Geschichten:Recht oder Gerechtigkeit - Harmonie der Hierarchien
Schwester Lechmin Lucina stellte unlängst im greifenfurtschen Hundsgrab die Möglichkeit dar, dass bei einem Missbrauch von Privilegien, die selbstverständlich nur verliehen werden, um die Verantwortungslast auszugleichen, es eines jeden Pflicht ist, sich den Weisungen dieses Herrn zu verweigern. Nun möchten wir fragen, wer entscheidet denn, was Recht und was Unrecht? Die Reichskirche ist es. Denn die Kleriker haben den Platz der Deutung und Bewertung der Welt von Praios zugewiesen bekommen. Ehe sich also jetzt einer verweigert, und wir sprechen hier nicht von Aufruhr, denn die Verweigerung ist passiver Widerstand, soll er einen Geweihten des Götterfürsten um Rat fragen, denn nur diese Kaste weiß, wie die Hierachieharmonie beschaffen sein soll. Zuerst aber frage der Zweifler sich selbst, wo seines Zweifels Pfuhl ist. Denn das Diesseits ist eine Prüfung und je härter die Anforderung, je schwerer die Bürde, desto größer die Bewährung. Wenn die Ordnung es erfordert, dass der Einzelne leidet, dann soll er sich glücklich schätzen, dass Gottgebieter ihm die Möglichkeit gibt, sich im ertragen zu beweisen. Um Lechmins Worte zu wiederholen:
»[Denn] es steht geschrieben, dass es die oberste Pflicht eines jeden Menschen, seinen Platz im Weltengefüge zu erkennen, der ihm vom Herre Praios selbst zugewiesen. [...]
[Der Mensch] sei ein willfähriges Werkzeug in der Hand des Allerheiligsten, einer scharfen Schere gleich, die in seinem Auftrag das Dunkel zerschneidet. Und die Spitze soll der Adel sein, dem alle anderen folgen.«
Celesto Custodias
Phlippe M.