Geschichten:Boronias dunkle Schatten – Der Auftrag des Reichsgroßgeheimrats
Burg Devendoch, Baronie Devensberg, Markgrafschaft Rabenmark, Ende Ingerimm 1046 BF:
Eigentlich war es Retos Aufgabe gewesen, in der Boron gefälligen Stille und fern der Augen der Anwesenden mit Vertretern aus dem Horasreich Verhandlungen zu führen. Eigentlich. Sicherlich, viele Verträge verbanden bereits die beiden Kaisereiche – wie der Vertrag von Weidleth oder der Vertrag von Mantrash’Mor. Auf Grundlage dieser sollten jedoch Spezifikationen ausgehandelt werden, die regeln sollten, wie genau die beiden Reiche einander beistehen sollten, wenn eine Bedrohung wie der verfluchte Sphärenschänder erneut die Reiche bedrohte. Eigentlich. Nun aber war die Lage eine andere. Horasische Handelsschiffe wurden in mittelreichischen Gewässern überfallen und deren brisante Ladung (Bernstein, Theriak, Schwarzstahl) wurden unter der Hand überall im Mittelreich gehandelt. Ein handfester Konflikt war im Schatten der Nebel von Boronia aufgezogen. Daher war es nun dringlichste Aufgabe der Diplomaten beider Reiche, diesen Konflikt zu lösen. Der Auftrag von Reichsgroßadmiral und Kaiserinnengemahl Rondrigan Paligan war klar.
Wenige Stundengläser später versammelte sich Retos Entourage in seinem Gemach.
„Was gibt es zu berichten?“
„Das Gesinde erzählt sich Schauergeschichten vom Todeswall, Angst geht um“, begann Siyandrion. „So sollen auf dem damaligen Schlachtfeld immer noch Überbleibsel der Dämonenschlacht liegen, die noch nicht geborgen sind. Auch sollen dort immer noch Geister umgehen, obwohl die Golgariten dort viel sind.“
„Es ist zwar wenig überraschend, dass sich hier so viele Borongeweihte und Diener Marbos tummeln. Doch es sind auffallend viele Boronis des alanfaner Ritus hier. Vermutlich wollen sie, dass Sankta Boronia auch die Weihe von ihrem Ritus bekommt“, mutmaßte Salix. „Wie ich hörte, pflegen Adario Zornbrecht-Lomarion und Bishdaryan von Tikalen einen respektvollen Umgang miteinander, obwohl sie konkurrierenden Boronkirchen dienen. Vor einigen Götterläufen haben die beiden einem aufsehenerregenden Gefangenenaustausch zwischen Al’Anfa und Vinsalt den Weg bereitet.“
„Es kursieren innerhalb des Adels Gerüchte, wonach die Horasier verbotene Waren ins Mittelreich schmuggeln – dabei füllen sie sich ihr Geldsäckel mit dem Verkauf von verbotenen Gütern und zeigen nach außen Unschuldsmine.“ – Ramirion
„Es war zu befürchten, dass diese unschöne Angelegenheit ihre Runde macht“, kommentierte Reto mit einem Augenrollen. „Es wird die Verhandlungen nicht einfacher machen, wenn die Horasier uns vorwerfen, wir würden ihre Schiffe überfallen und wir ihnen Schmuggel mit verbotenen Gütern.“
„Wahrlich eine Herausforderung“, seufzte Romelio.
„Paligan vermutet mehr dahinter. Ich bin geneigt, ihm zuzustimmen. Salix, Wulthos und Tolmario, ihr werdet weiterhin meine Augen und Ohren sein. Besonders dich, Tolmario, werden ich brauchen, um auch einmal informell Gespräche mit den Horasiern zu führen.“
◅ | Ein Schelm, wer Böses dabei denkt |
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Verhandlungen mit Hindernissen | ▻ |