Geschichten:Das Leben geht weiter - Eilige Vorbereitungen
Kressenburg, Ende Tsa 1044
Wieder einmal saß Unswin mit seinen Verwandten am Tisch in der großen Halle der Kressenburg. Er stellte fest, dass dies zuletzt eigentlich immer nur dann der Fall war, wenn über Meara gesprochen wurde. Der Gedanke ließ ihn still lächeln. Wulfhart und Ardo saßen ihm bereits gegenüber, als etwas außer Atem ein junger Mann im Ornat der Traviakirche den Raum betrat.
“Bitte entschuldigt, ich war gerade in der Küche als mich Ugrimm fand und zu euch rief.” Tief durchpustend ließ Travhelm sich auf den Stuhl neben Unswin fallen. “Diese Treppen sind einfach nichts für mich. So, wie kann ich helfen?”
“Und ich dachte, dass Firre dich ein wenig besser in Form halten würde Bruder.” Ardo grinste den Jüngeren mutwillig an und deutete dann auf den Gast aus Friedheim. “Unser Vetter hat endlich beschlossen zu heiraten.”
“Das ist ja wunderbar!” Travhelm drehte sich zu Unswin um, um ihm zu gratulieren. “Ich nehme an, die Braut soll die Herrin Meara sein?”
“So ist es”, ließ sich Wulfhart brummend vernehmen. “Er hat endlich entschlossen sie und den Bastard ehrlich zu machen.”
“Du magst das Familienoberhaupt sein”, Unswins Stimme war bedrohlich leise, was darauf schließen ließ, wie sehr er sich beherrschen musste, “aber ich dulde nicht, dass du so von Oisín redest.”
“Friede Vetter, ich habe es nicht böse gemeint.” Wulfhart war überrascht wie dünnhäutig der sonst eher stoische Friedheimer auf dieses Thema reagierte. “Du kannst es mir aber nicht verübeln, dass ich deine Meinungsänderung in dieser Angelegenheit sehr begrüße.”
“Ich war mir durchaus bewusst, dass ihr alle diesen Schritt begrüßen würdet”, meinte Unswin lakonisch, während er in die Runde deutete.
“Es hat ja nun auch lange genug gedauert, bis ihr Vernunft angenommen habt.” Ardo lehnte sich zurück und fixierte seinen Lehnsmann. “Man hätte meinen können, nach allem was die Familie für dich getan hat, würdest du unseren Wünschen etwas aufgeschlossener gegenübertreten.”
“Es ist auch gewiss nicht Undankbarkeit die mich davon abhielt den Bund mit Meara einzugehen. Ich bin mir durchaus bewusst, was ich vor allem dir verdanke, Ardo. Das werde ich dir auch niemals vollständig vergelten können.” Der Ritter neigte kurz dankbar den Kopf in Richtung des Barons.
“Und jetzt hat dich deine Dankbarkeit doch noch bewogen dem Wunsch meines Vaters und meines Bruders nachzukommen?” Travhelm hatte bis hierher schweigend zugehört, fand es jetzt aber an der Zeit sich einzumischen.
“Ganz und gar nicht.” Ardo und Wulfhart schwiegen etwas überrascht als der Ritter lächelnd den Kopf schüttelte. “Meara und ich haben gemeinsam beschlossen, dass der Zeitpunkt jetzt einfach gekommen ist, um den Bund zu schließen. Und wir wünschen uns, dass du uns im Namen der Herrin Travia vereinst, werter Vetter.”
“Nun, da ihr diesen Schritt wie du sagst aus freien Stücken geht, komme ich eurem Wunsch um so lieber nach.” Ein freudiges Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. “Habt ihr euch schon überlegt, wann und wo ihr die Zeremonie durchführen möchtet?”
“Auf der Kressenburg natürlich...”, begann Ardo.
“In Friedheim”, unterbrach ihn Unswin energisch, “und zwar so bald wie möglich. Und es ist Mearas ausdrücklicher Wunsch, dass du Ardo”, er nickte dem etwas säuerlich dreinblickenden Baron zu, “und du Wulfhart mit euren Frauen und Kindern unsere Gäste seid. Zumindest würden wir uns freuen jene zu begrüßen, die schon auf einem Pferd sitzen können, da die Wege eine Kutschfahrt derzeit noch nicht zulassen.”
“Wohlan!” Wulfhart klatschte laut in die Hände und lehnte sich vor. “Wenn es der ausdrückliche Wunsch der Braut ist, dann wollen wir sie gebührend in der Familie willkommen heißen. Wir werden die Kleinen für zwei Tage den Ammen überlassen, Firnward gibt auf die Burg acht und wir drei werden mit unseren Damen nach Friedheim kommen.”
“Dann sei es so”, sagte Ardo, der halbwegs besänftigt wirkte. “Du sagtest so bald wie möglich. Wann dürfen wir denn auf Friedheim erscheinen.”
Der Ritter überlegte kurz. “Gib mir den morgigen Tag für den Rückweg und zwei Tage um Haus und Hof vorzubereiten. Kommt am Abend des dritten Tages nach Friedheim, dann wollen wir am vierten Tag zur Mittagszeit den Bund schließen.” Fragend blickte er zum Geweihten. “Wäre das für dich auch machbar, werter Vetter?”
“Aber natürlich”, antwortete der Geweihte noch immer lächelnd. “Wenn es gilt in meiner Herrin Namen zu walten, wird mich auch eine schlammige Straße nicht von meiner heiligen Pflicht abhalten. In vier Tagen zur Mittagsstunde sollen Meara und du Travias Segen erhalten.”
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