Geschichten:Die Faust des Grafen - Sorgenvolle Zukunft

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Cavans Steg, 24. Phex 1031 BF

Friedlich erstreckte sich das Land vor Cavans Steg und den umgebenden Feldern bis zum Wald Kroandal. Der arglose Betrachter würde angesichts der Frühlingsidylle niemals vermuten, in welch turbulente Zeiten Hartsteen geraten war. Ulmenbert von Grabandt ließ vom höchsten Fenster seines Herrschaftssitzes versonnen den Blick schweifen. Beim Anblick der Ortschaft wurde ihm einmal mehr schmerzlich bewusst, wie schutzlos und verletzbar sie im Grunde genommen war. Das Hufgetrappel eines Neuankömmlings im Hof des Kastells riss ihn aus seinen Gedanken. Ulmenbert straffte sich und schritt hinab zu seinem Arbeitszimmer, um zu hören, ob es Neuigkeiten gab. Gute würden es wahrscheinlich keine sein. Davon gab es seit einiger Zeit so gut wie keine mehr.

Als er wenig später den Botenreiter wieder verabschiedet hatte, rief Ulmenbert seine Familie zu sich. „Der Graf bestellt mich an seinen Hof. Es scheint so, als würde er Gefolge für einen demnächst anstehenden Waffengang benötigen. Ich werde sofort mit zwei Waffenknechten aufbrechen. Ihr werdet währenddessen dafür sorgen, dass so bald wie möglich alle entbehrlichen Waffentreuen und Waffenknechte bereit stehen! Siglind, du wirst die Schar zusammen mit Kunrat anführen, falls ich am Grafenhof oder wo auch immer bleibe! Schwester, du sorgst zusammen mit Audora und den zurückgebliebenen Leuten dafür, dass hier noch alles steht, wenn wir heimkehren!"

Der sorgenvolle Blick seiner Frau Audora war nicht zu übersehen. Er wusste nur zu gut, dass es an den Vorkommnissen vor zwei Jahren lag. Auch damals weilte er mit seinem Gefolge am Grafenhof, so dass Cavans Steg den Plünderern, die es heimsuchten, nur wenig Widerstand entgegensetzen konnte. Schlimmer noch: Sein Sohn Frunwil kam im Chaos ums Leben. Auch ihm war bei dem Gedanken, Cavans Steg eines guten Teils des Schutzes zu berauben, nicht wohl, aber er versuchte es nicht zu zeigen. Seine Tochter dagegen strahlte über das ganze Gesicht, was bei ihm in ihrem Alter wohl kaum anders gewesen wäre, wenn sein erster ernsthafter Waffengang als Ritter angestanden hätte. „Weiß man denn schon, gegen wen wir ziehen?", fragte sie ungeduldig. „Nein, noch nicht. Aber nach den letzten Ereignissen würde ich nicht vermuten, dass Geismar gleich wieder gegen die Luidoristen losschlagen will. Wie auch immer, wir werden sehen. Falls ich nicht selbst zurückkehre und uns anführen kann, werde ich euch wissen lassen, wohin es geht.“

Nur wenig später war Ulmenbert mit seinen Gefolgsleuten Edo und Rank auf dem Weg zur Feste Feidewald. Seinem Schwager Kunrat und seiner Tochter Siglind hatte er jeweils unter vier Augen klar gemacht, dass sie jedweden Ärger meiden sollten. Er selbst zerbrach sich den Kopf über die Ziele des Grafen. Möglichkeiten gab es genug, aber auf eine festlegen konnte er sich nicht so recht. Wen der Graf wohl noch alles einbestellt hatte? Auf jeden Fall hoffte Ulmenbert, dass er die Angelegenheit auch für die Sache seiner Familie nutzen konnte.

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