Geschichten:Der Liebe wegen – Pflicht

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Peraine-Tempel zu Rallingen, 24. Ingerimm 1044 BF

„Und sie hat Dich geschickt um mir das zu sagen, Minna?“

Energisch schüttelte sie ihren Kopf: „Nein, Lindegard, ganz sicher nicht. Sie...“ Einen Moment dachte sie angestrengt über die nächsten Worte nach. „Perainidane will oder besser gesagt kann sich die Wahrheit über ihre Familie nicht eingestehen. Dabei sind die Anzeichen eindeutig – selbst für mich.“

„Und die Wahrheit ist?“

„Dass manche Mitglieder ihrer Familie sich mit dem Namenlosen eingelassen haben.“

„Das klingt so, als hättest Du keine Zweifel“, stellte ich fest.

„Ich habe auch keine Zweifel. Für mich ist die Situation eindeutig. Für ein Zufall halte ich all das nicht. Nur Peraindane, ganz gleich wie oft ich mit ihr darüber gesprochen habe, will es nicht einsehen. Nun, es ist eben ihre Familie.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wer gesteht sich schon gerne ein, dass seine eigene Familie gefehlt hat.“ Gedankenverloren blickte sie drein.

„Dass sind schwerwiegende Vorwürfe“, entgegnete ich, „Sehr schwerwiegende.“

Langsam nickte sie: „Dessen bin ich mir bewusst. Mir geht es vor allem darum, dass Perainidane nicht in diese ganzen Umtriebe hineingezogen wird. Sicher, es ist ihre Familie, aber es geht um ihr Seelenheil und ihre Vorgängerin hat mir immerzu eingeschärft, wie einfach und leicht man auch unabsichtlich einen Pakt schließen kann und das muss auf jeden Fall verhindert werden.“

Einen Moment schwieg sie.

„Aber tun, Schwester, tun wird hier keiner etwas“, stellte sie klar, „Es ist und bleibt die Familie Perainidanes, sie kann sich nicht gegen sie wenden, selbst nicht mit unserer Hilfe, schon gar nicht mit diesem... hm... Verdacht. Ihn laut auszusprechen kommt natürlich auch nicht in Frage. Aber da Du, Schwester, ja Du hast ein besonderes Gehör beim Baron und dessen Getreuen hast...“

„Hm“, machte ich da und zog die Stirn kraus, „Mir gefällt nicht, wie Du die Verantwortung auf mich alleine abschiebst, Schwester.“

„Ja“, schloss sie, „Mir auch nicht. Aber seien wir doch ehrlich zueinander: Ich mag dich nicht und Du magst mich nicht.“ Nun stand sie auf. „Ich mag nicht wie Perainidane über dich sprichst und Du magst nicht, wie sie über mich sprichst. Ich nehme an Du brichst noch heute auf?“

Ich nickte: „Ja, noch heute.“

„Gut“, schloss sie, „Du hättest übrigens noch länger bleiben können, wenn es nach Perainidane gegangen wäre.“ Sie ging und ich verstand, es ging hier nicht um Perainidane. Sie war es, die hier die Zügel in der Hand hielt.


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24. Ing 1044 BF am Mittag
Pflicht
Wissen oder Spekulation


Kapitel 7

Ungehört
Autor: Orknase