Geschichten:Erlenstamm führerlos - Teil 3
Einige Tage waren vergangen, seid die Nachricht vom Tode der Baronin in Erlenstamm angekommen war. Nach dem ersten Aufruhr hatte es der Secretarius geschafft, sich und den Rest des Erlenstammer Banners zu beruhigen und zur Zusammenarbeit zu überreden. Die Baronie wurde nun vorübergehend von ihm und dem neuen Hauptmann, dem "Ollen Lutz", geführt. Die beiden sassen nun auf der Burg Freudenstein beisammen und berieten heftig, was zu tun sei. Der Olle Lutz schlug vor, er könnte direkt selber die Macht in der Baronie übernehmen, sah dann aber ein, dass dies keine gute Idee war.
Eine Menge Schreiben von Adligen lagen auf dem Tisch, die sich um die Vormundschaft über den jungen Baron Rohajan Praiodan von Erlenstamm bewarben. Sie kamen teilweise von weit her, nicht nur aus Hartsteen und dem Schlund, sondern auch z.B. vom Baron von Hesindelburg und seiner Gemahlin.
"Hm" begann Lutz, "die von der Gesindelburg, haha, wären nicht so übel. Sie reden uns nicht drein auf diese Strecke, wir könnten also frei schalten und walten. Anderseits hätten wir gute neue Kontakte ..."
Baldus überlegte. Die Idee klang nicht schlecht. Und doch "Mir gefällt das nicht", entgegnete er. Wir wollen nicht nur unseren Vorteil."
"Nunun, Baldus", unterbrach ihn Lutz.
Baldus grinste.
"Klar wollen wir nicht ganz leer ausgehen. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Herrschaft über Erlenstamm im Schlund bleiben sollte. Ich bin auch nicht sicher, ob der Graf da mitmachen würde ..."
"Und wie wollt Ihr das anstellen? wir sollten die Gunst der Stunde, die Unordnung nutzen."
Der Blick des Secretarius wanderte zu einem Schreiben, dass am Rande lag und gleich zu allererst aussortiert worden war.
Das Gesicht von Lutz verzog sich zu einer grinsenden Leidensfratze
"Nein, das meint Ihr nicht ernst. Doch nicht DIESEN TROPF?"
"Überlegt doch, Lutz", entgegnete Baldus, "Die Macht über die Baronie bleibt im Schlund und in unserer Nähe, und dennoch wird er uns nicht dreinschwatzen. Wir werden die Baronie faktisch beherrschen, und haben die Gewähr, dass ER uns keinen Strich durch die Rechnung machen kann; alle anderen Bewerber könnten das eher, aber ER am aller wenigsten. Deshalb wäre seine Nähe auch ein Vorteil für uns."
"Ham, das stimmt. Das ist eine gute Idee."
"Ich werde sofort ein Schreiben an den Grafen verfassen, in welchem ich die anderen gar nicht erwähnen werde. Es habe sich nur einer gemolden, der in Frage komme, der, auch wenn er unerfahren sei, immer auf unsere Hilfe zählen könne, und als grundehrliche Seele ohne gleichen geeignet für die Aufgabe sei, gehe es doch vor allem darum, den Anspruch des jungen Barons vor listenreichen Throndieben zu bewahren."
"Sehr gut", freute sich Lutz, "der Graf wird sich sicher erwärmen können für IHN. ER ist sicher kein listenreicher Throndieb. Ja, empfehlt den Junker von Dragenfels als Rohajans Vormund. Dann bleibt aber nur ein Problem."
"Und das wäre?"
"Was ist mit IHR? Ihr wisst schon, wen ich meine. SIE könnte nun Ansprüche auf die Baronie erheben."
"Ja, ich habe SIE fast vergessen. Ihr habt recht. Um sie werden wir uns noch kümmern müssen."