Geschichten:Natzungen im Frühjahr - 1. Rahjastunde

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Baronie Natzungen, 13. Tsa 1030 BF

„Wir müssen dem Hauptmann Bericht erstatten!“ sprach Elgor leise. Er packte den Knappen. „Komm raus hier, Ludegar!“ Er führte Ludegar nach draußen. „Tief durchatmen!“ Ludegar wirkte immer noch blass. Auch wenn es ihm nicht besser ging, versuchte sich Elgor zu konzentrieren. „Besser?“ fragte er den jungen Mann. Ludegar versuchte sich zu fassen, doch nach kurzer Zeit stieg ihm erneut die Galle hoch und er übergab sich erneut.

Hauptmann Jost schlenderte über den Markt. Keiner nahm wirklich Notiz von ihm. Schließlich trat er an einen Soldaten im Waffenrock der Orbetreuer Schwingen heran. Ohne aufzublicken standen beide an einem Stand eines Bauern, welcher Hühner und Eier verkaufte. Unbemerkt drückte der Hauptmann dem Soldaten ein Schreiben in die Hand. „Ihr wisst, was zu tun ist!“ zischte er leise.

Es pochte laut an der Türe. Hadrumir schreckte auf. Er war tatsächlich für einen Augenblick eingenickt. „Herein!“ rief er, nachdem er seine Glieder kurz gestreckt hatte. Elgor Karstrand betrat das Zimmer. Er wirkte blass und betreten. „Was gibt es, Korporal?“ „Es hat einen weiteren Mord gegeben!“ „Was? Wer wurde ermordet? Und wann?“ „Die Kammerherrin Roana Schlunder, Euer Hochgeboren. Wir fanden sie in ihrem Haus.“ Hadrumir war aufgesprungen. „Alle Diener sind ebenfalls tot.“ „Bei allen Göttern“ entfuhr es Hadrumir. Der Korporal schluckte kurz. „Die Kammerherrin selbst scheint vor ihrer Ermordung gefoltert worden zu sein.“ Hadrumir war fassungslos. „Ihr versetzt sofort die Stadtgarde und die Schwingen in Alarmbereitschaft. Ich werde mir das ansehen.“

Raul Zornbold half der Baronin beim Sortieren der Unterlagen, als es an der Türe klopfte. Ein Soldat der Orbetreuer Schwingen betrat den Raum und überreichte Raul ein Schreiben. Raul überflog die Zeilen. „Was gibt es, Hauptmann?“ fragte Tanira. „Euer Gemahl erwartet, dass ich mich mit ihm beim Ingerimmtempel treffe.“ „Weshalb teilt er dies schriftlich mit?“ „Ich habe keine Ahnung, Euer Hochgeboren.“ Raul wirkte unschlüssig. „Ihr solltet los!“ sprach Tanira. „Nun, eigentlich hatte ich andere Befehle. Ich verstehe diese Anweisung nicht. Ich sollte hier bei Euch bleiben.“ „Nun, ich denke, dass es durchaus wichtig ist. Also solltet Ihr gehen.“

Hadrumir hatte sich Vitus Okenheld, den Feldscher, und ein paar weitere Männer mitgenommen und stand nun immer noch fassungslos im Haus der Familie Schlunder. Er schüttelte den Kopf. Der Feldscher trat zu ihm heran. „Euer Hochgeboren, das Gesinde wurde offensichtlich im Schlaf ermordet. Korporal Karstrand hatte Recht, was die Kammerherrin angeht. Sie wurde gefoltert. Todesursache war der Schnitt durch ihren Hals.“ Hadrumir nickte. Gefasst gab er den Befehl, das Chaos im Haus zu beseitigen.

Raul stand am Ingerimmtempel und schaute sich um. Von Hadrumir war nichts zu sehen. Als er sich gerade zum Gehen wenden wollte, rief jemand aus einer Seitengasse nach ihm. Raul betrat die Gasse und sah im Halbdunkel einen Mann. „Wer seid Ihr und was wollt Ihr?“ fragte Raul. Er ging auf den Mann zu. „Gebt Euch zu erkennen!“ „Das wird Euch auch nichts nutzen!“ kam Raul entgegen, als er plötzlich einen Schlag von hinten auf seinen Kopf spürte. Bewusstlos sackte der Hauptmann zusammen.

Nachdem sie ihren Mann endlich überzeugt hatte, machte sich die Frau auf, um zum Markt zu gehen. Ugo sah ihr halb dösend hinterher, während seine Hennen unter ihm eifrig scharrten und der Gong zur Praiosstunde schlug.

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