Benutzer:Praioslob/Entwürfe
Frieden
Fortschritte hatten sie gemacht. Anstatt sich zu ignorieren, haben sie begonnen sich anzugiften. Der Grund war nicht zu übersehen: Morgana gefiel ihr neues zu Hause überhaupt nicht und sie versäumte keine Gelegenheit, es ihrem Ehemann zu sagen. Praioslob war klar, dass Gut Ibelstein noch viel Arbeit bedurfte. Die Kriegswirren der letzten Jahre haben dem Gutshof sehr zugesetzt und nicht nur an einer Stelle war das Dach undicht. Das Bärenauer Wetter tat noch sein übriges Morganas Laune zu verschlechtern. Praioslob fragte sich, was ihn wohl heute Abend erwarten dürfte, wenn er in das gemeinsame Schlafgemach eintritt. Wie ihm eine Magd mitgeteilt hat, hatte sich Morgana bereits zur Ruhe begeben. Um so besser,dachte er sich, dann ist sie vielleicht schon eingeschlafen. Praioslob drückte die Klinke herunter doch die Tür gab nicht nach. Im ersten Augenblick dachte er, die Tür hätte sich verklemmt. Doch das war es nicht. Im Schloss steckte der Schlüssel: Morgana hatte ihn ausgesperrt. "Ruhig, Praioslob, es hat keinen Sinn mit ihr zu streiten" ermahnte er sich. Praioslob klopfte an die Tür. Nichts regte sich. Er klopfte ein weiteres Mal, diesmal etwas lauter. Wieder nichts. "Morgana, lässt Du mich bitte hinein. Ich hatte einen anstrengenden Tag." "Ich denke gar nicht daran! Schlaf meinetwegen bei den Pferden. Da gehörst Du auch hin, Du Möchtegern Ritter. Noch nichtmal im eigenen Hause hast Du etwas zu sagen!" verhöhnte sie ihn. Praioslob merkte wie die Wut in ihm heraufkroch. Sie wollte ihn nur wieder bis aufs Mark reizen. Mühsam unterdrückte er den Ärger. "Ich bitte Dich ein letztes Mal. Du öffnest mir immer noch nicht?" Keine Antwort. Na gut, dachte er sich, Dir werde ich es zeigen. Praioslob ließ sich ein Seil bringen und kletterte den Turm bis ganz nach oben. An einer Zinne über dem Schlafgemachsfenster band er das Seil fest. Zum Glück für ihn hatte Morgana vergessen die Fensterläden komplett zu schließen. Sie waren nur angelehnt. Praioslob nahm das Seil und schwang sich über die Zinnen zu dem Fenster hinunter. Es dauerte nicht lange, da hat er es erreicht. Mit seinem Fuß trat er die Fensterläden zur Seite und war schließlich im Zimmer. "Musste sich der kleine Praioslob die Hände schmutzig machen?" höhnte Morgana vom Bett aus. Praioslob ignorierte ihre Sticheleien und ging zielstrebig zur Tür. Er schloss die Tür auf und öffnete sie komplett. Dann nahm er die Decke von seinem Sessel und ging zum Bett. "Ich warne Dich, das ist mein Bett und Du wirst schön auf Deinem Sessel schlafen." giftete ihn Morgana an. Bevor sie wusste, was los war, schmiss Praioslob die Decke über sie und warf sich seine Gattin über die Schulter. Morgana schrie das ganze Haus zusammen und wehrte sich wie ein verletztes Tier. Praioslob stöhnte auf, als sie ihn schlug und biss. Doch die Schreie waren wie Musik in seinen Ohren. Jetzt konnte er sich bei ihr für die schönen letzten Tage vernünftig bedanken. Im Hof ging Praioslob zur Zisterne und ließ Morgana zetternd und um sich schlagend in das Wasser fallen. Prustend tauchte sie auf und schrie ihn wieder an. Da drückte er kurzer Hand ihren Kopf erneut unter das Wasser. Wieder tauchte sie auf und wollte ihn schlagen, da tauchte er sie ein weiteres mal unter. "Morgana, Du wirst Deinen Ärger hinunterschlucken müssen, wenn Du hier wieder hinauswillst." sprach er ruhig auf sie ein. "Das könnte Dir so passen! Mich so bloßzustellen!" "Gleiches mit gleichem. Können wir uns darauf einigen, dass wir uns ab sofort wie erwachsene Menschen benehmen? Der Traviabund war nicht meine Idee und ich bin darüber so glücklich wie Du!" "Hol mich hier raus, dann wirst Du sehen, was Dir blüht." Praioslob drückte sie wieder unter Wasser. Bisher hat das noch bei jedem gewirkt. Praioslob konnte sich noch gut daran erinnern, wie ihn einst sein Ritter Nydam der selben Prozedur unterzog. Prustend tauchte Morgana wieder auf. "Friede?" Morgana biss sich auf die Zunge. "Friede!" Sie erkannte, dass ihre Situation auswegslos war. Mit Blicken die einen töten konnten, half ihr Praioslob aus der Zisterne. Wütend riss sie sich von seinem Arm los. Praioslob schaute zum Haus. Natürlich waren alle herausgekommen und hatten dem Treiben zugesehen. "Was glotzt ihr so? Macht Feuer in der Stube und bringt trockene Kleidung!" befahl er ärgerlich und alle verschwanden schnell wieder im Haus. Er wusste, dass er für diese Aktion noch zu bezahlen hatte. Doch im Augenblick genügte ihm der Triumph des Augenblicks.