Geschichten:Feuer & Flamme – Früchte tragen
Nahe Schloss Kaltensporn, 10. Phex 1045 BF
Der Listige war ihnen hollt, ihr Plan trug Früchte, im doppelten Sinn. Denn nach ein paar initiierenden Briefchen, kleinen Präsenten vor den Türen und ein paar gestreuten Gerüchtchen kamen sich Mira und Gallahart näher. Jetzt gerade konnten die Initiatoren dieser Liebelei – ganz zufällig natürlich - dabei zusehen, wie der junge Knappe der Pagin einen Korb voller Beeren hinterhertrug, die für ein Kompott gedacht waren. Beide schienen am jeweils anderen Gefallen zu finden, das konnte man sehen und dafür hatten sie gesorgt, doch der letzte Funke fehlte noch, die beiden waren einfach zu schüchtern und unerfahren, um tatsächlich in die Offensive zu gehen, außerdem zierrte sich die kleine Rabicum gerne, mit einem gewissen Gefallen daran. Doch dafür hatten sie schon eine Lösung. Vor zwei Tagen hatte Rahjadri in der nicht weit entfernten Kaiserstadt ein potenten Trank ergattert, der für den letzten Schritt etwas nachhelfen sollte. Die Alchimistin, bei der er den Trank gekauft hatte, hatte ihnen Selinde anempfohlen.
„Hast du ihn dabei?“, flüsterte der großgewachsene Ajax und kicherte dabei wie ein junger Bengel, was im starken Kontrast zu seiner Statur stand.
Ja, ich habe den Trank dabei", flüsterte Rahjadri mit einem verschmitzten Lächeln und zog vorsichtig eine kleine Flasche hervor. Der Liebestrank schimmerte in einem zarten Rosa, und ließ die Augen der drei aufleuchten. "Ich will jetzt nicht den Travia-Priester spielen, aber wir müssen uns im Klaren sein, dass es nicht richtig ist, jemandem gegen seinen Willen einen Trank zu verabreichen.", gab Ajax halbernst zum Besten. "Ich weiß, ich weiß", seufzte Rahjadri, "aber sie sind beide so schüchtern und zögerlich. Wenn wir ihnen eine kleine, ungefährliche Dosis geben, kann es ihnen vielleicht helfen, ihre Gefühle zu erkennen und offen darüber zu sprechen." "Ja, du hast recht", stimmte Ajax zu. "Es wäre unfair, sie einfach so zu manipulieren. Aber wenn es nur ein kleiner Anstoß ist, um ihre Herzen gänzlich zu öffnen, dann ist es vielleicht in Ordnung." Selinde nickte zustimmend. "Lasst uns es tun, wenn es funktioniert, haben wir alle gewonnen und niemand ist unglücklich, bei der Allwissenden und der Liebenden. Aber wirklich nur eine minimale Menge. Wir wollen nicht, dass sie sich später an etwas erinnern, das nicht echt war." Das Trio zog sich in eine abgelegene Ecke zurück und öffnete vorsichtig die Flasche. Mit äußerster Sorgfalt tröpfelten sie nur einige Tropfen des Liebestranks in eine Karaffe mit Beerensaft. "Das sollte genug sein", flüsterte Selinde. "Nun müssen wir warten und hoffen, dass es funktioniert." Die Zeit verging, und die Sonne senkte sich langsam am Horizont. Mira und Gallahart saßen zusammen auf einer kleinen Bank, die „zufällig“ plazierte, beinahe geleerte Karaffe zwischen ihnen. Sie lachten und unterhielten sich angeregt, und es schien, als würden sie sich immer näher kommen. Plötzlich sah Mira Gallahart tief in die Augen und ergriff seine Hand. "Gallahart, ich muss dir etwas gestehen. In letzter Zeit fühle ich mich so seltsam in deiner Nähe. Es ist, als würde mein Herz schneller schlagen und ich bekomme weiche Knie." Gallahart lächelte und erwiderte: "Mir geht es genauso, Mira. Ich habe noch nie zuvor solche Gefühle für jemanden gehabt. Es ist, als würde ich schweben, wenn du in meiner Nähe bist." Die beiden lächelten verlegen an und näherten sich einander. Plötzlich beugten sie sich vor und ihre Lippen trafen sich zu einem vorsichtigen Kuss. Selinde, Rahjadri und Ajax beobachteten das Geschehen mit strahlenden Augen. Ihre Mission war gelungen, die beiden hatten ihre Gefühle füreinander erkannt und gefunden. "Das ist wundervoll", flüsterte Selinde gerührt. "Ja, es ist, als hätten wir ein kleines Liebeswunder bewirkt", sagte Rahjadri glücklich. "Und das mit Hilfe der allwissenden Hesinde und der lieblichen Rahja", fügte Ajax hinzu und legte seinen Arm um Rahjadri. „Nun folgt der nächste Schritt, Rahadri“, Selinde wurde wieder etwas ernster. „Wir müssen mit deinem Vater sprechen. Und auch Mira die Bürde abnehmen gerade wider ihrer Verlobung zu handeln.“