügel von Caldaia!“
„Faszinierend“, sinnierte der Bewahrer des Wissens. „Das kann unmöglich ein Zufall sein.“
„Ich empfehle diesen Ereignissen in Sinne der Allwissenden zu begegnen“, Sprach der Verteidiger des Wissend gewohnt militärisch knapp.
„Geleitet von der heiligen Erkenntnis werden ich in der Schlangenbibliothek nach Hinweisen zu den gesagten Bluthügeln suchen.“
„Wir sollten eine Expedition in Erwägung ziehen!“, schlug der Hauptmann der Schlangengarde vor.
„Aus deinen Worten spricht die Weisheit unserer Herrin. Die Wissenssuchenden Haldana und Hexander sollen sich für einen baldigen Aufbruch bereithalten. Ebenfalls Magistra Teckelwitz, die ich bereits konsultiert habe. Unterrichte meinen Neffen Halderan, auch er soll sich bereit halten. Ich werde unterdessen seine Eminenz in Punin über unser Ansinnen informieren. Möge die Allwissende mit uns sein!“
Autor: Bega
Das Summen in der Ferne
Burg Finsterbinge, Tsa 1042 BF
Das Surren von abertausenden Flügeln hallte durch ihren Kopf, myriaden Beine im Gleichschritt prallten auf lautes, stürmisches Gebrüll und Klingen so scharf wie Löwenklauen. Am Rande diese Szenarios konnte sie noch weitere Heerhaufen auf- und übereinander schwappen sehen, in schwarz und rot, mit Skorpionsartigen Speergeschützen, die wie ein Stachel nach vorne schlugen und wieder andere die wie wilde Stiere auf die Feinde oder gar sich selbst auf einander einrannten. Doch die Hauptschlacht tobte hier vor ihr, mutige Heroen trafen auf Schildwälle. Doch allen gemein war, das sich ihre Toten zu hügeln stapelten, Hügeln aus Blut, die beinahe die Lücke zwischen einem Gigantenwall und einem Gebirgshohen Amboss zu füllen drohten.
Malina von Niederriet schreckte auf. Ihr Schlaf und ihre Träume waren in letzter Zeit nie besonders ruhig, da das Summen immer lauter wurde, von dort aus wo sie sich nun immer häufiger heimlich mit einigen Auserwählten trafen. Es war heilsam, genauso wie die Zusammenkünfte in ihrer verschworenen Gemeinschaft, aber auch genauso eindringlich und fordernd. Vorallem forderte es sie, es hielt sie an ihre Trauer abzulegen und ihrer Schar wieder eine gute Anführerin zu sein, als erste unter gleichen. Und so wusste sie auch, dass auch dieser Traum eine Aufforderung war. Im Traumgesicht hatte das Summen ihr einen Ort gesendet? Doch handelte es sich dabei um einen Ort in der Vergangenheit, dem Jetzt oder der Zukunft? Oder gar alles drei zusammen? Sie würde es herausfinden und eine Gruppe der ihrigen dorthin entsenden.
Und das Summen nahm wieder einen stimmulierenden Gleichton an.
Autor: Jan
Nur wen?
Hesinde-Kolleg zu Sichlingen, Tsa 1042 BF
Die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings lockten zwei alte bekannte aus ihren Stuben, um ihren Wein nicht mehr dort gemeinsam beim philosophieren einzunehmen, sondern in wohlig-dicker Kleidung im Garten des Kollegs an einem kleinen Tisch unter den keimenden Knospen der Bäume. Nachdem der eine erneut sein Leid über bürokratische Wirrungen der Kollegsstifterinnen geklagt hatte, schob ihm der andere ein Schreiben zu. "Vom Sternenweiser? Warum habe ich ein solches nicht erhalten?", irritiert mustere Miran das Schriftstückt.
"Vermutlich liegt es unter einem deiner Stapel, mein Guter. Mehr Phex als die Allweise war uns hier wohl hold, denn sie haben mir ebenso eines gesendet. Betrifft es doch am meisten mein Fachgebiet." Gab Rondragan etwas rotnasig spöttelnd zur Antwort und wedelte dabei mit dem Schreiben, so dass Miran Probleme bekam es zu lesen.
"Halt doch still oder berichte mir einfach, solch Eitelkeiten stehen dir gar nicht." Grinste der leicht fröstelnde Leiter des Kollegs, während zwei junge Studiosi sie amüsiert im vorbeigehend beäugten.
"Es geht um einen erneuten Sternenfall, den sie beobachten und im Grenzgebiet zwischen Garetien und Almada niedergehen sehen konnten. Sie wollen eine Expedition starten und sie fragen auch nach uns. Das ist mei...unsere Gelegenheit endlich einmal einen Erfolg verbuchen können, wenn diese Anfrage nicht generell schon ein Erfolg ist." Es war dem trinkfesten Gelehrten mit dem imposanten Bart an der roten Nasenspitze anzusehen, dass er dieser Expedition selbst beiwohnen wollte, auch weil die Studiosi hier regelmässig seine Geduld strapazierten.
Der Kollegsleiter indes verzog skeptisch sein Gesicht, was ihn noch mehr wie eine Echse in Menschgestalt wirken ließ. "Nur wen, Rondragan? Dich? Damit wir noch weniger ungebundene Kapazitäten hier haben? Und außerdem, mit wem soll ich dann in den Frühlings- und Sommermonden meinen Wein trinken und erheiternde Gespräche führen? Suna oder Sulana? Hahaha."
"Die Allweise möge dir Einsicht schenken, oder die Fuchs die Bauernschläue zur erkennen, dass nur ich der richtige für eine solche Mission bin." Wies der Gelehrte den Leiter zurecht.
Der ließ unzufrieden seine Augenlider sinken: "Du hast ja recht. Das Kolleg wird dich entsenden, auch wenn du fehlen magst, nimm ein bis zwei Studiosi mit, damit wir etwas entlastet sind und sie vielleicht sogar mal etwas lernen. Aber bevor wir ein Antwortschreiben aufsetzen, lass uns nochmal die Becher erheben. Auf unser fabelhaftes Kolleg und seinen baldigen Ruhm." Spöttelnd stießen sie an.
Autor: Jan
Am Hof von Dürsten-Darrenfurt
Boron & Tsa
Schloss Darrenfurt, 13. Rahja 1043 BF
„Die Hexe von Darrenfurt ist tot! Die Hexe von Darrenfurt ist tot!“, flüsterten die beiden Pagen Praiosin und Boromir.
„Die Niederhöllen haben sie geholt“, tuschelte die Knappin Baha von Darrenfurt.
Wohl keine Person lebte länger am Hof, kannte ihn und seine dunkelsten Geheimnisse und Abgründe besser als die Kammerherrin Morina von Borstenfeld. Drei Barone hatte sie kommen und gehen sehen, Zeiten der Eintracht und Geschwisterfehde erlebt. Sie war immer da, im Hintergrund. Doch sie war auch ein Relikt aus vergangenen Zeiten, galt sie doch als enge Vertraute von Baronin Ruffina – der Großmutter des amtierenden Barons.
Die meisten der Höflinge hatten Angst vor ihr. Ihr hohes Alter, ihr Aussehen, die Gerüchte um ihre Geburt – das alles brachte ihr den Beinamen 'Hexe von Darrenfurt' ein. Das war ihr nur zu recht, pflegte sie diesen Habitus der Unnahbarkeit doch gar.
Nun war sie Tod, friedlich entschlafen, wie es hieß. Sie hinterließ eine Leere, zumindest ein leeres Hofamt, welches sehr begehrt war. Die Situation in Dürsten-Darrenfurt war zwar nicht erst seit der 'Einigung von Morganabad' kompliziert – Konflikte zwischen den einzelnen Volksgruppen der Raulschen, Nebachoten, Baburen und Aranier gab es schon immer. Nun aber würden von höchster politischer Instanz die Grenzen endgültig in Stein gemeißelt. Baron Thorondir konnte sehr zufrieden sein, alle seine Anspruchsgebiete wurden ihm zugeschlagen, doch sahen das nicht alle in der Bevölkerung mit Wohlwollen. Mit viel Fingerspitzengefühl und nah an Volkes Stimme hatte sich der junge Baron erfolgreich durch die politischen Stürme der letzten Monde laviert. Nun galt es ebenso weise zu handeln.
Nachdenklich saß Baron Thorondir an seinem Schreibtisch, seine Beine lässig auf diesem ruhend. Unweit von ihm saßen seine beiden Hausritter und engsten Vertrauten Hamedan und Ramin.
„Ich konnte sie nie leiden“, entsprang es mit glasklarer Ehrlichkeit aus dem Munde des Barons. „Sie war … gruselig!“
„Jetzt kannst du wenigstens jemanden berufen der dir näher steht“, entgegnete Hamedan erfreut.
„Das Amt des Kammerherrn ist eines der wichtigsten am Hofe wie du weißt“, ergänzte Ramin.
„Ja ja, ich weiß!“ Der Baron tippte mit deinem Zeigefinger auf seinen Lippen herum. „Doch so frei bin ich mit meiner Entscheidung nicht. Die Bevölkerung rumort, meine Vasallen sind zerstritten.“
Eine Weile schwieg der Baron, dann ließ er den Leiter der Schreibstube zu sich rufen.
„Mein guter Nandiran, wie soll ich mich verhalten?“
Der Angesprochene räusperte sich, es erfüllte ihn mit Genugtuung von seinem Baron um Rat gebeten zu werden.
„Nun ja, die 'Einigung von Morganabad' hat für einige Verwerfungen gesorgt, da die tulamidische Bevölkerung ihren Unmut klar kundtat. In weiser Voraussicht habt ihr Wohlgeboren“, Nandiran deutete dabei auf Ramin, „zum Junker von Darren-Ulah erhoben, was die aranischen Tulamiden ein Stück weit beruhigte. Doch nun mehr sind es die Raulschen, die lautstark Forderungen stellen werden … .“
„Wohl war, mein guter Nandiran!“, der junge Baron kramte einige Pergamente hervor, die vom Meister der Schreibstube verfasst waren. „Die Mutter der Querulanten Tannhaus, das ist die Richtige um die Raulschen zufrieden zu stellen.“
Die Anwesenden nickten zustimmend, auch wenn gerade Hamedan und Ramin gerne eine andere Entscheidung gesehen hätten, so wussten sie doch um die politische Aussagekraft dieser Besetzung.
Ein hektisches Pochen an der Tür ließ die Männerrunde aufhorchen. Eine Zofe stürmte in das Arbeitszimmer des Barons.
„Hochgeboren, es ist soweit, Eure Gemahlin … die Niederkunft.“
Sofort sprang der Baron auf. Seine Vertrauten Hamedan und Ramin folgten ihm.
Sanft in den Schlaf wiegend hielt Thorondir seinen kleinen Sohn in den Armen. Unendlich großer Stolz sprach aus seinen Augen. Um ihn herum standen nicht weniger ergriffen Hamedan und Ramin.
„Mein kleiner Goldschatz, es sind unruhige Zeiten, aber mit dir ist ein Licht aufgegangen, welches niemals erlöschen wird!“
„Welchen Namen soll er tragen?“, fragte Hamedan mit belegter Stimme.
„Ich werde ihn Halderan nennen, wie mein Vater, der mir viel zu früh genommen wurde.“
Autor: Bega
Das Blut der Alten
Vergossen in Herdentor
Schloss Reichsgarten, Ende Rahja 1043 BF
Melandra saß deutlich angespannt an ihrem Schreibtisch. Eigentlich wartete ein Haufen Pergamente auf sie die zu bearbeiten waren. Doch ihre Gedanken hingen noch ganz woanders. Hoher Besuch aus der Reichsstadt hatte sich für diesen Tag angekündigt. Eigentlich immer ein freudiges Ereignis, doch war es der Anlass nicht im geringsten.
Vor wenigen Tagen hatte Meister Menning, die gute alte Seele von Reichsgarten und vollendeter Kunstkenner, seine Augen für immer verschlossen. Besonders für dessen Schüler Toran war eine Welt zusammengebrochen. Der sonst so lebensfrohe Junge sprach kein Ton mehr und verließ kaum noch sein Schlafgemach, hatte doch nicht nur seinen Lehrmeister sondern auch seinen Großvater verloren. Das einzige was der Junge nun tat war malen – doch nicht die hellen und voller Lebensfreude sprühenden Motive wie sonst, sondern sehr düstere Stillleben und dämonisch pervertierter Landschaften. Melandra machte sich ernsthaft Sorgen um den Patriziersohn aus der Reichsstadt.
Aber auch Sulamith, die Herrin des Palastes wirkte sichtlich erschüttert über den Tod ihres Weggefährten und unkonventionellen Ratgebers. Die langen Gespräche und philosophischen Debatten war ihr ein intellektueller Hochgenuss gewesen. Eine gewichtige Stimme war nun verstummt. So hielt das Leben in der Palastfestung für einen Moment inne und wich dem Gedenken an den Verstorbenen.
Mit versteinerten Gesicht war Reichsvögtin Sarina von Zolipantessa zusammen mit der Ratsherrin Alsinthe Barûn-Bari, der Schöffin Vilthina von Rauleu, sowie der Tochter der Hausherrin Charlyn Eorcaïdos von Aimar-Gor angereist. Begleitet wurden sie von einem halben Dutzend weiterer 'Pfauen', Mitglieder der in der Reichsstadt sehr einflussreichen 'Gesellschaft vom Pfauen', zu der sowohl die Reichsvögtin, aus auch Meister Menning selber gehörten.
Melandra empfand diese geheimnisumwitterten Pfauen in gewisser Weise faszinierend, wusste doch so keiner richtig wofür sie standen und was sie wollten – außer dass sich die Mitglieder gegenseitig protegierten. Aber auch das konnte schon der Selbstzweck der Gemeinschaft gewesen sein. Melandra hätte viel gegeben zu dieser elitären Gemeinschaft zu gehören, doch war sie und auch ihre Familie zu unbedeutend.
Unruhe in die Trauer tragenden Mauern brachte hingegen Marasha Feqzaïl, die, einem Schausteller der Garether Heldenbühne gleich, affektiert und theatralisch die trauernde Witwe mimte. Die alternde Schönheit mit auffallend glatten Gesichtszügen und beladen mit ausladenden Schmuck, war zusammen mit ihrer Tochter Liaiella aus der Kaiserstadt angereist um der Trauerfeier ihre Gemahls bzw. Vaters beizuwohnen. Auch die anderen beiden Töchter des Verstorbenen, die Tsa-Geweihte Chalisa und die Perricumer Kauffahrerin Mithrida waren anwesend, was zu einem skurrilen Zusammentreffen eine betont ungleichen Familie führte.
In Gedanken sinnierte Melandra über die schrecklichen Todesfälle der letzten Monde. So verstarb ebenfalls die Großmutter von Baron Martok, Ederlinde von Quittenstein, die zwar hoch betagt, aber rüstig und giftig wie eh und je war. Der Verlust ihrer Mutter und engen Ratgeberin musste für Vögtin Mara von Sturmfels ein herber Schlag gewesen sein. Vor nicht mal einem Götterlauf hatte die Vögtin alle drei ihrer Enkel verloren. Aber auch der Phex-Tempel der Stadt Brendiltal hatte vor einem Mond einen schrecklichen Verlust zu verkraften. Ebenfalls im hohen Alter war der Vogtvikar Eborian von Zolipantessa in Phexens Hort am Firmament aufgestiegen. Der Hohepriester galt als weithin respektierte Persönlichkeit und kannte viele alte und geheime Geschäftsabschlüsse.
Auch wenn die Genannten schon viele Sommer auf Dere geweilt hatten, tat sich Melandra damit schwer die Tode als zufällig einzuordnen. Dafür saß der Schrecken des grausamen Mordes an Meister Siyandor im letzten Götterlauf noch zu tief.
Der Gedanken an den Tod ihrer Tante Saphira verstärkte ihr mulmiges Gefühl noch mehr. Wie es auch gewesen sein mag, es war das Blut der Alten, welches dieser Zeit in Strömen vergossen wurde.
Autor: Bega
Schäumende Wasser
Das Netz ist wohl futsch
Auf dem Darpat, irgendwo zwischen Gaulsfurt und Rabicum, im Rahja 1042 BF
Hastig holten sie ihre Netze ein. Milan und seine Gehilfin vom Südufer und Lefke und ihr Gehilfe vom Nordufer. Es schunkelte wieder heftig, als Milan das Gleichgewicht verlor und ihm das letzte Netz entglitt. Ein Fluch wie ihn nur Fischer kennen entrann lauthals seiner Kehle.
Von weiter nördlich auf dem anderen Boot rief Lefke hinüber: "Beim Algenbart Efferds, ist alles in Ordnung bei euch dadrüben?" Eigentlich konnte sie Milan nicht so recht leiden, er war ein großtuerischer Wichtigtuer, wie alle im Süden, auch wenn er nur ein Fischer war. Doch gerade Letzt war ihr ganz ähnliches passiert.
Milan, dem die olle Lefke schon immer etwas zu steif war, schluckte seinen Ärger über das verloren gegangene Netz hinunter und wunderte sich über Lefkes Sorge. "In Ordnung, naja, wie man's nimmt, das Netz is wohl futsch. War aber ohnehin schon zigfach geflickt.", mit einem wehleidigen Blick schaute Milan auf das schäumende, kleine Wellen schlagende Naß. "Aber, der Unergründliche möge es mir verzeihen, ich versteh den alten Darpat nicht mehr."
Die gleiche Stimmung erfasste auch sogleich Lefke auf dem anderen Boot, die sich am rotblonden Schopf kratzte. "Wem sagst du das? Seit einiger Zeit macht der ja nur noch was er will. Ich weiß dem Launenhaften gefällt das wohl, aber gute Darpat war doch nie ein solch ungestümer Diener des Tobenden.", rief sie über die Schäumenden Wasser hinweg dem schwarzgrauhaarigen Milan zu.
"Wollen wir's mal nicht beschwören. Aber sogar die Flößer aus Darpatmund, die sich ja sonst immer für ihre Unerschütterlichkeit rühmen klagen schon über den Wellengang, die Schnellen und die plötzlichen tückischen Untiefen des guten Alten." brüllte Milan herüber und ging fast von Bord, als eine schäumende Welle erneut gegen sein Boot stieß. Er fasste sich aber und rief dann: "Wenn das so weiter geht, isses vielleicht auch besser, wenn der alte Efferd mich holt, bei dem mickrigen Fang den ich deshalb immer nach Hause bringe. Das ist ja nicht auszuhalten."
Lefke indes machte Anstalten zurück ans Ufer zu gelangen. "Da bist du nicht der einzige, hete wird das auch nichts mehr, bei dem Geschäume. Wenn ich ein Fisch wäre würde ich mich auch in andere Gefilde zurückziehen. Aber das ist nicht nur hier so, glaub mir. Aber ich mach mich dann mal auf. Das hat keinen Sinn mehr hier."
"Ja, mach das. Ich werd mich auch von Dannen machen, aber der launige Herr da unten bekommt heute kein Opfer von mir dagebracht. Sauer sein kann ich auch." Auch Milan und seine Gehilfin kämpften sich nun entgegen der schäumenden Wasser zurück ans ruhige Südufer, während Lefke das im Norden schon fast erreicht hatte. So ein schlechter Kerl war Milan gar nicht, dachte sie sich.
Autor: Jan
Kloster der Ertrunkenen
Efferd-Kloster St. Liaiella, 30. Rahja 1042 BF:
Es war später Abend, kurz vor der Rahjastunde. Es war finster, einzig ein paar wenige Gwen Petryl-Steine wiesen den Weg in die Fluten des unruhig fließenden Flusses. An dieser Stelle hatten vor wenigen Götterläufen die dämonisch aufgepeitschten Wasser des Darpats die Gaulsfurt und Hunderte von Menschen hinfort gespült. Geblieben waren Untiefen und tückische Stromschnellen. - und die Toten.
An dieser Stelle wurde das Kloster der Ertrunkenen zu St. Liaiella ergründet, um den Ertrunkenen zu Gedenken und über den Fluss zu wachen. Zu Ehren der Toten hatten sich die Bewohner des Klosters zum Jahrestags des furchtbaren Unglücks am Fluss versammelt. Auch auswärtige Gläubige und Geweihte waren gekommen – so auch Jovis. Sylva von Mersingen, die Hüterin von Wind und Wogen des 'Efferd-Tempels zur salzigen Woge' hatte ihren Novizen aus ihrem Heimattempel in Pelkhafen an die ehemalige Gaulsfurt geschickt, um an dem Gedenken an die Ertrunkenen teilzunehmen.
Ernst blickte der Jüngling auf die schäumende Gischt. Die Anwesenden stimmten einen tief dröhnenden, monotonen Singsang an, der wie dichter Nebel über die unruhigen Fluten zu wabern schien. Efferd gefällige drei Gestalten traten bis zur Hüfte in das finstere Wasser, gefolgt von drei Geweihten des Launenhaften. Die drei Geweihten sprachen mit kehliger Stimme im Gleichklang:
"Hunderte von Seelen hat das Unaussprechliche in deine Tiefen gerissen, oh Schäumender, doch du hast ihnen den Zutritt zu deinem Reich verwehrt. Ihre toten Leiber kehrten zu uns zurück, als Mahnung und Auftrag zugleich."
"Nimm in diesen Tagen, wo die Finsternis über das Licht obsiegt, unser Opfer an, auf dass wir die Finsternis überkommen."
"Was heute ertrunken, wird aus den Wassern neu geboren! Was heute ertrunken, wird aus den Wassern neu geboren! Was heute ertrunken, wird aus den Wassern neu geboren!"
Mit einem Ruck, der Jovis zusammen zucken ließ, drückten die drei Geweihten die drei vor ihnen im Wasser stehenden Menschen unter die Wasseroberfläche. Es war, als würde der Fluss noch unruhiger, noch unsteter werden. Die Fluten verschlangen die drei willfähigen Opfer.
Wenig später tauchten die drei nach Atem ringend wieder auf. Das rituelle, symbolische Ertränken im Darpat war vollzogen. Nach den Namenlosen Tagen würde hier das 'Aufholen' ebenso rituell begangen werden.
Die Anwesenden verließen nun allmählich die Ufer des Flusses um in dem kleinen sakralen Gebäude des Launenhaften in stiller Einkehr zu verharren. Jovis hatte ein flaues Gefühl in seiner Magengegend. Schon während des gesamten Rituals hatte er sich nicht wohl gefühlt. Es fühlte sich alles so falsch an.
Ein Plätschern am Flussufer ließ ihn aufhorchen. Es war wohl ein Fisch von den Fluten an Land gespühlt wurde und nun verzweifelt versuchte zurück ins rettende Nass zu gelangen. Als Jovis sich näherte um der armen Kreatur zu helfen, erstarrte er vor Schreck. Der um sein Leben zappelnde Fisch wies merkwürdig verformte Auswüchse auf. Auch hatte er zwei Köpfe, deren Mäuler er hektisch auf und zu riss. Als sich Jovis weiter umsah, erkannte er am Ufer unzählige tote Fische. Einige wiesen ähnliche Verformungen auf wie der zweiköpfige Fisch.
Erschrocken wich der junge Novize zurück. Sein Bauchgefühl hatte ihn nicht getäuscht, diese toten und seltsam verformten Fische waren ein Zeichen, aber für was?
Autor: Bega
Rauschen und Surren
Burg Finsterbinge, Mitte Praios 1043 BF
Talvia stand zusammen mit dem Neuen an den Zinnen der Burg, gelangweilt schauten sie auf den Darpat, der abermals wild schäumte, wie ein tollwütiger Hund. Verstohlen warf sie ihrem Nebenmann einen Blick zu. Er war als Gebrochener hier angelangt, doch schnell hatte er sich hier gefunden unter seines Gleichen. Anfangs hatte man ihm nicht gänzlich vertraut, war er doch der Sohn des früheren Mitglieds ihres Ordens und späteren Verräter an Perricum, Reich und ja letztlich auch den Reshminianern. Doch hatte sich der Neue nicht als Gefahr für die Gemeinschaft entpuppt, sondern wahr tatsächlich in ihr aufgegangen, als hätte er genau dies gebraucht. Er hatte zu einer Stärke gefunden, die man ihm zu Beginn nicht angesehen hatte.
Plötzlich merkte Talvia wie lange sie doch zu ihrem Nachbarn hinüber geschaut hatte, als sich seine Augen plötzlich weiteten und er daraufhin etwas in der Ferne fixierte. Sofort folgte Talvia aufmerksam seinem Blick und blieb am Abendrot der Sonne hängen welches sich auf den nun ruhigeren Wassern des Darpat spiegelte und den diesen rot zu färben schien. Nein, der Darpat war rot verfärbt, oder trügte sie das Bild? Konnte dies sein? So weit sie es ausmachen konnte schien der Fluß von Richtung des Darpatbogens bis mindestens Gaulsfurt rotverfärbt zu haben. Sie hatte von diesen Korgondjüngern gehört, die den Gnitzenkuhler Rothandfelsen für genau ein solches Phänomen anbeteten. Aber über diese Länge? Rot lag er da im Licht der untergehenden Sonne.
"Komm, das müssen wir melden.", sprach der Neue geistesgegenwärtig. Als sie die Treppe hinunter eilten, konnte sie spüren wie das vertraute und einende Summen aus den Katakomben zu einem wilden Surren wurde, wie ein aufgeschreckter Hornissenschwarm, zum Stich bereit.
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Am nächsten Tag - der Spuk des letzten Abends war genau so schnell vergangen wie er gekommen war - und einige hatten Antworten in den Katakomben gesucht. So wie Talvia, das Surren war dort wieder zu einem beruhigenden Summen abgeflaut, doch lag in ihm nun ein neuer Unterton, sehr bestimmend. Auch der Neue hatte dem beigewohnt und hatte anschließend das Gespräch mit der Bundesherrin gesucht.
Talvia kam gerade wieder aus den Katakomben, als sie ein Gespräch zwischen einem der anrainenden Bauern und einem der ihren mitbekam, der Bauer klagte über seit Gestern verschwundenes Vieh. Konnte es möglich sein?
Autor: Jan
Ein Bericht über den Fluß
An Ihre Edelgeboren Yanda von Gerben, Wächterin vom Darpat, Kommandantin der Sonderflotille Flußwacht,
Flottillenkapitäninnen, Brückenwacht und Anreinerorte melden zu überprüfende Vorkommnisse am Darpat. // Schäumende Wasser, unberechenbarer Wellengang, plötzliche Untiefen, aufziehende Nebelbänke, Einbruch des Fischvorkommens, einhergehend mit Fischsterben und widernatürlicher -deformierung, Beobachtungen von "blutrotem" Fluß und Viehverlusten in steigender Zahl. // Zuletzt Vermisstenmeldung des Fischers Milan Netwarfer aus der nähe des Martktes Gaulsfurt - Zusammenhang unklar. // Diese Widrigkeiten bedingen erneuten Anstieg von Schmuggleraktivitäten. // Empfehle temporäre, stärkere Patrouillierung und Übersendung der "Wolfsjäger" gen Wasserburg. // Außerdem Überprüfung der genannten Vorkommnisse im Zusammenhang mit Geschehnissen aus dem Jahr 1034 BF - Ungeheuer am Darpat, sowie gesonderte Vorsichtsmaßnahmen für anstehendes Lichterfest in Perricum-Stadt. // Hier könnte die "Wolfsjäger" - ohnehin als Paradeschiff vorgesehen - erneut Patrouille von Wasserburg bis zum Lichterfest in Reichsstadt abhalten.
Erwarte genaue Anordnungen.
Dara von Hardenstatt, Kommandantin des Sonderflottillenstützpunktes Wasserburg, gegeben am 05. Rondra 1043 BF in Wasserburg
Autor: Jan
Die Wolfsjäger
[Die neue Flußgaleere Wolfsjäger wird nach Wasserburg überführt.]
"Bedingen oder werden bedingt?", Yanda fasste ich an die Stirn als sie die Gerüchte die sie am gestirgen Tag gehört hatte nun auch durch ihre Kommandantin betätigt sah.
Sie erinnerte sich noch vage an die Geschehnisse um das Ungeheuer vom Darpat, bei dem es damals mit ganz ähnlichen Meldungen los ging.
Am Ende war es allerdings nur ein ganz profanes Ungeheuer. Wie so oft haben sich dort mal wieder die Schmuggler
aufgespielt, weshalb Ihr die Meldungen über die jüngsten Vorfälle jetzt wieder einmal tiefe Furchen in die Stirn meißelten.
An die Kapitänin Dara von Hardenstatt, Kommandantin des Sonderflottillenstützpunkts Wasserburg, gegeben am 06. Rondra 1043BF
Ich werde von der Reichstadt aus Recherche über die gemeldeten Vorkommnisse betreiben.// Weiterhin fordere ich detaillierte Berichte was, wann, wie, wo von Bevölkerung oder Patrouillen gemeldet wurde. Karte mit Verortung besonderen Vorkommnisse wird erstellt. Insbesondere muss hier der Entführung des Fischers nachgegangen erden. Hierzu erwarte ich einen gesonderten Bericht, da dieser zu einem Schmugglernest übergelaufen sein könnte.// Wolfsjäger wird zur Abreise vorbereitet und mit zusätzlicher Besatzung am 08. Rondra gen Wasserburg verlegt. Dazu 6 Stuben für Besatzung vorbereiten.// Außerdem in der Zeit zum Lichterfest sofortige Umstellung des Lehrplans auf "Patrouille mit der Flußgaleere".// Dann zum Lichterfest Patrouille zurück in die Reichstadt mit derzeitigem Lehrgang aus der Flottenakademie um Präsenz in der Bevölkerung zu zeigen.
Yanda nickte zufrieden als Sie die Befehle abgeschlossen hatte. Sie hatte im letzten Götterlauf gelernt aus allem etwas Positives zu ziehen. Und Ausbildung an einer so modernen Flußgaleere wäre für die Kadetten sicherlich hilfreich und interessant.
Jetzt musste Sie ich aber erst einmal um ihren Darpat kümmern. Man sagt immer die Efferd-Geweihten hätten ein besonderes Gespür dafür, wenn sich etwas in einem Gewässer anbahnt. Nicht selten wurden Sutrmfluten, niedrige Pegel und schwere Unwetter von ihnen mehr oder weniger genau vorhergesagt. Und sie wusste auch schon genau wen sie hier fragen würde. Denn vielleicht bedarf es hier gar keiner mystischen Götterdiener, sondern nur eines informierten Eingeweihten. Wie gut, dass Ludrian von der Brücke beides war.
Autor: DreiHund
Ein nützlicher Feind
zum Hof des Markgrafen, Schloss Perringrund
Euer Gnaden,
ich habe eine dringend zu bearbeitende Eingabe an den markgräflichen Beauftragten für Gewässer.
Mir ist bewusst, dass unser Verhältnis mehr als angespannt ist, dennoch hoffe ich darauf, dass Ihr diesen Brief als offizielle Eingabe behandelt.
Mich erreichten jüngst beunruhigende Vorkommnisse entlang des Darpats, die mir scheint mit Häufung um das Gebiet des Marktes Gaulsfurt.
Sicher dürften auch Euch diese Geschehnisse nicht verborgen geblieben sein und da ist es nicht weither Parallelen zu den Vorkomminssen um das Ungeheuer vom Darpat zu ziehen, welche Euch sicherlich auch noch gut im Gedächtnis sein dürften.
Ich erbitte hiermit eine ganzheitliche Einsicht in eure Erkenntnisse zu den Ereignissen.
Handelt es ich hierbei um profanes oder mystisches Wirken?
Vielleicht könnt Ihr mit Eurer efferdgegebenen Einsicht sogar erahnen, was der Launenhafte mit diesen Vorfällen am Darpat beabsichtigt und wie er zu besänftigen wäre.
Mit aufrichtigem Interesse verbleibt
Reichsstadt Perricum am 14. Tage der Rondra 1043 BF
Yanda von Gerben
Autor: DreiHund
Im Nebel
Schloss Tikaris, Stadt Wasserburg, 26. Rondra 1043 BF
Die Kommandantin des Wasserburger Stützpunktes stand auf der Darpatbastion und blickte der Flussgaleere Wolfsjäger, welche gen Praios Richtung Perricum fuhr, nach.
In fünf Tagen würde in der Reichsstadt das Lichterfest stattfinden und das Schiff sollte dort die Parade anführen und da bis dahin noch einige Tage vergehen würden konnte Kapitänin von Gaulsfurt und ihre Mannschaft, wie von der Wächterin des Darpat befohlen, die Rückfahrt mit einer ganz praktischen Patrouillenfahrt verbinden und Präsenz zeigen. Das würde den Kadetten, der Flottenakademie, auch gleich noch etwas Praxiserfahrung geben.
Der Anblick der Flussgaleere war beeindruckend. Die gleichmäßigen Bewegungen der Ruder, die zeitgleich in das kühle Nass des Flusses eintauchten, das Wasser durchwühlten und somit das Schiff immer weiter durch die Wellen schoben, hatte fast etwas hypnotisierendes.
Doch dann richtete sich Daras Blick sorgvoll auf die Nebelwand, welche in einiger Entfernung flussabwärts auf die Mannschaft der Wolfsjäger wartete. Der Darpat war in letzter Zeit unberechenbar geworden, Vieh und Mensch verschwand an den Ufern des Flusses spurlos, ihr lagen Berichte vor, in denen verschiedene Zeugen beschworen dass sich der Fluss praioswärts zeitweise rotverfärbt hatte oder teilweise rückwärts gefloßen sein sollte.
Musste man einer dichte Nebelsuppe schon unter normalen Umständen mit Vorsicht und Achtsamkeit begegnen, so war eine solche unter diesen Umständen noch gefährlicher. Eigentlich hätte der Flussegler Natter mit Hauptbootsmann Perainestig die Wolfsjäger begleiten sollen, allerdings wurden sie auf einer ihren Patrouillen firunwärts aufgehalten und würden noch drei Tage brauchen. Solange konnte die Galeere jedoch nicht warten und so entschloss man sich ohne Begleitung aufzubrechen.
Dara griff ihren Kapitänshut, setzte ihn sich auf, wandte sich vom Darpat ab und schritt zurück in das Schloss. Es würde sie nicht weiterbringen sich hier Gedanken zu machen, Miria war eine erfahrene Kapitänin und die Arbeit, die auf Dara in ihrem Büro wartete, würde sich auch nicht allein erledigen.
Miria von Gaulsfurt hatte die Geschwindigkeit verringern lassen. In einem solch dichten Nebel wäre es mehr als fahrlässig gewesen, in voller Geschwindigkeit weiter zu fahren. Nur mit Müh und Not konnte sie von ihrem Standpunkt aus über das Ende der Galeere hinausschauen. Sie hatte Signallaternen anbringen lassen auch wenn es fraglich war ob ein entgegenkommendes Schiff diese rechtzeitig erblicken würde.
Eigentlich wäre sie am liebsten in Ufernähe gefahren und würde dort abwarten bis der Nebel sich verzogen hatte, doch sie hatte die Orientierung verloren und konnte sich nicht sicher sein wo genau sie waren und ob sich das Ufer hier anbot den Nebel auszusitzen.
Die Kapitänin ließ ihren Blick schweifen, ihr Adjutant stand an der Reling und versuchte etwas zu erkennen, der junge Kadett von Darben-Dürsten war gerade an Miria herangetreten und wollte etwas sagen, da bedeute sie ihm zu schweigen, "hört Ihr das, Kadett?", fragte Miria mit gedämpfter Stimme.
Der Kadett lauschte kurz, schüttelte dann aber den Kopf, "nein Frau Kapitänin! Ich höre nichts!", stellte er pflichtbewusst fest. Miria nickte langsam, "das ist es. Nichts. Man hört nichts, rein gar nichts", stellte diese fest.
"Frau Kapitänin! Da seht! Eben ist etwas durch das Wasser geschwommen! Etwas großes!", hörte Miria ihren Adjutanten rufen.
Autor: Vlad
Bunte Lichter von Perricum
Reichsstadt Pericum, 1. Efferd 1043 BF
Es war für ihn schon ein erhabener Anblick, all die vielen Lichter, die den abendlichen Korallengärten erhellten. Unzählige Perricumer und Auswärtige stromerten durch den ausgedehnten Park und am Darpatstieg entlang. Viele trugen kleine Lichter oder Laternen bei sich. Die meisten dieser Laternen zeigten Kreaturen aus Efferds Reich, eine typisch Perricumer Eigenheit, Feuerlaternen in Gestalt von Seegetier, sowas gab's nur hier. Die ganze Stadt schien auf den Beinen, war das Fest der bunten Lichter doch eines der bedeutendsten in der Reichsstadt.
Der junge Novize des Launenhaften schlenderte durch die Gärten und blickte sich interessiert um. Arm und Reich, alle schienen an diesem Feste vereint. So sah er die Ratsherrin Pernilla von Zolipantessa, zusammen mit der Schöffin des Perricumer Stadtrates Vilthina von Rauleu, der Dame der hohen Gesellschaft Charlyn Eorcaïdos von Aimar-Gor und weiteren Patriziern Almosen an die Armen verteilen. Nach den Missernten in den Zacken und den Perrinlanden war der Zulauf besonders groß. Ein jeder wusste, dass diese zur geheimnisumwitterten Gesellschaft vom Pfauen gehörten. Wie auch Reichsvögtin Sarina von Zolipantessa, die nur unweit des Geschehens zusammen mit Alsinthe Barûn-Bari und flankiert von nicht wenigen Stadtgardisten, durch den Park flanierte. Der Pöbel verehrte die Pfauen und ihre Wohltäter und bildete so auch die starke Machtbasis der Reichsvögtin.
Etwas abseits des Geschehens stand Egilmar von Gerben. Der Richter am reichsstädtischen Gerichts und Gemahl von Ratsherrin Vilthina von Rauleu beäugte seinem Sohn Edric wie dieser an seiner Laterne rum hantierte. Begleitet wurden sie von einer Handvoll Bediensteter und Wachen.
Die anwesenden Geweihten der städtischen Tempel beäugten das Treiben der Ratsherrinnen misstrauisch, galt doch das Verhältnis zwischen den Tempeldienern und städtischen Obrigkeit seit dem 'Tag der Schande' mehr als zerrüttet. Der junge Novize hatte den denkwürdigen Tag, als die Hochgeweihten die Reichsstadt verließen, aus der Ferne in Pelkhafen mitbekommen. So ganz durchblickte er das damals Geschehene bis heute nicht.
Sein Weg führte ihn weiter Richtung Darpatstieg, vorbei an der Zackenländer Baronin Serima von Hengefeldt, die, in Begleitung ihrer Hausritter und Knappinnen, in einem Gespräch mit dem perricumer Stadtritter Ardur von Binsböckel vertieft war. Auch andere hohe Herrschaften tummelten sich in den Korallengärten und gaben sich betont mehr oder weniger volksnah, wie die Ratsherrinnen Ginaya von Alxertis und Oleana Silbaran, die sich mit jeweils großer Entourage aus Dienern, Günstlingen und Wachen dem Volk zeigten – und doch darauf bedacht waren diesem nicht allzu nah zu kommen.
Auch Angehörige des Markgrafenhofes waren von dem pittoresken Schloss Perringrund vor den Toren der Reichsstadt, das als Hauptsitz des Hofes diente, nach Perricum gereist. Der Markgräfliche Herold Edelbrecht von Gaulsfurt führte stolzen Schrittes seine Gemahlin, die erste Hofdame des Hofes Ederlinde von Sturmfels aus. Ein Kindermädchen trug deren erstgeborene Tochter Lorinya auf ihrem Arm, sowie eine leuchtende Laterne in Delfinform. Es folgten die herrschaftlichen Knappinnen Pernula von Zolipantessa, Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor und Xanjida von Sanzerforst. Abenteuerlust stand in ihren Gesichtern geschrieben. Es war der erste öffentliche Auftritt von Nedime. Offenbar hatte sich diese von der schwierigen Geburt zum Jahreswechsel erholt.
Mit Verwunderung erblickte der Novize des Efferd den greisen Federico de Vargas. Der nach der unsäglichen Haffax-Invasion zum Ratsherren aufgestiegene Stadtadlige kannte die Korallengärten nur zu gut, gehörten doch nicht wenige der hier 'tätigen' Kurtisanen und Lustknaben zu seiner Kurtisanenschule. Der alte Mann mit der asketischen Gestalt zeigte sich gemeinsam mit dem einflussreichen Gesellschafter Samirion von Palmyr-Donas und – er wagte seinen Augen kaum zu trauen – dessen Gefährten Rahjadan von Cardebas. Letzterer war der Halbbruder des Efferdjüngers, mit dem dieser jedoch schon seit vielen Götterläufen keinen Kontakt mehr pflegte. Mit gesenktem Blick und schnellen Schrittes lief er an den zwielichtigen Männern vorbei. Er wollte vermeiden erkannt zu werden.
Gefühlt die ganze Stadtbevölkerung drängt sich mit Laternen und Lampions am Darpatufer. Das Fest der bunten Lichter steuerte auf seinen Höhepunkt entgegen. Der Novize bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmassen zu einem der Stege. Hier hatten sich Efferdbrüder und die hiesigen Geweihten des Launenhaften versammelt. Auf dem Darpat tummelten sich unzählige kleine Schiffchen, die mit bunten Lichtern bestückt waren und tauchten den Fluss in ein Meer aus Tausenden Lichtern. Hochwürden Efferdan dylli Turakis stand mit ausgebreiteten Armen auf einem flachen Boot. Der Bewahrer von Wind und Wogen der Halle der Gezeiten begann den Efferd-Segen zu sprechen.
Gebannt schaute der Novize auf die vorbei strömenden Fluten des Darpat. An der Oberfläche schäumte die Gischt und ließ die kleinen, beleuchteten Schiffchen wie willkürlich hin und her tanzen. Vorbeischwimmendes Treibholz ließ die schwimmenden Lichter zuweilen bedrohlich wanken. Doch dieses oberflächliche Aufbegehren des Flusses war es nicht was den Jungen interessierte. Es waren die unergründlichen Tiefen die ihn faszinierten und eine ungekannte Ruhe und Unendlichkeit auf ihn ausstrahlten. Es war, als ob der wässrige Blick des Novizen durch die Wasseroberfläche hindurchdrang und in die dunklen Tiefen des Flusses eintauchte. Trotz der Dämmerung konnte er klar in die Tiefen blicken. Fischschwärme schwammen hektisch hin und her. Unzählige, fluoreszierend-leuchtende Quallen riefen den Jungen zum Tanz der Unendlichkeit. Er fühlte sich seltsam berührt und verspürte den inneren Drang in die unergründlichen Tiefen abzutauchen.
Doch mit einem Mal änderte sich der erhabene Tanz der Quallen. Hektisch zogen sie sich in die dunklen Tiefen zurück. Auch die Fischschwärme suchten wie panisch das Weite. Der Geruch von Tank und modrigem Holz kroch in die Nase des jungen Novizen. Die Tiefe des Flusses offenbarte ihm dunkle Schatten, die der Darpat behäbig mit sich trug. Der Junge schärfte seinen Blick um zu erfassen was gerade vor sich ging. Mehr und mehr Schatten bahnten sich ihren Weg flussabwärts. Einer der Schatten schien sich der Wasseroberfläche zu nähern. Mit Schrecken erkannte der Junge die Konturen eines Menschen, doch war der Leib aufgedunsen und absonderlich verformt. Leblose, leere Augen starrten ihn an. Panisch wich der Novize zurück. Nunmehr wieder seine direkte Umgebung wahrnehmend, wurde ihm gewahr, dass sich panische Hektik bei den Besuchern ausbreitete. Als er seinen Blick wieder auf die Wasseroberfläche richtete, sah er wie Wasserleichen und geborstene Schiffsplanken zwischen den Efferd gefälligen Lichtern schwammen. Taumelnd, mit schwindenden Blick ging der Junge zu Boden, während um ihn herum ein Sturm der Panik losbrach.
Autor: Bega
Eine ausnehmend günstige Gelegenheit
Reichsstadt Perricum, 1. Efferd 1043 BF
Fredegard von Hauberach besuchte seit dem Tode ihres Gatten ebenso regelmäßig wie gerne die Bunten Lichter von Perricum. Das ganze religiöse Drumherum war ihr jedoch einerlei und auch der vielerorts fast schon volksfestartige Charakter dieses Festtages berührte sie nicht wirklich. Nein, was die ehemalige Baronin an den Feierlichkeiten faszinierte, war der Umstand, dass sich viele hochrangige Besucher aus Stadt und Provinz hier gewissermaßen ein Stelldichein gaben und sich somit mannigfache Möglichkeiten eröffneten, mit allerlei Leuten ins Gespräch kommen, sie einfach nur beobachten oder im Sinne des Herrn manipulieren zu können. Wissen, das war der Adligen schon lange klar, war letztlich die Währung, auf die es ankam. Geld oder Titel waren zu dessen Erlangung lediglich schmückender Zierrat oder nützliche Vehikel.
Zusammen mit ihrer Ziehtochter Janne und umgeben von vielen anderen Schaulustigen und Gläubigen schlenderte Fredegard zu den Korallengärten, um von dort aus den Höhepunkt des Festes, den vom Hochgeweihten Efferdan dylli Turakis gesprochenen Efferdsegen, zu verfolgen. Um nicht weiter aufzufallen, hatten sich die beiden auch zwei von diesen lächerlichen Laternen besorgt, die nach Ansicht der einstigen Baronin in Kinderhänden weit besser aufgehoben wären als in denen vermeintlich erwachsener Menschen. Zudem hatte es schon etwas belustigendes, ging es ihr durch den Kopf, dass diese Laternen mit Feuer beleuchtet wurden und zugleich Teil eines Festes zugunsten des Meeresgottes waren, der das Feuer angeblich nicht mochte. Was für eine Heuchelei!
Die Adlige war schon jetzt recht zufrieden mit dem Verlauf des Tages. Sie hatte viele Kontakte knüpfen oder pflegen können und - zumeist durch die Augen Jannes, die sich meisterhaft darauf verstand, sich in einer Menge gewissermaßen unsichtbar zu machen - in Erfahrung bringen können, wer von den Mächtigen sich mit wem traf oder eben nicht mehr traf.
Als schließlich das Unheil losbrach, erblickte Fredegard zweierlei: Die Wasserleichen und eine geradezu einmalig günstige Gelegenheit. Eile war nun geboten, um dieses Geschenk des Herrn nicht ungenutzt vorbeiziehen zu lassen.
"Janne, Du wirst mit Deinen Waisen dafür sorgen, dass Gerüchte über das hier Geschehene schnellstmöglich in den übrigen Vierteln die Runde machen; je wilder, desto besser. Grundtenor dabei: Efferd hat seinen Segen von der Stadt genommen. Das dürfte die Stellung seiner Kirche zumindest temporär schwächen. Darüber hinaus-"
"-ist die jetzige Panik eine gute Gelegenheit, Personen, die uns gefährlich werden könnten, möglichst unauffällig zu erledigen, richtig?" setzte die Halbwüchsige mit unbewegter Miene hinzu.
"Richtig," bestätigte Fredegard.
Was für ein kluges Kind Janne doch ist, ging es ihr durch den Kopf, während sie dem Mädchen einen anerkennenden Blick, aus dem echter Mutterstolz sprach und ein warmherziges Lächeln schenkte.
Sichtlich erfreut über dieses Zeichen der Wertschätzung fuhr Janne in einem fast schon beiläufigen Plauderton, mit dem man auch die Erstellung einer Einkaufsliste hätte besprechen können, fort:
"Ich werde mich, natürlich mit der gebotenen Vorsicht, selbst darum kümmern, Frau Fredegard, wobei ich mich auf die beiden derzeit gefährlichsten Feinde unserer Sache konzentrieren werde: Diesen penetranten und allzu pflichtbewussten Weibel der Stadtwache sowie die viel zu neugierige Gänseakoluthin im Waisenhaus."
"Ich sehe schon, Du hast wie immer gut mitgedacht, mein Kind. Ich bin wirklich stolz auf Dich und denke, dass Du es noch weit bringen wirst. Und nun geh'. Ich selbst werde im Heiligtum dem Herrn für diese wunderbaren Gelegenheiten, hier in seinem Sinne wirken zu können, danken ."
"Eine Frage noch, Herrin. Was ist mit Eurem Sohn? Könnte er in seiner hohen Stellung hier in der Stadt nicht ebenfalls nutzbringend eingreifen?"
"Guter Einwurf, Janne. Aber sei unbesorgt. Er wird sich eine solch´ günstige Gelegenheit gewiss ebenso wenig entgehen lassen wie wir."
Oberst Ugdalf von Pandlarilsforst und von Hauberach hielt von dem außergewöhnlichen Trubel in der Stadt während der Festlichkeiten genauso wenig wie seine Mutter und nutzte die Zeit, um stattdessen in relativer Ruhe bei einem guten Glas Wein die nächsten Manöver seiner Truppe vorzubereiten. Ein energisches Klopfen an der Tür zu seinem Arbeitszimmer entlarvte die zuvor genossene Ruhe jedoch als einen flüchtigen Moment.
"Was ist denn?! Ich hatte doch gesagt, dass ich nicht gestört werden möchte!", blaffte er den Störenfried durch die geschlossene Tür an.
"Es ist dringend. In der Stadt ist ein Tumult ausgebrochen!", kam es postwendend zurück.
"Was denn für ein Tumult? Eintreten!"
Die Trossmeisterin des Regiments, Deirdre von Methuen, tat wie ihr geheißen, nahm Haltung an und meldete:
"Beim Efferdsegen im Rahmen der Bunten Lichter soll es wohl zu seltsamen Vorkommnissen, man redet von plötzlich aufgetauchten Wasserleichen, gekommen sein, die eine Panik bei den Anwesenden auslösten. Sollen wir einen Trupp Soldaten zusammenstellen, um bei der Wiederherstellung der Ordnung zu helfen?"
"Ganz bestimmt nicht.", knurrte Ugdalf. "Falls es Euch entgangen ist, Leutnantin, sind die Wappenröcke unseres Regiments seit der Landung Haffax´ in der Stadt nicht mehr allzu gern gesehen, um es mal höflich zu formulieren. Wenn die Lage wirklich außer Kontrolle geraten sollte, wird der Stadtrat sicherlich ein formelles Hilfeersuchen an mich richten, welches ich dann natürlich wohlwollend prüfen werde." Ein fast schon spitzbübisches Lächeln umspielte für einen Moment des Obersten Lippen. "Ansonsten sollen sie zusammen mit ihrer Stadtwache gefälligst selbst die Kastanien aus dem Feuer holen. Ist ja schließlich ihre Stadt, wie sie nicht müde werden, zu betonen. Um es kurz zu machen, Leutnantin: Weitermachen mit dem befohlenen Tagesdienst. Und keine weiteren Störungen mehr, verstanden?"
Fredegard hatte sich in den Tempel des wahren Götterfürsten zurückgezogen; erst zum Gebet, dann zur inneren Einkehr, um abseits der Straßen Perricums Ruhe und Erleuchtung zu finden. In der Zwischenzeit war Janne zurückgekehrt und machte sich ihrer Ziehmutter gegenüber mit einem Räuspern bemerkbar. Diese streckte sich kurz und blickte dann das Mädchen fragend an.
"Es ist alles erledigt, auch die Gerüchte betreffend, Frau Fredegard. Und im Darpat schwimmen nun zwei Wasserleichen mehr."
"Ausgezeichnet." Die Adlige erhob sich und fuhr ihrer Ziehtochter durch die langen blonden Haare.
"Gab es Komplikationen?"
"Nein, die Hilfsbereitschaft und Naivität dieser Schwachköpfe machten es mir leicht, sie von ihrer Existenz zu befreien." Jannes Haltung und Mimik veränderten sich abrupt, als sie sich in ein verängstigtes Mädchen verwandelte, dem Tränen über das zarte Gesicht liefen.
"Bitte helft mir Herrin, mein kleiner Bruder, er liegt dort hinten am Darpatufer und rührt sich nicht. Bitte, in der Götter Namen, helft!", fuhr sie mit sich vor Panik fast überschlagender Stimme fort.
Die ehemalige Baronin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Janne, an Dir ist wirklich eine großartige Schauspielerin verloren gegangen."
"Dann habe ich ihnen die Kehlen aufgeschlitzt, sie ausgezogen und ihre Kadaver in den Fluss geworfen, bevor ich ihre Kleidung beseitigte", schloss die Halbwüchsige lakonisch, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.
"Ich kann unserem Herrn nicht oft genug dafür danken, dass er unsere Wege sich hat kreuzen lassen. Ich bin so stolz auf Dich, meine Tochter."
In einer für Janne gänzlich untypischen Reaktion umarmte sie die ältere Frau spontan und schaute ihr freudestrahlend ins Gesicht.
"Und ich bin so froh, Dich zu haben und für Dich da sein zu können - Mutter."
Autor: Wallbrord
Flackernde Lichter
Reichsstadt Perricum, 1. Efferd 1043 BF
Erschrocken blickte sich Pernula um, blanke Panik hatte die Menschenmenge erfasst. Doch sie konnte den Grund dafür nicht erkennen. Hilfesuchend blickte sie zu Nedime und Xanjida, in deren Augen sich ebenfalls das kalte Entsetzen widerspiegelte. Vor wenigen Augenblicken noch schlenderten Eltern mit ihren Kindern am Ufer des Darpat entlang oder stromerten durch die Korallengärten. Doch die friedliche Ausgelassenheit wich einer von Panik losgetretenen Welle von Menschenleibern, die nun über die Stadt schwappte.
Viel hatten die drei Knappinnen des Markgrafen nicht mitbekommen, da sie nicht, wie viele andere Schaulustige zum Darpathafen gezogen waren, um der Segnung des Efferd-Hochgeweihten beizuwohnen, sondern in den Korallengärten verblieben waren. Die drei jungen Frauen waren dem launenhaften Efferd weit weniger verbunden als viele Perricumer. Wie ein unbändiger Fluss der sich mit Gewalt seinen Weg ins Tal suchte, strömten die Menschenmassen in den Park. Was war geschehen?
Ein Stimmengewirr aus Hundert Kehlen sprach mal mit zittriger, mal mit panischer, mal mit fester Stimme von den grauenhaften Ereignissen am Darpat. Es war von unzähligen Wasserleichen die Rede, von übelriechenden Gestank, vom Frevel an den Herrn Efferd. Nicht wenige fürchteten einen Angriff eines dieser grauenerregenden Dämonenarchen. Nach der Haffaxschen Invasion vor nicht all zu langer Zeit saß die Angst noch tief in der Stadtbevölkerung.
Nedime musterte ihre Umgebung. Sie versuchte sich einen Überblick zu verschaffen und dabei das Schreien der panisch Fliehenden und das Weinen der zurückgelassenen oder verloren gegangenen Kinder auszublenden.
„Wo ist die Sturmfels? Wo die Kinderfrau von dem Mädchen?“
„Ich weiß es nicht!“, entgegnete Xanjida, „sie waren direkt vor uns.“
„Da ist Richter Gerben, aber der kleine Edric ist nicht bei ihm.“ Pernulas Stimme bebte zunehmend.
„Die vielen schreienden Kinder … wir müssen was tun!“, beschwor Xanjida.
„Wir können nicht allen helfen, Xanida“, entgegnete Nedime.
„Der Pöbel braucht uns nicht zu kümmern, unsereins ist uns am nächsten!“ Offenkundig hatte sich Pernula schnell wieder gefunden.
„Gut, Sturmfels oder Rauleu?“ Nedime blickte ihre beiden Gefährtinnen eindringlich an.
„Wie meinst du das?“, wollte Xanjida wissen.
„Wir können nicht nach beiden suchen!“
„Ganz klar Rauleu natürlich!“, entschied Pernula eindringlich, „Der kleine Edric ist ein Verwandter meines Gemahls. Außerdem sind die Rauleus unseren Familien sehr wohlgesonnen, was man von der biestigen Sturmfels nicht behaupten kann.“
Die Drei schauten sich kurz an und nickten. Sie liefen zu Egilmar von Gerben und redeten auf ihn ein. Er wusste nicht wo sein Sohn abgeblieben war. Unverzüglich machten sich die Knappinnen des Markgrafen auf die Suche.
In den Korallengärten herrschten chaotische Zustände. Die Söldner der Patrizier und Stadtadligen hatten ihre Mühe ihre Herren vor den angeschwemmten Massen des Pöbels zu schützen, denn, wenn auch viele einfach nur ihr Überleben im Blick hatten, nutze so manch einer die unübersichtlichen Verhältnisse auch um sich zu bereichern. Dort, wo noch vor wenigen Augenblicken die Pfauen Almosen verteilten, versuchte nun die Stadtgarde für Ordnung zu sorgen. Von der Reichsvögtin und ihrer Entourage war nichts zu sehen. Sicherlich wurden sie auf geheimen Wegen schnell in Sicherheit gebracht.
Xanjida bemerkte als erste wie ein zappelnder und schreiender Junge von einem Mann grob festgehalten wurde, während zwei weitere um ihn herum standen.
„Seht, dort drüben, ist er das nicht?“ Xanjida zeigte in Richtung des Jungen.
„Ja, das ist er, los!“, entgegnete Pernula bestimmt.
Die jungen Frauen liefen zu den drei Männern.
„Ist der Junge nicht eine Nummer zu klein für euch?“ Nedime baute sich vor den Halunken auf. Ihre schwarze Lederkleidung umspielte ihre weiblichen Züge. Ihr langes, schwarzes Haar trug sie offen.
„Ja, sucht euch lieber Spielgefährten in eurem Kaliber!“, pflichtete Pernula zischend bei. Ihr drahtiger Körper nahm eine abwehrende Haltung ein.
Dröhnendes Lachen schallte den Mädchen entgegen, während einer der drei Männer ein Messer zückte.
„Was für drei Püppchen haben wir denn da? Hat eurer Kindermädchen euch aus eurem Puppenhaus raus gelassen? Trollt euch, wir haben hier Geschäfte zu erledigen! Der Mann mit vernarbten Gesicht spuckte angewidert auf den Boden.
„Zu euren Geschäften zählt es also kleine Kinder zu entführen? Wie erbärmlich!“ Xanjidas dunkelbraune Augen funkelten den Mann an.
„Ich bin kein kleiner Junge!“, schrie der sich in den Armen des zweiten Halunken windende Edric noch bevor eine grobe Pranke ihn zum Schweigen brachte.
„So Püppchen, zieht leine oder wir versohlen euch eure gepuderten Ärsche!“ Das Narbengesicht schritt mit gezogenem Messer auf Xanjida zu, die vor Unbehagen schluckte.
Blitzschnelle Bewegungen, ein sauberer Schnitt durch die Kehle, spritzendes Blut, ein leblos zu Boden fallender Körper. Entsetzen lag im blutverschmierten Gesicht der jungen Knappin, während Pernula ihren Dolch wieder senkte.
„Keiner nennt uns Püppchen, keiner bedroht uns oder unsere Familie!“ Die Stimme der Zolipantessa wirkte bedrohlich.
Noch während Pernula sprach, war Nedime zu Edric und seinem Peiniger geeilt und hatte diesen mit wenigen beherzten Griffen aus dessen Umklammerung befreit.
„Jetzt seid ihr beiden dran!“ Pernula machte eine herausfordernde Handbewegung, doch die beiden Männer zogen es vor eilig zu verschwinden.
„Geht es dir gut?“, fragte Nedime besorgt den kleinen Edric.
„Ja!“, murmelte dieser, „aber ich bin kein kleiner Junge mehr.“
„Nein, das bist du nicht“, ein Lächeln huschte über Nedimes Gesicht, „du warst sehr tapfer!“
„Komm mit, tapferer Junge aus dem Hause Rauleu, wir bringen dich jetzt zu deinem Vater.“
Noch während sich Xanjida das Blut aus dem Gesicht wischte, flüsterte sie zu ihren beiden Gefährtinnen: „Ob die Entführung wohl von langer Hand geplant war, oder nur purer Zufall?“
„Das ist eine gute Frage!“, entgegnete Nedime und auch Pernula nickte zustimmend.
Autor: Bega
Heroldartikel: Die Bunten Lichter von Perricum sind erloschen
Angeschwemmte Wasserleichen überschatten das Efferd gefällige Fest in der Reichsstadt
Ein Bericht von Salman Alferan für die Perricumer Postille
Reichsstadt Perricum: Gar Schreckliches ereignete sich während die Bürger der Reichsstadt und viele Zugereiste das allseits beliebte und Efferd gefällige Fest der 'Bunten Lichter von Perricum' begingen. Die ganze Stadt war auf den Beinen und zog feierlich mit Laternen und Lampions durch die Korallengärten und den Darpatstieg entlang. Den Tag über wurden efferdgefällige Wettkämpfe wie Wasserstaken, Bootsrennen und Wettschwimmen veranstaltet. Einer der Höhepunkte war eine große Schiffsparade zur zweiten Efferdstunde.
Als am Abend die Schaulustigen mit ihren bunten Laternen zum Darpatstieg drangen um dem Höhepunkt des Festes beizuwohnen, geschah das Unaussprechliche. Gerade als der Bewahrer von Wind und Wogen Efferdan dylli Turakis den Efferd-Segen sprach, tauchten zwischen den unzähligen Lichtern, die auf den Darpat schwammen, Dutzende Wasserleichen auf, deren leblose Körper schrecklich aufgedunsen und seltsam verformt den Fluss hinab trieben. Auch wurden mehrere zerborstene Schiffsplanken erspäht.
Während die Lichter auf dem Fluss erloschen, breitete sich unter den Besuchern Panik aus. Ein Jeder versuchte den Flusshafen so schnell wie möglich zu verlassen. Wie es von Seiten der Stadtgarde hieß, wurden dabei nicht wenige Menschen schwer verletzt oder gar totgetrampelt, wie die ehrenwerte Markgräfliche Zuchtmeisterin Teranda von Pelkerstein oder die Hauptfrau des VII. Banners des Perricumer Eliteregiments Calira von Binsböckel. Reichsvögtin Sarina von Zolipantessa ordnete umgehend eine Untersuchung der Ereignisse an. Gerüchten zufolge, wonach es sich bei den Wasserleichen um die Mannschaft der neu in Dienst gestellten und kürzlich verschollenen Flussgaleere 'Wolfsjäger' handeln könnte, konnte die Reichsvögtin nicht bestätigen. Die 'Wolfsjäger' sollte eigentlich als Paradeschiff der Flotte an der Schiffsparade teilnehmen, kam jedoch nie in der Reichsstadt an. Laut gut informierten Kreisen soll die Zolipantessa die Wächterin vom Darpat und Kommandantin der Sonderflottille Flußwacht Yanda von Gerben umgehend ins Alcazaba Zolipantessa einbestellt haben.
Von der Halle der Gezeiten war bis Drucklegung noch keine Stellungnahme zu den furchtbaren Ereignissen zu bekommen.
Autor: Bega
Die Wächterin muss sich rechtfertigen
Alcazaba Zolipantessa, Reichsstadt Perricum, 2. Efferd 1043 BF:
Als die Wächterin vom Darpat von zwei Wachen gedeckt in den Alcazaba Zolipantessa verschwand, hörte sie noch die Rufe einiger aufgebrachter Bürgerinnen und Bürger. Am schlimmsten war es, wenn sie ein Mitglied der Familien traf, die auf dem Fluss eines ihrer Kinder verloren hatten. Genau deshalb vermied sie es in letzter Zeit in ihrer Kommandeursuniform durch die Straßen Perricums zu gehen, aber die Einladung der Reichsvögtin in den Sitzungspalast verbat selbstredend einen informellen Kleidungsstil. Hoffentlich würde ihr wenigstens hier ein weiteres unangenehmes Treffen mit ihrem Vater erspart bleiben.
In der großen Eingangshalle wurde Yanda von Amalia von Palmyr-Donas, der Leiterin der Schreibstube, persönlich in Empfang genommen. Eine Ehre, die nicht jedem zuteil wurde, wie sie wusste. Die hagere alte Dame mit dem ausdruckslosen Gesicht ließ Yandas Bedeckung mit schriller Stimme wissen hier in der Halle zu verharren und begleitete die Wächterin vom Darpat dann zu den Amtsräumen der Reichsvögtin.
Yanda war hier bereits einige Male gewesen und kannte daher den Weg sehr gut. Durch den offenen Porticus vorbei an der Vielzahl fein gearbeiteten, verzierten Säulen, dann Abbiegen zum großen Raum mit der Prunktreppe aus poliertem Granit. Yanda vermied es die Gemälde anzusehen, für sie hatten diese auf Leinwand gebannten Abbilder von lange Verstorbenen immer etwas Unheimliches. Vermutlich lag es an den toten Augen.
Oben angekommen hielt sie inne und merkte das erste Mal, dass ihr Atem beunruhigend schnell ging. Sie hechelte fast, dabei waren es kaum 50 Stufen bis in den zweiten Stock. Die letzte Tage hatten ihr schwer zugesetzt. Hatte sie heute eigentlich schon etwas gegessen? Unwichtig. Der Ratssaal war gleich am Ende des Fresken geschmückten Gangs.
Laut hörte sie ihr gewohnte strammes Klopfen an der dunklen Kastanienholztür im anscheinend leeren Raum dahinter Nachhallen.
„Herein!“
Nicht lauter als unbedingt nötig ertönte die Stimme von der anderen Seite.
Als wurde sie vom Klang der leicht näselnden Stimme daran erinnert, was sie gleich erwartet, massierte Yanda noch kurz mit zwei Fingern ihr Nasenbein, bevor sie sich über die Uniform strich und die Tür öffnete. In dem mit lackiertem Holz getäfelten Raum saßen zwei Personen am Kopfende des langen Tischs. Eine etwas absurde Szenerie, dachte sich Yanda, während sich die Palmyr-Donas mit einem Nicken zurückzog.
„Kommandeurin Gerben, ich will keine großen Umschweife an den Tag legen, dafür ist die Situation zu ernst.“ Der bekannt überhebliche Blick von Reichsvögtin Sarina von Zolipantessa streifte Yanda und fixierte sie.
„Ihr seid angetreten, um für die Sicherheit auf dem Darpat zu sorgen, der für die Reichsstadt offenkundig große Bedeutung hat.“ Nun erhob die neben der Reichsvögtin sitzende Ratsherrin Alsinthe Barûn-Bari das Wort. „Doch seid Ihr Eurer Aufgabe nur ungenügend nachgekommen, wie der Stadtrat feststellen musste.“
„Besorgniserregende Vorkommnisse, das Verschwinden eures neuen Paradeschiffs, die grauenhaften Ereignisse beim Lichterfest. Gerben, wie konnte es dazu kommen?“ Funkelnd blaue Augen bohrten sich in Yanda, der noch immer keiner der Stühle zum Platznehmen angeboten wurde.
„Geehrte Ratsherrin, auch mich haben die Ereignisse in den letzten Wochen stark umtrieben. Zuerst ging ich von einer ähnlichen Aktion der Schmuggler aus, wie diese bereits vor einigen Götterläufen entlang des Darpats stattfand. Also ließ ich die Patrouillen und die Mannschaft in Wasserburg aufstocken um der Situation Frau zu werden. Der Verlust der Wolfsjäger ist also vielmehr das Resultat unseres unaufhörlichen Bemühens den Ursprung der Geschehnisse zu finden, also das Resultat unserer Untätigkeit. Und ich muss gestehen ich habe anfangs die Bedrohungslage falsch eingeschätzt. Nicht einmal während der dreizehnmal verfluchten Haffax-Invasion kamen die Schiffe der Sonderflottille in so kleinen Stücken den Darpat herunter getrieben.“
Yanda hatte im Laufe ihres Monologes immer mehr an Selbstsicherheit gewonnen. Das war auch nicht verwunderlich. Sie hatte sich den ganzen Vormittag genau auf diese Vorwürfe vorbereitet.
„Das sind keine besorgniserregenden Vorkommnisse mehr. Das ist Krieg.“
Die Reichsvögtin hört den Ausführungen der Wächterin vom Darpat regungslos zu. Hin und wieder zuckte jedoch eine Augenbraue nach oben. Doch sie schwieg. Ein so unverblümtes Schuldeingeständnis die Lage unterschätzt zu haben, hatte sie nicht erwartet; vielmehr ein herum lavieren und Schuld wegschieben. Die Aufrichtigkeit Yandas gefiel ihr. So was fand man in der Reichsstadt selten.
Es war an Ratsherrin Barûn-Bari mit ihrem gefürchtet bissigen Unterton wieder das Wort an Yanda zu richten.
„Wenn wir uns, wie Ihr sagtet, im Krieg befinden, wer ist dann unser Feind?“
Jetzt kam die selbstsichere Kommandeurin das erste Mal ins Stocken. Sie war sich nicht sicher ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass ihre beiden Gegenüber ihre Erklärungsversuche einfach so hinnahmen.
„Nun.. das versuche ich bereits seit Längerem herauszufinden. Ich kann auf jeden Fall die Schmugglerbanden ausschließen, die das letzte Mal für diese Vorkommnisse verantwortlich waren. Ich habe mir außerdem die gesamten Auslieferungslisten für Schiffsrotzen und Hornissen der letzten Götterläufe geben lassen und alle wurden in der Perlenmeerflotte selbst verwendet um die desaströs verfallene Sollstärke wiederherzustellen. Es gibt also keine Flotte und kein Schiff in der Umgebung von Perricum, das es mit profanen Waffen mit unserer schwer gerüsteten Flussgaleere hätte aufnehmen können.“
Sie legte eine bedeutungsschwangere Pause ein um der Reichsvögtin die Möglichkeit zu geben, den logischen Schluss aus dieser Aussage selbst zu ziehen. Diese Pause nutzte sie um mit kurzen Schritten an den nächsten freien Stuhl heranzuschreiten. Es war jetzt unmissverständlich, dass sie sich gerne setzen wollte, doch die Etikette verbat dies ohne Aufforderung zu tun und daran hielt sich die Kapitänin.
„Wenn es nicht die Schmuggler waren, wie Ihr behauptet und auch kein profaner Angriff einer anderen Seemacht.“ Wieder war es die schneidende Stimme der Barûn-Bari, die durch die Ratskammer hallte. „Wollt Ihr uns dann also weis machen, eine wie auch immer geartete Wesenheit würde den Darpat unsicher machen und Ihr lasst Euch von dieser vorführen? Denn, offenkundig, seit Ihr nicht Eurer Berufung nachgekommen, die … .“ Eine Handbewegung der Reichsvögtin ließ die Ratsherrin verstummen.
Unerträglich lange blickte die Zolipantessa die nun neben dem Stuhl stehende Wächterin vom Darpat an. Ihr Blick schien Yanda zu durchbohren, während ihre Gesichtszüge regungslos blieben.
„Setzt Euch, Gerben!“ Die Stimme der Reichsvögtin klang eigentlich zu freundlich. „Das ist es doch, was Ihr wollt, nicht wahr? Mit uns an einem Tisch sitzen.“ Ein aufforderndes Lächeln umspielte die Lippen der Zolipantessa.
„Vielen Dank, Reichsvögtin.“
Mit lautem Knarzen zog sie den Stuhl heraus und setzte sich schräg gegenüber ihrer beiden Gesprächspartner. Jetzt fühlte sie sich das erste Mal nicht wie eine junge Kadettin, die von ihren Vorgesetzten getadelt wurde. In ihrem Bauch kribbelte es, als sie zu Zolipantessa aufsah und zu sprechen begann.
„Nun, wenn man an einem Tisch sitzt lässt sich oft leichter Diskutieren und eine Lösung finden. Ihr habt meine eigenen Vermutungen bereits ganz richtig ausgesprochen, verehrte Rastherrin. Irgendeine Wesenheit, die ich in meinen langen Jahren auf dem Darpat noch nicht zu sehen bekommen habe, hat mich eines meiner besten Schiffe und eine Menge guter Frauen und Männer gekostet, die ich um jeden Preis und Auge um Auge rächen will. Dazu muss ich aber zuerst wissen womit ich es zu tun habe und wessen Unterstützung ich bei der Tilgung des Problems anfordern muss. Und dazu brauche ich Euren umsichtigen und weisen Ratschlag. Um als bewaffneter Arm der Markgrafschaft nicht gegen den Willen des ehrenwerten Markgrafen oder dem der Reichsvögtin zu arbeiten, würde ich gerne wissen wen ich zur Untersuchung und schlussendlich auch Bekämpfung dieses zweifelsohne widernatürlichen Dings hinzuziehen sollte. Die Efferd-Kirche, den Ordo defensoris Lecturia oder gar die Halle der Austreibung?“
Gespannt blickte sie ausschließlich Zolipantessa an. Die Kommandeurin fühlte sich der Ratsherrin nur zweitrangig verpflichtet. Und sie musste gestehen, sie erlag bereits nach diesem kurzen Gespräch etwas deren Art.
Ein vielsagendes Lächeln umspielte die Lippen der Reichsvögtin. Offenbar gefiel ihr was sie hörte, oder gefiel ihr vielmehr was sie sah? Mit ungewöhnlich sanfter Stimme, frei von der sonst üblichen Überheblichkeit und Arroganz, fuhr sie fort – ohne dabei ihren Blick von Yanda zu wenden.
„Der Markgraf weilt in der Ferne und sein Hof besteht hauptsächlich aus stümperhaften Tölpeln, oder sehe ich das falsch?
Eine arkane Untersuchung der Ereignisse hingegen erscheint mir als weise, da habe ich keinen Zweifel. Die Kirche des Launenhaften wird an einer Klärung ebenfalls großes Interesse haben. Nun, sie muss, denn das Fest der bunten Lichter ist das größte und bedeutendste Fest der Reichsstadt und wird hier ebenso hoch gehalten wie der Herr Efferd. Ich will mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn beide in der Gunst der braven Bürger der Reichsstadt sinken würden.“
Beim letzten Satz wurde die Stimme der Reichsvögtin wieder etwas schärfer, nur um sogleich wieder zu entspannen.
„Ich halte Euch für eine fähige Frau, Gerben! Ihr allein habt das Zeug und das Vorrecht diese Untersuchung zu leiten! Meine Unterstützung soll Euch dabei gewiss sein.“
Yanda wurde rot. Nicht aus Verlegenheit, sondern weil sie von den letzten Worten so emotional gerührt war. Die letzten Wochen und vor allem Tage war sie mit so heftiger Kritik konfrontiert worden, sowohl von außen als auch von sich selbst, dass es gut tat zu hören, dass jemand an sie glaubte. War es auch früher eine ihrer besten Eigenschaften, hatte sie in letzter Zeit das Vertrauen auf ihre Fähigkeiten verlernt zu haben. Doch die Reichsvögtin gab der Kommandeurin neuen Mut und dafür war sie der vollendeten Edeldame sehr dankbar.
„Ich danke Euch für Euer Vertrauen und werde Euch sicher nicht enttäuschen, Exzellenz. Noch heute veranlasse ich die Untersuchungen unter Einbeziehung der heiligen Efferd-Kirche, sowie den Grauen Stäben. Sobald die Ergebnisse von dort eintreffen beginne ich mit den Vorbereitungen zur Säuberung der Darpats.“
Yanda erhob sich knarzend aus dem fein gearbeiteten Holzstuhl. Während der ernste Blick der Ratsherrin Barun-Bari unverhohlene Abneigung widerspiegelte, wusste Yanda den Blick der gutaussehenden Edeldame nicht zu deuten. Vor allem wegen ihrer geröteten Wangen wich sie nach kurzem Kontakt dem Blick der tiefblauen Augen der Schwarzhaarigen aus. Sie blickte an ihrer tadellosen weiß-blauen Uniform hinab und nestelte kurz an den goldenen Knöpfen herum.
„Verehrte Ratsherrin, Eure Exzellenz. Falls dies alles ist, gehe ich direkt an die Arbeit.“
„Das könnt Ihr, Gerben. Ich gehe davon aus von Euch stets über den aktuellen Stand der Untersuchungen auf den Laufenden gehalten zu werden! Enttäuscht das in Euch gesetzte Vertrauen nicht. Mögen die Götter auch vergeben, ich tue es nicht!“
Die Reichsvögtin legte bei den Worten ihren Kopf leicht zur Seite.
„Kapitänin Gerben, melde mich ab.“
Das Zusammenschlagen der Hacken in den polierten Stiefeln hallte durch den Ratssaal.
Autoren: Bega & Dreihund
Am markgräflichen Hof I.
Schloss Perringrund, 3. Efferd 1043 BF
Der Festsaal des markgräflichen Schlosses Perringrund war festlich geschmückt. Neben dem verwaisten Thron stand Seneschall Zordan von Rabicum, der trotz seines fortgeschrittenen Alters eine Würde und Erhabenheit ausstrahlte, die seines gleichen suchte. Fast dreißig Götterläufe stand er dem Hof schon als Seneschall vor. Dreißig Götterläufe, die viele Veränderungen mit sich brachten, aber er war die Konstante, der Fels in der Brandung. Auch wenn er stets im Namen des Markgrafen sprach und handelte, so hatte er seinem Amt eindeutig seinen persönlichen Stempel aufgedrückt. Er hatte seine Familie in vorher nicht gekannte Höhen gehoben, sie von perrinlander Niederadel in den zackenlander Hochadel geführt. Die Loyalität zum Markgrafen war buchstäblich und unverbrüchlich, und darauf konnte sich Rondrigan Paligan auch verlassen und überließ viele Entscheidungen seinem treuen Seneschall. Doch er war nicht mehr der Jüngste. Mit seiner Ernennung zum Baron von Bergthann hatte er den Gipfel des zu Erreichenden erklommen – und gleichzeitig die Neider auf den Plan gerufen, die nun mit den Hufen zu scharren begannen. Nun ging es um sein Vermächtnis, denn er plante in Generationen. Sein Enkel und Erbe Welferich war ein ungestümer und zorniger Mann. Als einer der Lichtgestalten der Raulschen Liga war er brauchbar, nicht jedoch für die große Politik. Rukus, der letzte noch lebende Sohn Zordans, war ein perricumer Ritter wie er im Buche stand. Doch fehlte es ihm an Rücksichtslosigkeit und Abgebrühtheit die es auf dem politischen Parkett zuweilen brauchte. In Rukus Tochter Geldana sah er großes Potenzial ihm einmal auf der großen politischen Bühne zu folgen. Doch mussten ihr noch einige Flausen ausgetrieben werden. Als Vögtin von Bergthann konnte sie sich in seinen Augen nun als würdig erweisen, oder aber im Staub der Geschichte vergehen. Seine Hauptaugenmerk und große Hoffnung war sein Urenkel Rondrigan. Die ihm verbleibenden Lebensjahre würde er nutzen um den gerade mal 14 Sommer zählenden Jüngling nach seinem Vorbild zu formen.
Es war der 3. Efferd, der 'Tag der heiligen Kvorvina vom Berge' nach dem neuen korgonder Festritus. Zordan hatte das heutige Ereignis ganz bewusst auf diesen geschichtsträchtigen Tag gelegt. An diesem Tage vor drei Götterläufen offenbarte sich das korgonder Feuerzeichen im Wall und wies den Weg zum heiligen Altar der großgaretischen Lande. Die großgaretischen Rittertugenden korgonder Prägung erfreuten sich auch in Perricum immer größerer Beliebtheit. Die feierliche Erhebung eines Pagen in den Stand eines Knappen war ein würdiges Ereignis für diese feierlichen Ehrentag. Besonders, wenn es sich um den werdenden Knappen um Zordans Urenkel Rondrigan handelte.
Ehrfürchtig kniete der Junge mit demütig gesenktem Kopf vor dem Markgrafenthron. Wenige Schritte vom Seneschall entfernt versammelten sich die anderen einflussreichen Höflinge, wie die Landrichterin Perrica von Alxertis, die Kämmerin Aldessia von Zackenberg und der Hofgeweihte Yaldur Plenkner. Mit etwas Abstand folgen der Hofmagier Eboreus von Rabicum, die Hofmedica Virlana von Palmyr-Donas, sowie der Herold Edelbrecht von Gaulsfurt. Der Saal füllte sich mit dem übrigen Hofstaat, Dienern und Gardisten.
Viermal pochte der Herold mit seinem Stab auf den steinernen Boden. Diener öffneten die zweiflügelige Tür und der erste Hausritter Rukus von Rabicum betrat mit den sechs markgräflichen Knappen und Knappinnen den Festsaal. Rukus trat vor den verwaisten Thron, verbeugte sich tief und wandte sich dann zu dem vor dem Thron knienden Rondrigan, während die Knappen rechts neben dem Thron Aufstellung nahmen.
„Wer begehrt in die ehrenwerte Schar der herrschaftlichen Knappen aufgenommen zu werden?“ Die Stimme des ersten Hausritters dröhnte mit Wucht durch den ganzen Saal.
„Ich, Rondrigan von Rabicum, Erbe der Lande Rabicum!“, antwortete der Angesprochene mit fester Stimme.
„Eine solche Person ist mir unbekannt. Wer begehrt in die ehrenwerte Schar der herrschaftlichen Knappen aufgenommen zu werden?“, erwiderte Rukus.
„Ich, Rondrigan von Rabicum!“ Die Stimme des Jungen war nun etwas gesetzter.
„Eine solche Person ist mir unbekannt. Wer begehrt in die ehrenwerte Schar der herrschaftlichen Knappen aufgenommen zu werden?“, wiederholte Rukus seine Worte.
„Ich, Rondrigan, einfacher Diener des Landes!“ Demut schwang in den ruhig vorgetragenen Worten wieder.
„So sei es!“
Nach und nach traten die markgräflichen Knappen einen Schritt vor.
„Gedenke dem Aufbäumen der heiligen Erde!“ - Leto von Darben-Dürsten
„Erhöre den Ruf des Windvogels!“ - Pernula von Zolipantessa
„Folge der ehernen Schlange!“ - Timshal von Rauleu
„Trage die heilige Kvorvina im Herzen!“ - Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor
„Ermahne dich an den eisigen Fingerzeig!“ - Xanjida von Sanzerforst
„Knie nieder am Felsen der roten Hand!“ - Timshal von Salicum
Nun erhob der Seneschall kraftvoll das Wort.
„Rondrigan, schwörst du demütig dem Land und seinem Herren die Treue, gelobst du feierlich dein Blut zu vergießen in Zeiten der Not, versprichst du deinem Herrn mit Rat und Tat beizustehen, ihm Schwert und Schild zu sein?“
Der Junge erhob seine rechte Hand zur Schwur.
„Meine Treue gilt dem Land und seinem Herrn, vergießen werde ich mein Blut für das Land in Zeiten der Not, mein Rat und meine Tat sollen meinem Herren zur Ehre gereifen, auch darbiete ich ihm mein Schwert und mein Schild. Das schwöre ich hier, als sei ich am Altar der gerechten Herrschaft.“
„So erhebe dich, Knappe Rondrigan, die Gemeinschaft der Ritterlichen des Landes erwartet dich!“
Erhaben und nicht ohne Stolz erhob sich der Knappe und reihte sich ein in die herrschaftiche Knappenschar.
So endete dieses denkwürdige Ereignis, das seines gleichen suchte. Denn in dieser Form hatte eine Initiation eines Knappen am Markgrafenhof noch nicht stattgefunden. Die Verweise auf das heilige Korgond waren unübersehbar und mach einer fragte sich, ob das Geschehene dem allgemeinen Zeitgeist der Rückbesinnung geschuldet war, oder aber damit zu tun hatte, dass es es sich um den Urenkel des Seneschall handelte.
Autor: Bega
Am markgräflichen Hof II.
Schloss Perringrund, 3. Efferd 1043 BF
Nach der feierlichen und für viele Anwesende in ihrer Art und Weise denkwürdigen Initiation des Knappen erhob der Seneschall noch einmal das Wort.
„Wir kommen nicht umhin unseren Blick schmerzerfüllt gen Reichsstadt zu wenden. Dort, wo ein abscheulicher Frevel an Herrn Efferd die Menschenmassen in Panik ihre guten Sitten vergessen ließ. Wie wild gewordenen Darpatrinder trampelte der Pöbel seinesgleichen nieder, sei es nun Mann, Weib oder Kinde. Die Söldner der sogenannten freien Bürger waren machtlos und heillos überfordert. Der Moloch am Darpatmund zeigt nun sein wahres Gesicht. Verderbtheit und Missgunst regieren dort, wo die Herrschaft des Pöbels ihre spitzen Klauen ins Fleisch der Lebenden reißt.“
Zustimmender Applaus brach aus.
„Es ist das Privileg des Adels im Bunde mit dem Land über die Menschen zu herrschen und nicht das des Klerus oder des Pöbels. Ein jeder Stand kennt seinen Platz in der ewigen Ordnung, an der zu rütteln keinem der Stände zusteht.“
Tosender Applaus brach aus.
„Wie eine Krake gleich, griffen die todbringenden Tentakel auch in unser Herz. Sie entrissen uns die kleine Lorinya, die vom wütenden Pöbel niedergetrampelt wurde. In dieser schweren Zeit sind wir mit dir, Schwester Ederlinde.“
Betretendes Schweigen erfüllte den Saal, als die Hofdame Ederlinde von Sturmfels mit Tränen in den Augen nach vorne trat.
„Doch, die moralische Überlegenheit unseres Standes zeigte sich auch wieder, als die Ordnung der sogenannten freien Bürger in der Reichsstadt zusammenbrach. Tapfere Mädchen, Knappinnen der Perricumer Lande, die, ehrenhaft wie die heilige Kvorvina, ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten um unschuldig in Not Geratene ritterlich beizustehen. Amazonengleich befreiten sie ein Kind aus einer ehrbaren Adelsfamilie aus den Fängen von blutrünstigen Halunken. Sie retteten sein Leben, dass vom gierigen Pöbel der verderbten Reichsstadt aufs niederträchtigste bedroht worden war.“
Ein Raunen und Flüstern waberte durch den Festsaal.
„Tretet vor, Knappinnen der Perricumer Lande! Pernula! Nedime! Xanjida! Das Land verneigt sich vor euch und eurer Großherzigkeit. Mögt ihr ein leuchtendes Beispiel für alle hier sein!“
Der Jubel der Anwesenden kannte keine Grenzen. Aus Hundert Kehlen schallte ein achtfaches 'Hoch'. Bescheiden und demütig traten die drei Mädchen nach vorne und knieten vor dem verwaisten Thron nieder.
„Für das Land, vom Wall bis zum Golf, von den Zacken bis zu den Waisen. Ewig für Perricum! Ewig für Mutter Garetia!“, sprachen die Drei im Gleichklang.
Autor: Bega
Am markgräflichen Hof III.
Schloss Perringrund, 3. Efferd 1043 BF
Erhaben schritt der Seneschall zusammen mit dem Ersten Hausritter und dem Hofmagier durch den Festsaal. Sein Sohn und sein Enkel waren Zordan von Rabicum große Stützen in seinem Fundament der Macht am Hof. So lange wie keiner vor ihm zog er hier die Fäden im Hintergrund – war die eigentliche Machtinstanz, besonders wenn der Markgraf bei seiner Gemahlin am Kaiserhof weilte.
Er genoss die ehrfürchtigen Blicke der Höflinge, die Verbeugungen. Sie respektierten ihn, sie fürchteten ihn. Mit der Knappen-Initiation hatte er neue Maßstäbe gesetzt. Jene, die ihn überdauern würden. Mit der Ehrung der markgräflichen Knappinnen beschwor der den Konflikt mit den blasierten Reichsstädtern hervor. Das war ihm bewusst, das hatte er gewollt. Es sollte sein Hebel sein um die Reihen hinter ihm zu schließen. Ein äußerer Feind ließ den Blick der Höflinge für die Neuerungen am Hof verschwimmen. Wie einfach sie doch alle waren.
Perricum würde eine ritterliche Wiedererweckung erleben – eine Ritterlichkeit perricumer Couleur, durchdrungen vom Habitus Korgonds. Das würde das Land einen – und das wäre dann sein Verdienst. Es würde ihn unsterblich machen.
Im Vorbeigehen nickte er Rudegar von Alding milde lächelnd zu. Der Wegevogt hatte großartige Arbeit geleistet und die Zackenlander Landstraße längsseits des Darpat zu einer Handelsstraße von nahezu Reichsstraßenqualität ausgebaut. Zusammen mit der Wiederfertigstellung und Einweihung der St. Reshminabrücke ein weiterer Baustein seines Vermächtnisses – und das gerade zur rechten Zeit. Als ob es Vorsehung gewesen war, denn das Chaos der Großen Fehde, welches Zentralgaretien heimsuchte, machte die Zackenlander Landstraße für den Warenverkehr zwischen Rommilys und Perricum nun unentbehrlich. Und das praktische war, beide Enden der Brücke lagen in den Ländereien seiner Familie.
Noch im Ausklang der feierlichen Zeremonie und der folgenden kleinen Feier flüsterte ein Diener dem Seneschall etwas zu. Seinem Gesicht konnte man nichts über den Inhalt der Nachricht oder seinen Gedanken dazu ansehen. Doch innerlich brodelte Zordan von Rabicum. Diese verfluchte Wächterin vom Darpat, eine Kreatur die er geschaffen hatte, hatte sich offenbar mit der Reichsvögtin verbündet. Nun brüstete sich wohl die hochnäsige Zolipantessa wie ein eitler Pfau damit eine Untersuchung durch die Sonderflotille eingeleitet zu haben.
Dem eitlen Vögelchen von Reichsvögtin müsste Einhalt geboten werden. Offenkundig versuchte diese die Überforderung der städtischen Garden bei der Massenpanik zu vertuschen und vergessen zu machen. Dabei waren es die Heldentaten der bereits eben bei der Zeremonie genannten MARKGRÄFLICHEN Knappinnen, die bei dem verfluchten Chaos besonders herausgestochen haben. Ein Umstand, für den er sehr dankbar war, konnte er ihn doch wunderbar für seine Pläne nutzen.
Sollte sich die Gerben doch im Bett der Reichsvögtin suhlen, für die Zolipantessa würde das nur ein kurzweiliger Erfolg sein. Dafür würde er schon Sorge tragen.
Mit einem gewinnenden Lächeln stieß er mit markgräflichen Herold auf die soeben durchgeführte Zeremonie und die starken Worte an. Das Ringen um die Macht am Darpat war eröffnet.
Autoren: Jan & Bega
Wo sind die Kinder?
Wehrturm Hardenfels, Herrschaft Hardenfels, (Nach dem Heroldartikel)
Ritter Wolfhelm saß in seinem großen, mit Ornamenten verzierten, Stuhl, vor dem großen Kamin, in der Kemenate. Sein Blick haftete auf den Holzscheiten, die von der Flamme langsam verzehrt wurden. Neben ihm stand ein kleiner Tisch, auf dem ein Bierkrug stand und ein paar Briefe lagen. Er hatte keinen der Briefe geöffnet, schon den ganzen Tag fühlte er sich schlapp und müde, ganz so als ob etwas Großes sich auf seinen Rücken gesetzt hatte. War es das Alter oder die Jahreszeit? Es könnte gar eine Kombination von beidem sein, sinnierte der Alte vor sich hin.
Da durchbrach das Quietschen der dicken Holztür seine umher wabernden Gedanken und er schreckte auf. Seine Frau war eingetreten und hatte den Herold in der Hand. Mit schleppendem Schritt trat sie an ihren Mann heran und reichte diesem den Herold, "es ist schreckliches in der Reichsstadt geschehen! Das Lichterfest... Lies selbst", mit diesen Worten setzte sich Isabella auf den gegenüberliegenden Stuhl.
Wolfhelm las den aufgeschlagenen Artikel sorgfältig durch, brauchte jedoch bedingt durch das schlechte Licht seine Zeit. Missmutig legte er den Artikel auf den kleinen Tisch zu seinen Briefen und hob dafür seinen Krug an, von dem er einen kräftigen Schluck nahm. "Einfach schrecklich! Menschen sind verletzt worden oder sind gar gestorben! Die Hauptfrau von Binsböckel, Angehörige des Eliteregiments Perricum, war eine derjenigen, die ihren Tod fanden! Wolfhelm, ich mache mir Sorgen um unseren Sohn und um unsere Tochter. Angehörige der Sonderflottille waren vor Ort und vielleicht auch welche vom Bombardenregiment?", brach es aus der alten Dame, die den Tränen nahe war, heraus.
Wolfhelms Blick wanderte zu den Holzscheiten im Kamin, welche sich immer mehr in verkohlte Reste verwandelten. Einige Augenblicke verharrte er so, strich sich dann durch seinen großen Rauschebart und schüttelte schließlich den Kopf, "mach dir keine Sorge meine Liebste. Unser Sohn ist auf dem Arvepass eingesetzt und hätte sich das geändert, hätte er sicherlich von sich hören lassen", der Alte seufzte und lächelte seiner Frau aufmunternd zu.
"Und unsere Tochter ist Kommandantin in Wasserburg", setzte Wolfhelm nach. "Unsere Kinder waren also ganz sicherlich nicht in Perricum. Wenn es dich beruhigt schreibe ihnen doch einen Brief und erkundige dich nach ihrem Wohlergehen", er reichte seiner Frau die Hand, welche diese sogleich ergriff und fest drückte. Isabella wischte sich einmal über die Augen, stand auf, nickte und gab ihrem Gatten einen Kuss ehe sie ihn wieder verließ.
Der Ritter wandte sich wieder dem Feuer zu und versank abermals in Gedanken. Dieses mal jedoch umkreisten sie das "Ungeheuer vom Darpat" und die "Schlacht an der Gaulsfurt".
Autor: Vlad
Die Konsequenzen des alten Seebären
Auditorium der Kaiserlich Perricumer Flottenakademie, 4. Efferd 1043 BF
Mit hinkenden Schritten näherte sich Sebald von Gerben der zweckmäßig gestalteten doppelflügeligen Tür zum großen Lehrsaal der Flottenakademie. Gerade wollte er die beiden Messingklinken ergreifen, um die geräumige Halle zu betreten, als er innehielt.
Von innen hörte er durch die Türen bereits gedämpftes, dennoch aufgebrachtes Gemurmel. Das letzte Mal, als er hier war, stand er ähnlich vor den verschlossenen Türen, um sich zu sammeln. Es war vor nicht allzu langer Zeit ein freudiger Anlass gewesen, weswegen er damals zu den Schülern sprechen wollte. Er hatte sich die freudigen Gesichter ausgemalt, als er vor einigen Tagen vor diesen Türen stand. Hatte sich das unterdrückte Jauchzen vorgestellt, mit welchem die Jungen und Mädchen auf seine Nachricht reagieren würden, dass es eine neue praktische Ergänzung des Lehrplans geben würde, eine Bewährungsprobe auf dem Darpat, eine ernstzunehmende Aufgabe für jeden Kadetten.
Es galt, den ausgebauten Flottenstützpunkt in Wasserburg ab diesem Jahr beginnend mit lernfähigen werdenden Offizierinnen zu verstärken, um gegen die schändlichen Machenschaften der Schmuggler vorzugehen, die am oberen Darpat ihr Unwesen trieben. Und die Flottenakademie gedachte, der Sonderflottille Flusswacht in diesem Vorhaben ihre Unterstützung zuzusagen. Für die jungen, voller Tatendrang steckenden Kadetten mit Sicherheit eine willkommene Abwechslung zwischen all der staubigen Theorie über das Benennen von Flottenverbänden, Taktiken, Kniffen und nautischen Kommandos, die es unweigerlich zu lernen galt. Eine Bewährungsprobe ganz abseits der sterilen, einstudierten Übungsmanöver. Das Umsetzen der erlernten Theorie in die harte Praxis des Alltags.
Ein Exerzitium abseits des Bewährten.
So jedenfalls hatte es Sebald im Lehrplan vor dem ausbildenden Personal begründet. Dass es notwendig sei, dem neuen Kurs der Flottenausbildung folgend auch die Flussschiffahrt in den eigens von Sebald reformierten Ausbildungsplan der Kadetten zu integrieren. Und das Lehrpersonal war trotz einiger Bedenken mit dem Anliegen Sebalds einverstanden der Sonderflottille für den Ausbau auch ein wenig Geld zukommen zu lassen. Schließlich waren viele Neuerungen im Ablauf der Flottenakademie zu Perricum auf Sebald zurückzuführen. Und nichts davon bisher zum Nachteil.
Wie sehr er sich täuschen sollte, wurde Sebald erst jetzt gewahr, als er unschlüssig vor den beiden Messingklinken stand. War es wirklich notwendig gewesen, die jungen, unerfahrenen Kadetten so häufig wie im Lehrplan vorgesehen in den harten Alltag eines Seesoldaten zu entlassen? Oder waren all diese Argumente, die er gegenüber dem Collegium vorgebracht hatte nur Verschleierungen?
Ablenkungen davon, dass der wahre Zweck dieser Kooperation lediglich darin bestand, seine Nichte in ihrem politischen Kampf gegen irgendwelche Widersacher zu unterstützen, die Sebald nur flüchtig kannte, geschweige denn, dass sie ihm und seinem Wirken innerhalb der Flottenakademie schaden wollten? Hatte er private Sympathien gegenüber seiner aufstrebenden Nichte über seine Verantwortung als Leiter der Flottenakademie gestellt?
Sebald atmete tief durch. Sein steifes Bein schmerzte. Doch leider konnte dieser körperliche Schmerz nicht den seiner Seele aufwiegen, der ihn seit Tagen quälte. Dass er es war, der dafür gesorgt hatte, dass 8 seiner Schützlinge niemals wieder hinter die schweren doppelflügeligen Türen zurückkehren würden. Dass sie niemals mehr mit ihren Kameraden innerhalb der Flottenakademie lernen, lachen, und schwitzen würden. Dass er es war, der diese 8 unglücklichen Seelen für immer in ihr nasses Grab geschickt hatte. Dass der Darpat sie für immer auf ungeklärte Weise verschlungen hatte. Und nun musste er dies den Eltern beibringen, die hinter den Holztüren warteten. Die voller Trauer und Wut auf den Holzbänken saßen, auf welchen vor einigen Wochen noch ihre Sprösslinge Platz genommen hatten.
Sebald strich sich den buschigen Oberlippenbart glatt, straffte sich und stieß die beiden Torflügel auf…
Die Gespräche innerhalb des Lehrsaals erstarben und alle Augenpaare richteten sich auf Sebald. Kurioserweise musste der alte Seebär dabei kurzzeitig an einen Kauka denken, einen gefürchteten Tropensturm im südlichen Perlenmeer, der sich auch dadurch auszeichnete, dass eine kurze, windstille Periode davon kündet, wie hart im nächsten Moment der Sturm zuschlägt. Und auch hier war es nicht anders. Als Sebalds Gehstock auf den Holzdielen erklang, kam Bewegung in die Gesellschaft. Und einem Kauka gleich schlugen ihm Anschuldigungen, Drohungen, Wehklagen und Zornesrufe entgegen. Sebald ließ sich zunächst nicht davon beirren und humpelte gemessenen Schrittes auf seinen Gehstock gestützt dem Rednerpodium entgegen.
Er legte beide Hände um die abgegriffenen Holzleisten des Pultes und blickte gemessen in die Runde.
Da war Herdan von Rauleu, genau vor ihm, eine der einflussreicheren Familien, die zu den Gönnern der Flottenakademie gehörten und die tief in der Perlenmeerflotte verankert waren.
Sie hatten ihren Sohn (Bredogar) verloren.
Weiter hinten an der Butzenglasfensterfront standen Vertreter der Familie Falswegen, Leiter der Reederei Falswegen und ebenfalls finanzielle Unterstützer der Flottenakademie.
Ihre jüngste Tochter, Rhabdane Falswegen, gehörte ebenfalls zu den Opfern am Darpat. Die Doriane Falswegen hatte die Ausbildungskosten ihrer Tochter bereits im Voraus komplett abbezahlt. Eine erhebliche Summe, die Sebald ihnen jetzt schuldig war.
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Mit verschränkten Armen musterten sie Sebald misstrauisch. Auch eine Hesinde-Geweihte aus dem Hesinde-Hort zu Perricum beobachtete Sebald würdevoll. Es schien, als habe auch sie Angehörige unter den Opfern der Kadetten. Der Stolz war den Geweihten der gelehrsamen Göttin seit jeher angeboren und doch empfand es Sebald als beunruhigend, wie sehr es die Geweihte verstand, von unten auf ihn herab zu sehen.
Langsam legten sich die erregten Rufe, die Sebald entgegenschlugen und eine zum Zerreißen gespannte Stille trat ein. Sebald wusste, dass wenn er jetzt nicht die richtigen Worte fand, die Unterredung im Lehrsaal ein schnelles Ende finden würde. Mit brüchiger Stimme begann er seine Rede:
„Eure Wohlgeboren, euer Gnaden, meine Damen, meine Herren. Ich weiß, nichts was ich jetzt sage, kann euren Schmerz und euren Verlust aufwiegen.“
Er sah gemessen in die Runde. Herdan von Rauleu, ein untersetzter aber großer Mann mit Kotletten und hochrotem Kopf sah aus, als würde er gleich explodieren.
„Es ist nicht an mir, euer Leid hier weiter zu beschreiben, das euch umtreibt und seit jeher war und bin ich ein Mann der klaren Worte. Glaubt mir, dass ich in meinen Grundfesten erschüttert wurde, als ich erfuhr, welches Drama sich auf dem Darpat zugetragen hatte.“
„Erschüttert wird auch diese Akademie wortwörtlich in ihren Grundfesten, wenn meine Familie euch die vorgestreckten Ausbildungskosten wieder entzieht, welche ihr zur Renovierung dieser maroden Gebäude unbedingt gebraucht habt, von Gerben!“ schrie Sebald die aufgelöste Frau Falswegen entgegen.
Sebald sammelte sich kurz und fuhr fort: „Die Ereignisse rund um den Verlust eurer Kinder und unserer Kadetten ist ein schrecklicher Frevel. Es scheint kein irdischer Gegner gewesen zu sein, der sich der `Wolfsjäger` angenommen hat. Und genauso wenig waren es profane Ereignisse, die das Lichterfest und den Darpat entweiht haben.“
Gemessen blickte er in die Runde. Er wusste, dass seine klaren, ohne Zögern vorgetragenen Worte Gehör gefunden hatten, aber noch nicht in die von Trauer zerfressenen Herzen gedrungen waren.
„Man kann mir viel vorwerfen, edle Damen und Herren. Doch ein gewissenloser Ausbilder war ich nie. Stets lagen mir das Wohl und eine herausragende Ausbildung der Kadetten am Herzen. Ich war darum bemüht, dass die Flottenakademie zu Perricum bald wieder in neuem Glanz erstrahlen sollte. Auch deswegen habe ich dafür gesorgt, dass der Lehrplan der Flottenakademie wieder näher zur Praxis findet. Habe mich dafür eingesetzt, dass verstaubte Traditionen und der alte Klüngel rund um die Flottenakademie endgültig der Vergangenheit angehören. Ich habe nicht nur dafür gesorgt, dass wir uns von unsinnigen Ansichten und Ritualen trennen, sondern auch gerade deswegen dafür gesorgt, dass sich die Flottenakademie durch Zweckmäßigkeit und Effizienz auszeichnet. Wir haben uns deswegen dazu entschieden, uns für Bewerber aller Couleur zu öffnen. Denn nur Talent und die Liebe zur Seefahrt ist hier ausschlaggebend und nicht ausschließlich ein guter Name“, hierbei blickte er zu Herdan von Rauleu, „oder eine volle Geldbörse“, Sebalds Blick blieb am Ehepaar Falswegen hängen, die ihn angriffslustig anfunkelten.
„Und es zeigte sich, dass ich hierbei Recht behalten sollte. Hier wurden die Kadetten, egal, ob adelig, bürgerlich oder arm wie Kirchenmäuse als beinahe gleiche unter Gleichen behandelt. Und dies förderte den Gemeinschaftssinn und den Gruppengeist. Was sich nicht zuletzt darin zeigte, dass hier stets an einem Strang gezogen wurde und sich der Adelssohn genauso gut mit der Gerberstochter verstand wie der Geweihtensprössling mit dem Kind eines Stadtgardisten. Und so herzzerreißend der Verlust unserer 8 Kadetten in Friedenszeiten auch ist...“ Sebald hielt inne, um sich kurz zu räuspern, „umso wichtiger ist es, die Erkenntnis zu besitzen, dass dank dem gelebten Kameradschaftsgeist untereinander nicht mehr Kadetten umgekommen sind. Dies ist nicht zuletzt auf den reformierten Ausbildungsplan als auch dem Betragen untereinander zu verdanken.“
Die Familie Falswegen und Rauleu sahen betreten zueinander herüber.
„Darüberhinaus bin ich überzeugt, dass unsere tapferen Kadetten ihrem jetzigen Ausbildungsstand entsprechende Lagen mühelos hätten bewältigen können. Schließlich kann ich mir anmaßen, erfahren genug zu sein, junge Männer und Frauen ihrem Können entsprechend so zu fördern und zu fordern, dass die Herausforderungen, denen sich die Aspiranten gegenübersehen bestenfalls dafür sorgen, dass man an ihnen wächst. Das führt mich zu meinem Plädoyer.“
Sebald sah gemessen in die Runde und fuhr mit ernster Stimme fort:
„Dies war keine alltägliche Herausforderung und sicherlich keine der unzähligen Szenarien, denen ein Seekadett gemessen an seinem Ausbildungsstand hätte begegnen dürfen. Selbst die erfahrene Kapitänin der `Wolfsjäger`, Miria von Gaulsfurt, von der bisher noch jede Spur fehlt, konnte dem was sie auf den Fluten des Darpat begegnet ist nicht Stand halten. Und das ist es, was uns in Zorn und Aufruhr versetzen sollte. Weshalb wir auch eine baldige, dringende Untersuchung der Ereignisse anstrengen werden. Wenn unsere Bemühungen fruchten gar an der Seite der Kirche des Stürmischen.“
„Wollen Sie uns etwa weißmachen, dass wir dankbar sein können, dass nur unsere Kinder bei dieser unsinnigen Exkursion ums Leben gekommen sind?“, ereiferte sich die Hesinde-Geweihte im Auditorium.
Vielzählige Zustimmungsrufe erschallten.
„Nein, das möchte ich nicht sagen. Ich möchte nur betonen, dass Ihre Kinder als Seekadetten in der Flottenakademie eingeschrieben waren und, dass es auch während den Zeiten der blutigen See und zur Invasion des zwölfmalverluchten Reichsverräters zu Verlusten in den Reihen der Flottenakademie kam.
Was ich jedoch bereue ist, dass ihre Kinder während einer meiner Ausbildungsvorhaben ums Leben gekommen sind. Aus diesem Grunde stelle ich mich ihrer Wut und Enttäuschung und nehme die Verantwortung auf mich.“
Sebald senkte den Kopf und fuhr mit geschäftsmäßigem Ton fort:
„Ich, Sebald von Gerben, Leiter der Kaiserlich Perricumer Flottenakademie, stelle mich einem Misstrauensvotum der anderen Lehrbeauftragten Kapitäne hier an der Akademie. Wenn sie mit dem eingeschlagenen Ausbildungsweg nicht einverstanden sind, so können sie unverzüglich dafür sorgen, dass jemand anderes, in ihren Augen vielleicht fähigeres, meinen Posten künftig bekleiden wird.
Aber ich betone auch, dass ich mich nach wie vor für den richtigen Mann als Leiter der Flottenakademie halte und es fürderhin notwendig ist, mit vereinten Kräften dem auf den Grund zu gehen, was unsere Kinder dort das Leben gekostet hat. Lasst uns unseren Zorn und unsere Trauer als Triebfeder, ja als Wind nehmen, der unsere Segel der Tatkraft füllen möge. Das ist alles, was ich zu sagen habe.“
Autor: Felix Maier & DreiHund
Nicht schon wieder
Wehrschloß Altentreu, Anfang Efferd 1043 BF
"Nicht schon wieder.", grummelte Alrik von Korbrunn lapidar auf nebachotischen Tulamidya vor sich hin. Er hatte gerade von den Vorkommnissen am Darpat berichtet bekommen, die Ereignisse aus der Reichsstadt waren allerdings noch nicht bis nach Sebarin vorgedrungen.
Die Worte "Ungeheuer vom Darpat" machten wieder die Runde und er erinntere sich an die unsägliche Jagd vor einigen Jahren, die außer Ärger und lästigen Kontakt mit unverbesserlich arroganten Raulschen kaum etwas ergeben hatte. Deswegen winkte er ab, er wollte nichts mehr darüber hören, sollten sich die Raulschen doch selber um ihren Mist am Darpat kümmern und statt der ihrigen in den schlammigen Morast des Flußes gezogen werden. Die Söhne Nebachots hatten dem Fluß ihren Tribut gezahlt, vor 3 Jhren bei der Schlacht an der Gaulsfurt. Unzählige Krieger waren damals von den dämonisch aufgepeitschten Fluten hinfort gerissen worden. Von einigen hatte man nichtmal mehr die Leichname bergen und ihnen ein anständies Begräbnis angedeihen lassen können. Diesmal würde sich der Darpat andere für sein verfluchtes Bett suchen müssen.
Immerhin, die Ereignisse beflügelten die Geschäfte der "Freien Händler" am Darpat und somit auch seine Geschäfte entlang der Sebariner Küste und hinüber nach Aranien. Wobei seine Kontakte ihm ebenso von aufkommenden Unregelmäßigkeiten und Ungereimtheiten auf dem Fluß berichteten.
In dem Moment wurde der Baron von Sebarin aus seinen Gedanken gerissen, als einer weiterer Bote eintrat. "Euer Hochgeboren, ich überbringe Euch erneut eine Depesche der Reichsvögtin von Gerbenwald, sie..."
"Nicht schon wieder, sendet ihr einen dicken Kolben als Antwort."
Autor: Jan
Zusammenkunft der Bruderschaft von Wind und Wogen
Halle der Gezeiten, Reichsstadt Perricum, 5. Efferd 1043 BF
Am Efferd gefälligen vierten Tag nach dem fest der Lichter von Perricum rief der Bewahrer von Wind und Bogen Efferdan dylli Turakis seine Amtsgeschwister aus den anderen Efferd-Tempeln des Darpat wie ein Fischschwarm zu sich in die Halle der Gezeiten um Rat zu halten. Die grausigen Ereignisse des Lichterfestes vor wenigen Tagen war tief in das Gemüt des Perricumer Efferd-Hohepriesters gesunken.
Jovis, der als Zeuge der Ereignisse ebenfalls geladen wurde, war noch wie benommen. Einerseits die Schrecken des Lichterfestes und anderseits seine eigenen zutiefst spirituellen Erfahrungen ließen den jungen Novizen erschaudern. Um seine aufwühlenden Gedanken wegzuschwemmen, ließ er seinen Blick, wie ein Leuchtfeuer gleich, durch die Menge gleiten. Neben dem deutlich mitgenommen wirkenden Perricumer Hochgeweihten standen Kadan Weidenwind und Trine Korbmacher. Beide entstammten ebenfalls dem Perricumer Tempel. Ersterer galt als außerordentlicher Kenner des Darpat. Wenige Meter entfernt stand Taseco Efferdicas, der Hochgeweihte des Tempels zu Dergelmund, im gedämpften Gespräch mit den Hohepriestern aus Rabicum und Gaulsfurt, Sturmbold Wagener und Darpatine Gornian.
Wie ein unerlässlicher Quellfluss spülte Efferd die Seinen durch das Portal. Als die gleichsam fanatische, wie launenhafte Hochgeweihte des Tempels zum heiligen Flussvater zu Wasserburg Aleidis Rabek das Tempelinnere betrat, verstummten für eine Windbrise die Gespräche. Die junge Frau galt als Ausnahmeerscheinung, wurde sie doch gleich nach ihrer Weihe zur Tempelvorsteherin ernannt und galt als treibende Kraft hinter der Heiligenverehrung ihrer Vorgängerin Elina von Wasserburg. Aleidis blickte sich kurz suchend um und steuerte dann auf Efferdi Falswegen zu, dem Hochgeweihten aus Hausnerhaven.
In einem der Seitenschiffe, an eine der Säulen gelehnt, plauderte der einfache Geweihte Ludrian von der Brücke einem Wasserfall gleich mit dem greisen Abt des Klosters der Ertrunkenen Simmering Flößler, der ob des Redeschwalls seines Gegenübers kaum zu Wort kam.
Als Efferdan dylli Turakis mit wässriger Stimme zur Begrüßung der Anwesenden ansetzte, versandeten die Gespräche im Echo der Tempelhalle.
„Mögen Wogen und Wellen in dieser schwierigen Zeit mit euch sein, meine Brüder und Schwestern und das Auf und Ab der Wasser euer Leben bereichern! Schwer wiegen die Umstände unserer Zusammenkunft auf den Gewässern unsere Seele. Im Namen des Unberechenbaren und Unergründlichen habe ich euch gerufen um Rat zu halten auf das der stürmischen See lieblicherer Wogen folgen mögen.“
So rief der Bewahrer von Wind und Wogen die Efferd-Hohepriester zu sich. Auch Jovis sollte zu den Geschehnissen befragt werden. Bei den späteren Beratungen im Zeichen des heiligen Dreizacks dürfte er freilich nicht zugegen sein.
Zur zweiten Efferdstunde des Tages rief Efferdan dylli Turakis die Geweihten des Launenhaften wieder in die Halle der Gezeiten. Wie gebannt verfolgte Jovis die folgende Ansprache des Bewahrers von Wind und Wogen.
„Wie die stürmische See viele Strömungen kennt, so sprechen auch die Diener des Gebieters des Wassers mit vielen Stimmen.“ Jovis meinte einen tadelnden Blick in Richtung der Hohepriester von Dergelmund und Wasserburg in Efferdans Augen erkannt zu haben. „Am Ende fließen alle Wasser zusammen und so sei hiermit verkündet: Die Kirche des Herrn der Gezeiten wird eine Untersuchung der schändlichen Ereignisse einleiten, die unseren heiligen Flussvater Darpat heimsuchten. In Efferd gefälligen zwei mal vier Tagen werden wir im Kloster der Ertrunkenen zu Gaulsfurt wieder zusammenkommen um die Ergebnisse zusammenzutragen und zu beraten. Ausdrücklich sind auch andere Gelehrte und Institutionen eingeladen, diesem Treffen beizuwohnen. Wir sitzen alle in Efferd Boot, was glaubt ihr, was geschieht, wenn die Besatzung meutert? Zusammenhalten müssen wir – innerhalb und außerhalb der Kirche!“
Nach dem der Redefluss des Bewahrers von Wind und Wogen abebbte, verließ er fließenden Schrittes mit Bruder Kadan und Schwester Trine die Halle der Gezeiten.
Jovis verblieb noch etwas im Tempel um seine Gedanken zu ordnen. Was war da vor wenigen Augenblick passiert? Auch wenn nach Außen hin Einigkeit zur Schau gestellt wurde, so wirkte die Mannschaft an Bord des Bootes von Herrn Efferd doch so zerstritten wie nie.
Ganz klar, die Wasserburgerin Aleidis Rabek war mit Sicherheit gegen eine Öffnung der Untersuchung für Nicht-Geweihte – da war sich Jovis so sicher wie die Flut, die der Ebbe folgte. Der Dergelmunder Taseco Efferdicas dürfte mit allen Mitteln verhindert haben, dass die nächste Zusammenkunft wieder in der Halle der Gezeiten stattfinden würde. Nach Perricum waren die Tempel in Wasserburg und Dergelmund die bedeutendsten am Darpat – und deren Hohepriester galten als kircheninterne Gegenspieler von dem Bewahrer von Wind und Wogen Efferdan dylli Turakis. Wie Muränen belauerten sie sich. Das Kloster der Ertrunkenen war der kleinste gemeinsame Nenner.
Auch die unterschwellig angedeutete Zusammenarbeit mit Außenstehenden war auf dem ersten Blick bemerkenswert, für Jovis aber keine Überraschung. In den letzten Tage hatte er mehrere Male die Wächterin vom Darpat Yanda von Gerben von der Sonderflotille im ernsten Gespräch mit dem Bewahrer von Wind und Wogen gesehen.
Mit einem mulmigen Gefühl verließ Jovis die Halle der Gezeiten. Noch nie hatte er sich so weit entfernt von Efferd gefühlt wie heute.
Autor: Bega
Untersuchungen in Wasserburg
Schloss Tikaris, Stadt Wasserburg, 7. Efferd 1043 BF
Dara von Hardenstatt hatte dicke Augenringe. Seit sie vor wenigen Tagen Kunde über die Ereignisse in Perricum und der verlorenen Wolfsjäger erhalten hatten, hatte sie so gut wie keinen Schlaf gefunden. Die Natter unter Hauptbootsmann Perainestig wurde zurzeit, gemeinsam mit der Windhatz, vorbereitet um auf längere Fahrt zu gehen.
Dara war sich beinahe sicher, dass das Verschwinden der Wolfsjäger mit dem unheilvollen Nebel, welcher bei ihrer Abreise aufzog, zusammenhing.
Dara würde selbst ihr Schiff anführen und die Untersuchung vor Ort leiten. Gleichzeitig wurden Berichte über alles Mögliche im Zusammenhang mit dem Darpat gesammelt und ausgewertet. Der kleine Stab im Schloss Tikaris versank schon jetzt in der Flut der Berichte.
Ein Klopfen an der Tür riss die Kapitänin aus ihren Gedanken. Gereizt rief sie, "herein!", zur Tür.
Einer der großen und verzierten Doppelflügeln schwang langsam auf, der vorherige Eigentümer des Schlosses hatte eine Vorliebe für kitschige Verzierungen und Prunk gehabt, etwas womit Dara nichts anzufangen wusste.
Ein Angestellter schritt in den Raum hinein, nahm Haltung an und salutierte kurz, "Frau Kommandantin, eine Abordnung der Flotte ist soeben eingetroffen. Sie wünschen mit Euch zu sprechen, es scheint sie sind wegen den Geschehnissen in Perricum hier", meldete der Mann. Innerlich sackte Dara in sich zusammen, das hatte ihr noch gefehlt, ein Untersuchungsausschuss der ihr nun auf die Finger schaute und nach einem Verantwortlichen suchte.
Die junge Frau nickte knapp, "bringt sie in den großen Besprechungssaal, bietet ihnen etwas zu essen und zu trinken an. Ich werde gleich folgen", befahl sie ihrem Untergebenen, "und gebt meinen Stabmitarbeitern Bescheid, ich brauche unverzüglich eine kurze Übersicht über die Dinge die wir schon wissen. Sie sollen die Ergebnisse zu mir in den Saal bringen und sich um Efferdswillen beeilen!", setzte Dara nach.
Der junge Mann nickte knapp, salutierte und entschwand aus dem Raum. Dara zog eine Schublade ihres Schreibtisches auf, zog ein Glas und eine Flasche heraus und genehmigte sich zwei kräftige Schlücke. Dann verschwanden sowohl Flasche als auch Glas wieder in der Schublade, Dara sammelte sich kurz, richtete sich auf, zog ihre Jacke an und griff sich ihren Hut. Kurz blickte sie nochmal aus dem bodentiefen Fenster und schritt dann aus ihrer Stube hinaus.
Autor: Vlad
Tobend wie die See
Schloss Tikaris, Stadt Wasserburg, 7. Efferd 1043 BF
Der Flügel der schweren und mit filigranen Schnitzereien überzogenen Tür wurde zugeknallt. Aufgebracht stapfte Dara von Hardenstatt quer durch ihr Büro, schmiss den Hut in die Sitzecke, auf eine der gepolsterten Bänke und blieb vor ihrem Schreibtisch stehen. Der Zorn stand ihr ins Gesicht geschrieben. In blinder Zerstörungswut fegte sie ihren Tisch leer, dabei flogen Papierstapel durcheinander, Mappen öffneten sich und verteilten Berichte im gesamten Raum, Kerzenständer fanden einen neuen Ort zum liegen und der Brieföffner bohrte sich in den Boden.
Dabei ließ Dara einen Schrei, der von tiefem Hass rührte, los und trat gegen ihren Prügelknaben, der das alles stoisch über sich ergehen ließ.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging sie um den Tisch herum und lies sich in ihren Stuhl fallen nur um dann nochmal nach vorne zu schnellen und die Flasche, welche sie vor zwei Glockenschlägen das erste Mal herausgezogen hatte, aus der Schublade zu holen und sich einen kräftigen Schluck zu gönnen.
Aufgebracht und auch etwas erledigt saß sie da in ihrem Stuhl, hinter einem, nun leeren, Schreibtisch und blickte durch die Glastür, welche zur Terrasse führte.
Die Gruppe aus fünf Männern und Frauen, welche aus der Admiralität kamen, stellten sich als Angehörige eines Untersuchungsausschusses, der Aufklären sollte was zwischen Wasserburg und Perricum vorgefallen war, vor. Natürlich hoffe man auf die volle Unterstützung der Stützpunktkommandantin, welche diese sofort zusicherte, und man handle im Sinne aller, damit schnell und unverzüglich aufgeklärt werden konnte, wie es zu dem Verlust einer ganzen Galeere kommen konnte.
Natürlich hatte das bislang niemand offen ausgesprochen, jedoch wusste Dara, dass dieser Ausschuss auch einen Schuldigen finden sollte, an dem man wirkungsvoll eine Strafe verhängen konnte. Irgendwer musste immer schuld sein.
Anfänglich hatte Dara sich noch im Griff aber je länger sich das Gespräch gezogen hatte, je bohrender und herausfordernder die Fragen wurden, desto dünnhäutiger wurde Dara bis sie kurz vor der Explosion war. Glücklicherweise hatte Hauptbootsmann Perainestig die Zeichen erkannt und hatte eine Verschiebung der Besprechung erwirkt. Dara war daraufhin recht zügig aus dem Saal geeilt und mit jedem Schritt immer roter angelaufen.
"Gebt uns unser Schiff zurück!", hatte die junge Kapitänin ihre Gäste in Gedanken rufen gehört. Wenn sie könnte hätte sie das gemacht. Hätte sich die Wolfjäger samt Besatzung aus den Rippen geleiert und gerufen, "so! Seid Ihr nun zufrieden?!".
Mürrisch grollend zog sie sich näher an den Tisch heran, griff in eine der oberen Schubladen und zog Schreibzeug hervor.
Kapitänin Yanda von Gerben
zur Reichsstadt Perricum
Efferd zum Gruße!
Geschätzte Kommandantin von Gerben,
ich schreibe Euch um einerseits mein Bedauern über die geschehenen Dinge am Lichterfest auszudrücken und Euch meine volle Unterstützung zuzusichern, bei der Aufklärung der Geschehnisse.
Gleichzeitig möchte ich wissen ob Ihr irgendwelche besonderen Befehle erteilen möchtet? Die Schiffe des II. Darpatschwadrons sind einsatzbereit, die Mannschaften sind bereit gegen den oder die Unholde, welche für das Verschwinden der Wolfsjäger verantwortlich sind, anzutreten und ihnen das Handwerk zulegen.
Bis wir keine anderslautenden Befehle erhalten werde ich die Schiffe gemeinsam auf der zuständigen Strecke fahren lassen und nach Hinweisen zum Verbleib der noch nicht aufgetauchten Mannschaft der Wolfsjäger und ihrem Angreifer suchen.
Sollten wir neue Erkenntnisse erlangen werde ich Euch unverzüglich darüber in Kenntnis setzen und hoffe, dass Ihr dies ebenfalls tut.
Den Zwölfen zum Gruße!
Efferd vor!
Schloss Tikaris am 7. Tage des Efferd Dara von Hardenstatt
Kommandantin des II. DarpatschwadronAutor: Vlad
Wie denn bloß?
Hesinde-Kolleg zu Sichlingen, Baronie Haselhain, 8. Efferd 1043 BF
"...um mit geballter Einigkeit vorzugehen ergehen ähnliche Anschreiben auch an den Hesindetempel und den Draconiter-Hort zu Perricum, die Schule der Austreibung und wichtige Einzelgelehrte und Kirchenpersönlichkeiten. Unsere Ergebnisse werden wir am ... im Kloster St. Lialiella in Gaulsfurt zusammentragen."
Er las den letzten Satz nochmal, unterschrieben war das Schreiben von hohen Geweihten der Efferd-Kirche und der Befehlshaberin der Sonderflotille Flußwacht. Dazu hatte ihn ebenfalls ein Schreiben der Baronin erreicht, die ihn bekräftigen wollte, hier Einsatz zu zeigen um das Kolleg zu einer wichtigeren Institution in Perricum werden zu lassen, wenn es jetzt seinen Beitrag leisten konnte.
Doch wie sollte er dies bewerkstelligen? Mismütig drehte er sich zu den Stapeln von administrativen Papieren herum, setzte sich erstmal auf seinen breiten und bequemen Divanartigen Sessel nahm noch ein Schluck des guten Weines. Er seufzte, "...Einsatz zeigen...", pff, die vielen administrativen Aufgaben kamen nicht von ungefähr. Sowohl die Baronin als auch die Junkerin von Altmark waren beide äußerst bestrebt, ihre Ansprüche am Kolleg zu wahren und zerrten an Kolleg, dessen Lehrplan und -personal, wie auch an den Geldern und Zuständigkeiten und nicht zuletzt an ihm. Immer mit dem Verweis auf seine Abkunft als eben Altmark oder Pfiffenstock. Natürlich nur zum besten des Kolleg und niemals in Konkurrenz zu jeweiligen anderen. Er schüttelte den Kopf und nahm noch einen Schluck, während er sich beruhigend über das glatte, mit wenigen kurzen Haaren versehene Haupt strich. Im Kolleg standen wegen dieses Umstandes und weil man ihn nicht in Ruhe arbeiten ließ die meisten Forschungen still bzw. gingen nur recht schleppend voran, nur das Studium und die Erforschung von Grundlagen liefen einigermaßen reibungslos. Und nun sollte das Kolleg an der Ergründung eines großeangelegten und scheinbar gefährlichen Umstand mitwirken...Einsatz zeigen. Ein schlechter Witz. Außer einigen Mythensammlungen und ein paar mehr oder minder Artefakten hatten sie noch nicht viel Substanz vorliegen, wobei zweiteres noch nicht mal vor Ort lag und ersteres zwar eine ordentliche Sammlung von Sagen und Legenden aus vielen Zeitepochen war, aber noch nicht mal vollständig katalogisiert. Gut, dei Zeit um den Fall Nebachots und der Schlacht am Dar...Miran verschluckte sich beinahe und stellte etwas ungelenk den Becher ab. Da war der Ansatz...sein Instinkt hatte ihn schon immer vor größeren Schlamasseln bewahrt, sollte es diesmal auch so sein?
Autor: Jan
Wege der Erkenntnis
Hort der Hesinde zu Perricum, Reichsstadt Perricum, 9. Efferd 1043 BF
Mit wachen Blick studierte er das berühmt-berüchtigte Fresco an der Wand des Hortes der Hesinde. Normalerweise war das von der Inquisition indizierte Kunstwerk durch einen dicken, mit Hesinde gefälligen Stickereien verzierten Vorhang für die Blicke der Außenwelt verborgen. Doch ihm, den Präzeptor des Draconiterhortes in Perricum, wahr es freilich gestattet es zu betrachten.
„Perval, mein Freund.“ Eine hagere Gestalt mit stechend grünen Augen näherte sich dem Geweihten. „Hat dich der alte ya Gomo wieder mal zu uns gerufen.“
„Navar, du und deine kecke Zunge“, antwortete der Angesprochene mit einem Lächeln. Beide umarmten sich zur Begrüßung innig.
„Wie viele Nächte haben wir über das Wesen dieses Kunstwerks philosophiert und debattiert?“ Das breite Lachen des Hesinde-Geweihten zog sich über sein ganzes Gesicht.
„Unzählige Male!“ Der Präzeptor klopfte seinem ungleich älteren Gegenüber freundschaftlich auf die Schulter.
„Du wolltest das Fresco als Kritik gegen die Adelsherrschaft verstanden wissen, mein lieber Perval.“
„Und für dich stellte es eine Kritik an einer Gesellschaft dar, die sich zu sehr von anderen Entitäten abhängig gemacht hatte.“
„Das hast du aber jetzt sehr moderat ausgedrückt.“ Navar gluckste amüsiert.
„Na wir wollen ja nicht gleich wieder die Inquisition auf den Plan rufen.“
Beide lachten herzlich.
„Warum bist du wirklich hier, Perval?“ Navars zog fragend seine rechte Augenbraue hoch. „Ich kenne dich zu gut! Dir liegt etwas auf dem Herzen.“
„Natürlich hast du recht“, begann Perval mit nunmehr ernster Stimme, „Wenn wir uns das Fresco genau ansehen, stellt es dann nicht genau das dar, was wir erleben? Ich meine das jetzt nicht metaphysisch.“
„Ich verstehe was du meinst“, auch Navars Stimme hatte wieder eine Ernsthaftigkeit erfasst, „Die Ereignisse am Darpat martern unsere Seelen, so wie diese armen Geschöpfe gemartert werden und alle sind gleichsam betroffen – Adeliger, Bürger, Fischer, Leibeigener.“
„Das ist deine Interpretation, aber im Grunde stimme ich dir zu.“ Der Präzeptor wollte nun keine Grundsatzdiskussion ausfechten. Bezogen auf das Fresco lagen die Meinungen der beiden Männer zu weit auseinander. „Ich möchte mit dem Prätor sprechen. Es geht um dieses Schreiben.“
„Der Prätor meditiert gerade.“ Die feste Stimme von Magistra Argelia Irmina Schöllingh hallte in der Tempelhalle nach. Die Erzpriesterin der Hesinde war, offenbar unbemerkt von den beiden Männern, an diese herangetreten.
„Dann richte ich mein Begehren gerne an Euch.“ Der Draconiter wandte sich der Geweihten zu. „Magistra Argelia, dieses gemeinsame Schreiben der Efferd-Kirche und der Sonderflotille erreichte uns gestern. Ich bin mir sicher Ihr habt es ebenfalls erhalten. Ich halte es für ungemein wichtig als Vertreter der Allweisen dort Präsenz zu zeigen.“
„Wohl gesprochen, Präzeptor!“ Die Erzpriesterin nickte zustimmend.“Ich gehe davon aus Ihr werdet persönlich nach Gaulsfurt reisen? Eure Gnaden Navar wird Euch nach Gaulsfurt begleiten und die Stimme des heiligen Hortes der Hesinde sein!“
Beide Männer nickten.
„ Bitte folgt mir, beide, es gibt noch einiges zu Besprechen!“
Autor: Bega
Tümmler in der Darpatmündung
Darpatmündung bei Dergelmund, 10. Efferd 1043 BF (Hatten wir die toten Delfine nicht im Boron angesetzt? Is auch nicht so wichtig, sollten dann nur dort eine andere, passende Geschichte platzieren)
Alafir stand am Steuer seiner Elida von Salza.
Er mochte das Schiff. Er mochte Dergelmund.
Er mochte seine Stelle als Kommandant.
Die bleichroten Segel warfen ein sanftwarmes Licht auf die hellen Planken des etwa 15 Schritt langen Flussseglers.
Seit der Ernennung zum Kommandanten des Stützpunktes in Dergelmund hatte er sich in dem unscheinbaren Gebäude im Fachwerk-Stil in der Nähe des Hafens, wo er und seine zwanzig Frau und Mann starke Besatzung untergebracht war, gut eingelebt.
Er war mit seiner Aufgabe gewachsen und somit in seine Rolle hineingewachsen. Er hatte das Gefühl, dass er alles unter Kontrolle und auf Vordermann gebracht hatte.
Zumindest bis vor einigen Tagen.
Denn auch er hatte die Geschehnisse am Lichterfest miterlebt und so schön seine Ausgehuniform an diesem Abend auch herausgeputzt war, so schwer waren die nächsten Tage mit seiner Mannschaft. Wie sollte er den Frauen und Männern erklären was geschehen war, wenn er es doch selbst nicht wusste?
Wie konnte er nach einer Besprechung mit seiner Vorgesetzten von Gerben, die bei ihm mehr Verwirrung als Beruhigung gebracht hatte, jetzt seine Männer und Frauen beruhigen?
Egal wie, er hatte es irgendwie geschafft.
Halbwegs zumindest.
So konnte er es aus den Gesichtern seiner Leute ablesen als er die verstärkten Patrouillen in der Darpatmündung auf Grund der gegebenen Umstände ankündigte. Fast alle fanden es gut ihre Unsicherheit jetzt in Aktionismus ummünzen zu können und der blonde Leutnant war da einer ganz ähnlichen Meinung.
Jetzt war es aber so weit. Er wurde vom Herrn Efferd am Kragen gepackt und mitten in den Mahlstrom der derzeitigen Ereignisse geworfen. Und das nicht gerade sanft.
Das waren seine Gedanken als der Kadaver des dritten Delfins mittels Muskelkraft auf das Deck gezogen wurde und dort ein schleimiges Schaben von sich gab.
“Ausguck haben wir alle?”, rief Alafir nach oben in die Takelage.
“Ja Leutnant. Von hier oben kann ich keinen Delfin mehr erkennen.”, krächzte die Frau von oben, die auf Grund des fehlenden Krähennestes abenteurlich in einigen Seilen hing.
“Gut, dann alle Segel setzen und danach abentern. Wir nehmen Kurs auf Perricum.”
Die Kommandantin von Gerben stand auf dem Deck der Elida von Salza, dem größten Flusssegler des Sonderflottillen Stützpunktes in Dergelmund.
Vor ihr lagen drei tote Delfine.
Äußerlich gab es keine erkennbaren Verletzungen, aber ein stechender Geruch wehte ihr, je nachdem wie der Wind stand in die Nase.
Sie mussten schon eine ganze Weile tot sein, auch wenn die Tierleichname nicht danach aussahen. Nur eine schleimige Flüssigkeit, die sich mittlerweile auch auf dem Deck ausgebreitet hatte war auffällig. Wie dickflüssiges Wasser sah sie aus. Ganz durchsichtig.
“Danke für die umgehende Unterrichtung, Leutnant!”
Yanda drehte kurz ihren Kopf zur Seite um dem stechenden Geruch zu entkommen.
Näselnd fuhr sie fort:
“Verladet die drei Delfine auf drei Karren. Ihr bringt einen als neues Beweismittel zur Halle der Gezeiten. Die Geweihten dort wissen Bescheid.
Und um Efferds Willen deckt sie gut ab. Wir brauchen nicht noch mehr Gerüchte in der Bevölkerung.
Ich bin in einer viertel Stunde wieder hier, dann gehe ich mit vier Eurer Matrosen los und den zwei anderen Karren los.”
Yanda wandte sich zum gehen, als sie Alafir noch Befehle geben hörte.
“Jawohl Kommandantin, Delfin zum Efferd-Tempel bringen! Ihr habt sie gehört.
Ihr vier begleitet später die Kommandantin.
Du packst gleich mal mit an, den bekommen wir doch bestimmt zu zweit hoch.”
Sie grinste zufrieden. Sie hatte den Richtigen für Dergelmund ausgewählt.
Autor: DreiHund
Die Sonderflottille macht sich einsatzbereit
“Kein Wort zum Untersuchungsausschuss?”, Yanda von Gerben legte das Briefpapier bei Seite und runzelte die Stirn.
“Vielleicht ist er noch gar nicht eingetroffen? Wollten sie aber nicht unverzüglich aufbrechen?
Nun wie dem auch sei, meine Erinnerungen an diese Sitzung im Okatgon sind ohnehin sehr verschwommen. Und eigentlich ist es mir auch ganz recht, wenn Dara das alleine regelt. Ich will nur endlich wissen, wie mein neues Schiff so einfach zerstört werden konnte.
Erst dann können wir wirksame Vorbereitungen treffen und Strategien entwickeln.”
Das mittlerweile viel zu vertraute Klopfen an ihrem Dienstzimmer lenkte die Aufmerksamkeit auf die Tür.
Ein leises Seufzen entfuhr der Kommandantin bevor sie sich straffte.
“Herein!”
Die Tür öffnete sich leise im Gegensatz zum lauten Klacken den die Stiefel der Hereingetretenen zum militärischen Gruß von sich gaben. Es war Alafir Leuwangen, der vor einigen Monden eingesetzte neue Sonderflottillen-Kommandant des Stützpunktes in Dergelmund.
“Ich habe einen Zwischenfall in der Darpatmündung zu melden, Kommandantin!”, platzte er direkt heraus und wollte bereits nachlegen.
“Wartet bitte noch kurz im Vorzimmer mit Euren schlechten Neuigkeiten ich bin gleich bei Euch, Leutnant! Ich muss nur noch schnell diesen Brief zu Ende schreiben.”
{{Brief |Adressat=An die Kommandantin des II. Darpatschwadrons Wasserburg Ludrian von der Brücke
zur Stadt Wasserburg, [[Ortsnennung ist::Perricum:Schloss_Tikaris|Schloss Tikaris]
|Text=Efferd zum Gruße,
es freut mich zu hören, dass die Motivation am Stützpunkt Wasserburg trotz der dort losgetretenen verheerenden Ereignisse weiterhin hoch ist.
Die Mannschaften, sowie der gesamte Stützpunkt wird in den kommenden Monden einer deutlich stärkeren Belastung ausgesetzt sein, als dies bisher der Fall war.
Um nachfolgende Befehle ausführen zu können, sende ich baldmöglichst die Elida von Salza, sowie die Alwine mit zwei neuen Rotzen für das II. Darpatschwadron nach Wasserburg.
Für die Suche nach der verbleibenden Mannschaft, die unverzüglich zu beginnen hat, werden die Punkte 1 sowie Punkt 4 der nachfolgenden Befehle ausgesetzt.
Daher ergehen folgende Befehle der Sonderflottillen-Führung:
1. Es wird im Schwerpunkt an Orten patrouilliert an denen bereits Vorkommnisse verzeichnet wurden (siehe Liste Anhang).
2. Patrouillen der Sonderflottille sollen bis auf weiteres nur noch im Verbund von mindestens zwei Schiffen durchgeführt werden.
3. Schiffe der Sonderflottille dürfen den Darpat nur noch mit voller Stärke und Bewaffnung befahren.
4. Ein Schiff gilt erst dann als voll bewaffnet, wenn alle Geschosse und Waffen an Bord mindestens Efferd-gesegnet und vollständig einsatzbereit sind.
|Absender=Efferd mit Euch! Perricumer_Kriegshafen am 10. Tage des Efferd 1043 BF Yanda von Gerben Wächterin vom Darpat }}
Die Flottille und die Grauen Stäbe
Ordensburg Al Rakshaz, In den Tagen zwischen 10. Efferd 1043 BF
Sebald von Gerben hatte das Misstrauensvotum gewonnen. Nicht zuletzt durch seine Geradlinigkeit im Umgang mit dem schwierigen Thema rund um die getöteten Kadetten. Zugegeben es war nur mit einer Stimme unterschied, aber ihm würde noch etwas Zeit an der Spitze der Schule bleiben.
Seinem schlechten Gewissen war er es jetzt schuldig sich voll und ganz darauf zu konzentrieren die Umstände zu erforschen, die seinen Schützlingen das Leben gekostet hatte. So war er einer der ersten, der nach der Tragödie bei den Bunten Lichtern seiner Nichte Yanda die Unterstützung zugesichert hatte.
Und er hielt Wort. Gerade als sie zu ihm ins Arbeitszimmer der Flottenakademie gestürmt kam, hat er alle Papiere liegen lassen und war, so schnell es sein steifes Bein zuließ, zur Ordensburg der Grauen Stäbe geeilt, um dem Orden ein offizielles Schreiben zukommen zu lassen, die Flotille und die Efferdkirche würde die Expertise dieser Magier sicherlich gebrauchen können und die persönliche Übergabe durch ihn würde die Dringlichkeit unterstreichen.
Laut ratterten die metallbeschlagenen Holzräder der Schubkarren auf dem Kopfsteinpflaster des Stadtteils von Leuingen.
Erst vor wenigen hundert Schritt hatte ihr Konvoi, bestehend aus der Kommandantin und drei Matrosen mit zwei beladenen Karren, Efferdgrund verlassen, da kam auch schon das Herrenhaus in Sicht in dem der Orden der Grauen Stäbe in der Stadt residierte.
Das beachtliche Anwesen wuchs immer mehr in die Höhe und Breite, als Yanda an der dunklen Holztür zwei Gestalten sah.
Sie erkannte unter dem großen Wappen mit den gekreuzten Stäben und den aufgemalten Initialien “ODL” die Silhouette ihres Onkels Sebald stehen.
Zwei Stufen auf der Treppe zur Eingangstür höher stand Magus Admetos von Phenos in seiner Ordenstracht inklusive roter Rohalskappe der seinen Gegenüber deutlich überragte.
Als beide das Rattern bemerkten blickten sie zu dem Zug auf, der sich dem mit hellen Steinplatten ausgelegten Weg zum Haus näherte.
Mit großen Gesten winkte der bereits ergraute Magus die Kommandantin zu sich.
“Ach da seid ihr auch schon. Es freut mich einmal Eure Bekanntschaft zu machen, Kommandantin. Ihr Vater Gorond hat bereits viel über Euch erzählt.”, wie ein Wasserfall kamen die Worte aus Admetos geströmt.
Bei der Erwähnung ihres Vaters zog Yanda pikiert eine Augenbraue nach oben, ignorierte den Kommentar aber.
“Es freut auch mich, Hochgelehrter Herr. Hat euch mein Onkel bereits unterrichtet, warum wir hier sind?”
“Das hat er in der Tat. Und noch mehr als das. Die Geschehnisse rund um das Fest waren wirklich schrecklich. Ich hoffe wir können unseren Teil dazu beitragen, dass dieser Vorfall bald aufgeklärt wird. Dann bringt das gute Stück mal rein, wie sieht er denn aus?”
Schon war der Magus an den Karren herangetreten und hob das weiße Tuch etwas an um darunter zu blicken.
“Nun das ist ja erstmal..
Ohh bei Rohal, was ist das denn für ein Gestank.
Ist das Schwefel?
Wenn ich es mir recht überlege… Lasst ihn doch lieber im Anbau liegen. Im Haus halte ich diesen Geruch nicht lange aus.”, der Grauhaarige verbarg seine Nase in einem Tuch, das er hastig aus der Tasche seiner Robe gekramt hatte.
“Werdet ihr ihn selbst analysieren?”, fragte Yanda interessiert nach, während sie den Matrosen mit einer Geste zu verstehen gab, wo sie hinfahren sollten.
“Ich werde ganz sicher einen Blick darauf werfen, wenn ich mir andere Gewänder angezogen habe, aber mein Spezialgebiet ist die Magica Analytica bei weitem nicht. Zur Zeit bin ich auch der einzige Magier hier im Haus. Meine Ordensbrüder und Schwestern sind alle in der Burg.
Aber ich weiß schon wer dafür genau der Richtige ist.
Ich lasse noch heute nach meinem Collegae schicken, damit er sich der Sache annimmt.”
Der näselnde Ton in seiner Stimme nahm wieder etwas ab, als der Wagen hinter der Ecke des Hauses verschwand.
“Wie lang wird Eure Untersuchung denn dauern?”, auch Yanda konnte jetzt, da der Delfinkadaver fortgebracht wurde, etwas freier Atmen.
“Da wir noch einige Planken des Schiffs äh Wolfs ähm..
äh naja Ihr wisst schon, von eurem Onkel bekommen haben, kann die Analyse einige Tage in Anspruch nehmen. Eventuell sogar eine ganze Woche, das liegt an der Komplexität und der Prägnanz des Matrixschattens.”
Von beiden Aussagen des Magiers leicht verwirrt nickte Yanda nur gespielt verständnisvoll, während sie sich hinter dem Ohr kratzte.
“Sagt einfach Bescheid, wenn es Erkenntnisse gibt und wenn Ihr wisst wie viel Eure Mühen die Sonderflottille kosten. Ihr findet mich im Kriegshafen oder gebt Sebald Bescheid.”
“Über den Preis haben wir bereits verhandelt. Die Rechnung übernehme ich, mach Dir darüber keine Gedanken.”, versicherte Sebald wohlwollend.
“Ja das habe ich schon mit Von Gerben geregelt. Rein aus Interesse: Wo bringt Ihr denn die anderen Exemplare noch hin?”, erkundigte sich der Admetos mit einem gespielt gleichgültigen Unterton.
“Oh, den ersten haben wir der Efferd-Kirche übergeben, den dritten bringen wir jetzt noch zur Akademie. Die wollten sich die Sache auch einmal ansehen.”, innerlich musste Yanda grinsen. Der Magus sprang von ganz alleine auf ihren Plan an.
“Ach diese Paragraphen-Magier müssen sicherlich erst wieder zehn Formulare ausfüllen bevor sie überhaupt den ersten Zauber wirken dürfen. In diesem Mond würde ich da nicht mehr mit einem Ergebnis rechnen.”, ein leicht säuselndes Lachen begleitete Admetos Antwort.
“Das hoffe ich nicht, ich brauche die Ergebnisse wirklich dringend. Denn wir wollen - wie ihr durch unser Schreiben wisst - unsere gemeinsamen Ergebnisse am XXX im Kloster St. Lialiella in Gaulsfurt zusammentragen. Ich zähle da auf Euch und im besten Fall einen Gesandten.
Kommt Männer, wir müssen jetzt auch weiter.
Vielen Dank für Eure Unterstützung Hochgelehrter Herr. Ich hoffe auf ein baldiges erkenntnisreiches Wiedersehen. Möge Hesinde über Euch wachen.”
Mit einer angedeuteten Verbeugung drehte sich der Magus zur offenstehenden Eingangstür des Herrenhauses. Auch Yanda wandte sich zum Gehen und schickte den Matrosen mit dem leeren Karren direkt zurück zum Kriegshafen. Dann setzte sie sich etwas ab und wartete auf Sebald, der gerade die letzte Stufe der Treppe herunter humpelte.
“Jetzt musst du mir aber mal erzählen wie du an die Planken meines Schiffes gekommen bist!”
Autor: DreiHund
Die Flottille und die Schule der Austreibung
Schule der Austreibung, 10. Efferd 1043 BF
Nur wenige Momente der Erklärung blieben Sebald, als sich ihre Wege auch schon zu trennen drohten. Die Spitze des großen fünfeckigen Turms der Schule der Austreibung war bereits am Ende der Straße gen Praios zu sehen.
“...und so habe ich dann dem Stadtgardisten weiß machen können, dass ich als Mitglied der Admiralität die Schiffsteile schleunigst einer Untersuchung unterziehen muss.
Aber das Kontor liegt noch voll mit deiner Wolfsjäger.
Es sah fast so aus als wollten sie das Schiff da drin wieder zusammen nageln, beziehungsweise das was davon übrig ist.”
Sebald von Gerben schloss beinahe etwas zu belustigt schnaubend seine Erzählung und blieb in der Mitte der Kreuzung vor dem aufragenden steilen Felshang stehen.
“Du und ein Mitglied der Admiralität?! Das wünschst du dir vielleicht, aber dem Gardisten kannst du mit einem Dreispitz auf dem Kopf sicher viel erzählen.”
Auch Yanda hatte die Geschichte ihres Onkels sichtlich gefallen, ein heiterer Lichtblick in diesen Tagen - und sie drückte ihn zum Abschied kurz.
Sebald und die Matrosen waren im Hinblick des offiziellen Anlasses weswegen sie unterwegs waren sichtlich überrascht über die herzliche Geste.
“Bis bald, Onkel und vielen Dank für Deine Hilfe. Wäre doch gelacht wenn ich diese Magistra Moriani mit der Konkurrenz zu den Grauen Stäben nicht doch noch ködern könnte.”
“Ach, das ist Dein Plan? Ich habe mich schon gewundert, wen du wohl an der Schule kennst, dass du um die horrenden Gebühren der Analyse herum kommst.
Aber das ist wahrlich ein phexgefälliger Plan.
Der Listige sei dafür mit Dir Yanda. Auf Bald!”
Mit einem Klacken des Holzbeins und einem Rattern des Holzrades entfernten sich die beiden Parteien voneinander.
Die in ihre weiß und dunkelblaue Uniform gekleidete Kommandantin der Perlenmeerflotte klopfte mit einem kleinen Türhammer unter dem Mannloch an der großen doppelflügeligen Tür an.
Eine steife, lauwarme Brise pfiff vom Meer über die breite Brücke, die zum Hauptturm der Magierakademie führte.
Bald kam sie sich vor wie eine Hausiererin. Wie eine Marktdame, die unbescholtenen Bürgern an der Haustür Dinge verkaufen wollte, die sie weder haben wollten, noch brauchten.
Dann öffnete sich das kleine Metalltürchen in der Pforte und ein junges weibliches Gesicht mit blauen Augen umrahmt von langen blonden Haaren kam darin zum Vorschein.
So schnell wie die Klappe sich geöffnet hatte, schossen auch die Augenbrauen der jungen Frau nach oben.
So eine Abordnung der Perlenmeerflotte mit einem Karren im Schlepptau war sicherlich kein alltäglicher Anblick an dieser Pforte. Wobei es sicher auch nicht das ungewöhnlichste war, was hier jemals vor den Toren stand. Bei einer Akademie mit Anschluß an das Noioniten-Kloster gab es wirklich skurrile Besucher und Zwischenfälle. Nicht gerade Wenige haben dieses Tor sogar nur ein einziges Mal durchschritten, nachdem sie hier geklopft haben.
“Wie.. kann ich helfen?”, begrüßte die blonde Dame die Besucher verwundert aber freundlich.
“Ich bin Kommandantin Yanda von Gerben, von der Sonderflottille, wir schickten bereits ein Schreiben voran und ich habe einen Analyseauftrag für die Schule der Austreibung. Der liegt auf diesem Karren.”, erklärte die kurzhaarige Kapitänin.
“Oh, hoher Besuch. Ja natürlich, dann werde ich euch erstmal öffnen.”
Hastig hörte man wie die Dame Riegel und Bolzen beiseite schob, bevor ein leichtes metallisches Knarren den Weg ins Innere frei gab.
Nun konnte Yanda die Dame, die ihnen geöffnet hatte ganz erkennen. Ihrem Anzug nach zu urteilen, war sie noch keine fertige Magierin.
“Vielleicht so etwas wie die Scholarin vom Dienst?”, dachte sich Yanda und wartete bis der Schubkarren nach ihr in den Gang gerollt kam.
“Bitte hier entlang, Kapitänin.”
Die schlacksige Scholarin öffnete ihnen eine Tür zur ihrer Linken. Die Matrosen waren geistesgegenwärtig genug den stinkenden Kadaver im Gang stehen zu lassen, bevor sie in den Wartesaal eintraten.
“Ich darf Euch bitten hier ganz kurz zu warten, ich werde Magistra von Pfiffenstock holen, damit sie sich der Sache annehmen kann.”, die Scholarin verwies auf die einladenden bunten Sessel an der Wand.
Yanda, die sich gerade einigen auffälligen Trophäen und glänzenden Ausstellungsstücken in einer Vitrine näherte, wandte sich noch einmal um.
“Eine von Pfiffenstock ist mir unbekannt. Ich wünsche mit der Vize Spektabilität Moriani zu sprechen.”
Yandas Tonfall wurde plötzlich deutlich autoritärer. Sie wusste, dass ihr Plan, oder zumindest einige Dukaten daran hängen würden, mit wem sie sprach.
Die Scholarin hielt im Türrahmen inne.
“Ihre Spektabilität ist aber eher für die magica contraria zuständig. Unsere Spezialistin für die magica analytica ist Magistra...”
“Mir sagen Eure magischen bosparano Worte gar nichts und ich verlange in diesen Belangen mit der Spektabilität Moriani zu sprechen!”
Yanda baute sich zur vollen Größe auf.
Sie wusste wie ignorant sie klang, aber das war ihr in diesem Moment egal. Während die Scholarin nickte und sich zum Gehen wandte, sah sie ganz deutlich das genervte Augenrollen der blonden Schülerin.
“Dritter Platz der Perricumer Imman-Meisterschaft 1034BF. Hat die Imman-Meisterschaft hier nicht nur vier Mannschaften? Man, diese Magier sind ja echte Nieten. Ehrlich gesagt habe ich auch nichts anderes erwartet.”, ein belustigtes Schnauben ihrer zwei verbliebenen Begleiter quittierte Yandas abfällige Bemerkung, dabei war sie selber keine große Immankennerin.
Yanda betrachtete gerade einen aufwändig gestickten Wandteppich mit dem prächtigen Abbild eines Magier-Zwerges darauf, als sich die Tür zum Empfangsraum abermals öffnete.
Darin stand eine alte Frau mit streng nach hinten gebundenen Haaren und wenigen tiefen Falten, die dem Gesicht einen weisen Ausdruck verliehen.
Als sie auf Yanda zutrat sah man ihren simpel geflochtenen, aber dennoch beeindruckend langen Zopf aus blau schimmernden Haaren, der ihr bis zur Hüfte baumelte.
“Guten Tag Kapitänin! Habt Ihr dieses stinkende Tier hier herein geschafft?”, mit genervtem Unterton begrüßte die Magisterin die Kommandantin.
“Freut mich, dass Ihr es einrichten konntet, Eure Spektabilität.
Genau, dabei handelt es sich um einen Delfin, den wir aus der Darpatmündung gefischt haben. Er ist von einer schleimigen Flüssigkeit benetzt. Wir vermuten, dass diese Vorfälle eng mit den Geschehnissen am Darpat und mittelbar auch mit den schrecklichen Vorfällen des Lichterfestes zusammenhängen.”, erklärte Yanda in versöhnlichem Ton.
“Mhh das ist nicht mein Spezialgebiet. Die magische Analyse wird durch die…”, Selara Moriani hielt inne und schien das richtige Wort zu suchen, “... Komplexität und Größe dieses Objektes auch nicht gerade billig.”
Yanda von Gerben brannte innerlich darauf mit der nächsten Bemerkung ihren phexgefälligen Plan umzusetzen.
“Das dachte ich mir bereits, natürlich sind Euch die nötigen Gelder der Sonderflottille zugesichert und wie unser vorbereitendes Schreiben ist die Sache von höchster Wichtigkeit. Wie lange würde diese Analyse denn dauern?”
“Nun dazu muss ich noch einen Antrag an die Akademieleitung stellen und danach die Berechtigungen an die zuständigen Magister auszustellen. Einen Mond müsstet Ihr uns dafür auf jeden Fall Zeit geben. Vielleicht etwas mehr. Bei hoher Dringlichkeit vielleicht auch etwas weniger.”, die stellvertretende Spektabilität legte grübelnd die Stirn in Falten.
“Oh, das ist ja deutlich länger als die Grauen Stäbe dafür brauchen. Aber nun gut, wenn ihr es hier an der Schule der Austreibung nicht schneller schafft, dann muss ich wohl damit leben. Auch wenn diese Ereignisse wichtig für das bereits bekannte Zusammentragen in Gaulsfurt am XXX sind.”, erwiderte Yanda beiläufig.
“Die Grauen Stäbe? Habt ihr die arkanen Inquisitionäre desgleichen damit beauftragt? Es muss erwähnt sein, dass diese ein wenig wissenschaftliches Vorgehen pflegen.”, die Magisterin war von einem auf den anderen Moment wie ausgewechselt.
“Ja sie wollen Reichsstadt, Markgrafschaft und Efferd-Kirche bei der Aufklärung dieser schlimmen Nacht helfen und verzichten sogar großzügigerweise auf ihre Bezahlung, aber das erwarte ich natürlich nicht von der Weißen Gilde.” Yanda endete in einem resignierten Tonfall.
“Ach, wie meinen? Die Weiße Gilde hilft in diesem Fall natürlich auch mit größtem Pflichtbewusstsein der Ordnung gegenüber. Sagt es doch gleich, dass es um solche hehren Belange geht. Unsere Expertise wird für uns sprechen.
Ich denke unter diesen Umständen bekommen wir es mit großer Sicherheit auch schneller hin, Ich werde das Projekt höchstpersönlich betreuen.
Jetzt setzt Euch erst einmal an den Tisch und erzählt mir was Ihr schon beobachtet und welche Vermutungen Ihr bezüglich dieses Delfinsterbens habt. Alles was uns bei der Analyse helfen könnte.”, überfreundlich deutete die Magisterin an das andere Ende des Empfangssaals.
Während Yanda den Raum durchschritt konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen, auch wenn ihr und der Efferdskirches Anschreiben vermutlich noch auf irgendeinem Ablage eines verwaltenden Schreiberlings lag, so wie die Dinge hier anscheinend angegangen wurden.
Sie hatte gehofft, dass die Magierin darauf anspringen würde. Von ihrem Vater Gorond musste sie sich schon öfter langgezogene Beschwerden anhören, wie sich Magisterin Selara Moriani und Magus Admetos von Phenos von den Grauen Stäben in langen Ratssitzungen im Perricumer Stadtrat Wortgefechte leisteten und sich gegenseitig in magischen Belangen überboten.
Die Grauen Stäbe und die Schule der Austreibung verband nicht nur die örtliche Nähe beider Einrichtungen sondern auch eine lange Rivalität, die vor allem auf dem Hass von Magisterin Selara Moriani gegenüber den anderen Gilden fußte.
Yanda hatte auf das Ehrgefühl der schwarzhaarigen Zopfträgerin vertraut und ihr Plan war perfekt aufgegangen.
Phex hatte Yanda zum ersten Mal seit langem einmal wieder zugezwinkert und es fühlte sich gut an. Wie eine warme Brise die ihr sanft über den Körper strich.
Autor: DreiHund
Ach, meiner alter Darpat
13. Efferd 1043 BF
Noch in den Anfangsbemühungen der Untersuchung der Efferdkirche wurde ein junger Geweihter des Unergründlichen, der direkte Erkenntnisse am Fluß suchte, vermisst und per Aushang in Bild und Schrift gesucht:
Vermisst wird seine Gnaden Effedran Wogan oder Wogenmann, geweihter Priester des Gebieters des Wassers.
Sein Alter zählt 25 Götterläufe, sein Haupt trägt ein langen dunkelblonden Schopf un einen ebenso gefärbten vollen Bart, welch beides mit Perlen und Zöpfen geschmückt ist. Seine Augen sind vom algendurchsetzten grünblau der Darpatmündung und er trägt einen Haken anstatt der linken Hand als Erkennungsmal. Desweiteren ward er zuletzt angetan im heiligen Blau seiner Gemeinschaft, verziert mit dem Symbol- und Wappentier von Kirche und Markgrafschaft. Vermutlich führte seine Gnaden einige Instrumentarien beri sich.
Hinweise auf den Verbleib des Mannes geweihten Standes sind bei der örtlichen Ordnungsinstanz abzugeben. Erträgliche Hinweise können ihrem Überbringer einen Lohn von bis zu 5 Heller einbringen.
Etwa zwei Tage später, zwischen Darpatsteg und Rabicum.
Jurika glitt mit ihrem Floß den unruhigen Fluß hinab, die abgeschlagenen Baumstämme, die weiter im Nordwesten geschlagen worden waren, begleitend. Mit ihr waren nur wenige gekommen, denn viele ihrer Flößerbrüder und -schwestern aus Dergelmund versuchten den guten alten Gevatter Darpat gerade zu meiden, solange es ihr Erspartes zuließ - gleich wie gestanden sie auch waren. "Ach, meiner alter Darpat.", dachte sie bei sich, "Was dauert dich und den Launenhaften nur, dass du uns solche Sorgen bereitest?"
Denn die vielen Gruselgeschichten um den düsteren Hader des alten Bekannten die zuletzt in den schrecklichen Ereignissen in der Hauptstadt gipfelten wurden nun noch durch den stark über die Ufer tretenden Wasser, welche viele Felder und Weiden verschlangen und unheimlichen Nebel über dei Auen legten unterstrichen. "Ach, alter Darpat, haben du und der Unbändige uns nicht schon länger gewarnt? Die Brücke, dieses Untier vor einigen Jahren, die Schrecken der Wasser im Krieg?"
Gedankenverloren stakste sie ihr Floß weiter Flußabwärts, etwas fröstelnd ob der düsteren Bilder im Kopf und dem klammen Nebel hier nah den überfluteten Auen, die gespenstisch wirkten im Dämmerlicht dieses Tages. Ihren wenigen Mitstreitern schien es nicht anders zu gehen, alle waren angespannt, glaubten doch alle aufrichtigen Wasserratten an einen Fluch oder die üblen Launen des Herren der Wasser.
Es machte einen Ruck und Jurika wäre beinahe vom Floß gefallen als dieses plötzlich zum stehen kam. Sie kannte dieses Gewässer das konnte nicht sein, zwar fuhren sie hier nah an den Auen, doch hier war das Wasser noch tief genug. Vielleicht hatten die Fluten etwas tiefer hineingetragen. Sie beugte sich nach Unten und stocherte mit ihrer Stake nach dem Hindernis, als etwas hastig-schroff darna zog und nur ihr hervoragender Gleichgewichtssinn sie auf den Beinen hielt.
Doch das was sich dann an ihrer Stake an die Oberfläche heraufzog ließ sie erstarren und erneut den Halt verlieren, während sie vor Schreck die Stange nicht etwa fallen ließ sondern, an ihr zu rütteln begann. Doch der bleiche, aufegedunsende Leib zog sich immer weiter aus dem nun schweflig blubbernden Wasser vor ihr, während sie immer weiter in Panik geriet. Zuerst konnte sie nur sein blaßes, durchädertes Haupt erkennen, mit den strähing-naß am Kopf bappenden und algenverklebten dunkelblonden Haaren, in denen sich einige Perlen traurig, schmierig verfangen hatten. Doch das wahre Entsetzen machte sich in Jurika breit als das Wesen aus den Untiefen der Niederhöllen seinen Kopf hob, es wirkte menschlich irgendwie, doch sein Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit aufgedunsen und sein Bart schien beinahe aus Algen und Kleinsttreibgut zu bestehen, so viel hatte sich darin verfangen. Außerdem war seine bläulichweiße Haut durchzogen von blaßblauroten Adern und Äderchen und die Zunge die aus seinem fauligen Maul hing war lila angelaufen und daraus erbrach sich quasi eine lebendig scheinende Alge, während dunkle Flußkrebse ebenfalls hianus krabbelten und sich mit hellen zu duellieren schienen. Die Laute aus diesem untiefen, gurgelnden Loch klangen nur vage nach den abgehackten, verstümmelten Worten eines Ertrinkenden. Doch das Schlimmste waren seine Augen, die sie aus trüb-brakigem Grünblau - einem umgekippten Tümpel gleich - anstarrten, ohne das Leben in ihnen war. Völlig außer sich durch den Anblick konnte sie nun endlich von der Stake ablassen, doch es war zu spät, der untote Wasserleichnam hatte sich nun schon auf ihr Floß gezogen, auch wenn ihn etwas dauerhaft nach Unten zu ziehen schien. Doch mit einer unheimlichen und unnatürlichen hieftem ihn seine labbrig-schwabbelnden Arme mit den dicken aufgeschwemmten, dicken Fingern, deren Nägel Dreck unter sich trugen stück für Stück weiter voran. Seine zerfetzte, von rosasenen Flecken übersäte, Algen verhangene und hellblaue Kluft hinter sich her schleppend. Er richtete sich auf und Jurika schrie vor Panik als sie, sein frei baumelndes, verstümmeltes Gemächt zwischen den ausladenenden, aufgedunsenen Schenkeln erblickte, aus dem eitriges, algiges Wasser zu tropfen schien. Sie verzog sich ans Ende ihres Floßes, sprach ein Stoßgebet zum Herrn Efferd und wollte doch nicht in den Fluß springen, unsicher darüber was sie dort erwartete. Doch es passierte nichts, nur das Schunkeln des Floßes wuerde heftiger, weil das halbmenschliche Ungetüm sehr schwerfällig darauf umherwankte und zu guter letzt einen schweren Stein an einer Kette aus dem Wasser hinter sich heraufzog, das dem Gefährt ein hartes Ungleichgewicht verlieh. Dann erblicke sie etwas das sie in ihrer Panik verharren und in Schockstarre verfallen ließ. Das feuchtnaße Alptraum trug das in Fetzen hängende Gewand eines Efferdjüngers.
In dem Moment wurde die unheilige Leiche hart von der Spitze einer Stake getroffen, Nevena war heran gekommen und hatte ihm das Ding durch den Leib gerammt, so dass sein dünnes, blaßes Häutchen platzte, aufriss und die Stange am andern Ende wieder ausdrang, als wäre sie durch einen Klumpen weichen Lehem gestochen. Etliches Gewürm und schwarz-faule Flüssigkeit rann heraus. Eine weitere Stange kam ungeschickt von Harm geworfen, doch streifte sie das sumpfige Etwas zumindest und brachte es weiter ins wanken. So dass auch Jurika sich ein Herz fassen konnte und ihr angestumpftes Haumesser zog und in dem schwammigen Körper versenkte, während dieser noch an der Stange von Nevena hing. Nach gefühlt unzähligen Schlägen, einem üblen Biss an der Schulter und Arm von Jurika und weiteren geworfenen Gegenständen und einer Stake, die beinahe Jurika aber vorallem nicht den Leichnam getroffen hatte, brach das Ding endlich zusammen. Jurika fiel auf die Knie, schwer atmend und blutend, ihr Blick aber nur auf das Delfinamulett und den linken Hakenarm, der sie ebenfalls verletzt hatte, des Fleichklumpens gerichtet.
"Oh, mein alter Darpat, welch grausame Pein ist dir wiederfahren, in welchem Zorn muss dein Herr liegen? Oder liegt er gar verletzt danieder?"
Autor: Jan
Das Glucksen des Wassers zu Gluckenhang
Baronie Gluckenhang, Mitte/Ende Efferd 1043 BF
Ein seltsames Summen hatte sie umfangen, bevor sie - sich gerade so ans Land gerettet - das Bewusstsein verloren hatte. Dann war sie hier aufgewacht, sich nicht eins darüber was geschehen war, nichtmal wer sie selber war. Die Leute hier waren zuvorkommend, ja, ihre Gemeinschaft war sprichwörtlich und einer Fremden wie ihr gaben sie etwas davon ab, wenn auch mit bedacht. Diese Reshminianer hatten sie in - völlig bis zur Unkenntlichkeit - zerschlissener Kleidung am Ufer des Flußes gefunden. Reshminianer, das sagte ihr was. Einige Tage war das jetzt her und sie konnte sich immer noch an nichts erinnern, nur an (Un)Tiefen im Wasser.
Diese Reshminianer versprachen ihr Hilfe und gaben ihr Ruhe. In diesen Momenten der Stille nur mit ihrem leeren Gedächtnis allein, hörte sie es wieder dieses leise Summen. Und als würden sie im Dialog stehen war da noch etwas anderes, anders als das Summen, aber genauso alt und ... wach. Ein kaumhörbares Rauschen, so wie sie sich immer schon die Tiefen des Ozean vorgestellt hatte, weit unterhalb der tobenden Wellen des Herrn der Gischt.
Das uralte Zwigespräch wurde je durchbrochen von einer Stimme vor der Tür: "...SONDERFLOTILLE? KAPTITÄNIN? GAULSFURT? Wir müssen sie los werden bevor hier bald irgendwelche Markgräflichen herumstöbern..." Die auf sie hereinbrechenden Gedanken und Erinnerungen warfen sie erneut in die Bewusstlosigkeit.
Die Baronin warf ihrem Junker und Zeugmeister einen skeptischen Blick zu, während ihr Gatte, der wie immer an seinem Boltantisch saß und neue Strategien ersann, sich beinahe an seinem Stück Kuchen verschluckte. "Ja, Euer Hochgeboren, die Reshminianer haben augenscheinlich die verlustige Kapitänin der Sonderflotille aufgelesen. Nach dem "Unglück" muss sie sich an Land gerettet haben. Doch erinnern kann sie sich nur langsam.", konkretisierte der Alxertiser seine vorherige Aussage.
"Dann müssen wir die Gute sofort aufsuchen, evtl. kann sie Licht ins Dunkel bringen, ich hörte die Kirche des Unergründlichen hat gemeinsam mit der Sonderflotille eine Untersuchung angeordnet. Diese soll gar von solchem Ausmaß sein, dass man Magier und Hesindianer mit einbezieht." Rondira von Sturmfels hatte sich vorgebeugt und stützte nun das Kinn nachdenklich auf ihre Faust. Sie hatte die große Katastrophe in der Reichsstadt nur aus der Ferne mitbekommen, sie hatte sich kurzfristig entschieden dem Lichterfest keinen Besuch abzustatten. Denn der Darpat spielte auch hier den Leuten finstere Streiche. Die Auendörfer waren desöfteren von Schlick und Algen überschwemmt worden und tote Fische hatten sich darin verheddert, als das Wasser die übelriechenden, schleimigen Algen zwischen den Pfählen und Pfaden der Stelzenhäuser wieder frei gab. Und auch hier war erst Vieh dann die Bäuerin dazu verschwunden. Rondira war besorgt, sie kannte den Fluß mittlerweile recht gut, seit Haffax hatte er kaum noch richtig zur Ruhe gefunden und nun schien es sich Glucksend vom Grunde zu erheben. Hoffentlich würde diese Kaptitänin Erkenntnis bringen.
Die Antwort von Junker Selo ließ sie wieder aufhorchen: "Nun, sie haben sie auf mein Gut gebracht."
"Sie haben was? Sprachst du nicht davon dass sie noch sehr mitgenommen war.", die Baronin war verwundert.
"Doch, doch, aber sie hatten darauf bestanden, dass die Finsterbinge kein guter Ort für sie sei, zu viel Unruhe wegen der noch andauernden Bauarbeiten. Ich habe es auch nicht recht verstanden."
Autor: Jan
Windumtoste Höhen
Burg Hengefels, Baronie Hengefeldt, 23. Efferd 1043 BF
Erhaben und mit ernsten Gesichtsausdruck saß die Baronin auf dem altertümlichen Herrschaftsthron der Hengefeldter. Neben ihr stand mit gerader Haltung ihr Gemahl Roban von Rauleu. Seit annähernd 400 Götterläufen herrschte ihr Blut ununterbrochen über die Lande Hengefeldt. Es war der gute Kaiser Alrik der Tugendhafte, der ihren Urahn im ersten Jahr seiner Regentschaft in den Adelsstand erhob und mit diesem Land belehnt hatte. Davon zeugte hinter dem Thron ein überlebensgroßes Relief, das den ritterlichen Kaiser zeigte, wie er ihren Urahn als einen von acht Rittern die Herrschaftsinsignien Hengefeldts überbrachte. Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich die Hengefeldter von ihren Wurzeln entfernt, glaubte Serima. Auch sie selber. Doch das Wiedererscheinen des heiligen Altars der Herrschaft zu Korgond hatte sie zu den Wurzeln ihres Blutes zurückkehren lassen. Der korgonder Herrschaftsbegriff war ihr ins Blut übergegangen. So studierte sie die alten Sagen und Legenden, hinterfragte die vielfältigen Traditionen ihrer Lande und ließ sie die alten Riten wieder auferstehen. Aber auch Neues sollte Einzug halten in die schroffen Berge und grünen Täler ihrer Lande: Die sechs Feiertage der Verkündung Korgonds, sowie Korgonds Erscheinen und dessen Verhüllung.
Im kreisrunden Thronsaal hatte sich der Hofstaat der Baronin versammelt. Rechts unterhalb der Herrscherin standen Kastellan Sequin von Hengefeldt, Kammerherrin Darina von Erlenbruch und Kämmerin Idra von Dunkelfarn. Auf der linken Seite ihr der erste Hausritter Wyndor von Erlenbruch, der Hauptmann der Garde Throndard Olbir von Kressenrück und die Meisterin der Jagd Fiana von Dornhag. Weiter unten, an den Flanken des Throns hatten die beiden Hausritter Perdin von Dunkelfarn und Firene von Dornhag mit versteinerte Miene Aufstellung genommen. Die Knappen und Pagen hatten sich mit den Angehörigen des Gesindes auf der steinernen Arkade versammelt, die den herrschaftlichen Saal umrundete.
Vor dem Thron hatten sich - neben dem Hofdichter Gneisbald von Firunslicht und dem Rest des Hofstaates - einige Untertanen versammelt, um der Baronin ihr Anliegen vorzutragen. Zumeist ging es um Kleinigkeiten, wie Nachbarschaftestreitereien, vermeintlich gestohlenes oder verschwundenes Vieh, oder ähnliches. Die Baronin nahm sich geduldig Zeit für die Sorgen und Nöte ihrer Untertanen, denn es war ihre heilige Pflicht für sie zur sorgen. Sie war die Mutter des Landes und ihre Untertanen ihre Kinder.
„Ich werde dem Junker von Crastertal unverzüglich damit beauftragen eine Wolfsjagd auszurufen. Deine Schafherde soll nicht länger der Gefahr dieser Bestien ausgesetzt sein!“, sprach die Baronin mit eindringlichen, aber mütterlichen Ton zu einem alten Schafhirten, der seiner Herrin vorher sein Leid geklagt hatte. „Nach den mageren Ernten im vergangenen Götterlauf haben viele Tiere den Winter nicht überlebt. Die Verbliebenen sollen nun nicht auch noch von Wölfen dezimiert werden.“
Der Alte verbeugte sich umständlich und trat mit einer Wärme im Herzen zurück, um dem nächsten Bittsteller Platz zu machen. Dieser war der Baronin offenkundig kein Unbekannter.
„Der gute Treuwin aus der Treuenklamm, emsige Stimme aus der Klamm der heiligen Gänse.“ Der Tonfall hatte an Güte eingebüßt, wusste die Baronin doch nur zu gut, was ihr bevorstand.
„Hochgeboren, ich überbringe Travia gefällige Grüße ihrer Hochwürden Trauthilde von Geißenklamm. Viele Winter sind vergangen seit die dunklen Horden die Lande Eurer Familie überrannten und die Heimstadt Travias in Hengen schändeten. Die Mutter der Treuenklamm möchte Euch Eure heilige Pflicht ins Gedächtnis rufen, Euren guten Untertanten eine neue Heimstadt der gütigen Mutter Travia zu stiften.“
Die Baronin hörte den aus ihrer Sicht impertinenten Worten des Novizen zu, doch blieb sie äußerlich davon ungerührt. Sie hatte sich an dieses immer wiederkehrende Ritual beinahe schon gewöhnt.
„Gänslein der Treuenklamm, übermittel deiner gütigen Mutter die allertraviagefälligsten Grüße vom ehernen Hengefels. Sehr wohl hören wir das Gänsegeschnatter, dass von der Klamm herunter hallt. Meinen treuen Untertanen wandten sich in den Zeiten der Not der milden Ifirn zu und die Schwanengleiche erhörte ihr flehen. Seither füllt sich der Tempel der Weißen Maid mit Gläubigen, die der sanften Winterherrin und den Silberschwänen huldigen, auf das nach jeden auch noch so erbarmungslosen Winter ein lebensspendender Frühling folgen würde. Gläubige aus den steinernen Weiten der Zacken pilgern zum Heiligtum der Weißen Maid und finden bei ihr Zuflucht.“
Der Novize wollte gerade ansetzen seine Stimme wieder an die Baronin zu richten, als diese ihm jedoch zuvorkam.
„Hab Dank für deinen Besuch, Gänselein aus der Treuenklamm!“
Mit den folgenden Worten richtete sich die Baronin an alle im Thronsaal Anwesenden.
„Dunkle Wolken ziehen am Horizont auf. Am Darpat passieren sonderbare Dinge, wie ich beim Lichterfest mit eigenen Augen erblicken konnte. Boten berichten uns vom Ausbruch der Großen Fehde in den garetischen Kernlanden. Doch verzagt nicht. Vor drei Wintern kündeten sechs heilige Zeichen vom Wiedererscheinen Korgonds und ließen uns für heilige 6 mal 8 Tage in den heiligen Hallen vor dem Altar der gerechten Herrschaft unseren Bund mit dem Land erneuern. Nun, der alten Bünde und Schwüre gewahr, richten wir unseren Blick auf das was kommen mag. Doch darf uns die Erinnerung an diesem erhabenen Moment nicht verblassen. So sollen uns fortan die sechs Offenbarungen, die uns Korgonds Wiedererscheinen verkündeten durch das Jahresrund begleiten, auf das wir nie wieder vergessen. Wir wollen den Tag an dem uns Korgond erschien ehren und dem seiner Verhüllung gedenken.
Am heutigen Tage, an dem sich 'Orlans Fingerzeig' zum dritten Male jährt, gedenken wir all denjenigen, die sich für ihr Land geopfert haben, sei es in einer Schlacht, durch einen Kampf mit einem Untier oder durch aufopferungsvollen Verhalten. Wie der heilige Orlan, der als Diener seiner Lande in vielen Schlachten ehrenhaft focht und sich an seinem Ende für das Land opferte um uns den Weg nach Korgond zu weisen. Sein Schicksal hat sich für uns alle erfüllt. Möge dies uns Ansporn und Mahnung zugleich sein.
Gemeinsam nennen wir die Zacken unsere Heimat und gemeinsam stehen wir bei Gefahren und Unbill. So sei es!“
Tosender Jubel brach aus.
Nach dem sich der herrschaftliche Rundsaal geleert und die Boten den Hengefels verlassen hatten um die frohe Botschaft der Baronin in die Hengefeldter Lande zu tragen, zog es Serima auf die Felsterasse die hinter dem Thronsaal einen atemberaubenden Blick über die Berge und Täler der Zacken offenbarte. Genau genommen handelte es sich um ein natürliches Felsplateau, das von einer Seite von der Festung flankiert wurde und an den drei anderen Seiten schroff nach unten abfiel.
Serima genoss den weiten Ausblick von hier, die schroffen Hänge und Gipfel, die tiefen Täler. All das war ihr Land über das sie herrschte, doch nicht willkürlich und despotische, sondern gerecht. Hart und unnachgiebig … mütterlich und fürsorglich – so wie es die Situation erforderte.
Vertraute Schritte und das Jauchzen und Glucksen von hellen Kinderstimmen zauberte Serima ein Lächeln auf ihre Lippen. Als sie sich umdrehte, stand ihr Gemahl Roban hinter ihr. Rondrick und Silvana hingen an seinem Wams, während er den kleinen Kvorwyn auf seinen breiten Schultern trug.
„Bin ich eine gute Mutter?“, fragte Serima nachdenklich ihren Gemahl, der doch so viel besser mit den Kindern umzugehen vermochte als sie. Ihr fehlte oft schlichtweg die Geduld.
„Liebste, du bist die beste Mutter, die sich unsere Zicklein hier wünschen könnten!“ Liebevoll streifte er mit seiner Hand ihre Wange. „Und als Mutter des Landes kann dir so schnell keiner hinter dem Berg vorkommen.“
„Die garetischen Kernlande brennen, dunkle, Unheil verkündende Wasser ergießen sich den Darpat nieder – und ich kann nichts tun.“ Vorsichtig strich sie sich um ihren leicht gewölbtem Bauch.
„Dein Platz ist hier, als Mutter der Berge und Täler und unserer Zicklein!“ Roban schaute seiner Gemahlin liebevoll in die Augen.
„Aber nicht nur meine Lande sind es, denen ich verpflichtet bin, nein, auch den Zackenländern als Gesamtheit will ich eine unüberhörbare Stimme sein. Da kann ich von den Ereignissen am Darpat nicht wegsehen.“
„Lass mich dein Schwert und dein Schild sein, Liebste, sowie deine Ohren und deine Stimme!“
„Einverstanden, Perdin und Rondriga werden dich begleiten, Gneisbald ebenfalls. In Wort und Vers kann er von der alten Macht Korgonds künden. Reist am 'Tag der drei gütigen Schwestern' zum Rothandfelsen!“
Roban nickte erfreut. Er liebte es für seine Gemahlin Abenteuer zu bestehen.
„Nächsten Götterlauf am 20. Tsa, zum 'Fest der Wiederkehr', wenn sich Korgonds Erscheinen zum vierten Mal jährt, werde ich die Ritter der Zacken zum 'Hengefeldter Winterstechen' laden.“ Serimas Stimme klang fest und klar.
„Ein ritterliches Turnier im Tsa? Eine großartige Idee, aber auch ambitioniert. Viele werden nicht kommen.“
„Ich will auch kein Turnier für glänzende Paraderitter mit polierten Lanzen, ich will korgonder Ritter, mit gelebter tugendhafter Ritterlichkeit, die eins sind mit dem Land!“
Autor: Bega
Uferloses Verlangen
Am Darpat unweit der Reichsstadt Perricum, Anfang Travia 1043 BF
Sanft strich der laue Herbstwind über die Wiesen an den Ufern des Darpat, dessen Wasser [heute verdächtig] träge ihren Weg zum Golf von Perricum suchten. Die Vögel zwitscherten vergnügt, Grillen zirpten unablässig ihre Melodie. Es war einer dieser Herbsttage, der zum innehalten und verweilen einlud und ein jeder dem es möglich war [und den die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit nicht missmutig stimmten], beging diesen Tag mit rahjagefälliger Muße – freilich ein Privileg des Adels.
So hielten es auch die markgräflichen Knappen, die so oft sie nur konnten dem gehetzten Leben in der markgräflichen Residenz Perringrund entflohen und hier, nur wenige Meilen vom Schloss entfernt, am Flussufer ihr Paradies gefunden hatten. Selbst ihre Reittiere, gar stattliche Exemplare aus der Zucht des Markgrafen, schienen sich hier wie die Himmelsrösser der Lieblichen zu fühlen. Übermütig sprangen sie umher oder labten sich genüsslich am satten Grün der Wiesen.
Bar der Insignien ihres Standes lagen die jungen Adligen im Gras. Timshal von Salicum kaute an einem Grashalm, während sein Namensvetter Timshal von Rauleu sich eng an Pernula schmiegte. Die beiden Verlobten würden noch in diesen Mond den Bund der Ehe vollziehen – eine reine Formsache, der lieblichen Rahja huldigten die beiden schon seit das Feuer der Leidenschaft die beiden erfasst hatte. Welch Glück ihnen doch beschieden war, denn auch ihre Verbindung war eine arrangierte und Rahjas Feuer wurde nicht in jedem Bund entfacht.
Xanjida hatte ihren Kopf auf den Bauch von Nedime gelegt und schmökerte in einem Büchlein über garetische Heldensagen. Wie sehr sie diese doch liebte. Ihr Traum war es, selber einmal große Abenteuer zu erleben und spektakuläre Heldentaten zu bestehen. Ihre Ausbeute war bis dato eher ernüchternd, war der Markgrafenhof von Perricum doch eher ein Ort der Höflinge und Hofschranzen und weniger ein Ort der alten, korgonder Ritterlichkeit. Einzig die Ereignisse um das Lichterfest in der Reichsstadt bildete da eine Ausnahme. Aber so ein richtiges Abenteuer war das auch nicht, obwohl sie die anschließende Ehrung durch den Seneschall sehr imposant empfunden und genossen hatte. Verstohlen blickte sie in Richtung des plätschernden Wassers. Wie ruhig und friedlich der Darpat hier war, [nichts von den Gruselgeschichten die sich die einfachen Leute heuer erzählten].
Nedimes weibliche Gesichtszüge strahlten mit der Praiosschreibe um die Wette. Dies waren die wenigen Momente, in denen ihre Seele sich von allen Schrecknissen der jüngeren Vergangenheit befreien konnte und nur im Hier und Jetzt lebte. Vor wenigen Monden war ihr Gemahl vom Brendiltaler Pöbel ermordet worden, sie selber und ihr Neugeborenes rangen wochenlang mit dem Leben. Doch Meister Fesian gelang es, zumindest ihre körperlichen Wunden zu heilen. Ihre Seele litt noch immer. Seit den grauenhaften Ereignissen während der Namenlosen Tage hatte sie ihren Sohn nicht mehr gesehen. Er verblieb in Obhut von Meister Fesian im Palast der Heiler – um seiner Genesung Willen und zu seiner Sicherheit. Die finsteren Subjekte aus dem Süden, die ihre tödlichen Krallen in das Fleisch Herdentors schlugen, würden auch vor ihrem kleinen Sohn nicht Halt machen. Auch wenn sie ihren Gemahl kaum gekannt hatte, er hatte sich für sie und ihren gemeinsamen Sohn geopfert. Dafür war sie ihm unendlich dankbar und würde ihn in Ehren halten. Ihr Blick wanderte zu Pernula und Timshal. Nicht jedes Paar wurde von Rahja mit gegenseitiger Zuneigung und Leidenschaft gesegnet. Doch Nedime entließ ihre schwermütigen Gedanken dem lauen Windhauch, der ihre Nase kitzelte. Es war nicht der Augenblick für Trübsal. Das Leben musste weitergehen und wo wenn nicht hier an diesem paradiesischen Ort? So atmete sie tief aus, schloss ihre Augen und ein zufriedenes Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht.
Leto, der soeben die Pferde versorgt hatte, gesellte sich nur zu gerne in diese Idylle eines Landschaftsgemäldes. Der Vetter des Barons von Dürsten-Darrenfurt stand kurz vor seinem Ritterschlag und war bereits seit drei Monden mit der Erbjunkerin und markgräflichen Kämmerin Melvina von Zackenberg vermählt. Seine Freunde zogen ihn gerne damit auf nun ein ärmlicher Zackenjunker zu sein, doch prallten solcherlei Sprüche an dem überheblichen und sehr von sich überzeugten Perrinländer Adligen ab. Sicherlich, seine Gemahlin war nur Zackenländerin, aber von hochherrschaftlicher Geburt und aus einer sehr ehrbaren Familie.
„Die holde Rahja scheint ja wie wild mit unseren beiden Turteltauben durchzugehen“, durchbrach schließlich Leto die entspannte Stille und blickte dabei zu Timshal und Pernula.
„Bist du deiner Gemahlin etwa schon überdrüssig, oder warum in Rahjens Namen sind es die Gefühlswallungen der anderen die dich so sehr beschäftigen?“, entgegnete Nedime amüsiert. „Wobei, bei dem Zackenländer Charme deiner 'Holden' mag dies auch keine Überraschung sein.“
„Halte mich nicht für einfältig, liebste Nedime“, flötete Leto, „Wer eine gute, verständige und schöne Frau sucht, sucht nicht eine, sondern drei. Eine philosophische Betrachtung, die ich mir zu eigen gemacht habe.“
„Welche der drei genannten Merkmale trifft auf die Zackenländerin zu?“, fragte Xanjida belustigt.
„Sicherlich nicht 'schön'“, frotzelte Nedime.
„Ich bin ein Mann der Liebe und dieses erhabene Geschenk der holden Rahja gibt es in vielen Formen. Sie kann glücklich, neu, aufregend, kurz, tief, leidenschaftlich, manchmal schmerzhaft oder auch unerwidert sein. Ich gedenke all das nicht nur mit einer Person zu erleben.“
„Wahnwitzige, Poeten und Verliebte bestehen aus Einbildung.“ Ein altkluges Grinsen huschte über Nedimes Gesicht. „Soll ich es wagen zu erraten welches auf dich zutrifft?“
„Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten, liebste Nedime“, gab Leto süffisant zurück. „Du solltest es mal versuchen. Wir wollen doch nicht, dass du in diesen Dingen verkümmerst.“
„Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.“ Nedime rollte mit den Augen, während sich Xanjida mit einem Lachanfall am Boden wälzte.
„Aber, aber, wir wollen doch nicht ausweichen. Vielleicht ist dein Geschmack zu extravagant.“ Leto machte eine affektierte Handbewegung.
„Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden!“
„Euren philosophischen Ritt durch die liebreizenden Niederungen der Liebe könnt ihr getrost anderen überlassen“, meldete sich nun Pernula in ihrer gekannt schnippischen Art zu Wort. „Nedime, du bist junge Witwe eines todessüchtigen Nebachoten und warst noch nie verliebt. Leto, du bist unglücklich mit einer frigiden Zackenländerin verheiratet und läufst einem Hirngespinst hinterher, das du Liebe nennst. Ihr seid beide aus Einbildung bestehende Poeten, die ihren Mund vielleicht lieber halten sollten.“
„Du hast also die Liebe aus Rahjens vollen Brüsten gekostet? Wie steht es da mit der Leidenschaft? Mit der Versuchung?“ Leto blickte fordernd zu Pernula. „Kannst du ihr widerstehen?“
„Welcher Versuchung sollte ich widerstehen?“ Pernula blickte aufreizend zu den beiden Timshals. „Höre ich da etwa von den Hängen der Zacken Gänsegeschnatter? Nein! Wir sind hier in den Perrinlanden. Die drei lieblichen Schwestern haben dieses Land geküsst und mit ihren Gaben gesegnet.“ Mit Blick zu Leto fügte sie hinzu. „Das mag bei deiner vertrockneten Zackenländerin anders sein.“
Während Leto schwieg, ließen Pernulas Worte Timshal von Rauleu innerlich frohlocken. Nach dem sich die Blicke der Liebenden trafen und mehr ausdrückten als 1000 Worte, fand seine markante Hand wie weichen Gesichtszüge von Timshal von Salicum.
„Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen! Findest du nicht auch?“
Wasserblaue Augen tauchten erst tief in die Grauen seines Gegenübers und suchten dann die Schwarzen von Pernula.
„Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.“ Mit diesen Worten nahm er sowohl die Hand von Timshal als auch die von Pernula und zog sie an sich. „Wir sollten uns ein ruhigeres Plätzchen suchen.“
So verließen die leidenschaftlich Liebenden die freigeistig philosophierenden Richtung Darpat.
Während die drei von Rahja geküssten zum lockenden Nass liefen, entledigten sie sich ihrer Kleidung, die ihre neue Bestimmung auf herumliegenden Findlingen, sich seicht wiegenden Ästen oder im satten Gras fand. Der sanfte Wind umspielte die jungen Leiber und ließ die Vorfreude ins unermessliche steigern. Wohlgeformte Körper, von der holden Rahja gesegnet, fanden ihren Weg an das Ufer und von dort aus ins Wasser, doch sollte das erfrischende Nass die erregten Gemüter nicht beruhigen, sondern die zügellose Leidenschaft nur noch verstärken.
Timshals Lippen fanden erst die seiner Verlobten, während der junge Salicum seinen Nacken liebkoste. Von blinder Leidenschaft geführt, wühlten die drei Liebenden das vorher noch so mäßig dahin fließenden Wasser des Darpat auf. Wassertropfen, wie Sendboten ihre Lust, rannen an ihren Gesichtern herunter, nur um wenig später von gierigen Zungen aufgesogen zu werden.
Kurz darauf fanden sie sich auf einer seichten und umspülten Sandbank wieder im leidenschaftlichen Gerangel zu dritt, die Hände in ihrer Vielzahl an den etlichen Rundungen und Erhebungen kostend, während das leicht schäumende Wasser sich immer wieder ebenso um ihre Körper auf sie warf und wieder, immer wieder von ihnen abließ, als würde es die Bewegungen der drei Liebenden nachahmen und der Darpat gemeinsam mit ihnen die Leidenschaft teilen. Immer heftiger und steter wurde der Wellengang und mit ihm kam dieser Geruch, der den Drang der Drei hemmte und ihre erhitzten Gemüter in aufkeimendem Ekel zu ersticken begann. So dass Pernula als erste mehr als nur sich und ihre Liebhaber wieder wahr nahm. Ihrem Begehren nun verleidend wandt sie ihren Blick, der eben noch nur für ihre Timshals brannte, ab. Doch bevor sie sich ein Bild davon machen konnte woher dieser Gestank kam hielt sie bei einer kleinen Krabbe inne. Diese – mit Seepocken übersäte, fünf-beinige und nur noch mit einem Auge ausgestattete - alte Krabbe, die nicht mal mehr dem ärmsten Schlucker zum Verzehr gedient hätte, lief hin und her zwischen zwei Algen bewachsenen Steinen. Dabei in der einen unverkümmerten Schere einen kleinen Stock in die Höhe haltend, unfähig sich aus seiner unsinnigen Situation zwischen den Gesteinsbrocken zu befreien. Hin und her, wieder und wieder, von einem zum anderen Stein, wie ein Untergangspriester, der lautlos und apathisch „Seht her, das Ende ist nah.“ propagieren wollte. Sich von diesem albernen Gedanken lösend, ließ Pernula ab von dem dämlichen Ding und suchte stattdessen weiter nach dem Ursprung des widerlichen Geruchs, während auch ihre Liebhaber nun mehr von Ekel als vom Verlangen gepackt waren.
Sie zählte zwei weitere Krabben, eine in saftigem dunkelrot mit einer eigentümlichen Zeichnung auf dem Rückenpanzer, eine etwas größere in blass-rötlicher Farbe mit klebrigen, dornigen Algen bedeckt. Beide widmeten sich einander und brachen die Schale des anderen, wobei bei zweiterer öliges Schwarz auslief und erstere unvermittelt mit offenem Fleisch da stand, was einige Möwen in der Luft prompt gierig mit ihrem kehligen Laut quittierten. Diesen beiden folgten weitere sechs, die sich tänzelnd und Scheren gereckt bedrohten, zwei in Uferschlamm-bräunlichen Beige mit verklebten Augen, die anderen vier in bläulichem schwarz mit verbogenen Gliedern. Zwischen ihnen ragten einige verkümmerte und verrottende Pflänzchen auf, die ehemaligen Halme grotesk in die Höhe streckend, wie kleine Hände die nach Hilfe suchen. Wo diese noch nach Gnade jappsten, hatten sich andere ihrem Elend schon ergeben und hatten sich zu unappetitlichen grünen, gallertigen Häufchen gekrümmt, zwischen denen weitere Krabben umher wuselten, sich angingen oder sich am (halb)toten, krustigen Körper eines anderen Tieres labten. Den meisten war gemein, dass sie ölig-verklebt, verpockt, verstümmelt oder mit Algen übersät waren. Zur Mitte er Sandbank wurden es immer mehr, bis von ihr, den schleimigen Pflanzenhäufchen und vereinzelt empor schauende Tierschädel nicht mehr übrig war als eine eine krabbelnde, lebende Insel aus grau, rot und beige.
Eben noch in völliger Ekstase und immer noch völlig nackt schauten sich Pernula und die beiden Timshals angewidert und entsetzt in die Gesichter, aus denen jegliche Leidenschaft gewichen war. Während der allgegenwärtigen Gestank bereits ihre Geschmacksknospen verdarb und sie die Fäulnis, die ihm inne wohnte, schon schmeckten, fassten sie sich ein Herz und sich gegenseitig bei den Händen, machten eine ruckartige Bewegung. Die Bank aus Krabben stob auseinander und gaben einen Haufen aus zersetzten Kadavern und einem modernden Menschenleib frei, dessen gammliger Kopf hinten über klappte und die drei Eindringlinge aus leeren Höhlen anstarrte, aus der zuletzt noch eine weitere Krabbe kroch.
Die meisten Krabben ergossen sich, davon rauschend, zurück in den Fluss, die anderen stießen auf die drei zu, doch konnten von ihnen knackend und schlürfend zertreten werden, nicht ohne dass sie ihnen kleine, unangenehm schmerzende Wunden rissen. Dann näherten sie sich angewidert dem stinkenden Haufen, vorbei an weiteren etlichen verdrehten und dunkelgrün-matchigen Pflanzenresten, der Brodem wurde beinahe unerträglich.
Pernula und die Timshals wandten sich schließlich würgend ab und beschlossen ihr Heil am Ufer zu suchen. Hier auf der Sandbank gab es nur den Tod und der war endgültig.
Verstört einander fragend anschauend, suchten makellose Leiber ihren Weg aus dem ruhig dahin plätschernden, aber gar so verdorbenen Fluss. Doch in dem Maße, wie das schlüpfrigen Nass von ihnen abperlte, suchte sich die für einen Moment unterdrückte Leidenschaft brodelnd ihren Weg zurück in die Herzen der drei Liebenden.
„Es sei uns wohl diese Vorkommnisse bei Hofe zu melden!“ Kaum hatten diese Worte die sinnlichen Lippen von Timshal von R. verlassen, hatte er bereits wieder nur Augen für die wunderschönen Formen, Schattierungen und Rundungen der jugendlichen Körper vor ihm und verspürte wieder dieses alles verzehrende Feuer der Lust in seinem Unterleib.
„Efferd war uns nicht gewogen, doch war und ist unser Begehr das der lieblichen Rahja. Es käme einem Frevel an der Holden gleich, das in ihrem Namen begonnene, unvermittelt einem Ende zu bereiten.“ Die Worte, die die sonore Stimme von Timshal von S. formten, fanden Anklang bei den anderen beiden Liebenden und so ward der Schrecken der letzten Augenblicke schnell vergessen.
Später, sehr viel später würden sie dem Seneschall Bericht über die Vorkommnisse im Darpat erstatten, aber jetzt hatten sie nur Augen füreinander und ergaben sich der Ekstase dieses Momentes.
Autoren: Bega & Jan
Gebührende Ehre
Schloss Perringrund, Sitz des markgräflichen Hofes von Perricum, Travia 1043 BF:
Mit aufrechter Haltung und fokussiertem Blick stand der Seneschall neben dem Delfin-Thron. Sein Gewand aus schwarzen Brokat war durch Silberfäden durchsetzt. Auf seiner Brust formten diese eine silberne Seeschlange, das Wappentier seiner Familie. Hinter dem Thron prangerten lebensgroß die Gemälde des Markgrafen und seiner Gemahlin, der Kaiserin. Eine stumme, aber sehr eminente Erinnerung an die fortdauernde Abstinenz des Herrscherpaares in der Markgrafschaft.
Flankiert wurde der Seneschall von den Hausrittern und Knappen des Markgräflichen Hofes. Die Blicke der Höflinge waren unterdessen auf den über 70 Sommer zählenden Mann gerichtet. Mit kraftvollem Blick erhob Zordan von Rabicum seine donnernde Stimme.
„Es gehört zu den ehrenhaften Aufgaben meines Amtes, an des Markgrafen statt, diejenige von uns zu ehren, die heroisch für unsere Lande eingetreten sind. Zügelloser Schrecken hat uns in den letzten Götterläufen immer und immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Doch die Versuche uns zu brechen sind gescheitert und wir haben uns gestärkt aus der Asche wieder erhoben. Der Wall, die Zacken und die Perrinlande – wir sind eins im Schoße Mutter Garetias. Altperricumer Raulsche, neuperricumer Raulsche, Nebachoten, Baburen, Aranier – wir sind Perricum und Perricum ist unsere Heimat.“
Applaus kam auf.
„Heute ehren wir eine stolze Perricumerin, die auch im Zeichen einer Niederlage Größe bewiesen und so unzähligen Kämpfern das Leben gerettet hat. Wir feiern heute Wohlgeboren Ruana von Taunig, Alt-Junkerin von Gaulsfurt und Edle zu Auentor als Heldin der Perricumer Lande für ihre heroischen Taten an der Gaulsfurt und ehren sie als Ritterin des Landes mit dem Ehrenwappen der Markgrafschaft Perricum der III. Klasse.“
Auf sein Nicken hin, trat der erste Hausritter Rukus von Rabicum hervor und legte der vor dem verwaisten Thron knienden Ruana von Taunig das blau-weiße Band an und heftete das Ehrenzeichen daran. Das Kleinod bestand aus farbig emailliertem Silber und zeigte das Wappen der Provinz, ergänzt um eine Feder links und einen Säbel rechts als Schildhalter.
Ritter Rukus stimmte ein „Hoch auf Ritterin Ruana“ ein und die Anwesenden antworteten mit einem donnernden, achtfachen „Hoch“.
Nun war es wieder der Seneschall der das Wort ergriff.
„Doch möge dies nicht genug der Ehrerbietung sein für Ritterin Ruana, der Tugendhaften. Daher verkünde ich die Berufung der Heldin von der Gaulsfurt zur markgräflichen Zuchtmeisterin. Wer wenn nicht die Ehrenhafte, die die Korgonder Rittertugenden der Heiligen Kvorvina lebt, könnte über die ritterliche Erziehung der Knappen und Pagen besser wachen und die Aufsicht über das ritterliche Betragen der markgräflichen Ritter besser ausfüllen?!“
Ein frenetisch durch die Hallen des Schlosses hallender Jubel und ein achtfaches „Hoch“ gab dem Seneschall die klare Antwort auf seine rhetorisch gestellte Frage.
Nachdem Ruana von Taunig mit den Insignien ihres neuen Amtes ausgestattet und unter tosenden Jubel des Hofstaates verabschiedet wurde, richtete der Seneschall sein Wort an die markgräflichen Knappen Pernula, Nedime, Xanjida, Leto und die beiden Timshals.
„Als gleißendes Zeichen auf dem Firmament des aufblühenden Perricumer Rittertums ward ihr es ein weiteres Mal, die Kunde von den Schrecknissen am Darpat gebracht habt. Der Fluss, der unsere Lande eint, ist in Aufruhr. Es sei einem jeden aufrechten Mann und ein jeder aufrechter Frau unseres noblem Standes ein Pflicht und eine Ehre für unsere Lande, für unseren Fluss zu streiten.“
Jubel brach aus.
„Ihr, die ihr aufrichtig und aufopferungsvoll unserem Land dient, sollt die Ehre erhalten unseren Hof an den Feierlichkeiten an den Rothandfelsen am 30. Tage des Traviamondes zu repräsentieren. Angedenk an dem 'Tag der drei gütigen Frauen', an dem wir feierlich und voller Demut den dritten Jahrestag der Verkündung Korgonds durch das Element Wasser zelebrieren.“
Ein Raunen ging durch die Menge.
„Des weiteren sollt ihr im Namen des markgräflichen Hofes an dem Konvent im Kloster der Ertrunkenen teilnehmen und die Stimme wie auch das Ohr des Markgrafen sein.“
„Das Land hat euch erwählt, nehmt ihr die euch auferlegten Aufgaben an?“
Nacheinander traten die angesprochenen Knappen und Kanppinnen einen Schritt vor.
„Wir werde dienen!“ - Pernula von Zolipantessa
„Für das Land!“ - Timshal von Rauleu
„Vom Wall bis zum Golf!“ - Timshal von Salicum
„Von den Zacken bis zu den Waisen!“ - Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor
„Ewig für Perricum!“ - Xanjida von Sanzerforst
„Ewig für Mutter Garetia!“ - Leto von Darben-Dürsten
Autor: Bega
Stahl im Wasser
24. Travia 1043 BF, unweit der Stadt Traviansfurt, Baronie Gluckenhang
Bärfried von Hardenstatt hatte Traviansfurt hinter sich gelassen und war dem Gluckenhanger Darpatstieg praioswärts gefolgt. Er hatte sich beurlauben lassen, war es doch sein erklärtes Ziel in diesem Jahr noch an den Rothandfelsen pilgern und sich vom Geiste Korgonds beseelen lassen.
Außerdem bot es sich dann gleich an seinen Sohn zu besuchen und bei seiner Pagenmutter zu fragen, ob diese besondere Pilgerreise nicht auch etwas für sie und ihren Pagen sei.
Zu Bärfrieds Verdruss weilte die Baronin jedoch nicht auf Burg Gluckenhang, sondern war, mit ihrem Gefolge, in ihrer Baronie unterwegs.
So ritt Bärfried den kleinen Weg allein entlang und genoss das Farbenspiel der Natur. Gelbe, braune und orangene Töne gaben sich hier die Hand und verzauberten die Landschaft in ein malerisches Bild.
Der Einäugige saß auf einen umgestürzten Baumstamm und nahm gerade einige Schlucke aus seinem Wasserschlauch zu sich als er am Ufer des Darpats eine Bewegung ausmachte.
Neugierig legte er seinen Wasserschlauch neben sich auf den Stamm und ging langsam, Schritt für Schritt, auf die Stelle am Ufer, wo er die Bewegung zusehen geglaubt hatte, zu. Es war eine unübersichtliche Stelle, das Schilf war, obgleich der braunen Farbe, hochgewachsen und verschleierte die Grenze zwischen dem festen Land und der Wasseroberfläche.
Die Rüstungsplatten klapperten gegeneinander als Bärfried seinen Fuß mit einem Schmatzen aus dem Schlamm zog. Unbemerkt stand er schon im Wasser als er innehielt und sich umblickte. Die Oberfläche des Flusses war, abgesehen von den von ihm verursachten Wellen, glatt und ruhig. Erst jetzt bemerkte der blonde Mann, dass die Geräusche der Tiere um ihn herum verstummt waren. Mit einem mulmigen Gefühl wollte er seinen Anderthalbhänder packen, bemerkte doch mit Entsetzen, dass er diesen neben sich an den Baumstamm abgelegt hatte. Gleichzeitig sah er im Augenwinkel etwas durch das Wasser ziehen. Mit geweitetem Auge folgte er dem Ursprung der Wellen und erkannte einen Tentakel. Geistesgegenwärtig griff Bärfried an seinen Waffengürtel und bekam gerade noch sein Kurzschwert zu fassen als ein weiterer Tentakel schon nach seinen Beinen schlug und ihn dadurch auf den Rücken zu schicken.
Das Wasser war kalt und seine Kleidung sog sich sofort damit voll, während die Platten ihn nach unten zogen. Bärfried wollte sich auf den Bauch drehen um sich wieder aufrichten zu können doch da kam schon der nächste Tentakel und griff sein linkes Bein um es zu umschlingen. Der Einäugige wollte mit seinem Kurzschwert zuschlagen, da kam aber schon ein dritter Tentakel und umschlang seinen rechten Arm. Panik ergriff den jungen Mann als er merkte, wie er immer mehr in die Fänge des Monsters geriet und dieses ihn nun in Richtung tieferes Wasser zog.
Das Wasser schäumte schon, durch die wilden Schläge Bärfrieds, der sich aus den Fängen des Ungetüms zu winden versuchte. Immer wieder konnte er einen Blick auf den Körper des Wesens erhaschen und sah dort einen SCHNABEL/MIT MESSERSCHARFEN ZÄHNEN BEWEHRTES MAUL, DER/DAS aufgeregt auf und zu schnappte. Egal wie er sich wandte, er entkam dem klammernden Griff des Monsters nicht.
Plötzlich lockerte sich der Griff um Bärfrieds Arm, so dass dieser nun frei war. Überrascht blickte er sich um und erkannte einen Mann neben sich im Wasser, der mit einen mächtigen Hieb seines Zweihänders den Tentakel durchgetrennt hatte. Auf der anderen Seite tauchte ein zweiter Mann auf und begann damit auf die Tentakeln einzuhacken. Die Tentakelkreatur begann dies mit einem lauten und aufgebrachten Fauchen zu quittieren.
Dank dem Eingreifen dieser beiden Herren schaffte es Bärfried letztlich sich aus den Fängen des Monsters zu befreien und auch sich aufzurichten. Nun standen sie zu dritt gegen das Ungetüm und mit verbündeten Kräften konnte das Monster zurück in den Darpat getrieben werden. Am Ende lagen vier abgetrennte Tentakel im Wasser oder im morastigen Ufer.
Ausgelaugt und durchnässt saßen Bärfried, Roban und Perdin an einem kleinen Feuer, das die Knappin Rondriga für sie hergerichtet hatte. Der Barde Gneisbald hatte sich neben die Knappin gesetzt und lauschte dem Knistern des brennenden Holzes.
“Ich danke Rondra, dass sie euch hierher zu mir führte und Euch danke ich für eure Schwertarme!“, sprach Bärfried nach einigen Momenten der Stille aus.
Der Baronsgemahl von Hengefeldt nickte ihm lächelnd zu, “ja, Ihr könnt Euch glücklich schätzen! Ich befürchte ohne uns wärt Ihr diesem Krakenwesen zum Opfer gefallen“, stellte der Mann abschließend fest.
Um die Stimmung, ob des Beinahetods des Einäugigen, nicht gänzlich kippen zu lassen erhob der Barde seine freundliche Stimme, “sagt, edler Ritter, wie lautet denn Euer Name? Was treibt Euch denn hier her in diese Gegend?“.
Bärfried nickte kurz, um dann zu lachen, “verzeiht! Mein Name ist Bärfried von Hardenstatt, ich bin Ritter und auf der Reise an den Rothandfelsen. Leider ist mir…“, er stockte kurz und blickte auf den dahinziehenden Darpat, “dieses Ding dazwischengekommen. Leider hatte mich meine Neugier unvorsichtig werden lassen, weswegen ich mich nur mit meinem Kurzschwert erwehren konnte“. Interessiert horchte Roban und seine Gefährten bei dem Wort Rothandfelsen, auf.
“Ach, der Rothandfelsen? Damit habt Ihr etwas mit uns gemeinsam! Auch wir sind auf dem Weg zum Rothandfelsen!“, stellte der Schwarzhaarige erfreut fest ehe er nachsetzte, “und ich bin Roban von Rauleu, Gemahl der Baronin von Hengefeldt“, dann deutete er im Kreis auf seine Mitreisenden, “dies ist die Knappin meiner Frau, Rondriga von Rauleu, unser hochgeschätzte Barde, Gneisbald von Firunslicht und der Hausritter, Perdin von Dunkelfarn“. Bärfried nickte jedem Vorgestellten freundlich zu ehe er sich an Roban wandte, “sehr erfreut euch alle Kennenzulernen“, stellte er fest um dann noch, “nun Euer Hochgeboren, wenn ich dürfte würde ich Euch gerne den Vorschlag machen von hier aus gemeinsam den Weg zum Felsen bereisen?“, nachzusetzen.
Die Gruppe aus Hengefeldt blickte sich kurz an, dann nickten sie Roban zu, dieser wandte sich zufrieden an Bärfried und reichte ihm seine Hand, “nun, dann freut es mich Euch, Ritter Bärfried, in unserer Runde willkommen zu heißen!“. Lachend schlug der Angesprochene ein.
Autor: Vlad
Rasend wie ein Fluss
2. Hesinde 1043 BF, Dorf Ochsenstein, Perricum:Junkertum Ochsenau
Der alte Mann hatte sicherlich schon 70 Götterläufe erlebt. Den Großteil dieser Zeit verbrachte er hier in seinem Dorf direkt am Darpat. Ihn verband eine tiefe Freundschaft mit dem Fluss, da war er sich sicher, so fürchtete er das Nass und was sich darin verbarg auch nicht.
Obgleich sich die beunruhigenden Geschichten über seinen nassen Freund, in letzter Zeit, häuften.
Der Mann lief, gestützt auf einen knorrigen Gehstock am Ufer entlang.
Hier war die Erde gefroren und fast schien es als ob die Kälte vom Darpat selbst ausging. Dieser floss jedoch unbeeindruckt durch sein Bett und schien keine Anstalten zu machen eine der beunruhigenden Geschichten, über sich, zum Besten zu geben.
Der Alte blieb an seiner Lieblingsstelle stehen. Hier hatte man einen vorzüglichen Blick auf den Fluss und das Umland. Im Frühling und Sommer spendete ein knorriger Baum Schatten und lud zum verweilen ein.
Jetzt jedoch, hatte der Baum sein Blätterkleid abgelegt und stand nackt und kahl da. Raureif hatte sich an der flusszugewandten Seite gebildet.
Der Mann wollte sich gerade auf einen größeren Stein setzen als ihm ein Ast auffiel, dessen Raureif sich zu einer Art Finger gebildet hatte. Dem Finger folgend blickte er an das Ufer. Es dauerte etwas bis er erkannte, dass sich dort eine Handvoll Muscheln angesammelt hatten. Langsam ging er zu der Ansammlung, kniete sich umständlich nieder und ergriff eine der Muscheln. Von der Neugier gepackt zog er sein kleines Messer hervor und mit einer geschickten Bewegung öffnete er das nass-kalte Gehäuse und staunte nicht schlecht als er tatsächlich eine kleine Perle darin fand! So weit im inneren der Darpatmündung!
Augenblicklich schaute er sich um und vergewisserte sich, dass ihn niemand gesehen hatte um dann die verliebenden Muscheln einzusammeln.
Sydia Fischer rammte vor Wut das Küchenmesser in die Tischplatte, "ich sagte... Es gibt Essen wenn es... FERTIG IST!", schrie sie ihren Mann an.
"DU SOLLST NICHT SO SCHREIEN!", schrie ihr Mann als Antwort, mindestens genauso laut und gereizt, zurück.
"IST ES DENN ZUVIEL VERLANGT ZU WISSEN WANN ES ENDLICH ESSEN GIBT?!", setzte Rolaf Fischer an und erhielt als Antwort eine fliegende Suppenschüssel gegen seinen Kopf. Benommen taumelte er zurück und hielt sich die Stelle wo Sydia ihn getroffen hatte. Warmes Blut floss aus der Platzwunde welche die Schüssel geschlagen hatte. Jetzt gab es auch für ihn kein Halten mehr, wutentbrannt rannte er auf seine Frau zu und kippte den Holztisch in ihre Richtung.
Barthelm Flechtner stand in der kleinen Hütte. Für Sydia und Rolaf war jede Hilfe zu spät gekommen. Die Nachbarn hatten einen unglaublich lauten Streit vernommen, der auf einmal urplötzlich verstummte. Das musste der Moment gewesen sein, als sich die Eheleute die beiden Küchenmesser in die Brust beziehungsweise in den Hals gerammt hatten.
Die Einrichtung war vollkommen zerlegt. Nichts stand mehr an seinem Platz. Barthelm hätte es kommen sehen müssen. Der Mittvierziger, den man immer rief wenn es Streitigkeiten im Dorf gab, hatte seit einigen Tagen ein ungutes Gefühl gehabt. Sydia und Rolaf waren ein junges Paar, nicht mal seit zwei Götterläufen verbunden gewesen, eigentlich hatten sie immer einen zufriedenen Eindruck gemacht doch seit der letzten Woche bekamen sich die beiden immer wieder in die Haare, wobei in ihren Streitereien auch gerne andere mit reingezogen wurden.
Es schien ihm fast so, als ob das halbe Dorf auf Krawall aus wäre. Langsam schüttelte er seinen Kopf, hielt dann aber inne als er eine gerissene Kette sah. Barthelm bückte sich herunter und hob sie behutsam auf.
Es waren kleine Muscheln, die man auf ein Lederband gefädelt hatte. Fast schon unterbewusst ließ er es in seine Tasche gleiten. Das würde sicherlich ein gutes Geschenk für seine Tochter abgeben.
Währendessen häuften sich die Verkäufe von Speisemuscheln und Perlen auf dem Fisch- und Perlmarkt in der Hauptstadt und mit ihnen Beledigungen, Handgreiflichkeiten und gar schweren Verletzungen. So sah man deshäufiger Perlentaucherinnen in argen Streit über ihre Ausbeute geraten, bis eine von ihnen gar tot an den Strand gespült wurde, zugerichtet durch das typische Werkzeug eines Arbeitskollegen.
Autor: Vlad
Weitere Ereignisse
Hieraus bitte auswählen und ggf. ergänzen:
- Reaktion der Efferd-Geweihtenschaft nach Lichterfest (Anfang Efferd 1043 BF) - Bernd [fertig]
- Einleitung einer Untersuchung durch Efferd-Kirche, Sonderflotille, Hesinde-Kolleg/Kirche, Schule der Austreibung (Anfang/Mitte Efferd 1043 BF) - JAN ([fertig] - kann noch durch ähnliche Geschichten ergänzt werden.)
- Evtl. ein "Kommentar" aus Gluckenhang. + Auftauchen von Miria von Gaulsfurt. (Mitte Efferd 1043 BF) - JAN [fertig]
- Überschwemmung, Efferd-Geweihter mit Stein am Bein (geopfert?), als lebende Flußleiche (Mitte/Ende Efferd 1043 BF) - JAN [fertig]
- Was finden sie heraus: vorherige Ereignisse gesammelt und magische, wie karmale Analyse sagt: dämonisch - Schlacht an der Gaulsfurt? (Währendessen lässt Markgräfliche Administration ein neues Schiff für die Sonderflotille bauen) (Ende Efferd 1043 BF) - u.a. NICO und BERND (Treffen zwischen Yanda von Gerben und Stadt/Markgrafschaft) [fertig]
- Pflanzen am Ufer gehen ein, deformieren, Krabben umd kleine Malmer etc. kommen an Land (Anfang Travia 1043 BF) - Bernd & Jan [fertig]
- Reshminianer sprechen über Mirias Gespräche im Schlaf. Wollen auch dem Treffen an der Gaulsfurt beiwohnen... (? 1043 BF) - Jan
- Folgenachforschungen ergeben nichst weiteres (Ereignisse nicht punktuell, sondern auf ganzen Darpat, von Schlund bis Perlenmeer) (Mitte Travia 1043 BF)
- Damit im Zusammenhang: MARIUS schreibt eine Geschichte mit Dara von Hardenstatt, wie sie mit ihrem Schiff und Mannschaft die Ereignisse im Travia '43 erlebt. Evtl. verbunden mit einer (nicht von Erfolg gekrönten) Suche nach Miria von Gaulsfurt, je nachdem ob die zwischenzeitlich bei den Reshminianer aufgetaucht ist oder nicht. (Mitte Travia 1043 BF)
- Vision Tsalaya von Alxertis bei Korgondfeier am Rothandfelsen. (Ucurian von Sturmfels - auch anwesend - hat sie beruhigt und interpretiert) (30. Travia 1043 BF) - BERND und JAN
- Tote Delfine in Mündung und weiter Flußaufwärts (Anfang Boron 1043 BF) - NICO (Sonderflotille Dergelmund)
- Geschichte um die Einbindung des Schmugglerkönigs, den Yanda schon in der Story "Ein nützlicher Feind" angekündigt hat. --> Dadurch wird Yanda dann auf die Mystik im Mystikplot gelenkt und versucht nicht weiter eine Weltverschwörung der Schmuggler gegen sich zu suchen. (Anfang/Mitte Boron 1043 BF) - NICO
- In dem Zusammenhang evtl. auch ein Rückgang der Schmuggleraktivitäten auf dem Darpat und auch ein bisschen an der Küste. (Aus der Blick Al'Ariks) (Anfang/Mitte Boron 1043 BF) - JAN
- Etwa Zeitgleich: Flusswacht und Efferd-Kirche laden nach Gaulsfurt (Rondrara von Alxertis erzählt: Tsalaya von Alxertis hatte Wahrtraum (kreisende Blutrochen, folgt den Blutrochen) am Rothandfelsen (Anfang/Mitte Boron 1043 BF)
- Noch in Gaulsfurt: Efferdgeweihte bestätigen; in dem Moment kommt Flutwelle, Rukuubuuri und Gaulsfurttoten (Anfang/Mitte Boron 1043 BF)
- Es folgt Wundenlecken (Recherche zum Wahrtraum) (Mitte Boron bis Anfang Mitte/Hesinde 1043 BF) (Mehrere Recherche-Geschichten/Artikel?)
- Verfluchte Perlen und Muscheln bringen Leute in Raserei. (Anfang Hesinde 1043 BF) - MARIUS [fertig]
- Hesindegefällige Erkenntnis (in alten Schriften/Legenden?) zu einem im Zusammenhang stehenden Ort (Ozean vor Vellberg) (Mitte Hesinde 1043 BF) - JAN
- Tauchgang im schon recht kalten Ozean (Erfrierende); Auffinden von Südweiser der auf dämonische Verseuchung hinweist (Mitte/Ende Hesinde 1043 BF)
- Kurzepisode Efferd-Geweihtenschaft weiss nicht was es (Südweiser) ist, aber deklariert es als Efferdheilig (Ende Hesinde 1043 BF) - Bernd
- Ende des Monats Hesinde: Bei Rabicum finden sie mit dem Südweiser im noch recht warmen Fluß dämonische Seeschlange und besiegen sie. (Ende Hesinde 1043 BF)
- Ereignisse gehen scheinbar zurück, Fluß gefriert normal zu an den meisten Stellen. Fühlen sich als Sieger! Wollen im Tsa - mit neuem Sonderflotillen-Schiff (Name: Blutrochen?) und Südweiser - gemeinsamen Sieg mit Darpatfahrt feiern. (Anfang/Mitte Firun 1043 BF)
- Ereignisse kommen auch im Frühling nicht wieder; 30. Tsa - Darpatfahrt von Knoppsberg bis Reshminabrücke (Feier mit Leuten) (Mitte bis Ende Tsa 1043 BF) - ALLE (vielleicht mehrere Episoden zur Vorbereitung und zu Perspektiven der Feier.
- Immernoch 30. Tsa: An der Reshmina-Brücke schlägt Südweiser auf einmal aus und eine riesige, daimonoide Krake auf und will Brücke und Schiff zerstören. Kampf! Sieg! Brücke und Einheit gerettet. (Ende Tsa 1043 BF)
- Beschluß danach: Ende Phex Gedenkfeier wieder an Brücke, wo Perricumer die Einheit feiern. (Tag des Bundes! - Tag es Bundes im Gedenken an..., ab da jährlich eine Schiffsparade) (30.Tsa/Anfang Phex 1043 BF)
- Feierlichkeit im Phex, diesmal geht alles glatt, doch schon jetzt stellt man sich heimlich die Frage "Wir waren hier um Perricum GEMEINSAM zu schützen, aber wo war der Markgraf?" (Anfang/Mitte Phex 1043 BF)
- Nach dem Kater - Man fragt sich nun deutlicher: Wo war eigentlich der Markgraf (Fehde ist keine Ausrede), wir als Perricumer haben das ganz allein geschafft…wir sind Brüder/Schwestern, aber wer ist unser*e große*r Bruder/Schwester? (ab da Politplot - Grüppchenbildung) (Anfang Peraine 1043 BF)
- NICO streut am Ende des Plots noch eine Geschichte um die Eröffnung des neuen Hafens in Wasserburg und die Einweihung der "Blutrochen" aus der Sicht von Sebald von Gerben ein, der darin auch verteidigt warum er nach dem schweriwegenden Vorfall immernoch Kadetten nach Wasserburg schickt.
Noch einzuordnen:
- Sebald von Gerben gibt an dass er durch den Verlust von 10% seiner gesamten Kadetten gerade eigene Probleme hat, stellt aber Kontakt zu den Grauen Stäben her, die Yanda und den anderen dann neben der Efferd-Kirche (deren Geschichten/ Einladungen jemand anderes übernehmen müsste) bei der Aufklärung helfen. (Sehe ich ja Anfang/Mitte Efferd) - NICO
- Selinde (Wallbrord) noch ein oder zwei kleinere bis mittlere Auftritte in und um Perricum-City zu verschaffen. Plus ihre werte Mutter und deren "Gott". - MARCUS
- Einbindung der Reshminianer, dort taucht Miria wieder auf. - ALLE
- Immer mal wieder Sichtweisen und Kommentare aus der ganzen Markgrafschaft - ALLE
- Kleinere Ereignisse im Schlund? - THORSTEN?