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Boronias dunkle Schatten
=> Boronias dunkle Schatten — Briefspielreihe
Boronias dunkle Schatten - Beim Landvogt der Mark Rommilys
Feenburg, Mark Rommilys; Ingerimm 1046 BF:
Noch bevor Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor seinen geschätzten Freund Basin von Richtwald begrüßen konnte, stürmte der gerade 14 Sommer zählende Yalsin auf seinen Oheim zu und umarmte ihn innig. Reto erwiderte die Umarmung seines Neffen, der bei dem Landvogt der Mark Rommilys als Page diente und schon bald als Knappe an den albernischen Fürstenhof gehen würde.
“Mein lieber Junge, ich freue mich auch sehr dich zu sehen!” Als Yalsin von seinem Oheim abgelassen hatte und sich wieder ganz pflichtbewusst ein paar Schritte zurücktrat, warf er seinem Dienstherrn einen entschuldigenden Blick zu.
“So mein lieber Basin, nun kommen auch wir zu unserer Begrüßung”, lächelte Reto verschmitzt. Die beiden Männer begrüßten sich herzlich. “Bevor wir uns in den Feinheiten der Politik verlieren und glaube mir, vor den Feierlichkeiten an der Trollpforte gibt es so einige. Ich habe eine Bitte, bevor ich mit meiner Entourage weiterziehe, würde ich sehr gerne mit Yalsin nach Rommilys reisen, denn dort wartet eine kleine Überraschung auf ihn.”
“Oh schön, Herr, darf ich?”, strahlte Yalsin mit großen Augen.
Mit einem milden Lächeln, hatte Basin das Schauspiel beobachtet. Und auch wenn der Überschwäng in Yalsins Handeln, seiner Position nicht geziemte, so verstand er dennoch. Yalsin mochte Page sein, aber dennoch war er auch noch immer ein Kind und sollten sich Kinder nicht darüber freuen dürfen, Verwandte wiederzusehen.
“Von mir aus, du kannst dann direkt ein paar Dokumente für mich im Palast abgeben.”
Yalsin strahlte übers ganze Gesicht.
“Vortrefflich” erwiderte Reto. “Und nun, mein lieber Freund, verrate mir doch, warum ihr Nordmärker stets zu spät zu Schlachten erscheint?”
“Eine schwierige Frage! Womöglich ist es der hohen Kunst geschuldet, stets zur rechten Zeit, am rechten Ort zu sein - wobei sie hier offenbar nicht recht angewandt wurde?” Schlug er nach kurzer Zeit des Überlegens vor.
“Vielleicht aber auch dem Umstand, dass zahlreiche Unglücke fern der Nordmarken geschehen und somit die Wege für die Botschaften und Truppen weit sind?” Es war nicht das erste Mal, dass auf diese Weise gegen das Herzogtum gestichelt wurde und würde sicherlich auch nicht das letzte Mal gewesen sein.
“Nun, ich bin schon sehr gespannt, welche Sicht auf diese Dinge die Kaiserin hat.” Reto schmunzelte. “Mag einer das Momentum zu seiner Zeit auch für sich und seinen Vorteil genutzt haben, es ist stets das Urteil der Nachwelt, das es zu fürchten gilt. Aber lassen wir diese Neckereien. Was gibt es aus der Rommilyser Mark zu berichten? Du weißt, je verruchter oder pikanter, desto besser.”
“Was soll ich dir da antworten, dies ist der Schoß der Traiva-Kirche und die Waschweiber schnattern wie eine Gänseschar. Doch letztlich ist es immer nur das gleiche Geschwätz. Einige proklamieren, dass es Zeit für ein Fürstentum Rommilyser Mark reif wäre, während andere sich das stählerne Herz des Reiches zurückwünschen.”
Besonders hier in der Mark selbst, hatte sich in all den Götterläufen des Kampfes, dennoch nur wenig Unheil ereignet und so wähnten sich seine Bewohner wohl behütet.
“Im Peraine-Mond ist der nordmärkische Erbe am Hof eingetroffen und wird unter der Markgräfin seine ritterliche Ausgebildet absolvieren.” Fügte der Richtwalder nach einigen weiteren eher belanglosen Themen letztlich hinzu. “Da er auf seinem Weg durch Garetien kam, gehe ich allerdings davon aus, dass Euch das bereits bekannt war.” Ergänzte er im beiläufigen Ton, wohl wissend, dass Reto stets über solcherlei Ereignisse informiert war.
“Hast du denn von berichtenswerten Begebenheiten erfahren?” Stellte er schließlich die Gegenfrage.
“Ach, Rabenmund und Macht… eine Einheit, die keine ist.” Reto verdrehte seine Augen. “Viel zu oft haben diese Verräter das Reich ins Chaos gestürzt. Warum die Kaiserin die Markgräfin zur Fürstin erheben sollte und damit das größte Pfund, das sie hat, nämlich die Erblichkeit des Amtes der Provinzherrscherin aus ihrer Hand geben sollte, ist mir schleierhaft. Zumal die Achse Rabenmund - vom Großen Fluss offenbar noch besteht, wie die von dir angesprochene Präsenz des kleinen Prinzen am Rommilyser Hof zeigt.”
Der Aimar-Gor war bekanntermaßen weder ein Freund des Hauses Rabenmund noch des Hauses vom Großen Fluss.
“Es sei denn, die politische Lage sollte sich so gestalten, dass die Kaiserin die Unterstützung der Rommilyserin benötigt. Aber lassen wir das.”
Die Gesichtszüge Retos erhellten sich wieder etwas, doch eine gewisse Ernsthaftigkeit schwang in seiner Stimme mit. “Mein lieber Basin, sicherlich sind die Gerüchte auch schon zu dir gedrungen. Die Kaiserstadt wird geradezu überschwemmt von unheiligen Gütern, wie Theriak und Schwarzstahl aus dem hohen Norden. Tolmario, Salix und Wulthos konnten in den Gassen Gareths Beweise sicherstellen. Ebenso konnte Bernstein sichergestellt werden, dass bekanntermaßen dem Handelsmonopol der Praios-Kirche unterliegt.”
Anders als Reto, hielt Basin von der besagten Achse der Nordmarken und der Rommilyser Mark recht viel. Doch hatte das die beiden nie daran gehindert ihre politischen Ziele gemeinsam zu verfolgen.
“Theriak in Gareth?” Fragte Basin mit ernster Miene. “Ich meine mich daran entsinnen zu können, dass der Adel die Kaiserin zur Verwendung von Theriak beraten hat…” Tatsächlich war es sehr besorgniserregend, dass derart an den Kirchen vorbei mit einigen Waren gehandelt wurde.
“Ja, im Vertrag von Mantrash’Mor, den wir beide mitverhandelt haben, wurde festgelegt, dass konfisziertes Theriak der Ifirn-Kirche zu übergeben ist. Der Handel ist in beiden Kaiserreichen selbstverständlich verboten. Gleiches gilt für das dämonisch pervertierte Schwarzstahl der Elfen aus den Tiefen des hohen Nordens. Auch die Umgehung des Handelsmonopols von Bernstein ist besorgniserregend. Und alle Spuren führen zu Schiffen der horasichen HPNC, die in mittelreichischen Hoheitsgewässern von Piraten aufgebracht wurden.”
“Auf zweierlei Art besorgniserregend. Denn scheinbar sind die Horasier willens, mit verbotenen oder unter Monopol stehenden Waren zu handeln. Zum anderen gibt es jemanden, der es vermutlich gezielt auf die Schiffe von HPNC abgesehen hat.” Der Landvogt war sich dabei nicht sicher, was er von beidem besorgniserregender finden sollte. Letztlich war der Umstand, dass diese Waren ins Reich und unbemerkt bis in sein Herz gelangten, kein gutes Zeichen.
“Das Horasreich macht uns Vorwürfe, die Angriffe auf ihre Schiffe zumindest zu dulden und fordern den Markgrafen vom Windhag zum Handeln auf.” Reto machte eine kurze Pause. “Ich denke der verbotene Handel und die Angriffe hängen irgendwie zusammen. Aber ich kann mir darauf noch keinen Reim machen. Womöglich ein innerhorasischer Handelskrieg, oder eine Intrige gegen den Markgrafen, der bekanntermaßen ein Diener zweier Herren ist.”
“Letztlich streiten also die Horasier miteinander…” stellte er trocken fest. “Aber schön, dass das Mittelreich mit hineingezogen wird. Egal wer hinter den Angriffen steckt, der Windhag dürfte nicht unbedingt in der Lage sein, ihrer Herr zu werden. Schließlich wurde in Beilunk beschlossen, dass vor allem die Perlenmeerflotten unterstützt wird und nicht die Flotte der Siebenwindküste.” Nachdenklich rieb er sich das Kinn. “Durchaus eine äußerst verzwickte Angelegenheit.”
“In der Tat, die Westflotte ist seit der Meuterei von Admiral Galahan nur noch ein Schatten ihrer selbst und ein Ausbau liegt offenkundig nicht im finanziellen Rahmen des Windhags. Perricum ist reich, der Windhag … nun, du kennst ihn besser als ich.” Reto räusperte sich. Eine so kleine und finanzschwache Markgrafschaft konnte gar nicht in der Lage sein, eine Flotte aufzubauen und zu unterhalten.
“Perricum und der Windhag mögen beide Markgrafschaften, können aber auch nicht unterschiedlicher sein. Perricum, generell wohlhabend und reich an Ressourcen und zudem auch noch in der Hand des Kaiseringemahls. Während der Windhag durch Jast Gorsam in einem politischen Meisterstreich aus den Nordmarken herausgelöst wurde, sodass die karge und ärmliche Grafschaft nicht länger durch die herzogliche Schatulle unterstützt werden musste. Von den grundverschiedenen aktuellen Gefahrenlagen einmal ganz zu schweigen…” Man merkte, dass Basin sich in politischen Themen äußerst wohl fühlt, genauso wie es ihm im Alltag die große Politik auch fehlte.
“Leider werden wir beide diese Probleme nicht lösen. Solang die Kaiserin nicht aufhört, durch das Reich zu reisen, werden auch weiterhin allerlei Verfahren und Anträge an oder auf dem Weg an ihren Hof verschüttet gehen.” Beim besten Willen war Basin kein Freund des Reisenden Hofes. Zumal ordentliche Politik entsprechende Strukturen und Institutionen brauchte, beides ließ der Hof der Kaiserin vermissen.
“Wie mir scheint, wurden auf dem Reichstag nicht nur sinnvolle Entscheidungen getroffen. Aber wir beide wissen, wie solche Politikveranstaltungen funktionieren. Im Hintergrund wurden entsprechend die Fäden gezogen und natürlich hatte das Horasreich ein Interesse daran, unsere Westflotte kleinzuhalten. Das fällt denen wie uns nun auf die Füße. Dennoch glaube ich, dass hinter all dem mehr verborgen steckt, als es den Anschein hat. Es ist schon bemerkenswert, dass ausgerechnet vor den Gedenkfeierlichkeiten der Schlacht an der Trollpforte, wo selbstverständlich auch eine Delegation aus dem Horasreich teilnehmen wird, die Spannungen zwischen den Reichen wieder hochkochen.” Reto war der Frieden zwischen den Reichen sehr wichtig. Sogar mit dem Alanfanischen Imperium hatte er schon im Namen der Kaiserin Verhandlungen geführt. Einzig dem Kalifat gegenüber war der Aimar-Gor skeptisch eingestellt. Süd-Almada wurde in seinen Augen viel zu leichtfertig aufgegeben.
So wie es um das Reich stand, brauchte es keine weiteren Feinde. Der Adel des Reiches, genauso wie zahlreiche Gefahren innerhalb seiner Grenzen, machten das Regieren vermutlich schon mehr als schwer. Wenn es wenigstens einen zentralen Hof gäbe. Einen Hof an dem ständig beraten und getagt wurde und nicht nur zu wenigen Zusammenkünften, bei denen dann auch gleich allerlei äußere Machtgruppen im großen Stile mitwirkten.
“Wir können die Fehler der Vergangenheit nicht ändern, sondern müssen mit ihnen Leben. Ich möchte ebenfalls keine Spannungen mit dem Horasreich, immerhin hat das Mittelreich mit den Hinterlassenschaften der Schwarzen Lande und der ständigen Bedrohung durch den Ork mehr als genug zu bewältigen, ganz zu schweigen vom selbstständigen und einflussreichen Adel.” Bestätigte er Retos Meinung zur notwendigen Stabilität.
“Die Rolle des Markgrafen als Diener zweier Herren ist leider äußerst schwierig. Selbst weilt er vermutlich selten in seiner Markgrafschaft, während er doch sicherlich über siebzig Götterläufe zählt und damit in absehbarer Zeit die Frage aufkommt, wer ihn in diesem Amt beerben wird. Ganz zu schweigen, was dann noch von unserer Westflotte übrig ist, wenn unsere Matrosen lieber für liebfeldische Handelskontore segeln, als für unsere Marine.” Im Stillen beschloss er in diesem Moment, dass er dringend einen Brief gen Bleichethal schreiben musste. Vom Vetter seiner Gemahlin würde er sicherlich einen Bericht aus erster Hand über die aktuelle Lage im Windhag erhalten.
“Ich halte bereits informellen Kontakt zu Teilen der horasischen Delegation. Es ist unerlässlich, dass diese Angelegenheiten aus der Welt geschafft werden und die Beziehungen zwischen den Reichen nicht länger belasten. Ich gehe davon aus, dass auf beiden Seiten Scharfmacher und Schreihälse versuchen werden uns zu entzweien. Daher kann ich meiner eigenen Delegation nicht bedingungslos trauen. Zumal ich bis dato noch nicht einmal weiß, wer mit mir mit den Horasiern verhandeln wird. Skandalös, so ist eine akribische Vorbereitung unmöglich.” Der Reuther von Aimar-Gor war sichtlich ungehalten über die Umstände, unter denen er die Verhandlungen führen sollte. Dazu kam, dass er dieser Tag kaum schlafen konnte. Albträume raubten ihm immer öfters den Schlaf.
“Ich teile deine Einschätzung bezüglich der Doppelrolle des Windhager Markgrafen. Persönlich halte ich nicht viel von ihm und ich weiß durch die Verwandten meines Knappen Tolmario, dass er auch im Horasreich nicht gut gelitten ist.”
“Das kann ich aus erster Hand bestätigen. Erst im Winter war ich auf der Jagd des Horaskaisers, wo ich in der Delegation des Markgrafen ein Einblick in die Verhältnisse erhalten habe. Das Thema um die HPNC gab es da allerdings noch nicht.” Leider bin ich verhindert, sodass ich selbst nicht zu den Feierlichkeiten reisen kann, nur zu gern hätte ich die Gelegenheit genutzt und dich bei dieser herausfordernden Aufgabe unterstützt.” Versicherte er dem Garetier ernst und zugleich etwas betrübt.
“Deine Abwesenheit wird mir wahrlich schmerzen. In dieser Zeit hätte das Reich seine besten Diplomaten gebraucht.” Die Worte Retos klangen ehrlich, den er hielt persönlich wie fachlich viel von Basin. “Aber lass uns für heute die hohe Politik, hohe Politik sein und den Abend entspannt ausklingen. Morgen werde ich mit Yasin nach Rommilys reisen.”
“Gut gesprochen, mein Freund. Meine Küche wird uns etwas köstliches herrichten und ich habe letztens eine Lieferung köstlicher Weine erhalten.” Nahm er die wohlmeinenden Worte des Aimar-Gor gerne zur Kenntnis und ging auf seinen Vorschlag, zum entspannten Ausklang, auf. “Yalsin bitte bring deinen Oheim zum Gästehaus, damit er sich etwas frisch machen kann, wir speisen dann im kleinen Salon.”
Der Page nickte eifrig und verbeugte sich kurz vor dem Landvogt. “Bitte folgt mir Hochgeboren, ich werde Euch zu Eurem Quartier führen.” Wandte er sich anschließend an seinen Onkel, sich diesmal der Etikette und seiner Position besinnend.
“Sehr wohl, mein guter Yalsin”, sprach der Aimar-Gor mit einem Schmunzeln.
Autoren: Bega & Vairningen
Boronias dunkle Schatten - Im Friedenskaiser-Yulag-Tempel
Friedenskaiser-Yulag-Tempel, Stadt Rommilys, Ingerimm 1046 BF:
Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor und sein Neffe Yalsin schritten durch den Rommilyser Stadtteil Friedensstadt, in dessen Zentrum sich das riesige Oval des Friedenskaiser-Yulag-Tempels erhob, dem Hautptempel der Traviakirche und Sitz des Heiligen Paares. Zuletzt war der Aimar-Gor hier vor sechs Götterläufen gewesen, als er die großgaretischen Spenden für die Ostmarken dem Tempel in einer feierlichen Zeremonie übergab. Travia war beileibe nicht Retos bevorzugte Gottheit. Er bevorzugte Hesinde, sowie die drei lieblichen Schwestern Tsa, Peraine und Rahja, die in Perricum oftmals zusammen verehrt wurden, wie im überregional bekannten Tempelkomplex Rashia'Hal.
Es war Retos Anliegen nicht zu sehr im Trubel der Stadt aufzufallen, denn sein Ansinnen war durchaus delikat. Seine beiden Pagen Siyandrion von Palmyr-Donas und Salix Eorcaïdos von Aimar-Gor hatte er zusammen mit seinen Knappen Wulthos von Pandlaril und Tolmario Silem von Aralzin mit einer generösen Spende in die Halle der Erleuchtung geschickt, dem hiesigen Hesinde-Tempel. Sekretär Romelio von Agur und Vetter Ramirion von Palmyr-Donas waren gleich im Hotel Darpatperle geblieben, um ein paar Dossiers zu sichten. Retos Leibritter Salix Borontreu von Zolipantessa und die Rotte Kämpferinnen der Rash'Waharis hielten sich so dezent wie möglich im Hintergrund.
“Mein lieber Yalsin, während ich dem Haus der Herrin Travia einen kurzen Besuch abstatte, sein doch so gut und bringe diesen Beutel mit Silberlingen ins Spital dort drüben. Die werden sich über solche Almosen sicherlich freuen.”
Yalsin nickte eifrig und flitzte los.
Schnellen Schrittes und zielsicher bahnte sich Reto seinen Weg durch den monumentalen Tempelbau, bis er sein Ziel, den Schrein des Heiligen Travinian erreichte. Dort stand jemand, augenscheinlich in ein Gebet vertieft. Reto erblickte einen fast zwei Schritt hochgewachsenen Mann, der in edle Kleidung gewandet war und dessen schulterlangen weißblonden Haare wellenförmig auf seinen Rücken fielen.
“Mein lieber Freund, es freut mich, Euch wiederzusehen”, flüsterte der Aimar-Gor mit gedämmter Stimme, als er neben ihm stand.
Der so Angesprochene schien nicht zu reagieren, aber ebenfalls mit leiser Stimme antwortete er: “Verweilt hier noch ein wenig, es mag nicht schaden, den Heiligen Travinian zu ehren. Folgt mir dann in einen der Seitenschreine der Tugend” - und mit diesen Worten ging der weißblonde Mann zu einem der besagten Seitenschreine der Tugend. Dort kniete er erst kurz nieder und war fast auf der Höhe der gerade an ihm vorbeischreitenden Gänse. Für einen Tempel der Travia war das natürlich gewöhnlich.
Einige wenige Augenblicke später, erreichte auch der Aimar-Gor den Seitenschrein der Tugend.
“Die Verhandlungen zwischen unseren Reichen stehen unter keinem guten Stern”, begann Reto zu flüstern. “Die ganzen Geschehnisse, ich bin mir sicher, sie sollen dazu dienen uns zu entzweien. Es ist mit uns beiden, im Namen Travias, diese Verhandlungen zu einem Erfolg zu führen, komme was wolle.”
Der Angesprochene nickte zustimmend und flüsterte: „Die Berichte, die ich erhielt, aber auch die Investigationen meinerseits, bestätigen diesen Eindruck. Ich vermute sogar, dass teilweise bis in die höchsten Spitzen der Reiche es Bestrebungen gibt, an den friedlichen Grundfesten der Reiche, Deres und Alverans herumzurütteln. Ich glaube, seine imperiale Majestät vermutet etwas ähnliches. Anders kann ich mir den erst kurzfristig angesetzten Besuch nicht vorstellen. Und dass er beim Heliodan vorbeischaut, dürfte auch nicht täglich der Fall sein.“ Nach wenigen Augenblicken hatten sie sich besprochen und gleichzeitig aber auch zu Travia gebetet. Und war ihr Gespräch nicht auch indirekt ein Teil davon? Denn wenn sie erfolgreich sein würden, dann würde der Frieden zwischen den Reichen aufrechterhalten und das wäre auch im Sinne Travias.
„Sagt Comto Sirensteen, ich sehe Euch hier nur allein. Seid ihr ohne weitere Bedeckung durch den halben Kontinent gereist?“, fragte Reto seinen Gesprächspartner, auch wenn er natürlich die Antwort bereits kannte.
“Nun, in Rommilys selbst …“ und da unterbrach sich Erlan selbst, weil er an Geschehnisse in Rommilys dachte, die zwar vor langer Zeit geschahen, ihm aber immer noch sehr bewusst waren und zu entsprechenden Entscheidungen geführt hatten. Er setzte erneut an: „Nun, hier im Tempel selbst, da brauche ich doch keinen weiteren Schutz. Aber lasst Euch gesagt sein, dass ich, dass wir, uns natürlich nicht ohne entsprechende Entourage auf diese Reise begeben haben.“ Erlan schaute Reto ernst an: „Ihr wisst genau wie ich, dass es sinistre Schergen gibt, die einen traviagefälligen Frieden zwischen den Reichen nicht wünschen und sogar aktiv sich dagegen einsetzen würden. Insofern ist es nicht verkehrt mit Rondras Stärke, Madas Macht - aber auch mit Hesindes Gabe - gewappnet zu sein, um den Herausforderungen, die uns begegnen, gewappnet zu sein.“
Reto nickte bestätigend und verließ jetzt - wie vereinbart - als erster den Schrein und auch den Tempel und blieb draußen vor dem Tempel stehen. Er erblickte seine militärische Bedeckung und war zufrieden, dass diese völlig unbeobachtet dort wartete und vermutlich von niemanden mit ihm in Verbindung gebracht wurde. Doch seine Augen blieben auch noch bei einer anderen Person stehen, die er genau musterte und wo sich ein Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete.
Erlan hatte inzwischen auch den Tempel verlassen und sah Reto dort stehen. Als er an ihm langsam vorbeiging und so tat, als würde er ihn nicht beachteten, raunte er nur ganz leise, so dass es auch nur Reto selber hören konnte: „Den, den ihr gerade so genau betrachtet: das ist Romin aus Bomed. Ich bin mir sicher, da braucht ihr Euch nicht zu bemühen. Er gehört zu meiner Entourage und ist dem Hause Sirensteen auch persönlich sehr verpflichtet.“
… und der Comto aus dem Horasreich ging weiter als ob nichts gewesen wäre und es ein kurioser Zufall gewesen sei, dass er zufällig an Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor vorbeikam. Wer die wenigen Sekunden, wo die beiden gemeinsam zu sehen waren, mitbekommen hätte, der hätte das jedenfalls geglaubt und auch nicht bemerkt, dass Erlan ihm was mitgeteilt hatte.
Autoren: Bega & Erlan
Boronias dunkle Schatten - Ein Wiedersehen
Die Zwillinge Rafim und Yalsin sehen sich nach langer Zeit für beide überraschend wieder.
Boronias dunkle Schatten – Ein Schelm, wer Böses dabei denkt
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
Mit einem Rück kam die schwarze Kutsche zum stehe. Eilig begannen die Pagen Salix Eorcaïdos von Aimar-Gor und Siyandrion von Palmyr-Donas damit, das Gepäck zu entladen, während der Leibdiener Amar Feqzaïl die Tür der Kutsche öffnete. Behäbig und ein wenig bleich um die Nase entstieg Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor dem Gefährt. Es folgten ihm sein Privatsekretär Romelio von Agur und sein Vetter Ramirion von Palmyr-Donas.
Noch ein wenig taumelnd, stütze sich Reto an seinem Leibdiener ab und blickte zu seinem Leibritter Salix Borontreu von Zolipantessa, sowie zu seinen beiden Knappen Wulthos von Pandlaril und Tolmario Silem von Aralzin.
„Ihr werdet euch in die Zeltstadt angereisten Adligen und auch ins nahe Devensberg begeben. Ich möchte wissen, was für Gerüchte im Umlauf sind und was für Befindlichkeiten die Angereisten umtreibt.“ Dann blickte er zu seinen beiden Pagen. „Ihr werdet euch, nach dem Verstauen meines Gepäcks, in den Gesindetrakt begeben und euch unter die Bediensteten mischen. Haltet auch dort eure Augen und Ohren offen.“
„Was wird meine Aufgabe sein?“, wollte Ramirion wissen.
„Du wirst dich hier auf der Burg unter das adlige Volk mischen!
So bezog der von der langen Reise erschöpfte Aimar-Gor sein Quartier auf der Burg. Als Leiter der mittelreichischen Delegation hatte er nicht nur das Privileg auf Burg Devendoch zu nächtigen, sondern die Räumlichkeit erwies sich sogar als unerwartet geräumig.
Wenig später saß Reto mit Romelio und Ramarion mit einem Becker Perricumer Roten in der Hand in seinem Quartier. Die Dinge hatten sich nicht so sehr entwickelt wie erhofft.
„Der Ochse hat sein Interesse bekundet an der mittelreichischen Verhandlungsdelegation teilzunehmen, doch wurde er von höchster Stelle mit der Leitung des Festtagskomitees betraut und wird dir so nicht zur Verfügung stehen“, begann Ramirion zu erzählen.
„Interessant, ich wittere da eine Intrige, mit der versucht werden soll, einen der besten Diplomaten des Reiches von seiner eigentlichen Aufgabe abzuziehen. Die Organisation der Feierlichkeiten mögen ihre Wichtigkeit haben, das wohl. Aber der zu verhandelnde Beistandspakt mit dem Horasreich ist von größerer Bedeutung. Ich hoffe, du hast unser Bedauern ausgedrückt und klargemacht, dass es nicht unsere Intrige war.“
Ramirion nickte.
„Dazu kommt, dass mein guter Freund Comto Erlan Sirensteen nicht das Amt der Delegationsleitung der Horasier bekleidet wie angenommen. Auch er schien überrascht.“ Reto nahm einen Schluck Wein.
„Wer führt nun den horasische Delegation?“, wollte Romelio wissen.
„Eine Schelmin!“ Reto zog eine Augenbraue hoch.
„Eine Schelmin?“, wiederholten Ramirion und Romelio unisono.
„Ganz recht!“, seufzte Reto und öffnete eine lederne Tasche und zog ein Schreiben daraus hervor. „Die Verhandlungen stehen unter keinen guten Vorzeichen!“
Autor: Bega
Boronias dunkle Schatten – Der Auftrag des Reichsgroßgeheimrats
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
Eigentlich war es Retos Aufgabe gewesen, in der Boron gefälligen Stille und fern der Augen der Anwesenden mit Vertretern aus dem Horasreich Verhandlungen zu führen. Eigentlich. Sicherlich, viele Verträge verbanden bereits die beiden Kaisereiche – wie der Vertrag von Weidleth oder der Vertrag von Mantrash’Mor. Auf Grundlage dieser sollten jedoch Spezifikationen ausgehandelt werden, die regeln sollten, wie genau die beiden Reiche einander beistehen sollten, wenn eine Bedrohung wie der verfluchte Sphärenschänder erneut die Reiche bedrohte. Eigentlich. Nun aber war die Lage eine andere. Horasische Handelsschiffe wurden in mittelreichischen Gewässern überfallen und deren brisante Ladung (Bernstein, Theriak, Schwarzstahl) wurden unter der Hand überall im Mittelreich gehandelt. Ein handfester Konflikt war im Schatten der Nebel von Boronia aufgezogen. Daher war es nun dringlichste Aufgabe der Diplomaten beider Reiche, diesen Konflikt zu lösen. Der Auftrag von Reichsgroßadmiral und Kaiserinnengemahl Rondrigan Paligan war klar.
Wenige Stundengläser später versammelte sich Retos Entourage in seinem Gemach.
„Was gibt es zu berichten?“
„Das Gesinde erzählt sich Schauergeschichten vom Todeswall, Angst geht um“, begann Siyandrion. „So sollen auf dem damaligen Schlachtfeld immer noch Überbleibsel der Dämonenschlacht liegen, die noch nicht geborgen sind. Auch sollen dort immer noch Geister umgehen, obwohl die Golgariten dort viel sind.“
„Es ist zwar wenig überraschend, dass sich hier so viele Borongeweihte und Diener Marbos tummeln. Doch es sind auffallend viele Boronis des alanfaner Ritus hier. Vermutlich wollen sie, dass Sankta Boronia auch die Weihe von ihrem Ritus bekommt“, mutmaßte Salix. „Wie ich hörte, pflegen Adario Zornbrecht-Lomarion und Bishdaryan von Tikalen einen respektvollen Umgang miteinander, obwohl sie konkurrierenden Boronkirchen dienen. Vor einigen Götterläufen haben die beiden einem aufsehenerregenden Gefangenenaustausch zwischen Al’Anfa und Vinsalt den Weg bereitet.“
„Es kursieren innerhalb des Adels Gerüchte, wonach die Horasier verbotene Waren ins Mittelreich schmuggeln – dabei füllen sie sich ihr Geldsäckel mit dem Verkauf von verbotenen Gütern und zeigen nach außen Unschuldsmine.“ – Ramirion
„Es war zu befürchten, dass diese unschöne Angelegenheit ihre Runde macht“, kommentierte Reto mit einem Augenrollen. „Es wird die Verhandlungen nicht einfacher machen, wenn die Horasier uns vorwerfen, wir würden ihre Schiffe überfallen und wir ihnen Schmuggel mit verbotenen Gütern.“
„Wahrlich eine Herausforderung“, seufzte Romelio.
„Paligan vermutet mehr dahinter. Ich bin geneigt, ihm zuzustimmen. Salix, Wulthos und Tolmario, ihr werdet weiterhin meine Augen und Ohren sein. Besonders dich, Tolmario, werden ich brauchen, um auch einmal informell Gespräche mit den Horasiern zu führen.“
Boronias dunkle Schatten – Verhandlungen mit Hindernissen
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, 19. Ingerimm 1046 BF:
Die Gedenkfeierlichkeiten hatten mit der Begrüßung der Anwesenden durch Markgraf Gernot von Mersingen ihren Anfang genommen. Der weitere Verlauf des Tages wurde für Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor von Verhandlungen geprägt. Am späten Abend saß der Reichsvogt in seiner Schlafkammer auf Burg Devendoch und nippte an einem Perricmer Roten.
„Wie ist der Stand der Verhandlungen?“, wollte Ramirion wissen.
„Es ist ein Ärgernis, so kann ich schwerlich arbeiten“, polterte der Aimar-Gor ungehalten drauflos. Eine Art, die sonst nicht typisch für ihn war. „Ich sage euch, jemand will mich zum Narren halten und die Verhandlungen sabotieren.“
„Die anderweitige Beschäftigung des Ochsen war wohl nur der Anfang.“ Auch Romelio teilte den Argwohn seines Herrn.
„Das wohl“, fuhr Reto fort. „Die mittelreichische Delegation, viel zu groß. Es wurde mehr innerhalb der Delegation diskutiert als mit den Horasiern. Immer wieder Störungen. Diese ganzen Schreihälse, die von Diplomatie nichts verstehen, sondern nur ihr monströses Ehrgefühl im Blick haben. Und dann diese Domna de Pilar. Also wirklich, nur am Aufwiegeln und Hetzen. Wie ist die bitte an ihren Posten als Siegelbewahrerin Almadas geworden? Diplomatieverständnis und ein klarer Blick auf die Dinge waren es offenkundig nicht.“
„Der ist namhaftes in der Delegation vertreten?“ - Romelio
„Romelio, notiere!“, befahl der Aimar-Gor. „Die Barone Korhilda von Sturmfels, Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl und Irian von Tandosch. Wie auch die Landvögte Felian von Perainsgarten und Metzel d. J. von Uztrutz, sowie Junker Oderik Dankhardt von Schwingenfels, Riko von Sterz und der Landedle Algerio Juliando da Selaque von Culming. Dazu noch zwei dutzend andere.“
„Besonders de Pilar und der Tandoscher gehörten zu den lautesten, die Wasserburger Sturmfelserin war erfreulich um Mäßigung bemüht. Besonders erbaulich ist es, wenn Geweihte meinen Diplomaten zu spielen, besonders Praioten.“ Reto verdrehte genervt seine Augen. „Ich habe einen klaren Auftrag vom Paligan, die Verhandlungen erfolgreich abschließen und aufdecken, wer mit beiden Reichen ein Spielchen spielt.“
„Es liegt ja auf der Hand, dass irgendwer versucht, die Verhandlungen zu stören.“ Ranarion war sich seiner Sache sehr sicher. Die Überfälle auf die horasischen Handelsschiffe, die verbotenen Waren. Das konnte kein Zufall sein.
„Gant recht! Die ersten direkten Verhandlungen mit der horasichen Delegation waren entsprechend wenig zielführend. Die Anwesenheit der schelmischen Delegationsleiterin mag da wenig zuträglich gewesen sein.“
„Wer war außer Comto Sirensteen und der Schelmin noch Teil der horasischen Delegation?“ – Ramirion
„Baron Ariano Sal von Veliris, der Großkomtur des Heilig-Blut-Ordens Teucras de Solstono, der Magier Concitatus Maruko Flaviora und ein Praiot Auricanius von Urbet.“
„Wie soll es nun weitergehen?“, fragte Romelio.
„Die Verhandlungen müssen auf informeller Ebene weitergeführt werden. Denn eins ist ganz klar, ich kann meiner eigenen Delegation nicht zur Gänze trauen.“
In diesem Moment klopfte es an der Tür und Retos Knappe Tolmario Silem von Aralzin trat herein. „Ich habe mich wie gewünscht mit Rafim getroffen. Er hat seinen Herrn informiert. Kurz vorm Borondienst wird er im Kellergewölbe auf Euch warten.“
„Vortrefflich, es hat doch Vorteile, dass ich einen horasischen Knappen und Comto Erlan einen mittelreichischen Knappen hat – der auch noch zufällig mein Neffe ist.“
Boronias dunkle Schatten – Nächtliche Konsultationen
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
[informeller Austausch zwischen Reto und Comto Erlan + mitternächtlicher Borondienst]
Boronias dunkle Schatten – Borondienst
Borontempel, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
Borontempel, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, 19. Ingerimm 1046 BF:
In der Nacht luden die Boronis des Puniner Ritus zu einem Borondienst. Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor, der sich zuvor mit Comto Sirensteen informell im geheimen getroffen und beraten hatte, verspürte einen Drang am Dienst des Herrn Boron teilzunehmen. Die Reise an die Trollpforte hatte Reto mit schlaflosen Nächten und immer wiederkehrenden Träumen begleitet. Er fühlte sich ausgelaugt und kraftlos. Das konnte Reto, der während der Gedenkfeierlichkeiten die mittelreichische Verhandlungsdelegation anführte, wahrlich nicht gebrauchen.
Mit seinem Knappen Tolmario Silem von Aralzin schritt der Aimar-Gor schweigend in die Kapelle. Ehrwürden Aedin zu Naris, Seine Gnaden Bishdaryan von Tikalen und die Etilianerin Yesabella Almadea Cavazaro führten durch die Andacht.
Das Schweigen der Anwesenden führte Reto tief in sein Inneres. Die Traumbilder der vergangenen Nächte kehrten zu ihm zurück. Verzerrte Bilder aus der Trollpfortenschlacht, die für das Reich, das er diente, in einem Sieg endete, doch für ihn persönlich den größten Verlust bedeutete.
Seite an Seite kämpfte er mit einem Weidener Ritter. Beide waren sich im Herzen verbunden. Reto war, als schlugen ihre Herzen gemeinsam und nur füreinander. Wie auch er, diente der Weidener am Perricumer Hof als Ritter.
Ein dämonischer Stachel war es, der den jungen Mann durchbohrte und den Oberkörper zerfetzte. Reto sah, wie das nun offenliegende Herz seinen letzten Schlag tat, wie seine große Liebe das Leben aushauchte und er war vollkommen macht.
Er nahm das Herz an sich und ließ es nach der Schlacht einbalsamieren. Das Trauma dieser Schlacht, das für Reto ein ganz persönliches war, sollte ihn maßgeblich prägen. Bis heute träumte er zuweilen davon, wie sein Geliebter in seinen Armen starb. Doch als sich das fünfmal fünfjährige Gedenken an die Schlacht jährte, hatten diese Träume ihn beinahe jede Nacht heimgesucht. Er hoffte, nun Linderung zu erfahren und loslassen zu können.
Boronias dunkle Schatten – Der gekrönte Rabe
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, 19. Ingerimm 1046 BF:
Es war bereits mitten in der Nacht als Reto seine Schlafkammer auf Burg Devendoch betrat. Ramirion und Romelio, die der Aimar-Gor mit in seiner Kammer schlafen ließ, hatten sich bereit auf ihrem Schlafplatz niedergelassen und schliefen schon tief und fest.
Reto war erschöpft. Erst die Delegationstreffen der Mittelreicher, dann die ersten Verhandlungen mit den Horasiern. Der Verlauf war nicht zufriedenstellend. Das informelle Treffen mit Comto Sirensteen sollte dabei Abhilfe schaffen, auch wenn es sicherlich ein Wagnis war. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass Reto den Horasiern, oder zumindest einem von ihnen, mehr traute als seiner eigenen Delegation.
Der Blick des Reuthers fiel im flackernden Kerzenlicht auf sein Abbild im Spiegel. Er hoffte, der Borondienst würde ihm Frieden bringen. In diesem Moment öffnete sich sie Tür mit einem leichten Knarren und Salix Borontreu von Zolipantessa trat ein.
„Mein Junge, wo hast du dich denn rum getrieben?“
„Ich war“, Salix stockte und druckste herum. „Ich war beim Borondienst, Herr.“
„Da war ich auch, ich habe dich dort nicht gesehen!“ Reto zog seine rechte Augenbraue hoch.
„Ich war bei dem Borondienst von seiner Ehrwürdigen Exzellenz Adario Zornbrecht-Lomarion.“
„Bei den Al’Anfanern? Junger Mann, du weißt, das Predigten nach dem alanfaner Ritus im Mittelreich verboten ist.“ Reto atmete tief ein und dann wieder aus. „Aber sag, wie war es?“
„Anders“, antwortet Salix seinem Dienstherrn. „ich glaube, ich habe einen ganz anderen Zugang zu meinen Träumen erhalten. Ich fühle mich nun ruhig und innerlich frei von Ballast.“
„Sie an.“
„Grandessa Valeria Honak hatte im übrigen nur gute Worte für Euch, als sie erfahren hatte, wem ich diene. Sie hat Euren Einsatz für ihren Glauben in Mantrash’Mor nicht vergessen.“
„Na dann hoffe ich mit dem Segen beider Boronkirchen nun einen erholsamen Schlaf zu bekommen.“
Boronias dunkle Schatten – Ein diplomatisches Meisterstück
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, 20. Ingerimm 1046 BF:
Es war früh am Morgen. Die Vögel zwitscherten vergnügt und ließen sich bei ihrem Gesang nicht von den vielen Menschen beirren, die Burg Devendoch und den Ort Devensberg bevölkerten. Schnellen Schrittes näherte sich Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor seinem Vetter Ramirion und seinem Knappen Tolmario.
„Meine Lieben, ich komme gerade von einer sehr erquickenden Unterredung mit Leobrecht von Ochs und Korhilda von Sturmfels. Beide teilen mein Misstrauen gegenüber der almadanischen Siegelbewahrerin de Pilar. Diese Aufwieglerin versucht die Verhandlungen zu sabotieren, in dem sie den mittelreichischen Adel gegen die Horasier aufhetzt. Doch, das werden wir ihr nicht mehr erlauben.“
„Was hast du vor?“, wollte Ramirion wissen. „Sie scheint gut vernetzt zu sein und nicht wenige Adlige hören ihr zu.“
„Ochse und Sturmfels haben die Idee an mich herangetragen, Kommissionen zu gründen, ein Gedanke, mit dem ich auch schon gespielt habe. Ich werde de Pilar in eine … ich möchte nicht sagen unwichtige … aber weniger wichtige Kommission abschieben. Am besten eine, die nur mittelreichische Belange gehandelt und somit ohne Beteiligung der Horasier.“
„Aber wie willst du sie in eben jene Kommission locken? Wird sie nicht Verdacht schöpfen?“
„Die Sturmfelserin wird unserer Delegation den Vorschlag unterbreiten, wichtige Sachfragen in verschiedenen Kommissionen zu bündeln und zu beraten. So werden auch die anderen Delegationsteilnehmer keinen Verdacht schöpfen, denn wie Wulthos und Salix in Erfahrung bringen konnten, halten nicht wenige Teilnehmer mich für korrumpiert, oder gar durch ein dämonisches Wesen ausgetauscht. Meine eigene Delegation … ist das denn zu glauben? Und was die de Pilar angeht, ich werde sie zur Vorsitzenden einer Kommission ernennen, dann hat sie keine Wahl. Sie wird nicht nein sagen können. “
„Es passieren seltsame Dinge hier auf der Burg.“ Ranarion zuckte mit den Schultern. „Reichsrätin Kaldenberg soll sich merkwürdig benehmen, gar Praioten ohne ihren Willen in Reimen gesprochen haben.“
„Ein Grund mehr, die Verhandlungen von all dem Irrsinn abzuschirmen.“ Reto blickte zu seinem Knappen. „Tolmario, geh zu Comto Sirensteen und unterrichte ihn über die Vorgehensweise und warum wir so handeln.“
„Ist das nicht auch ein bisschen riskant, den Horasiern so mit offenem Visier zu begegnen?“ Ranarion hatte offensichtlich seine Zweifel.
„Es ist doch offenkundig, dass es nicht die Horasier sind, die hier ein Spiel mit uns spielen, auch sind es nicht wir. Es muss eine dritte Partei sein, die hier Unfrieden stiftet. Ich sehe diese Offenheit als vertrauensbildende Maßnahme.“
„Die Alanfaner vielleicht?“
„Mein Gefühl sagt mir nein, aber ausschließen kann ich in diesem Moment gar nichts.“
Boronias dunkle Schatten – Die Kommissionen sollen es richten
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
[Einteiltung der großen Delegation in drei Kommissionen]
Boronias dunkle Schatten – Einen Vertrag zu schreiben, komme, was wolle
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
[Reto, Korholda, Algerio, Anselm, Comto Erlan, Concitatus … Nach turbulenten Ereignissen, die bis zu Mord gingen, lassen sich die Verhandler von äußeren Ereignissen abschirmen. ]
Boronias dunkle Schatten – Mit Borons Segen
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
[die Verfasser des Vertrags erhalten von Aedin zu Naris einen Boronsegen und wurde mit Verschwiegenheit belegt, damit sie (ausgenommen Kaiserin und Horas), keine Inhalte preisgeben können]
Boronias dunkle Schatten – Ein turbulentes Ende der Verhandlungen
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
[Präsentation der Ergebnisse des Vertrages, Störaktionen von Lucia de Pilar, Enttarnung derselben]
Boronias dunkle Schatten – Von Kaisern und Orden
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
[Andenken mit Kaiserin und Horas + Rolle Retos, Ordensverleihung]
Boronias dunkle Schatten – Absprachen am Rande
[Knüpfung + Vertiefung von familiären Beziehungen]
Boronias dunkle Schatten – Abreise
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
[Retos Gedanken]