Geschichten:Silors Bande - Rückkehr des Spions

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Baronie Uslenried - Praios 1046 BF:


Eine Amsel flatterte mit raschem Flügelschlag den Bachlauf entlang Richtung Talschluss und dem Lager von Garetien:Silors Bande|Silors Bande. Ihr lautes Zwitschern ließ Silor sein Gespräch mit Haucke unterbrechen. Der in eine einfache weiße Wolltunika gekleidete Mann, wandte seinen Blick in Richtung des Vogels. Die Amsel ließ sich auf seiner Schulter nieder und begann in einer hübschen Melodie zu zwitschern.

„Waldemar wird in wenigen Minuten bei uns sein. Er ist wohlauf und bringt uns hoffentlich Neuigkeiten“, stellte der Räuberhauptmann fest.

Sonderlich überrascht wirkten die anderen Männer und Frauen des Lagers darüber nicht. Ihr Anführer wusste immer über solche Dinge Bescheid! Und tatsächlich trat bald darauf ein Mann mit schütteren langem Haar, dessen Wange von einer breiten Narbe verunstaltet wurde, aus dem Unterholz.

„Bei Travias Liebhabern, schön euch zu sehen!“

Der bärtige Mann wendete sich an Silor und verneigte sich leicht. „Mein Hauptmann scheint mich bereits zu erwarten. Ich bringe frohe Kunde – Phex wird mit uns sein. Du wirst staunen Silor, was ich für ein schlachtreifes fettes Schwein auf dem Präsentierteller für dich, nein für euch alle mitgebracht habe“.

„Das freut mich. Erzähle es allen heute Abend bei Krebssuppe und Rotbier. Es freut mich, dass du wohlbehalten zurück bei Deiner Familie bist. Leg Dein Reisebündel ab und wasch Dir den Staub aus dem Gesicht, Waldemar Schollentreu, und dann rufen wir alle zum Essen zusammen und Du berichtest, welches Schwein du gefunden hast“.


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„Nun spann uns nicht weiter auf die Folter, Schollentreu“, forderte Ismene den Neuankömmling auf.

Die ganze Bande hatte es sich auf den Baumstämmen die quadratisch um die Feuerstellen abgelegt waren, bequem gemacht und richtete gespannt ihre Blicke auf Waldemar. Der Narbengesichtige genoss die Aufmerksamkeit sichtlich und stocherte noch ausgiebig mit einem Stöckchen zwischen seinen wenigen verblieben Zähnen herum bevor er zu berichten begann.

„Ich bin eine ganze Zeit durch die Baronie Uslenried gezogen. War in der Stadt, war auch in Teichgrund und Esch. Dann bin ich weiter RichtungRallerquell. An einem Praiosschrein nahe Rallerstein traf ich auf ein Weib und wollte nur ein kleines Schwätzchen mit ihr halten. Sie hatte nix von Wert dabei, sondern nur eine Wagenladung Lumpen“.

„Und da haste uns bei der Schneiderin neue Kleidung draus machen lassen oder wie“, grölte Oderik.

„Wirste gleich hören, alter Bauernschädel, dass die Frau mehr wusste wie du in deinem ganzen Leben wissen wirst. So fragte ich nach dem Woher und dem w Wohin und sie plauderte auch gerne und erzählte von einem Holzmarkt in Markt Rallerquell.“

„Holz gibt’s hier im Reichforst aber auch ohne Markt wirklich genug“, warf Kunihild trocken ein.

„Ja Holz gibt es genug. Aber für die Schreiberlinge kann man auf dem Markt da auch Papier kaufen. Das wird nämlich aus den Lumpen hergestellt. Ja jetzt guckt ihr was!“

„Na und wenn schon, was hat das jetzt mit einer guten Ladung Bier oder Waffen zu tun. Hier kann nur die Kunihild schreiben und tut‘s auch nicht. Oder Haucke schreibst du deine Erlebnisse in ein Tagebuch?“

Der Halbork schaute auf seine Hände: „Ne, schreibe nie“, antwortete er dümmlich mit seiner Bassstimme.

„Ja, aber die Pfeffersäcke, Götterdiener und Höflinge schreiben andauernd. Sie notieren, wer ihnen wie viel Geld oder Getreide schuldet, sie schreiben wen sie wegen was verurteilt haben – ach und noch viel mehr Zeug mit dem sie dann unsereins gängeln. Und jetzt hört mal genau zu, was der alte Schollentreu für euch herausgefunden hat.“

Der Spion nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug und wischte sich den Bierschaum aus dem struppigen Bart.

„Also, zu dem Markt da kommen auch immer Geweihte aus dem Praiostempel zu Weißenstein. Und die kaufen einen riesigen Berg Papier für einen riesigen Haufen Silberlinge. Das sagte mir die Lumpensammlerin und betonte wie freundlich die Praiospfaffen doch wären und wie schön sie den Schrein da bei Rallerstein segnen. Na was sagt ihr dazu? Fürs Kämpfen ist die Geweihtenbande nicht gerade bekannt.“

Schweigen breitete sich im Lager aus. Alle schienen auf eine Erwiderung von Silor von den Nebeln zu warten. Doch der schwieg beharrlich.

„Das ist gut! Wir holen uns das Silber und stechen die Mörder ab. Meine Mutter haben die auf den Scheiterhaufen gestellt!“, konnte Ismene die Stille nicht länger ertragen

„Nein, nein, das ist grundfalsch. Die Götter werden uns strafen, wenn wir ihre Diener überfallen oder gar ermorden!“, rief Odrik voller Überzeugung aus.

„Die Götter vielleicht nicht, aber der Baron und die Adligen werden nicht ruhen, bevor sie uns erwischt haben. Einen Handelszug zu überfallen nehmen die feinen Damen und Herren vielleicht noch hin, aber einen Angriff auf die Praioskirche wohl kaum“, gab Kunihild zu bedenken.

„Ach was. Schluss mit dem ängstlichen Gerede! In ihrem Hochmut reisen die ohne Bedeckung und keiner traut sich in den Wald, um nach uns zu suchen. Leichte Beute, wenn ihr mich fragt!“, tat Trutzmeier seine Meinung kund.

„Was meint ihr, Ulfried und Haucke?“

„Ulfried ist auf seinem Wachposten und ich meine, was Silor meint“, hielt sich der Halbork wie immer mit seiner Meinung zurück.

Alle Blicke wandten sich jetzt dem Anführer zu.

„Nun, ein riskantes Unterfangen. Das will gut überlegt sein. Die Praioskirche sorgt dafür, dass ihr nichts habt und andere alles. Dass jeder an seinem Platz bleibt. Das ist für die Adligen am bequemsten, sind ja da reingeboren und reden uns ein, dass wir auch glücklich und zufrieden in unseren zugigen Hütten mit einem Haferbrei morgens und abends sein sollen.“

„So ist es – lasst uns nehmen was sowieso uns gehören müsste!“, stimmten einige ein.

„Auf der anderen Seite ist es gefährlich, so viel Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Stricke haben die in ihren Städten genug und ein Baum, um uns aufzuknüpfen, findet sich auch.“

„Eben, lasst uns lieber einen Handelszug überfallen und keine Diener der Zwölfe. Das würden wir bitter bereuen!“, riefen andere.

„Ich werde darüber nachdenken und euch meine Entscheidung mitteilen. Dir Waldemar, aber vielen Dank für Deine gefährliche Reise“, sprach Silor und umarmte den alten Schollentreu brüderlich.



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20. Pra 1046 BF
Rückkehr des Spions
Lagerleben


Kapitel 6

Abwägungen